18.12.2012

Eine kleine Stadt in Juda und das kommende Königreich


Micha 4 und 5 sprechen über Israels herrliche Zukunft und die Aufrichtung des Königreichs. Wir nennen es, in Anlehnung an Offenbarung 20,4, das Tausendjährige Reich. Die Zeitspanne von Micha 4,1 bis 5,14 ist enorm: Sie umfasst die Geburt Jesu in Bethlehem, die Zeit König Zedekias (des letzten Königs Judas), die Babylonische Gefangenschaft und die Ereignisse im Tausendjährigen Reich.

Micha 4 schildert die Eigenschaften des Königreichs (V 1-5) und seine Aufrichtung (V 6-13). In Micha 5 haben wir es mit einem Höhepunkt zu tun, der seinesgleichen sucht. Denn hier wird uns in wenigen und knappen Worten die ganze Weihnachtsgeschichte verkündigt, die Geburt des Königs (V 1). Die Verse 2-14 zeigen, was Christus, der König Israels, während des Tausendjährigen Reichs für Sein Volk tun wird. Gehen wir die beiden Kapitel im Einzelnen kurz durch.

4,1: Der «Berg» ist der Berg Zion; das «Haus des Herrn» ist der Tempel des Tausendjährigen Reichs. (Mehr über diesen Tempel erfährt man in Hesekiel 40 bis 42.) Die «Völker», die wie ein Fluss zum Berg Zion strömen, sind die Nationen dieser Erde.

4,2: Micha erklärt, dass Jerusalem während des Tausendjährigen Reichs das ethisch-moralische und religiöse Zentrum der Erde sein wird.

4,3-4: Das Königreich wird ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Sicherheit sein.

4,5: Im Tausendjährigen Reich wird Israel nicht Götzen, sondern ausschliesslich seinem Gott – dem Gott Israels – dienen.

4,6-8: Israel soll aus der Zerstreuung ins Königreich heimgebracht werden (vgl. Jes 11,11-16).

4,9-10: Die Heimführung beginnt nach der Babylonischen Gefangenschaft.

4,11-13: Hier wird die Art und Weise der Aufrichtung des Königreichs nach dem endzeitlichen Überfall der Nationen auf Jerusalem beschrieben. – Dieser Überfall endet mit der Schlacht von Harmagedon (vgl. Offb 16,16).

4,14: Wahrscheinlich ist hier von König Zedekia die Rede, der bei der babylonischen Invasion von den Feinden geblendet wurde (die Augen ausgestochen).

5,1: Bethlehem wird als Geburtsstadt des grossen Königs bezeichnet.

5,2: Der Messias wird Gottes Volk befreien. Bis es aber so weit ist, bereitet Gott Sein Volk durch Gericht darauf vor. Es wird seinen Feinden preisgegeben, bis zur Geburt des Messias. Dann wird der Rest bzw. Überrest seiner Brüder zu den Söhnen Israels zurückkehren.

5,3-4a: Die Herrschaft des Messias wird eine Herrschaft des Friedens und der Geborgenheit sein: Er wird Sein Volk weiden in der Kraft des Herrn; es wird sicher wohnen und Er wird sein Friede sein.

5,4b-5: Der Messias wird für das Wohlergehen Seines Volkes eintreten, wenn es von Feinden angegriffen wird. Diese Feinde werden hier durch die Assyrer repräsentiert. Sieben Hirten und acht Fürsten werden wider die Feinde aufgestellt. Die Zahl sieben steht für ein vollendetes Werk Gottes und das wäre an sich schon genug. Doch es wird noch eine Zahl hinzugefügt, nämlich die Zahl acht, um deutlich zu machen, dass mehr als genügend Kraft da sein wird, um gegen die Feinde des Gottesvolkes anzugehen.

5,6-8: Hier wird der Triumph der übrig gebliebenen Juden beschrieben, der ihnen durch ihren Messias zuteilwerden wird: Sie werden sein wie Tau vom Herrn, wie Regen aufs Gras. Sie werden inmitten vieler Völker sein wie ein Löwe unter den Tieren im Wald. Ihre Hand wird über alle Widersacher siegen.

