Wieso scheint Gott die Gebete mancher Leute zu beantworten, und die anderer nicht? Eine ähnliche Frage lautet: „Warum gerade ich“? Diese zwei Fragen sind nahe miteinander verwandt, müssen jedoch getrennt beantwortet werden. Deshalb werden wir eine nach der anderen angehen.
Wieso scheint Gott die Gebete mancher Leute zu beantworten, und die von anderen nicht?
Diese Frage muss zunächst einmal etwas persönlicher gestellt werden. Fragen wir also stattdessen: „Gott, wieso beantwortest du meine Gebete nicht?“
„Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan!“ (Matthäus 7:7).
„Weiter sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen über irgend eine Sache, für die sie bitten wollen, so soll sie ihnen zuteil werden von meinem Vater im Himmel.“ (Matthäus 18:19).
„Und alles, was ihr glaubend erbittet im Gebet, das werdet ihr empfangen!“ (Matthäus 21:22).
„Und ich sage euch: Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan!“ (Lukas 11:9).
„Doch auch jetzt weiss ich: Was immer du von Gott erbitten wirst, das wird Gott dir geben.“ (Johannes 11:22).
Die fünf obigen Verse scheinen sehr klar zu machen, dass wenn wir Gott um etwas bitten, Er es uns geben wird. Wie also kann es sein, dass unsere Gebete manchmal trotzdem unbeantwortet bleiben? Schauen wir uns 3 weitere Verse an, um der Antwort auf die Spur zu kommen.
„Und alles, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht wird in dem Sohn. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.“ (Johannes 14:13-14).
„Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben!“ (Johannes 16:23).
„Bis jetzt habt ihr nichts in meinem Namen gebeten; bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude völlig wird!“ (Johannes 16:24).
Der Schlüssel dieser 3 Verse ist „bittet in meinem Namen“, „damit der Vater im Sohn verherrlicht wird“, und „damit eure Freude völlig wird“. Unsere Gebete sollen mit des Vaters Wunsch übereinstimmen, dass Er im Sohn verherrlicht werde. Unsere Gebete sind oft körperlich/materiell motiviert, anstatt geistlich. Das bedeutet nicht, dass Gott an unseren körperlichen/materiellen Bedürfnissen nicht interessiert wäre, aber unsere derartigen Bedürfnisse müssen mit seinem Willen übereinstimmen. Gott sagt in Jesaja 55:8-9: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jesaja 55:8-9).
Es gab in meinem Leben eine intensive Zeit, wo ich mit Gott um diese Sache gerungen habe. Während mehreren Jahren konnte ich nicht verstehen, weshalb alles anders lief, als wie ich es mir wünschte. Wieso hielt sich Gott zurück, mir die Antworten zu geben, die ich wollte? Ich „beanspruchte“ diese Verse, aber nichts passierte. Schliesslich leitete er meine Aufmerksamkeit auf den folgenden Vers: „Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden.“ (Philipper 4:12).
Langsam begriff ich, dass Er mich dazu bringen wollte, Ihm in jeder Situation zu vertrauen, und Er mir die Antworten schenken würde, die ich brauchte. In aller Ehrlichkeit darf ich sagen, dass diese Tage meines Lebens seither zu den besten gehören. Meine Freude ist vollkommen.
Ich lernte, dass das Leben sich nicht so sehr um meine eigenen Wünsche dreht. Es geht um Gottes Sohn, Jesus Christus. Als ich meinen Fokus weg von mir und stattdessen auf Ihn richtete, war Er bereit, mir zu zeigen, was für ein grossartiger Gott Er ist. Heisst das, dass alle meine Probleme gelöst sind? Nein, aber viele davon. Heisst das, dass ich keine Probleme mehr habe? Natürlich nicht. Jeder hat Probleme. Ich habe welche, und es werden neue dazukommen, aber der Unterschied ist meine Einstellung.
Möge der Leser dieses Artikels dazu auch 2. Korinther 12:7-10 studieren, wo der Apostel Paulus die Sache noch besser erklärt als ich.
Schauen wir uns vier weitere Verse an.
„Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden.“ (Johannes 15:7).
„Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird.“ (Jakobus 1:5-6).
