Was genau macht den existenziellen Zweck der heutigen Gesellschaft aus? Zweifellos das humanistische Streben nach einem «guten Leben» auf Erden. Wer würde leugnen, dass dies die höchste Erfüllung menschlicher Existenz wäre?
Das schöne Leben, das man den Konsumenten heute verkauft, sieht zum Greifen nahe aus und wird uns ständig vor Augen gemalt. Unsere gesamte Kommerzkultur befindet sich im Hinblick auf die vermeintlichen Annehmlichkeiten dieses «guten Lebens» in einer Schieflage.
Die Folge davon ist: Wir erleben ein künstlich stimuliertes Stadium der letzten Tage. Die ganze Welt akzeptiert zunehmend eine materialistische Lebenseinstellung. Die Welt meint, wir hätten nur dann richtig gelebt, wenn wir zu Ansehen kommen, Luxusgüter konsumieren, ein leichtes Leben führen und Reichtum im Überschuss haben konnten. Alles andere würde bedeuten, wir hätten das höchste Ziel menschlicher Existenz verfehlt. In manchen Kreisen hält man uns sogar für Versager im Glauben, wenn wir nicht mit einer solchen vornehmen Existenz gesegnet sind. Dies zeigt natürlich, dass die Vertreter solcher Ansichten völlig blind dafür sind, was ewigen, wahren Reichtum ausmacht.
Heute ist diese humanistische Weltsicht, der leider auch viele Christen zustimmen, erfolgreich zum führenden Lebensmotto aufgestiegen. Das Erste Humanistische Manifest sagt sogar ausdrücklich, dass «das Streben nach einem erfolgreichen Leben immer noch die Hauptaufgabe des Menschen ist … und dass er allein dafür verantwortlich ist, die Welt seiner Träume zu verwirklichen».
Da derart viele Christen vor dieser Weltanschauung kapituliert haben, müssen wir den Schluss ziehen, dass die Endzeit-Geldfalle bereits über einem Grossteil der Welt zugeschnappt ist. Ganz wie die Schrift sagt, offenbart sich uns eine überbordende Kommerzkultur, die an sich schon ein bedeutendes Zeichen der Endzeit ist.
Die Botschaft, die vielen Gemeinde-Marketingprogrammen von heute schlauerweise zugrunde liegt, lautet: Das christliche Glaubensleben ist ein und dasselbe wie das «gute Leben», nach dem die Welt strebt. Wir können auf Erden ein bequemes, komfortables, «gutes» Leben jenseits aller Erprobungen führen. Das ist angeblich, was das christliche Glaubensleben verheisst und wie es sich manifestiert. Unter dem Strich lautet das Ergebnis: Christsein bedeute, materiell gesegnet zu sein, professionell unterhalten zu werden, kulturell relevant zu sein und vielleicht sogar von der Welt gelobt und anerkannt zu werden.
Dabei gibt es nur ein einziges Problem. Zwar können manche Christen weniger Versuchungen erleiden als andere, aber nirgends lehrt uns das Neue Testament, ein «gutes Leben» sei das Kennzeichen eines Christen. Wenn überhaupt stimmt das Gegenteil, wie viele Bibelverse lehren. Unser Erlöser sagt: «In der Welt habt ihr Bedrängnis» (Joh 16,33), und: «Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen» (Joh 15,20). Das ist schlicht eine Tatsache. Das Neue Testament enthält noch weit mehr Warnungen vor Verfolgung als mögliche Hinweise darauf, man könne es auf Erden zu einem «guten Leben» bringen. Tatsächlich gibt es keine einzige Aussage, die das lehrt. Vielmehr werden Verfolgungen und Versuchungen für gut und rühmlich gehalten. Sie sind das Gütezeichen eines treuen, entschlossenen Christen, der kein Freund der Welt ist: «Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist gross im Himmel; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind» (Mt 5,12), und: «Denn das ist Gnade, wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott Leiden erträgt, indem er zu Unrecht leidet» (1.Petr 2,19).
Im völligen Gegensatz zur zuckersüssen Botschaft des heute populären Christentums sagt uns die Bibel, dass die letzten Tage für Christen schreckliche Zeiten sein werden, und zwar derart schlimm, dass «die Liebe in vielen erkalten» wird (Mt 24,12).
Wenn wir sehen, was in der westlichen Christenheit von heute geschieht, könnte das Timing nicht tragischer oder besser geplant sein. Zur ungelegensten und gefährlichsten aller Zeiten sucht eine verhätschelte Christenheit den Lohn eines «guten Lebens» im Hier und Jetzt. Diese Menschen sind als solche dem «betrügerischen Reichtum» zum Opfer gefallen (Mt 13,22), den «Sorgen der Welt» und den «Begierden nach allem andern» (Mk 4,19). So sind sie einer derart brutalen Umgebung nicht gewachsen, die nach biblischer Prophetie das Kennzeichen der letzten Tage vor Christi Wiederkunft ist. Die jüngste Weltfinanzkrise beweist zur Genüge, dass viele «reiche» Christen tatsächlich im höchsten Mass überschuldet waren. Sie liessen sich durch leere Versprechungen und falsche Hoffnungen betrügen.
Von Wilfred J. Hahn