Wir alle waren sicher schon einmal
überrascht. Manchmal hat man zum Beispiel von einem Menschen, den man nicht
näher kennt, gewisse Vorstellungen, und dann, bei näherem Kennenlernen, ist man
überrascht, dass er ganz anders ist, viel sympathischer, zugänglicher und umgänglicher
als man dachte.
Was würden Leute wohl auf
die Frage antworten, was ihnen bei dem Namen Gottes als Erstes in den Sinn
kommt? Vielleicht: «Der Heilige», «der Richter», «der Allmächtige» «Strafe»,
«Hölle», «ein alter Mann mit weissen langen Haaren und Bart auf einem Thron und
mit einem Zepter in der Hand», «der Unnahbare», «der Strenge und Zornige» oder
«der Rächer». Nur wenige kämen wahrscheinlich auf den Gedanken, Ihn «den
Freundlichen» zu nennen. Aber genau das ist Gott: der Freundliche!
Die meisten Menschen haben
eine verkehrte Vorstellung von Gott. Vielleicht ist sie von einer falschen
Religiosität geprägt, von einer Lehre, die Seine Gnade unterschlägt, von
falscher Prägung oder Vorurteilen. Vielen ist Gott unsympathisch, sie finden
Ihn eher abstossend, statt anziehend, und wollen nichts mit Ihm zu tun haben.
Andere mühen sich ab, um Ihm zu gefallen, weil sie Angst vor Ihm haben. – Doch
Gott ist anders, als man denkt.
Gott hat Seine
Freundlichkeit unter Beweis gestellt, als Jesus in die Welt kam. Es heisst
darüber: «Denn die freundliche Zuwendung Gottes ist erschienen und bringt allen
Menschen das Heil» (Tit 2,11).
Statt uns abzulehnen, uns zu
verurteilen oder uns unserem Schicksal zu überlassen, hat Gott sich uns
freundlich zugewandt, um uns das Heil zu bringen. Die Weihnachtsgeschichte ist
deshalb eine so berührende und gern gehörte Geschichte, weil darin die ganze
Freundlichkeit Gottes zum Ausdruck kommt. Wer wird in der Weihnachtszeit nicht irgendwie
berührt? Bei wem weckt diese Zeit nicht auch eine gewisse Sehnsucht? Warum wird
in der Adventszeit alles so facettenreich geschmückt? Es berührt Augen, Ohren,
ja alle Sinne, und das Herz. Im Stall von Bethlehem ist die freundliche Zuwendung
Gottes in Jesus Christus erschienen, und zwar heilbringend. Darum wird Jesus
auch der Heiland genannt.
Die Bibel sagt von Menschen,
die sich vertrauensvoll Gott zugewandt haben: «Denn auch wir waren einst unverständig,
ungehorsam, gingen in die Irre, dienten mannigfachen Lüsten und Vergnügungen,
lebten in Bosheit und Neid, verhasst und einander hassend. Als aber die
Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien, da hat er
uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten,
sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit – errettet durch das Bad der Wiedergeburt
und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes, den er reichlich über uns
ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir, durch seine Gnade
gerechtfertigt, der Hoffnung gemäss Erben des ewigen Lebens würden» (Tit 3
3-7).
Die Antwort des Allmächtigen
auf unsere bösen Taten, Zwänge und Einstellungen war die Erscheinung Christi.
Statt uns zu verdammen, erwirkte Er eine Möglichkeit der Erlösung. Warum? Weil Gott
freundlich ist und die Menschen liebt. Jeder, der sich Jesus zuwendet, wird ohne
Bedingungen gerechtfertigt, die Dunkelheit der Seele wird mit Hoffnung erfüllt
und er bekommt die Zusicherung des ewigen Lebens.
Die folgende Geschichte unterstreicht
die Wahrheit über den Sinn der Erscheinung und Freundlichkeit Gottes in Jesus Christus:
Ein Kind besucht seinen
Grossvater. Dieser ist gerade damit beschäftigt, eine weitere Krippenfigur zu
schnitzen. Der Stall ist fertig, viele Figuren stehen bereits an ihrem Platz.
Schon oft hatte das Kind die Geschichte von der Geburt Jesu gehört. Staunend
steht es vor den Figuren und betrachtet jedes Detail. «Stell dir vor, du wärst
damals dabei gewesen ...» hört es im Hintergrund den Grossvater sagen.
Das Kind folgt dem Rat. Auf
einmal werden die Figuren lebendig. Das Kind geht hinein in den Stall und hört
eine Stimme, die aus der Krippe kommt: «Ich möchte gerne drei Dinge von dir
haben ...»
Das Kind denkt an die
Geschenke, die es gerade bekommen hatte. «Gerne gebe ich dir meinen neuen
Mantel, mein neues Spielzeug und das neue Buch ...»
«Nein, das brauch Ich nicht.
Ich möchte etwas anderes von dir haben. Schenk Mir deinen letzten
Deutschaufsatz!», sagt Jesus leise. Das Kind erschrickt.
«Da hat doch der Lehrer
‹ungenügend› daruntergeschrieben!»
«Eben deshalb will Ich ihn
haben. – Du kannst Mir immer alles bringen, wo ungenügend ‹drunter steht!›»
«Und was ist das Zweite?»
«Ich möchte deine
Müslischale haben.»
«Aber die habe ich doch
zerbrochen!»
«Du darfst mir immer alles
übergeben, was in deinem Leben zerbrochen ist.»
Nachdenklich zögernd wartet
das Kind den dritten Wunsch ab.
«Bringe Mir bitte noch die
Antwort, die du deiner Mutter gabst, als sie dich nach der Schale fragte.»
Da fängt das Kind an zu
weinen und schluchzt: «Ich habe gelogen, die Schale wäre mir heruntergefallen.
Dabei habe ich sie aus Wut absichtlich auf den Boden geworfen.»
«Du sollst Mir alle deine
Lügen, deinen Trotz, das Böse, das du getan hast, bringen, damit Ich dir helfen
und dir vergeben, dich heilen und verändern kann!»
Jetzt begreift das Kind den
wahren Grund, warum Jesus Christus, der Sohn Gottes, Mensch geworden ist: Jesus
ist als Heiland für mich geboren worden, damit Er alles Ungenügende,
Zerbrochene und Böse heilen und verwandeln kann.
Geben Sie Ihm vertrauensvoll
Ihr Leben – Er ist der Freundliche!
Von
Norbert Lieth