12.01.2012

Der abrahamtische Bund: Ich will segnen … und verfluchen – Teil 3

«Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!» (1.Mo 12,3).
Zusätzlich zu den Berichten über Amalek in 2. Mose 17,8-16 und 4. Mose 24,20 lesen wir in 5. Mose 25,17-19: «Gedenke daran, was dir Amalek antat auf dem Weg, als ihr aus Ägypten gezogen seid; wie er dir auf dem Weg entgegentrat und deine Nachhut abschnitt, alle Schwachen, die zurückgeblieben waren, als du müde und matt warst, und wie er Gott nicht fürchtete. Wenn dir nun der Herr, dein Gott, Ruhe gegeben hat vor allen deinen Feinden ringsum in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir als Erbe gibt, um es in Besitz zu nehmen, so sollst du das Andenken an Amalek unter dem Himmel vertilgen; vergiss es nicht!» In dieser dritten Bibelstelle offenbart Gott zunächst, wie feige der Angriff Amaleks auf die Nachzügler war, und benennt dann das Kernproblem: Amalek fürchtete Gott nicht. Offensichtlich bezieht sich Gott hier auf 2. Mose 17, wo Er gesagt hatte, das würde gelten «von Geschlecht zu Geschlecht». Dies stimmt auch mit der Verheissung in 1. Mose 12,3 überein: «Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.» Gott warnte das Volk eindringlich: «Vergiss es nicht», Gottes angekündigte Rache an Amalek zu vollstrecken.
Wir sollten im Auge behalten, dass das 5. Buch Mose geschrieben wurde, als der grösste Teil der ungehorsamen Wüstengeneration schon gestorben war. Ihre Kinder waren mehr als bereit, in das Land einzuziehen, das Gott ihnen versprochen hatte (4.Mo 14). Doch wie ihren Eltern galt auch ihnen die Bundesverpflichtung, Gott zu gehorchen, ebenso wie die Verheissung aus 1. Mose 12,3. Gemäss 3. Mose 26 steht jede Generation der Israeliten entweder unter dem Segen Gottes oder unter Seinem Fluch; diese Wahrheit wird in 5. Mose 28 bestätigt. Wann immer die Worte Segen und Fluch auftauchen, beziehen sie sich spezifisch auf 5. Mose 28; in diesem Kapitel sind Segen (V 1-14) und Fluch (V 15-68) klar definiert. Wie 3. Mose 26 enthält auch dieses Kapitel eine Einladung an Israel, Gott zu gehorchen; dann würde Er es in jeder Hinsicht segnen, auch durch reiche Ernten (5.Mo 28,8-12), und den Israeliten wie bisher über alle ihre Feinde den militärischen Sieg geben (5.Mo 28,7). Entsprechend schloss der Fluch Hungersnot (5.Mo 28,23-24) und militärischen Misserfolg (5.Mo 28,20-22) ein. So hatte Israel als Volk seit 3. Mose 26 und 5. Mose 28 unter dem mosaischen Bund nur zwei Optionen. Wenn wir erkennen, wie wichtig diese beiden Kapitel sind, können wir die Bibel insgesamt besser verstehen – sie geben uns einen Massstab, um die jeweilige Beziehung des Volkes zu Gott zu erkennen. Ein Beispiel: In Ruth 1,1 lesen wir von einer Hungersnot im Land. Der Grund dafür war nicht eine meteorologische Panne; vielmehr hatte Gott gezielt einen der angekündigten Flüche über das Land gebracht. Militärische Siege wie der über Jericho (Jos 6) zeigten, dass das Volk im Gehorsam wandelte. Als dann Achan sündigte und etwas von dem Gebannten an sich nahm, scheiterte das ganze Volk (Jos 7). Sobald der Bundesgehorsam wiederhergestellt war, verlieh Gott den verheissenen Sieg (Jos 8). Dies wiederholt sich unter dem mosaischen Bund immer wieder: Ob Israel im Kampf scheiterte oder siegte, zeigt auf, ob das Volk im Gehorsam gegen Gott wandelte oder nicht. Die Ursache für Niederlagen war nie militärischer Natur, sondern immer im Ungehorsam gegen Gott zu suchen.
