Wohin gehst du? Dies ist die Bedeutung von «Quo vadis?». Ja, wo gehen wir hin? Unsere Welt im Allgemeinen. Der Nahe Osten. Israel und die Palästinenser. Japan und der atomare Supergau. Die USA mit ihren zunehmenden Naturkatastrophen. Die Europäische Union und ihre Währungskrise. Der erwachende Riese China. Die zunehmenden Flüchtlingsströme an den Toren Europas. Die Erdbeben hin und her. Dazu sind auch Malaria und Tuberkulose wieder auf dem Vormarsch. Weltweit verknappen die Nahrungsmittel, und das treibt damit gerade ärmere Regionen in grosse Not. Angesichts all dessen kommt die Frage auf: «Quo vadis?»
Als Christen sollten wir uns diese Frage immer wieder von Neuem stellen. Herr, wie geht’s weiter? Ist dies der richtige Weg? Die richtige Berufswahl? Die richtige Partnerwahl? Die richtige Gemeinde? Ist dies der Ort, wo du, Herr, mich haben willst?
Haben wir als Christen wirklich den Mut, Gott ganz persönlich zu fragen: Herr, wie soll es mit mir ganz persönlich weitergehen?
Im Jahr 68 n.Chr. umschloss und belagerte die römische Armee Jerusalem, zog sich dann aber für kurze Zeit zurück. Von der ersten Gemeinde in Jerusalem wird uns berichtet, dass sie diese Zeit nutzte, um Jerusalem zu verlassen. Es war ihnen bekannt, was Jesus diesbezüglich gesagt hatte: «Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren belagert seht, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe ist. Dann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist; und wer in Jerusalem ist, der ziehe fort aus ihr; und wer auf dem Land ist, der gehe nicht hinein in sie» (Lk 21,20- 21). Damit wird deutlich, dass sich diese Christen immer neu fragten: Wo gehen wir hin, eben «Quo vadis»? Sie kannten die Bibel. Sie waren mit den Aussagen des Herrn Jesus vertraut und fragten ihren erhöhten Herrn auch fortwährend: «Herr, wie geht es weiter? Was sollen wir tun?» Entsprechend dieses Lebensstils und dieser Haltung konnten sie die damalige Zeit richtig deuten und waren zur Flucht bereit, als die römischen Armeen den Belagerungsring um Jerusalem für einige Zeit aufhoben.
Kennen auch wir unsere Bibel? Sehen wir nicht auch das Wetterleuchten sich erfüllender Prophetie in unseren Tagen? Und handeln wir entsprechend? Gehören wir zu den Christen, die meinen: «Ach, es kann noch lange dauern!»? Sind wir vielleicht zu beschäftigt mit der Arbeitswelt, dem Hobby, dem gerade neu erworbenen Haus? All dies darf sein. Doch wo ist unser Herz? Unsere erste Priorität?
Es ist eine Tatsache: Israel, Gottes erste Liebe, ist zurück. Das bedeutet: Gott hat Seinen Faden mit Seinem Volk wieder aufgenommen und unsere Zeit, die Zeit der Nationen, neigt sich ihrem Ende zu.
Es ist eine Tatsache, die Nationen werden immer unruhiger, gleich einem schäumenden Meer. Eine Krise jagt die andere. Ein Jahrhundertunglück löst das andere ab.
Gleichzeitig steigt das Verlangen nach einem starken Mann, einem, der die Fäden in Händen hält und die Probleme lösen kann, der zudem modern, zeitgemäss, angepasst, demokratisch, liberal und mehrheitsfähig ist. Ja, der Weg für den Antichristen ist frei!
Dazu ist es eine Tatsache, dass die Liebe in vielen erkaltet. Der Abfall ist da. So will man schon noch «christlich» sein, aber bitte nicht so «engstirnig». Ja, man soll schon Gottes Wort predigen, aber bitte nicht nur das. Ja, die Bibel ist schon in Ordnung, aber wir brauchen doch auch Unterhaltung. Es geht nicht mehr einzig darum, Gott zu loben und Ihn durch ein Ihm geheiligtes und hingegebenes Leben zu verherrlichen. Nein, ich muss doch auch schauen, dass ich nicht zu kurz komme. Auch ich muss doch zu meinem Recht kommen!
Und so stellt sich die Frage: «Quo vadis?» Wohin gehst du? Bist du bereit, Gott zu begegnen? Ihm zu begegnen mit einer erneuten ganzen Hingabe? Bereit, Ihm zu begegnen, wenn Er heute käme? Die Zeichen der Zeit könnten deutlicher nicht sein! Doch sind wir auch geistlich klug genug, die Konsequenzen für unser persönliches Leben zu ziehen? Möge der Herr uns allen Gnade dazu geben!
Von Samuel Rindlisbacher