03.01.2011

Geld und Endzeit: Die Elite und die verschuldete Weltordnung – Teil 3

Obwohl manche Beobachter meinen, die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise gehöre bereits in die Annalen der Geschichte, sind deren Folgen doch von epochaler Bedeutung für die Welt. Diese Entwicklung ist ein weiterer Schritt in dem Prozess, der in die letzte Phase der Endzeit hineinführt. Wir wollen uns dem Thema «Staatsverschuldung» zuwenden. Welche Rolle spielt dieses Phänomen im Endzeitgeschehen? «Der Reiche herrscht über die Armen, und Sklave ist der Schuldner seinem Gläubiger» (Spr 22,7). Wenn diese Worte aus dem Buch der Sprüche zutreffen, wie können sich dann verschuldete Staaten zu einer Weltregierung zusammenschliessen? Der Bibel zufolge sind die Zustände in den letzten Tagen auch im Hinblick auf die Rolle des Geldes weitaus komplexer. Aus der biblischen Prophetie werden mindestens zwei wichtige Endzeit-Impulse erkennbar, darunter auch eine verschuldete Weltregierung.
1. Eine langwierige soziale Schieflage. Was ist eine «soziale Schieflage»? Es handelt sich um die extremen Unterschiede zwischen Reich und Arm. Am Ende dieses Prozesses werden die Reichen immer reicher und ihre Zahl wird immer kleiner, während die Armen immer ärmer und immer zahlreicher werden. Wird eine solche Entwicklung in der Bibel vorhergesagt? Tatsächlich prophezeit Jakobus in seinem Brief, dass die Anhäufung von Reichtümern in der Endzeit eine gewisse Rolle spielt. Unter anderem schreibt er: «Nun also, ihr Reichen … ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen» (Jak 5,1.3). Der Wohlstand hat wohl nicht nur allgemein zugenommen, sondern er wird angehäuft oder «gesammelt», wie es auch das griechische Verb «thesaurizo» andeutet. Dieser Unterschied ist von grosser Bedeutung, weil er einen Hinweis auf eine soziale Schieflage enthält. Man kann nicht Reichtum anhäufen und konzentrieren, ohne dass man gleichzeitig andere ihres Wohlstands beraubt.
Ist es jedoch sinnvoll, diesen Endzeit-Impuls einer extremen sozialen Schieflage aus nur einem Bibelvers herauszulesen? Dieser Vers ist eindeutig genug, aber auch viele andere Bibelstellen enthalten Andeutungen über diesen endzeitlichen Zustand. Propheten sowohl im Alten als auch im Neuen Testament schildern Zeiten einer extremen Kommerzialisierung und wirtschaftlichen Unterdrückung in den letzten Tagen. Neben anderen alttestamentlichen Propheten weisen auch Jesaja und Sacharja auf diese Zustände hin. Im Neuen Testament warnt der Apostel Paulus vor «schweren Zeiten», in denen die Menschen unter anderem «geldliebend» sein werden (vgl. 2.Tim 3,1-2). In der Offenbarung weissagt Johannes über die Gemeinde von Laodizea, die von sich sagt: «Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts!» (Offb 3,17). Diese siebte und letzte Gemeinde, die vom Herrn ermahnt wird, ist nach allgemeiner Auffassung die Gemeinde Jesu in der Endzeit.
2. Verschuldung als Machtinstrument. Die Vorstellung, dass Wirtschaftssysteme ohne Verluste oder periodische Rezessionen reguliert werden können, hat ihren Ursprung in einer Weltanschauung, die das Heil im Materialismus sucht. In diesem Zeitalter ist es jedoch nicht möglich, eine solche Welt zu schaffen. Wenn Regierungen dieses Ziel mit staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft und unsinnigen politischen Massnahmen erreichen wollen, manövrieren sie sich in eine immer höhere Verschuldung hinein. Diese Entwicklung findet heute statt, und sie ist auch ein wichtiger Aspekt bei der immer grösser werdenden Kluft zwischen Reich und Arm.
Wie bereits erwähnt, muss jemand, der reich werden will, jemand anderen dazu bringen, sich entweder hoch zu verschulden oder sich in eine zeitweilige Abhängigkeit zu begeben. Verschuldete Staaten spielen eine wichtige Rolle, wenn man den Transfer des Wohlstands von der grossen Masse der Bevölkerung auf eine kleine Schicht aus Reichen oder Superreichen erleichtern will. Aber lässt sich der Gedanke, dass das antichristliche System ein verschuldetes Gebilde sein wird, biblisch begründen? Wenn man die Weissagungen des Propheten Habakuk studiert, kommt man vielleicht zu einem neuen Verständnis über diese Frage. Vor diesem Hintergrund wollen wir die folgenden Verse betrachten.