„Ihr bittet und bekommt es nicht, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.“ (Jakobus 4:3).
„Und was immer wir bitten, das empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was vor ihm wohlgefällig ist.“ (1. Johannes 3:22).
Ich sehe 9 Punkte in diesen Versen, die es zu berücksichtigen gilt, bevor wir als Christen eine Antwort auf unsere Gebete erwarten können:
1. Wir sollen in Ihm sein.
2. Seine Worte müssen in uns sein.
3. Wir sollen um Weisheit bitten.
4. Wir sollen unseren Glauben, den Er uns gegeben hat, trainieren.
5. Wir sollen nicht zweifeln.
6. Wir sollen aufrichtig bitten.
7. Wir sollen nicht gemäss unseren eigenen Begierden bitten.
8. Wir sollen Seine Gebote halten.
9. Wir sollen die Dinge tun, die Ihm wohlgefällig sind.
Kombinieren wir diese Punkte mit dem, was ich vorher schon dazu gesagt habe, und schauen wir uns dazu noch einen letzten Vers an. In Lukas 22:42 ist Jesus nur wenige Stunden vor seiner Kreuzigung. Er betet zum Vater, so wie du und ich es tun würden. Er sagt: „Vater, wenn du diesen Kelch von mir nehmen willst — doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lukas 22:42).
Jesus war 100% Mensch und 100% Gott. Als zweiter Adam war er die Perfektion im Fleisch. Der Tod am Kreuz stand unmittelbar bevor und war an sich schon furchterregend genug, jedoch wesentlich schlimmer und abscheulicher muss es gewesen sein, deine und meine Sünden in seiner absoluten Heiligkeit auf sich zu nehmen. Hätte es irgendeinen Ausweg aus diesem höllischen Trauma gegeben, hätte Er ihn nur allzu gerne angenommen, und Er hätte sogar aus eigenem Willen einen anderen Weg gehen können. Aber am Ende des Verses sagt Er: „…doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“
Da wir nicht wie Jesus Gott gleich sind, haben wir kein absolutes Verständnis darüber, was Er tut. Jesus hat uns durch Sein eigenes Gebet zum himmlischen Vater aber das ultimative Beispiel gegeben: „Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!”. Gott hat seine eigenen Gründe, etwas zuzulassen und oft scheinbar nicht in den Lauf der Dinge einzugreifen. Wir müssen Ihm nur vertrauen. Das hört sich sehr einfach an, macht aber absolut Sinn, wenn man es verstanden hat. Das Wichtigste ist, zu Ihm als ein Kind zu gehen, das sich von seinen Eltern über alles geliebt weiss, und Ihm zu vertrauen, dass Er nur das Beste für uns tut, und Seine Entscheidung zu akzeptieren. Du wirst nicht enttäuscht werden.
Warum gerade ich?
Es ist immer traurig, wenn jemand von kleinen oder grossen Schicksalsschlägen getroffen wird. Die Frage „Warum gerade ich?“ ist womöglich eine der meistgestellten überhaupt seit Menschengedenken. Wie oft haben wir jemanden diese Frage trauernd/wütend stellen gehört? Vielleicht haben wir auch selber schon „Warum gerade ich?“ gefragt. Ich könnte an dieser Stelle eine Anekdote erzählen, die davon handelt, dass ein Mann in Selbstmitleid schwelgte, weil er selber keine Schuhe besass, bis er schliesslich jemanden getroffen hat, der gar keine Füsse hatte. Kann die Tragödie anderer uns helfen, dass wir uns selbst besser fühlen? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Ich denke, es hängt von der Person und dem Problem ab. Wir können uns umschauen und diejenigen sehen, die leiden, und es gibt viele Wege zu leiden. Wir können nachvollziehen, dass es immer noch jemanden gibt, dem es schlechter geht als uns selbst, aber nichts offenbart uns den Schmerz des Leidens so sehr, wie wenn es uns selbst direkt trifft. Wenn ein teurer Freund von seinem Doktor erfahren muss, dass er tödlich an Krebs erkrankt ist, leiden und beten wir zusammen mit diesem Freund, aber es ist immer noch bei Weitem nicht dasselbe, wie wenn es uns persönlich trifft. Nur wenn wir selbst betroffen sind, dringt die Tatsache darüber in voller Stärke in unser Bewusstsein. „Warum gerade ich?“
Jesus sagt, dass jeder von uns sterben muss, und danach kommt das Gericht. Gottes Wort macht klar, dass Sünde die einst perfekte Welt zerstört hat. Von unserer Geburt an beginnen wir zu sterben. Unsere ganze Umgebung erleidet dasselbe Schicksal: Bäume, Pflanzen, Tiere, Gebäude, Maschinen usw.
