11.08.2012

Offenbarung 19,11-21: Die Erscheinung des Königs

Die Erscheinung Jesu Christi bewegt die Herzen aller wahren Gläubigen. Denn sie sind diejenigen, die «seine Erscheinung lieb haben» (2.Tim 4,8).
Wenn Jesus Christus wiederkommt, wird all das enthüllt, woran die Bluterkauften geglaubt haben. «Seine Erscheinung lieb haben» birgt eine grosse Verheissung in sich, nämlich die Krone der Gerechtigkeit: «Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die Seine Erscheinung liebhaben» (2.Tim 4,8). Die Krone der Gerechtigkeit beinhaltet unter anderem das Mit-Ihm-offenbar-Werden in der Herrlichkeit. In Kolosser 3,4 steht: «Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit.» Und dies wird in Offenbarung 19,14 beschrieben: «Und ihm folgte nach das Heer im Himmel auf weissen Pferden, angetan mit weisser und reiner Leinwand.»
Johannes betont hier erneut ausdrücklich, dass er den Himmel offen sieht; dass sich das, was er schaut, im Himmel ereignet: «Und ich sah den Himmel aufgetan» (V 11). Er sieht nicht – wie in Offenbarung 4,1 – «eine Tür aufgetan im Himmel», sondern den ganzen Himmel vollständig offen. Das ist sein Geheimnis: Er sieht den Himmel offen!
«Und siehe, ein weisses Pferd, und der darauf sass, hiess Treu und Wahrhaftig, und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit» (V 11). Johannes sieht durch den offenen Himmel den erhabenen Helden, der unser Retter und Israels Messias ist: «Und siehe, ein weisses Pferd, und der darauf sass …» (V 11). In heiliger Ehrfurcht und Scheu nennt Johannes erst das weisse Pferd, nicht denjenigen, um den es in allererster Linie geht. So war es ja auch in Kapitel 1,12-13, als er zuerst die sieben Leuchter erwähnte und dann Den, der im Zentrum stand. Das weisse Pferd ist Ausdruck von königlicher Ehre, von Gericht und Krieg. Die weisse Farbe zeugt von Gerechtigkeit und Gericht. Das Pferd ist ein kriegerisches und königliches Reittier. Dieser Anblick steht in krassem Gegensatz zu Sacharja 9,9, wo Jesu Eintritt in Jerusalem auf einem Eselsfüllen geschildert wird. Dort kam Jesus in Sanftmut, um sich zur Schlachtbank führen zu lassen. Hier in Offenbarung 19 kommt Er auf einem weissen Pferd – ein Bild des Triumphes. Er braucht sich die Macht nicht erst zu holen, denn Er hat sie nach Offenbarung 5,7.9.12 schon mit aller Würde empfangen. Aber noch sind da welche, die Seine Macht infrage stellen, die Ihn nicht als obersten Machthaber anerkennen. Er kommt nun, um diese Widerstände mit Seinem Machtwort zu brechen, «um mächtig zu verheeren und gänzlich zu zerstören des Teufels Reich und Macht».
Auf der so dunkel gewordenen Erde sind die in wildester dämonischer Kampfeslust gerüsteten Scharen. Aus dem geöffneten Himmel tritt ein weisses Ross, und auf dem Ross reitet eine erhabene Gestalt. Unwillkürlich denken wir dabei an den Reiter auf dem weissen Ross in Offenbarung 6,2, wo das erste Siegel geöffnet wird. Aber während wir dort den Antichristen siegreich heranstürmen sehen, ist es hier der wiederkommende, ewige Sieger; der Besieger des Tieres und seines falschen Propheten. Man erkennt Ihn in Vers 11 sofort an Seinem Namen: «Treu und Wahrhaftig.» Es ist derselbe, der sich in Offenbarung 3,14 der Gemeinde in Laodizea gegenüber mit grossem richterlichem Ernst als der «treue und wahrhaftige Zeuge» bezeichnet. Jetzt soll Ihn Sein Volk als treu und wahrhaftig erkennen. Als «treu», das heisst: als den durch und durch Zuverlässigen, als Den, der kein Vertrauen enttäuscht, der Seine Verheissungen genauestens erfüllt. Und als «wahrhaftig», das heisst: als den Wahren, dessen Kommen schon so lange verheissen war, der so sehnlich erwartet wurde. Er beweist es, indem Er in den von der abgefallenen Menschheit heraufbeschworenen Streit zieht: «Er richtet und streitet mit Gerechtigkeit» (V 11). Das Gericht, das Er nun vollstreckt, ist absolut gerecht; der Streit ist ein vollkommen gerechter Krieg. Jesus Christus kommt aus der Herrlichkeit herab, um den Antichristen, den Scheinchristus, und den Scheinpropheten zu richten.