5,9-10: Es wird jedoch deutlich werden, dass dieser Sieg nicht durch militärische Kraft oder Überlegenheit geschieht. Denn der Herr selbst wird ihre Rosse ausrotten, die Wagen zunichtemachen und Städte und Festungen zerbrechen.

5,11-13: Dies alles wird aber erst dann eintreten, wenn der Herr die Zauberer, Zeichendeuter, Götzenbilder, Steinmale und Ascherabilder aus ihrer Mitte ausgerottet hat.

5,14: In jenen letzten Tagen des Gerichts wird sich der Zorn Gottes in grosser und zerstörerischer Kraft über die Welt ergiessen.

Die kleine Stadt in Juda. Bis so weit der Überblick über die beiden Kapitel. Wir wenden uns zuerst dem markantesten Vers zu, nämlich der Weihnachtsgeschichte in Micha 5,1: «Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist» (Mi 5,1). Dieser Vers gehört wohl zu den kürzesten, aber bemerkenswertesten Prophetien über das Kommen des Herrn Jesus auf diese Erde. Er spricht in einem Atemzug über zwei ganz verschiedene Wohnstätten des Messias: über die Ewigkeit als Seiner himmlischen und über Bethlehem-Ephratha als Seiner irdischen Wohnstätte.

Der Name Bethlehem bedeutet «Brothaus» bzw. «Haus des Brotes» (Beth- Lechem). Man gab dem Ort diesen Namen wegen der Fruchtbarkeit seiner Umgebung, die im Gegensatz zur nahen Wüste Juda stand. Im 2. Kapitel des Buches Ruth kann man lesen, wie fruchtbar diese Gegend damals war. Es gibt aber noch eine andere Erklärung für den Ausdruck «Haus des Brotes», und diese hat in direktester Weise mit dem Herrn Jesus zu tun. Denn in dem Moment, als unser Herr in Beth-Lechem, im «Haus des Brotes», zur Welt kam, wurde Er die wörtliche Erfüllung dieses Namens, zumal Er später von sich selbst sagte: «Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern. … Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt» (Joh 6,35.51).

Durch Jesus Christus, das «Brot des Lebens», erhält das «Haus des Brotes» seine tiefste und herrlichste Bedeutung. Und mit der Geburt Jesu wurde Bethlehem zum damaligen Mittelpunkt, ja zum Zentrum des ganzen Weltgeschehens. Doch erstaunlicherweise nahm fast niemand von der gewaltigen Veränderung Notiz, die mit dieser kleinen Stadt in Juda geschehen war. Im Gegenteil: Bethlehem war und blieb der kleine, unscheinbare Ort. Und dies, obwohl man die Micha- Prophetie kannte. Denn als Herodes von den Weisen und Schriftgelehrten wissen wollte, wo denn der neue König geboren werden sollte, wurde darauf Bezug genommen. Aber in der Nacht der Geburt Jesu waren es nur einige wenige Hirten, die verstanden, was sich da im Städtchen Bethlehem abspielte (Lk 2,15). Der Rest verschlief ganz einfach dieses gewaltige Geschehen.

Wenn man heute nach Bethlehem blickt, kann noch immer keine Rede davon sein, dass es ein überaus wichtiger Ort wäre. Im Gegenteil: Es ist ein Städtchen mit politisch angespannter Atmosphäre, ja, es stand in den letzten Jahrzehnten bisweilen ziemlich unter Druck. Was wir heute dort antreffen, hat mit den Worten des Propheten Micha (Mi 5,1) nicht mehr viel zu tun. Trotzdem ist Bethlehem für uns Christen bis heute der Ort, der die Welt drastisch veränderte. Und dies einzig und allein aus dem Grund, weil Gott der Herr selbst in Seinem Wort angekündigt hatte, dass Sein Sohn in Bethlehem geboren werden würde. Das ist für uns eine Weihnachtsbotschaft der besonderen Art: Gott tut, was Er sagt, auch wenn auf den ersten Blick kaum etwas davon zu sehen ist. Wir brauchen nicht spektakuläre Dinge und Erfahrungen, um uns des Heiles in Christus gewiss zu werden beziehungsweise gewiss zu sein, sondern den einfachen, kindlichen Glauben an das geschriebene Wort Gottes. So sagt Hebräer 11,1: «Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.» Paulus bestätigt: «Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen» (2.Kor 5,7).

