Christen, die glauben,
Israel habe keine Zukunft mehr, deuten viele Aussagen des Propheten Sacharja
«geistlich». Das ist ziemlich inkonsequent, weil sie Sacharjas Ankündigungen
zum ersten Kommen Jesu schon wörtlich auslegen.
Der Prophet Sacharja spricht
sowohl von dem ersten als auch dem zweiten Kommen Jesu. Im Gesamtzusammenhang
des Buches wird deutlich, dass sowohl das erste als auch das zweite Kommen des
Messias in einemuntrennbaren Zusammenhang mit dem Volk und Land Israel stehen.
Alles, was Sacharja über das erste Kommen Jesu vorhergesagt hat, erfüllte sich
nicht geistlich, sondern wortwörtlich. Etwas anderes ist die bildhafte Sprache
in den Visionen und Gesichten des Propheten. Benedikt Peters zeigt in seiner Sacharja-Auslegung
auf, dass selbst die Ausleger, die eine Zukunft für Israel ablehnen, in
Sacharja 1-11 Jerusalemfast an allen Stellen mit dem irdischen Jerusalem
gleichsetzen. Der Bruch in der Auslegung innerhalb des Buches erfolgt dann, wenn
es um die Wiederkunft Jesu geht. Dann beginnt man unbegründet geografische
Angaben zu vergeistigen. Einige Beispiele für die wortwörtliche Erfüllung des Propheten
Sacharja über das erste Kommen des Messias:
– Jesus zog auf einem Esel
in Jerusalem ein (Sach 9,9).
– Jesus wurde bei Seiner
Gefangennahme von Seinen Jüngern verlassen (Sach 13,7).
– Jesus wurde für 30
Silberlinge verraten (Sach 11,12).
– Die 30 Silberlinge wurden
von Judas in den Tempel geworfen und anschliessend wurde davon der Töpferacker gekauft
(Sach 11,13).
– Die Seite Jesu wurde mit
dem Speer durchstochen (Sach 12,10).
Sacharja spricht an
verschiedenen Stellen in einem engen Textzusammenhang sowohl von dem ersten als
auch von dem zweiten Kommen Jesu. Deshalb besteht kein Grund, die Stellen zum
zweiten Kommen Jesu anders als wortwörtlich zu deuten:
– Die Völker werden sich
gegen Jerusalem versammeln (Sach 12,1-3).
– Das Haus Davids wird in
dem wiederkommenden Christus Seinen Herrn und Gott erkennen und eine
Geistesausgiessung erleben (Sach 12,10).
– Im Zusammenhang mit der
Klage und Busse über den Retter werden die einzelnen Geschlechter Israels
angeführt (Sach 12,11-14). Hesekiel führt in seiner Schau vom messianischen
Reich die Stämme Israels namentliche auf und macht für die jeweiligen Stammesgebiete
exakte geografische Angaben, die nur auf das Land Israel bezogen werden können (Hes
48,22-29).
– Der Ölberg wird sich bei
der Wiederkunft Jesu spalten (Sach 14,4).
– Genaue geografische und
namentliche Angaben werden über Israel und auch andere Länder im Zusammenhang
mit der Wiederkunft Christi gemacht (Sach 14,10-11.18). Sacharja spricht wie
Hesekiel (Hes 47,8) von der Talebene am Toten Meer, die auch Arava genannt
wird.
Im Propheten Sacharja sind
die Vorhersagen über das erste und zweite Kommen Jesu so eindeutig und auch an
einigen Stellen so eng miteinander verzahnt, dass es nicht möglich ist,
verschiedene Auslegungskriterien (wörtlich oder geistlich) anzuwenden, ohne
einen Bruch in den Prinzipien des Textverständnisses zu vollziehen. Die wörtlich
erfüllte Prophetie über das erste Kommen Jesu im Buch Sacharja lässt keinen
anderen Schluss zu, als dass sich die Angaben zu Seiner Wiederkunft genauso
wörtlich erfüllen werden.
Von
Johannes Pflaum