Johannes beschreibt die erhabene Gestalt des Herrn: «Seine Augen sind wie eine Feuerflamme» (V 12). Schon allein Sein Blick mit der Glut Seines göttlichen Zornfeuers verzehrt alles Unreine und Unheilige. Das sehen wir auch in Offenbarung 1,14 und 2,18. «… und auf seinem Haupt viele Kronen» (V 12). Eine Menge ineinander verschlungene Diademe krönen Sein Haupt, denn Ihm ist ja gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. «Er hatte einen Namen geschrieben, den niemand wusste denn er selbst» (V 12). Sein Name leuchtet wohl blitzend von Seiner Stirn, aber niemand kann mit seinen Blicken in das unnahbare Licht eingehen. Keine Kreatur kann mit ihrem Geiste in das Innere Seines Wesens eindringen. Nur Er selbst versteht die Tiefe Seines Wesens; Er selbst und der Vater. Wie sagte Er doch in Matthäus 11,27: «Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren.» In Offenbarung 19,13 wird Sein Gewand beschrieben: «Und er war angetan mit einem Kleide, das mit Blut besprengt war.» Ich glaube, dass wir hier an eine doppelte Bedeutung denken müssen: Erstens im Blick auf Seine Person und Sein Werk am Kreuz von Golgatha. Er ist ewig; Er ist das erwürgte Lamm. In Offenbarung 5,6 sehen wir Ihn in der Ewigkeit als das geschlachtete Lamm. Sein ausgeschüttetes Blut ist ewiges Leben. Nach Offenbarung 13,8 ist Jesus Christus das Lamm, das erwürgt ist: «… des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.» Was Jesus Christus am Kreuz tat, war Ewigkeitswerk. Deswegen kann die Substanz Seiner ewigen Erlösung auch bei Seiner Wiederkunft nicht verborgen bleiben. Im Gegenteil! Mit Entsetzen muss eine gottlose Menschheit nun sehen, was sie hätte glauben sollen und nicht glauben wollte: das Blut des Lammes. Und das Zweite: Der Streit, der bei Seinem Wiederkommen stattfindet, wird entsetzlich blutig sein. Das wird ja schon am Schluss von Offenbarung 14 angezeigt. Dort wie hier werden wir an jene machtvolle Erscheinung erinnert, die in blutüberströmtem Gewand von Edom heranschreitet:
«Wer ist der, so von Edom kommt, mit rötlichen Kleidern von Bozra? der so geschmückt ist in seinen Kleidern und einhertritt in seiner grossen Kraft? ‹Ich bin’s, der Gerechtigkeit lehrt und ein Meister ist zu helfen.› Warum ist dein Gewand so rotfarben und dein Kleid wie eines Keltertreters? ‹Ich trete die Kelter allein, und ist niemand unter den Völkern mit mir. Ich habe sie gekeltert in meinem Zorn und zertreten in meinem Grimm. Daher ist ihr Blut auf meine Kleider gespritzt, und ich habe all mein Gewand besudelt. Denn ich habe einen Tag der Rache mir vorgenommen; das Jahr, die Meinen zu erlösen, ist gekommen. Und ich sah mich um, und da war kein Helfer; und ich verwunderte mich, und niemand stand mir bei; sondern mein Arm musste mir helfen, und mein Zorn stand mir bei. Und ich habe die Völker zertreten in meinem Zorn und habe sie trunken gemacht in meinem Grimm und ihr Blut auf die Erde geschüttet›» (Jes 63,1-6).
Er allein vollführt dies, ohne Hilfe irgendeines Volkes. Denn Er hat alle Völker in Seinem Grimm zertreten. Hier aber schaut Johannes Ihn, wie Er in Seiner ganzen Macht und Herrlichkeit zum Gericht herabschwebt, und wie Sein Gewand sich schon im voraus vom Blut der zu richtenden Widersacher gerötet hat. Nun hört der Seher auch den Namen des Richters: «Und sein Name heisst das Wort Gottes» (V 13). Wörtlich: «Und genannt ist sein Name das Wort Gottes.»
Damit weiss alle Welt, wer der herabschwebende Richter ist: Es ist das Wort Gottes, das heisst: Es ist die persönliche Selbstoffenbarung Gottes – Jesus Christus, der Heiland der Welt. So hat Johannes den Herrn Jesus Christus am Anfang seines Evangeliums und zu Beginn seines ersten Briefes bezeichnet. Hier hat er Ihn von himmlischen Stimmen so nennen hören. «Das Wort Gottes» kommt auf die Erde herab, um die Feinde zu richten.
«Ihm folgte nach das Heer im Himmel auf weissen Pferden, angetan mit weisser und reiner Leinwand» (V 14). Das ist die verherrlichte, Ihm angetraute Brautgemeinde, die zweifelsohne Seinen verklärten Namen kennt. Wer hier auf Erden Sein Nachfolger ist, wird auch bei Seiner Wiederkunft zu Seiner Gefolgschaft gehören.
«Aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, dass er damit die Heiden schlüge; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe, und er tritt die Kelter des Weins des grimmigen Zorns Gottes des Allmächtigen» (V 15). Das scharfe Schwert, das aus Seinem Munde geht, ist das Wort Gottes: «Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert und dringt durch, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens» (Hebr 4,12). Hier ist es das scharfe Gerichtswort, mit dem Er die Heiden schlägt: «… auf dass er damit die Nationen schlage.» Wohl dem, der sich schon von dem scharfen, zweischneidigen Schwert, dem Worte Gottes, hat durchrichten lassen! Das von dem Sohne Gottes ausgerufene Gerichtsurteil trägt bereits die ganze Kraft der Vollstreckung in sich. Denn auch jetzt rettet oder richtet Sein Wort. Der Herr spricht: «Die Worte, die ich rede, sind Geist und sind Leben» (Joh 6,63). Schon in Jesaja 11,4 steht: Er «wird mit dem Stabe seines Mundes die Erde schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten.» Dasselbe sagt Paulus in 2. Thessalonicher 2,8: «Und alsdann wird der Boshafte offenbart werden, welchen der Herr umbringen wird mit dem Geist seines Mundes und wird durch die Erscheinung seiner Zukunft ihm ein Ende machen.» Das ist genau das, was in Offenbarung 19,11-21 geschieht!
Das Ihm folgende Heer, die verherrlichte Gemeinde, ist weit davon entfernt, irgendwelche Waffen mitzuführen. Sie ist bekleidet mit reiner weisser Leinwand und sitzt auf weissen Pferden. Das ist alles! Sie kämpft nicht mehr zum Siege hin, sondern eilt von dem errungenen Sieg Jesu aus – mit Christus dem Antichristen und seinen Armeen entgegen. Hier wird geschildert, was in Offenbarung 17,13-14 nur kurz erwähnt wird: «Die haben eine Meinung und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier. Diese werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden (denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige), und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.»
«… und er wird sie regieren mit eisernem Stabe, und er tritt die Kelter des Weins des grimmigen Zorns Gottes des Allmächtigen» (V 15). Dieses Wort beleuchtet blitzartig, was beim Regierungsantritt unseres Herrn geschieht und geschehen muss: Ein reinigendes Gericht. Schon in Psalm 2,9 wurde dieses Gericht beim Herrschaftsantritt unseres Herrn vorausgesagt: «Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeissen.» Oder denken wir an Ägypten,  das ja nach Hesekiel 29,12 noch zerstört und öde daliegen wird: «Denn ich will Ägpytenland wüst machen … und will die Ägypter zerstreuen.» Die Begründung steht in Hesekiel 29,6-7: Für all das Böse, das sie an Israel getan haben.
«Er tritt die Kelter des Weins des grimmigen Zorns Gottes des Allmächtigen» (V 15). Dies geschieht beim Herrschaftsantritt des Herrn. In Offenbarung 14,19-20 wird dasselbe gesagt: «Und der Engel schlug an mit seiner Hippe an die Erde und schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die grosse Kelter des Zorns Gottes. Und die Kelter ward draussen vor der Stadt getreten; und das Blut ging von der Kelter bis an die Zäume der Pferde durch tausendsechshundert Feld Wegs.» Nach dem Weltbabel, das ja schon vorher zerstört wurde, wird nun hier bei diesem furchtbaren Blutbad das antichristliche Heer vernichtet. Die zweimalige Erwähnung unterstreicht die Schrecklichkeit dieses Gerichtes.
«Und er hat einen Namen geschrieben auf seinem Kleid und auf seine Hüfte also: Ein König aller Könige und ein Herr aller Herren» (V 16). Ist es nicht höchst merkwürdig und bedeutsam, dass bei dem Wiederkommenden dort, wo üblicherweise das Schwert hängt, also an der Hüfte, Seine uneingeschränkte Herrscher- und Siegerstellung geschrieben ist? Er ist ein «König aller Könige und ein Herr aller Herren». Diese Tatsache wird im Neuen Testament immer wieder betont. So zum Beispiel in Hebräer 2,8: «‹Alles hast du unter seine Füsse getan.› In dem, dass er ihm alles hat untergetan, hat er nichts gelassen, das ihm nicht untertan sei.» Oder Epheser 1,22: «Und hat alle Dinge unter seine Füsse getan.» Es ist falsch, zu behaupten, Jesus werde dann König sein, wenn Er wiederkomme und das Reich einnehme, denn Er ist seit Golgatha der König aller Könige und Herr aller Herren! Ja, schon vor Golgatha sagte Er vor Pilatus aus: «… Ich bin ein König» (Joh 18,37). Darum ist es so wichtig, dass die Königsherrschaft Jesu Christi jetzt schon in und durch uns sichtbar wird. Denn noch ist das Reich Gottes in den Gläubigen, also inwendig. Muss man nicht oft fragen: Wo ist der König, der Herrscher über Ihr Leben?
Von Wim Malgo