Bethlehem, die erste irdische Wohnstätte des Heilands, war «klein … unter den Städten in Juda». Die Hermann- Menge-Bibel übersetzt hier: «Du aber, Bethlehem-Ephrath, bist zwar zu klein, als dass du zu den Gaustädten (= Hauptorten) Judas gehörtest, aber aus dir wird mir der hervorgehen, der in Israel Herrscher sein soll und dessen Herkunft (oder: Ursprung) der Vergangenheit, den Tagen der Urzeit, angehört.» Bethlehem war also tatsächlich zu unscheinbar, als dass es sich mit den grossen Städten Israels hätte messen können. In einer anderen Übersetzung heisst es: «Du bist zu klein, um unter den Tausendschaften Judas zu sein.» Das bedeutet, dass Bethlehem eine Stadt war, in der nicht einmal 1 000 Familien wohnten.

Bethlehem wird im Alten Testament mehrmals erwähnt: Jakob begrub dort seine geliebte Frau Rahel (1.Mo 35,19). Das Buch Ruth erzählt uns, dass ein Mann namens Elimelech und seine Frau Naomi aus Bethlehem wegzogen, um sich in Moab niederzulassen (Rut 1). Und weiter: Bethlehem war Davids Vaterstadt (1.Sam 16; 20,6; Lk 2,4). König Rehabeam, der Sohn Salomos, befestigte Bethlehem (2.Chr 11,5.6). Nach der Babylonischen Gefangenschaft besiedelten 123 Einwohner des alten Bethlehems die Stadt wieder neu (Esra 2,21).

Bethlehem war ein unscheinbares Städtchen. Und ausgerechnet diesen Ort hatte sich Gott als Geburtsort für Seinen Sohn erwählt! Warum gerade diesen kleinen Ort? Eine Antwort mögen wir finden, wenn wir das Prinzip in 1. Korinther 1,27-29 betrachten. Dort schreibt Paulus: «Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme.» Oder denken wir an das, was Jakobus in seinem Brief schreibt: «Höret, meine lieben Brüder: Hat nicht Gott diejenigen erwählt, die in den Augen der Welt arm sind, dass sie reich im Glauben und Erben des Reiches würden, das er denen verheissen hat, die ihn lieben?» (Jak 2,5).

Vielleicht sind Sie im geistlichen Sinne ein so unscheinbares und kleines «Bethlehem». In Ihrem Leben geschieht nicht viel Spektakuläres. Sie werden kaum beachtet. Sie fühlen sich oft schwach, hilflos, unwohl. Denken Sie an Bethlehem, über das Micha sagen musste: «Und du, Bethlehem-Ephrata, du bist zwar klein, um unter den Hauptorten Judas zu sein …» Der Stamm Juda war einer der grössten in Israel und in seinem Gebiet lag das so kleine Bethlehem. Doch diesem kleinen Bethlehem sagte Gott der Herr: «… aber aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher über Israel werden soll, dessen Ursprung von Anfang, von Ewigkeit her gewesen ist.»

Der Herr weiss um Ihre Probleme, Schwachheiten und Nöte – und um Ihr Verzagtsein. Er selbst sagt es klar: «In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden» (Joh 16,33). Sie mögen vielleicht klein sein wie Bethlehem, doch bedenken Sie, dass Sie mit Bethlehem noch etwas anderes gemeinsam haben: Sie dürfen die Wohnstätte Jesu Christi, des Überwinders dieser Welt, sein. Gerade denen, die sich klein, hilflos, einsam und angefochten fühlen, sagt der Herr: «Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen» (Jes 57,15; vgl. Ps 113,5-7).

Die kleine Stadt in Juda wurde zum heilsgeschichtlichen Weltzentrum, weil kein Geringerer als Jesus Christus selbst diesen Ort erwählt hatte, um da Wohnung zu nehmen. Wenn das Licht der Welt (Joh 1,3-4) in Ihnen Wohnung hat, nehmen auch Sie in dieser argen Welt eine ganz neue Position ein. Denn so sagt der Herr: «Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein» (Mt 5,14). Hebräer 1,3 sagt über unseren Herrn Jesus, dass Er «der Abglanz seiner (des Vaters) Herrlichkeit und das Ebenbild seines (des Vaters) Wesens» ist. Er hat die Himmel durchschritten (Hebr 4,14) und Er möchte in Ihnen Wohnung nehmen und Sie mit Seiner Herrlichkeit erfüllen, sofern das noch nicht geschehen ist. Paulus spricht davon, dass Christus in uns «die Hoffnung der Herrlichkeit» ist (Kol 1,27). Und in Galater 2,20 steht das berühmte Wort: «Christus lebt in mir!» (vgl. Joh 17,23). In sich selbst mögen Sie jenes kleine Bethlehem sein, aber wenn Derjenige in Ihnen wohnt, dessen Ausgang von Anfang und Ewigkeit her gewesen ist, dann verändert sich vieles!