Vor diesem Hintergrund kommen wir nun zu 1. Samuel 15-17. Während der Regierung Sauls, des ersten Königs Israels, befahl Gott in Übereinstimmung mit 2. Mose 17,8-18 und 5. Mose 25,17-19 durch Seinen heiligen Propheten: «Samuel aber sprach zu Saul: Der Herr hat mich gesandt, um dich zum König über Israel zu salben; so höre nun auf die Stimme der Worte des Herrn! So spricht der Herr der Heerscharen: Ich will strafen, was Amalek an Israel tat, indem er sich ihm in den Weg stellte, als es aus Ägypten heraufzog. So ziehe nun hin und schlage Amalek, und vollstrecke den Bann an allem, was er hat, und schone ihn nicht; sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!» (1.Sam 15,1-3). Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass Gott sagte, Er selbst wolle Amalek bestrafen. Saul war hier nur Gottes Werkzeug. In diesem Kapitel wird berichtet, dass Saul Gottes Befehl nicht vollständig ausführte, und dass ihm deshalb das Königreich entrissen wurde. Samuel rügt Saul wegen seines Ungehorsams, dass er Gottes klaren Befehl nicht vollständig ausgeführt hatte, und stützt sich dabei auf 4. Mose 23,19: «Auch lügt der Ruhm Israels nicht, es reut ihn auch nicht; denn er ist kein Mensch, dass er etwas bereuen müsste» (1.Sam 15,29). In 1. Samuel 16 sehen wir die Salbung Davids zum König anstelle von Saul, und «der Geist des Herrn kam über David, von diesem Tag an und weiterhin» (V 13), aber «der Geist des Herrn wich von Saul» (V 14).
Der König und sein Reich lebten im Ungehorsam gegen Jahwe. So war es nicht überraschend, dass Israel die Philister nicht besiegen konnte, als sich diese mit Goliath gegen Israel versammelten (1.Sam 17) – genau wie in 3. Mose 26 und in 5. Mose 28 angekündigt. Ein Hinweis auf den jämmerlichen geistlichen Zustand des Volkes ist die Tatsache, dass Gott in diesem Kapitel erst erwähnt wird, als der junge David zu reden beginnt. Dieser vom Geist Gottes befähigte Mann fasst die Situation präzise zusammen: «Denn wer ist dieser Philister (Angehöriger eines heidnischen Volkes), dieser Unbeschnittene (ausserhalb des Bundes Gottes Stehende), dass er die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt?» (1.Sam 17,26). Sehr interessant: Nun, da der Name Gottes ausgerufen worden war, kommt Goliaths Name nicht mehr vor; er ist nun nur noch «der Philister», ein gewöhnlicher Mensch. Goliath verfluchte David, den von Gott gesalbten König, bei seinen Göttern (1.Sam 17,43). Doch David hielt sowohl an Gott als auch an Seinen Verheissungen fest: «Und der Philister sprach zu David: Komm her zu mir, ich will dein Fleisch den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes geben! David aber sprach zu dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert und mit Speer und mit Wurfspiess; ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, die du verhöhnt hast! An diesem heutigen Tag wird dich der Herr in meine Hand ausliefern, und ich werde dich erschlagen und deinen Kopf von dir nehmen, und ich werde die Leichname des Heeres der Philister an diesem Tag den und verfluchen – Teil 3 Vögeln unter dem Himmel und den wilden Tieren der Erde geben, damit die ganze Erde erkenne, dass Israel einen Gott hat! Und diese ganze Gemeinde soll erkennen, dass der Herr nicht durch Schwert noch Spiess errettet; denn der Kampf ist die Sache des Herrn …» (1.Sam 17,44-47).
Im Allgemeinen wird in unserer Zeit der Sinn dieser Geschichte vollständig auf den Kopf gestellt. Doch dies ist kein Aufstand der Schwachen gegen den übermächtigen Feind, sondern hier steht der Allmächtige zu Seinem Wort: Wenn das Volk Ihm gehorchen würde, würden seine Feinde – auch die starken – durch Gottes Eingreifen aufgrund Seiner Bundestreue fallen. Offensichtlich galt 1. Mose 12,3 für Goliath und die Philister ebenso wie für Amalek und jeden anderen heidnischen Feind. Augenscheinlich war diese Verheissung immer noch in Kraft, als David den Goliath und die Philister besiegte. Dies zeigt deutlich, dass die Verheissung Gottes, zu segnen bzw. zu fluchen, zu dieser Zeit noch nicht vollumfänglich erfüllt war; sie war keineswegs abgetan. Unabhängig davon konnte das «Gesegnet sei, wer dich segnet, und verflucht, wer dich verflucht» von 4. Mose 24,9 hier nicht gelten, da der Messias noch nicht da war und auch das Ende der Tage war noch nicht gekommen. Doch immerhin war König David anwesend, aus dessen Nachkommenschaft letztlich der Messias kommen sollte.
Amalek war das erste heidnische Volk, das Israel angriff (4.Mo 24,20). Welches wird das letzte sein?
Von Greg Harris