Viele Dinge geschehen in unserem Leben aufgrund natürlicher Ursachen. Sie gehören zum Leben dazu. Manchmal passieren sie aufgrund von Entscheidungen, die wir treffen. Gott mag Leid erlauben, um uns näher zu sich zu ziehen. Er mag Leid dazu benutzen, uns von unserer Lethargie aufzuwecken. Leid kann sogar dazu dienen, uns zu disziplinieren.
Die Wurzel des Übels ist jedoch Sünde. Jene Sünde, welche ihren Anfang in Satans Verführung im Garten Eden bei Adam und Eva fand und sie zu Fall brachte. Aufgrund ihres Ungehorsams gegenüber Gott leiden wir nun alle.
Es ist im Verstand schwer nachzuvollziehen, wie lange Gott in seinem Erlösungswerk, um die Menschen zurück zu Ihm zu bringen, gelitten hat. Der Vater hat mächtig gelitten, während Er zuschaute, wie Sein Sohn den Preis für unsere Sünden am Kreuz bezahlte, und Er sich schliesslich sogar von Seinem geliebten Sohn abwandte. Der Sohn litt auf eine Art und Weise, die wir uns gar nicht vorstellen können, als er gehorsam den Erlösungsplan Seines Vaters ausführte. Der Heilige Geist litt, als Er den Sohn den Erlösungsplan ausführen sah, was den Weg für den Dienst des Heiligen Geistes in der Kirche bereitete.
An dieser Stelle muss betont werden, dass Gott kein Chaos anrichtet, und dass Er nie die Ursache unserer Probleme ist. Unsere Probleme kommen einzig deshalb über uns, weil wir seit der gefallenen Schöpfung in Sünde leben.
Und noch etwas gilt es zu berücksichtigen. Wenn ich leide, womöglich sogar ohne eigenes Verschulden, bin ich dann besser als irgendjemand anderer? Kann ich weiterhin sagen „Warum gerade ich?“, wenn ich keinen Deut besser bin als mein Nächster? Denke über den tieferen Sinn nach, wenn ich nun sage „Warum nicht?“ Würde ich mein Leiden lieber jemand anderem aufhalsen? Niemand leidet gerne, aber Gott kann uns so wie Paulus etwas Wichtiges dabei beibringen: „Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden.“ (Philipper 4:12).
Ein Vers, an den sich ein Kind Gottes immer erinnern sollte, ist Römer 8:28, der besagt: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“ (Römer 8.28). Wenn Versuchung und Verfolgung über uns kommen, sollten wir es als Gelegenheit sehen, Gott zu erlaub,e durch uns zu arbeiten, indem wir Ihn durch den Namen Jesu Loben und Preisen.
Es drängt sich noch eine dritte Frage auf, die in Psalm 73 zusammen mit der Antwort gefunden wird. Die Frage lautet: „Wieso hat der Gottlose Erfolg?“. Nimm dir einen Moment Zeit zu lesen, was der Psalmist darüber zu sagen hat.
Diese drei Fragen: 1.) Wieso beantwortet Gott meine Gebete nicht? 2.) Wieso passiert das gerade mir? 3.) Wieso hat der Gottlose Erfolg? sind alles legitime Fragen. Gott erbost nicht, wenn wir sie stellen, und es gibt auch nicht immer eine eindeutige Antwort, jedenfalls nicht für uns. Die Schlüsselverse dazu sind Lukas 22:42, Philipper 4:12 und Psalm 73. Mach dich gut vertraut mit diesen Bibelstellen, ich bin überzeugt. dass sie deiner Seele Frieden bringen.
Von Grant Phillips