Wir sollten allerdings beachten, dass Bethlehem trotz der Tatsache, dass der Sohn Gottes selbst dort Wohnung nahm, äusserlich eine kleine, unbedeutende Stadt blieb. Sicherlich wurde dieses Städtchen für Tausende von Christen zu einem Wallfahrtsort, aber es ist dadurch nicht herrlicher, grösser oder imposanter geworden. Die Grösse dieses Ortes besteht in Seiner Erwählung. Rein äusserlich hat sich bis heute nicht viel gebessert; im Gegenteil: Im Laufe der Zeit hat sich in Bethlehem manches zum Schlechten verändert. Bethlehem gehört heute nicht gerade zu den einladendsten Orten Israels. Wenn Jesus Christus Ihr Leben ganz erfüllen darf, dann bedeutet das ebenfalls nicht unbedingt, dass damit in einem Nu all Ihre persönlichen Nöte und Widerwärtigkeiten beseitigt sind.

Erfülltwerden mit Jesus Christus bedeutet nicht völlige Loslösung von allen Ungereimtheiten und allem Ungemach, sondern vielmehr, dass Ihre absolute Hinwendung zu Gott Ausstrahlungskraft hat. Wenn der Herr Jesus sagt: «Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein» (Mt 5,14), dann spricht Er von einer beleuchteten Stadt, aber nicht von einer perfekten Stadt. Denn trotz vieler Lichter kann es in einer Stadt auch dunkle Orte geben. Und so ist es auch im Leben eines gläubigen Christen: Jesus Christus wohnt zwar mit Seiner ganzen Herrlichkeit in ihm, sodass er zu einem Licht wird, das eine grosse Leuchtkraft haben kann, aber gleichzeitig bleiben da doch Fragen, Probleme und Nöte. Wichtig ist dabei, nicht nach dem «Warum» zu fragen, sondern im Glauben das «Darum» auszusprechen! Paulus ist uns hier ein grosses Vorbild. Als er mit Ketten gefesselt war, sagte er: «Um der Hoffnung Israels willen trage ich diese Ketten» (Apg 28,20). Er bäumte sich nicht auf in seinen Ketten, sondern schickte sich in die Situation, indem er das «Warum» seiner Ketten zu einem «Darum» Gottes machte: «um der Hoffnung Israels willen.»

Das kleine, unscheinbare Bethlehem wurde vor über 2 000 Jahren zum Mittelpunkt der Erde, weil der Sohn Gottes dort geboren wurde und dort Wohnsitz nahm. Und so kann auch ein jeder von uns – so schwach, klein und unscheinbar er auch in sich selber sein mag – eine Stätte sein, von der Freude und Segen ausgeht.

Das kommende Königreich. Der König, der damals im kleinen Bethlehem zur Welt kam (Mi 5,1), wird wiederkommen und auf dieser Erde regieren, genauso wie es in Micha 4 und 5 verheissen wird. Der Prophet erklärt in Kapitel 4,1-4: «Doch es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge stehen und wird über alle Höhen erhaben sein, und Völker werden ihm zuströmen. Und viele Heidenvölker werden hingehen und sagen: ‹Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!› Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem. Und er wird das Urteil sprechen zwischen grossen Völker und starke Nationen zurechtweisen, die weit weg wohnen, sodass sie ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Spiesse zu Rebmessern; kein Volk wird gegen das andere ein Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen; sondern jedermann wird unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, und niemand wird ihn aufschrecken; denn der Mund des Herrn der Heerscharen hat es geredet!»