«Denn die Vision gilt erst für die festgesetzte Zeit, und sie strebt auf das Ende hin und lügt nicht. Wenn sie sich verzögert, warte darauf; denn kommen wird sie, sie wird nicht ausbleiben. Siehe, die verdiente Strafe für den, der nicht aufrichtig ist! Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben. Wie viel weniger wird der Gewalttätige, der Treulose, der anmassende Mann zum Ziel kommen, er, der seinen Schlund weit aufsperrt wie der Scheol und der wie der Tod ist und nie sich satt frisst! Und er rafft an sich alle Nationen und sammelt zu sich alle Völker. Werden nicht diese alle über ihn ein Spottlied anheben, wobei sie mit Rätselfragen auf ihn anspielen? Und man wird sagen: Weh dem, der aufhäuft, was nicht sein ist – wie lange noch? – und der Pfandschuld auf sich lädt! Werden nicht plötzlich solche aufstehen, die dir Zins auferlegen, und solche aufwachen, die dich zittern lassen? Da wirst du ihnen zur Beute werden. Weil du selbst viele Nationen ausgeraubt hast, werden alle übrigen Völker dich ausrauben wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Vergewaltigung des Landes, der Stadt und all ihrer Bewohner» (Hab 2,3-8).
Der Prophet gibt uns an dieser Stelle einen gewissen Aufschluss über unsere Fragen. Obwohl sich seine Weissagungen wohl zunächst an das Babylon seiner Zeit richteten, haben sie auch einen endzeitlichen Bezug. Der Herr antwortete ihm: «Denn die Vision gilt erst für die festgesetzte Zeit, und sie strebt auf das Ende hin und lügt nicht» (Hab 2,3). Ausserdem wird in den darauffolgenden Versen auch das Wesen des endzeitlichen Antichristen beschrieben, wobei Gier und wirtschaftliche Unterdrückung zu seinen herausragenden Eigenschaften zählen. «Sie alle holt er mit der Angel herauf, er schleppt sie mit seinem Fangnetz fort und sammelt sie ein in seinem Garn; darüber freut er sich und jubelt. Darum schlachtet er für sein Netz Schlachtopfer und lässt für sein Garn Rauchopfer aufsteigen, denn durch sie ist sein Anteil fett und feist seine Speise» (Hab 1,15-16). Er (oder das Weltsystem, die Wirtschaftsmacht Babylon aus Offenbarung 18) ist ein Fallensteller. Darüber hinaus sagt Habakuk über ihn: «… er, der seinen Schlund weit aufsperrt wie der Scheol und der wie der Tod ist und nie sich satt frisst! Und er rafft an sich alle Nationen und sammelt zu sich alle Völker» (Hab 2,5). Dieses Endzeit-Regime wird von Gier angetrieben, und es umspannt die ganze Welt, weil es «alle Nationen» an sich rafft und «alle Völker» zu sich sammelt. «Weh dem, der aufhäuft, was nicht sein ist – wie lange noch? – und der Pfandschuld auf sich lädt!» (V 6). «Weh dem, der unrechten Gewinn macht – zum Unheil für sein Haus! –, um sein Nest in der Höhe anzulegen, um sich damit vor der Hand des Unheils zu retten!» (V 9). Die Weissagungen des Propheten Habakuk enthalten eine treffende Schilderung über die sich entwickelnden Herrschaftsstrukturen unserer und vielleicht auch der zukünftigen Zeit. Dieses System ist aufgebaut auf einem Fundament aus Gier, Unterdrückung und Ausbeutung. Mit einer finanziellen und wirtschaftlichen Falle (sowie mit anderen Mitteln) nimmt es die Welt gefangen. Aber Habakuk vermittelt uns noch einen weiteren Einblick, und zwar in den Zustand der Verschuldung. Die endzeitliche Herrschaftsstruktur ist ein verschuldetes System. «Werden nicht plötzlich solche aufstehen, die dir Zins auferlegen, und solche aufwachen, die dich zittern lassen? Da wirst du ihnen zur Beute werden» (Hab 2,7). «Die Zinsen von dir wollen» sind Gläubiger, die ihre Schulden eintreiben. Der Zustand der Verschuldung, in die der «Gewalttätige, der Treulose» geraten ist, wird auch einen Vers vorher vom Propheten Habakuk verdeutlicht, wenn er sagt: «Weh dem, der aufhäuft, was nicht sein ist – wie lange noch? – und der Pfandschuld auf sich lädt!» (V 6).
Von Wilfred J. Hahn