22.05.2012

Mut

Die Bibel spricht oft von Mut. So auch David in Psalm 27,14: «Harre auf den Herrn! Sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den Herrn!» Je nach Bibelübersetzung wird Mut im gleichen Atemzug erwähnt mit: Stark sein, harren, hoffen, unverzagt, fest und geduldig sein. Gemäss einem Lexikon bedeutet Mut auch: «Wagemut oder Beherztheit … dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen.» Genau dies möchte David zum Ausdruck bringen: Mit Gott etwas wagen. Mit Gott stark sein. Mit Gott sich ein Herz fassen und auf Ihn vertrauen.
Im Gegensatz dazu sind wir Menschen oft mutlos, ja, verzagt und niedergeschlagen. Dies aus dem Grund, weil wir auf unsere eigenen Möglichkeiten achten und dabei unsere Begrenzungen, Unfähigkeiten und Schwachheiten sehen. Entsprechend diesem Erkennen verlässt uns der Mut. Da sagt David: «Harre auf den Herrn! Sei stark, und dein Herz fasse Mut und harre auf den Herrn!» Wenn wir anfangen, auf Gott zu harren, auf Ihn zu vertrauen, mit Ihm zu rechnen, dann dürfen wir stark werden. Dann dürfen wir uns trauen. Dann können wir es wagen! Nicht, weil wir mit unserer Schlauheit rechnen, mit unserem oder Kraft. Wir wagen es mit Ihm. Mit unserem Herrn Jesus Christus!
«Harre auf den Herrn» bedeutet auch, unsere eigene Schwachheit einzugestehen. Es bedeutet, dass wir einen Starken brauchen, einen, der uns hilft. Es bedeutet aber auch, dass wir harren müssen. Auf jemand anderen warten, auf Gott! Auf Seine Zeit und auf Sein Eingreifen! Dies fällt jedoch nicht immer leicht.
Wenn die Situation aus dem Ruder zu laufen scheint; wenn sich Kummerwolken zusammenbrauen; wenn Unheil am Horizont aufzieht, gleich einer Gewitterfront; dann dürfen wir es wagen. Wir dürfen wagen, trotz allem unser Vertrauen ganz auf Ihn zu setzen, heisst es doch: «Werft nun euer Vertrauen nicht weg, das eine grosse Belohnung hat» (Hebr 10,35). Und so dürfen wir voller Beherztheit, ja voller Mut dieses eine tun: Unser Vertrauen auf Ihn und auf Sein Eingreifen setzen! David ist uns dabei ein grosses Vorbild; er wusste, wovon er sprach, als er sagte: «Harre auf den Herrn!» Er war jahrelang ein Gejagter, Geächteter und Verfolgter. Saul trachtete nach seinem Leben und setzte dabei alle Hebel in Bewegung, um seiner habhaft zu werden. Gerade in diesen Situationen durfte David erleben, dass sich das Harren auf den Herrn lohnt! Denn Gott steht zu Seinem Wort. Er erfüllt Seine Zusagen.
Diese Glaubenserfahrungen stärkten in David den Mut, noch mehr mit Gott zu wagen, sein Vertrauen vermehrt auf Ihn zu setzen, mit Ihm zu rechnen, alles von Ihm zu erwarten! Und so konnte er anderen zurufen: «Harre auf den Herrn! Sei stark, und dein Herz fasse Mut und harre auf den Herrn!» David hatte Gott erfahren: Als er als Hirte mit Gottes Hilfe dem Bären ein Lamm entriss. Als er mit Gottes Hilfe den Riesen Goliath erschlug. Als er mit Gottes Hilfe vor der Wut Sauls bewahrt wurde und später den Thron Israels bestieg.
Gottes Hilfe war David so gegenwärtig, dass er sagen konnte: «Denn du hilfst dem elenden Volk, und die Augen aller Stolzen erniedrigest du. Ja, du, Herr, bist meine Leuchte; der Herr macht meine Finsternis licht. Denn mit dir kann ich Kriegsvolk zerschlagen und mit meinem Gott über Mauern springen» (2.Sam 22,28-30).
Auf Gott zu harren, Seine Hilfe zu erfahren und im Mut zu wachsen, ist eine Wechselwirkung und lebenslange Übung. Harren, vertrauen und Mut fassen geht nur, weil wir um Gott wissen. Entsprechend harren wir. Weil wir dabei Seine Hilfe erfahren, lernen wir zu vertrauen. Und je mehr wir dies tun, desto mehr fassen wir dabei Mut und lernen wieder aufs Neue mit Ihm zu rechnen! Dabei darf ich auch den Mut haben, immer wieder neu anzufangen. Wie schnell verlässt mich mein eigener Mut – weil ich wie der sinkende Petrus auf mich selbst schaue. Doch gerade dann macht Gott mir Mut. Mut, wieder zu Ihm zu kommen und mit Ihm wieder neu anzufangen! Und so fasse ich Mut, mein Leben täglich mit Ihm zu wagen! «Harre auf den Herrn! Sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den Herrn!» (Ps 27,14).
Von Samuel Rindlisbacher