Micha 4,1-3 ist praktisch identisch mit Jesaja 2,2-4. Das bedeutet: Beide Propheten haben durch göttliche Inspiration die gleiche Botschaft empfangen. In der Wortwahl mag es einige wenige Unterschiede geben, aber es geht um dasselbe: um das kommende Königreich!

Bibelleser, für die das Wort Gottes tägliche Nahrung ist, freuen sich über zwei so identische prophetische Texte. Denn für sie ist das nichts anderes als ein untrüglicher Beweis der göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift. Nicht so aber für Bibelkritiker, die sagen: «Hier hat der eine dem anderen abgeschrieben. Immerhin waren Micha und Jesaja Zeitgenossen. Sie müssen sich abgesprochen oder einander die Texte abgeschrieben  haben.» Eine solche Vermutung klammert das Wunder der Inspiration aus.

Die Heilige Schrift offenbart uns: Wenn der Herr etwas zweimal oder sogar dreimal sagt, dann bedeutet das: Diese Botschaft ist nicht nur wichtig, sondern überaus wichtig und die Sache ist bei Gott fest beschlossen. Das ersehen wir auch aus der Lebensgeschichte Josephs. Als er im Gefängnis sass, träumte der ägyptische Herrscher von sieben Jahren Überfluss und sieben Jahren Armut. Interessanterweise hatte Pharao diesen Traum zweimal: Einmal sah er, wie sieben magere Kühe sieben fette Kühe verschlangen und das andere Mal sah er sieben magere Ähren, die sieben volle Ähren verschlangen. Die Botschaft beider Träume war dieselbe. Das konnte Joseph, den man aus dem Gefängnis geholt hatte, um die Träume zu deuten, dem Pharao mitteilen. Ausserdem erklärte Joseph: «Dass aber der Traum sich dem Pharao zweimal wiederholt hat, das bedeutet: die Sache ist bei Gott fest beschlossen, und Gott wird sie ohne Verzug ausführen» (1.Mo 41,32).

Gott schickte Pharao die Botschaft also zweimal, weil sie so enorm wichtig und unabänderlich war. Und genauso ist es auch mit der Prophetie vom kommenden Königreich. Diese ist so gewaltig, unumstösslich und so fest beschlossen, dass Gott sie nicht nur durch einen, sondern – fast wortwörtlich – durch zwei Propheten verkündigen liess.

Aus Zion wird das Gesetz ausgehen. Eine der Besonderheiten im Ta sendjährigen Reich wird sein, dass Jerusalem ethisch-moralisch und religiös das Zentrum der Erde sein wird (Mi 4,2). Im Tausendjährigen Reich wird es keinen Antisemitismus mehr geben. Im Gegenteil: Die Nationen werden sich voll und ganz nach Jerusalem ausrichten. Wir können uns das heute kaum vorstellen, da Israel doch nach wie vor in die Enge getrieben wird und eine Schuldzuweisung nach der anderen einstecken muss. Aber dereinst wird alles ganz anders sein! Wenn das Königreich des Messias aufgerichtet sein wird, wird Jerusalem eine majestätische Stadt der Ehre und des Triumphes sein. Die Völker und Nationen werden ihr zuströmen. Heute sieht es genau umgekehrt aus: Jerusalem ist umgeben von Hass, Feindschaft und Bedrängnissen. Die Nationen wenden sich mehr und mehr von Jerusalem, dem Zentrum Israels, ab; die Stadt ist heute mehr denn je der Prügelknabe der Welt.

Was erfordert das nun von uns wiedergeborenen Christen des Neuen Bundes? Was können wir heute für Jerusalem tun, wo doch noch gar nichts zu sehen ist von dem, was im Tausendjährigen Reich sein wird? Die Antwort lautet: Fürbitte. Gott der Herr will, dass wir für Israel beten, wie es zum Beispiel in Hesekiel 22,30 heisst: «Ich suchte unter ihnen, ob jemand eine Mauer ziehen und in die Bresche vor mir treten würde für das Land …» Und in Jesaja 59,16 sehen wir sogar, dass der Herr sich verwunderte, weil Er keine Fürbitter fand: «Er sah, dass kein Mann da war, und er wunderte sich, dass es keinen gab, der Fürbitte tat. Da half ihm sein Arm, und seine Gerechtigkeit, sie unterstützte ihn.»

