Nachrichtenagenturen sind der wahrheitsgetreuen Berichterstattung verpflichtet. Doch anscheinend sind Reuters einige Fakten unlieb, sodass sie manipuliert werden, um letztlich dem gewünschten Profil zu entsprechen.
Wir berichteten darüber bereits in unserer August-Ausgabe 2010 (S. 10). Damals ging die israelische Tageszeitung Haaretz von Reuters veröffentlichten Fotos nach, die irgendwie merkwürdig aussahen. Es handelte sich um Fotos von der «Mavi Marmara», jenem Schiff der Gazaflottille, auf dem es zu schweren Zusammenstössen gekommen war. Damals gestand Reuters ein, dass diese Fotos, die man ausgerechnet in Istanbul bearbeiten liess, falsch geschnitten worden waren. Zu diesem Zwischenfall sagte der Reuters-Sprecher unter anderem: «Als wir realisierten, dass der Dolch versehentlich mit dem Bildrand abgeschnitten worden war, hat Reuters sofort auf die Originale zurückgegriffen.» Damals betonte einer der namhaften politischen Haaretz-Kommentatoren jedoch: «Es ist nicht das erste Mal, dass Reuters dabei erwischt wird, Bildmaterial so zu manipulieren, dass Israel möglichst schlecht wegkommt.»
Dass der Kommentator Tom Gross von Haaretz – ebenso wie zahllose andere Israelis – recht hat, belegt nunmehr eine wissenschaftliche Studie zum Thema Reuters und Verfälschung von Nachrichten und Bildmaterial. Die wissenschaftliche Studie kommt zum eindeutigen Schluss: Die Berichterstattung der angesehenen Nachrichtenagentur Reuters ist von propalästinensischer Propaganda beeinflusst und nimmt dadurch Einfluss auf die Haltung des Lesers, bei dem eine Identifizierung mit dem palästinensischen Kampf gegen Israel gefördert wird.
Die Studie verfasste Prof. Henry Silverman, der an der amerikanischen Roosevelt-Universität am Fachbereich für Finanzen lehrt. Sie wurde als wissenschaftlicher Beitrag im Dezember 2011 im Journal of applied Business Research veröffentlicht und erregte grosses Aufsehen. Im Netz sahen sich zahllose Menschen dazu veranlasst, ihren Kommentar zu dieser Angelegenheit abzugeben. Prof. Silverman untersuchte insgesamt 50 von Reuters veröffentlichte Nachrichtenmeldungen, die während dreier Monate des Jahres 2010 herausgegeben wurden. Er entdeckt nicht weniger als 1.100 Beispiele für eine tendenziöse Berichterstattung, Verfälschung von Fakten und eine propagandistisch angehauchte Sprache. Das sind somit 1.100 eindeutige Verstösse gegen den journalistisch-ethischen Kodex der objektiven Berichterstattung von Fakten.
Prof. Silvermans Artikel ist 25 Seiten lang. Im zweiten Teil dieser Studie untersucht er die Reaktion von 35 Studenten auf die besagten 50 Nachrichtenmeldungen von Reuters. Dabei kam er zur Schlussfolgerung, dass diese Studenten nachfolgend ihre gleichgültige Haltung zum Nahost-Konflikt ablegten und sich eindeutig auf die Seite der Palästinenser stellten. Prof. Silverman führt dies auf Reuters geschickte und unterschwellige, dadurch jedoch nicht weniger propagandistische Berichterstattungsmethoden zurück. Er betonte, dass diese nicht nur eine Manipulation von Fotos beinhalte, sondern auch die schriftlichen Nachrichten der Agentur betreffe. Dies erfolgt durch Wiederholungen und eine eindeutige Wortwahl. So wurde die Gazaflottille ausschliesslich als «humanitäre Hilfsaktion» mit «Friedensaktivisten» an Bord bezeichnet. In Erinnerung sei gerufen, dass man keinerlei humanitäre Hilfsgüter an Bord fand. Der Name des israelischen Ministerpräsidenten wurde oftmals in Verbindung mit der Beschreibung «keine Reue zeigend» erwähnt. US-Präsident Obama, der in Zusammenhang mit der Gazaflottille betont hatte, dass dieser Zwischenfall das dringliche Sicherheitsbedürfnis Israels veranschaulicht, wurde so nie von Reuters zitiert. Vielmehr wurden seine Worte «Tragödie» und «Tod von neun Bürgern» hervorgehoben.
Prof. Silvermans Entdeckung von 1.100 Verfälschungen in 50 Beiträgen bedeutet im Durchschnitt 22 Abweichungen vom journalistischen Ehrenkodex pro Bericht. Dabei kann es sich wohl nur schwerlich um versehentlich unterlaufene Fehler handeln.
Von Zwi Lidar