Wir sollten im Gebet für Israel einstehen, besonders für Jerusalem, die Stadt des grossen Königs, wie Jesus Christus sie nennt (Mt 5,35). Aber wie sollen wir denn beten? In Römer 10,1 lesen wir, wie der Apostel Paulus für Israel betet. Fast leidenschaftlich sagt er: «Liebe Brüder, mein aufrichtiger Herzenswunsch und mein Flehen zu Gott für Israel ist, dass sie gerettet werden!» Das inbrünstige Gebet für die Errettung vieler jüdischer Menschen ist das wichtigste Gebet für Israel. Wenn sich heute in Israel Menschen zu Jesus Christus bekehren, dann ist bereits etwas vom Odem des Tausendjährigen Reiches zu spüren. Dieses Reich zeichnet sich unter anderem durch Frieden und Sicherheit aus. Wenn heute in Israel ein Jude zu Jesus findet, dann hat er Frieden; er ist in Sicherheit!

Ein wegweisendes Gebet finden wir auch in Psalm 122,6: «Bittet für den Frieden Jerusalems! Es gehe wohl denen, die dich lieben!» Manche sind der Meinung, man solle um politischen Frieden für Jerusalem beten. Das ist an sich ein guter Gedanke. Und doch wissen wir, dass letztendlich alles nach Gottes Ratschluss verlaufen muss, so, wie es das prophetische Wort voraussagt. Wenn wir für das Volk Israel um Frieden beten, sollten wir ganz besonders an den inneren Frieden denken, den Frieden, den nur Jesus geben kann. Denn je mehr jüdische Menschen heute diesen wahren Frieden erlangen, desto mehr Himmelsluft – oder anders gesagt: Odem des Tausendjährigen Reiches – wird Israel schon jetzt durchströmen.

Wandeln im Namen des Herrn. Auch wenn im Tausendjährigen Reich Menschen aus den Nationen mit dem Vorsatz nach Zion pilgern werden: «Wir wollen wandeln im Namen des Gottes Israels!», scheint es so zu sein, dass nicht alle dies dann wirklich in die Tat umsetzen. Denn in Micha 4,5 bezeugt das Volk Israel, das dann bekehrt sein wird: «Ein jedes Volk wandelt im Namen seines Gottes, aber wir wandeln im Namen des Herrn, unseres Gottes, immer und ewiglich!» Würden im Tausendjährigen Reich tatsächlich alle Völker im Namen des Gottes Israels wandeln, müsste diese Aussage anders lauten. Israel stellt jedoch fest: Wenn auch die anderen Völker im Namen ihres eigenen Gottes wandeln, wollen doch wir im Namen des Herrn, unseres Gottes wandeln. So schwer vorstellbar dies auch sein mag, scheint es doch tatsächlich so zu sein, dass im Tausendjährigen Reich zwar viele sagen werden: «Kommt, wir wollen in den Wegen des Gottes Jakobs wandeln», dass es aber dann doch nicht alle tun werden. Der Bibellehrer Merrill F. Unger meint dazu: «Dieser Vers sagt eindeutig, dass Israel im Tausendjährigen Reich frei von Götzenanbetung sein wird. Es gibt aber keinen Hinweis darauf, dass die Nationen auch frei davon sein werden.»

Genauso haben doch auch heute viele Menschen Christus Hingabe und Treue geschworen, aber bei manchen verläuft das alltägliche Leben leider ganz anders. Micha 4,5 veranlasst uns heute zu einer sehr ernsten Frage: Wandle ich überhaupt mit Gott? Oder wandle ich nach meinem eigenen Gutdünken, so, wie’s mir gefällt?

Mit Gott wandeln bedeutet, dass wir den alten Wandel immer wieder konsequent ablehnen. Paulus schreibt den gläubigen Christen zu Ephesus: «So legt nun von euch ab nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste im Irrtum sich verderbt» (Eph 4,22). Wenn wir nicht von ganzem Herzen mit dem alten Leben gebrochen haben, können wir nicht mit Gott wandeln! Was ein Wandel mit Gott zum Beispiel beinhaltet, schreibt Jakobus: «Wer ist weise und klug unter euch? Der erzeige mit seinem guten Wandel seine Werke in der Sanftmut und Weisheit» (Jak 3,13). Der gute Wandel mit Gott wird von den beiden wichtigen Eigenschaften unterstützt: Sanftmut und Weisheit. Weil wir uns in dieser Welt im Feindesland bewegen, sagt uns der Herr Jesus: «Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben» (Mt 10,16). Jesus lehrt uns Sanftmut (Mt 11,29) und, wie Jakobus es sagt, wir dürfen den Herrn auch um Weisheit bitten (Jak 1,5). Diese zwei Eigenschaften sind es, die unseren Wandel mit Gott in dieser Welt mächtig bekräftigen.

Gnädige Heimführung des Herrn. Micha 4,6-8 bezeugt: «An jenem Tag, spricht der Herr, will ich das Hinkende sammeln und das Verstossene zusammenbringen und die, denen ich Unheil zugefügt habe. Und ich will aus dem Hinkenden einen Überrest machen und aus dem, was weit entfernt war, ein starkes Volk; und der Herr wird über sie als König herrschen auf dem Berg Zion von nun an bis in Ewigkeit. Und du Turm der Herde, du Hügel der Tochter Zion, zu dir wird gelangen und zu dir wird zurückkehren die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem!»

Diese Verse sprechen darüber, dass Israel aus der Zerstreuung heimgebracht werden wird in das messianische Königreich. Dies wird ein Geschehen sein, wie es seinesgleichen sucht! Jeremia 30,7 prophezeit zwar noch eine kommende Zeit der Angst für Jakob, aber das wird bei Weitem nicht das Letzte sein. Nein, denn genau dann kommt der Tag, an dem sich Gott Seines Volkes Israel in wunderbarer Weise annehmen wird: «Wehe! Denn gross ist dieser Tag, keiner ist ihm gleich, und eine Zeit der Drangsal ist es für Jakob; aber er wird aus ihr errettet werden!»

Wir Kinder Gottes, die wir heute leben, sind auch immer wieder Ängsten und Anfechtungen ausgesetzt. Das kommt daher, weil wir unserem Ziel, für immer bei Jesus zu sein, immer näher kommen. Der Teufel weiss, dass seine Zeit nur noch kurz bemessen ist und darum hat er eine gewaltige Wut (vgl. Offb 12,12), die sich immer wieder in heftigen Angriffen auf die Kinder Gottes äussert. Aber wir sollten nicht verzagen, denn unser Herr hat die Welt überwunden (Joh 16,33) und verheisst: «In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?» (Joh 14,2).

So, wie Israel einmal durch seinen Messias ins messianische Reich geführt wird, so werden wir, die wir durch Jesu Blut erkauft und erlöst wurden, eine alles übersteigende Heimführung erleben. Wir werden dorthin gehen, wo der Herr selbst für jeden Einzelnen von uns eine Wohnung errichtet hat. Wer sich durch das Blut Jesu hat erkaufen lassen, besitzt den Pass zum Himmel. Dort ist unsere Heimat: «Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel» (Phil 3,20).

Unsere Namen stehen im Buch des Lebens (vgl. Phil 4,3) und der Herr verheisst uns: «Wer überwindet, der soll mit weissen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln» (Offb 3,5). Wir sind schon jetzt Himmelsbürger, obwohl wir uns noch im Feindesland bewegen. Das Beste kommt noch! Und darum können wir wie Paulus sagen: «Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll» (Röm 8,18; vgl. 2.Kor 4,17-18; 1.Petr 1,6). Und wir dürfen wie David jubeln: «Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar!» (Ps 23,6).

So, wie der Tag kommt, an dem der Herr in Israel die Lahmen sammeln und die Verstossenen zusammenbringen wird, so wird auch der Tag kommen, an dem unser Heiland Seine Bluterkauften von allen Enden der Erde sammeln und heimführen wird. Richten Sie Ihr Augenmerk auf dieses Geschehen! Vor 2.000 Jahren kam der König der Herrlichkeit in einer kleinen Stadt in Juda auf diese Welt, um uns zu erlösen. Und derselbe König wird wiederkommen, um uns heimzuholen, Israel zu erlösen und Sein Königreich auf Erden aufzurichten.

So ruft uns unser Herr gerade auch in dieser Weihnachtszeit zu: «So wacht nun; denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!» (Mk 13,35-37).

Von Marcel Malgo