26.01.2011

Die 70 Jahrwochen des Propheten Daniel

Viele glauben, dass die wichtigste Bibelstelle der Prophetie Daniel 9:24-27 ist.
Fast jeder Fehler, auf den ich beim Lesen von verschiedenen Auslegungen der Endzeitprophetie gestossen bin, ist auf ein Missverständnis dieser Passage zurückzuführen. Wir wollen das Jahr mit einer neuen und ausgiebigen Studie dieser wichtigen Prophetie beginnen.
Bevor wir tiefer einsteigen, wollen wir einen kurzen Überblick über den Kontext geben. Daniel war zu dieser Zeit schon ein alter Mann, wahrscheinlich in den 80ern. Er war fast 70 Jahre lang in Babylon und wusste vom Lesen der erst kürzlich vervollständigten Schriftrollen Jeremias, dass die 70-jährige Gefangenschaft, die Gott Israel auferlegt hatte, bald vorüber war.
„Darum, so spricht der HERR der Heerscharen: Weil ihr meinen Worten nicht gehorcht habt,  siehe, so sende ICH nach allen Geschlechtern des Nordens und hole sie herbei, und sende zu Meinem Knecht Nebukadnezar, dem König von Babel, und lasse sie kommen über dieses Land und über seine Bewohner und über alle diese Völker ringsum; und ICH will sie dem Bann preisgeben und sie zum Entsetzen und zum Gespött und zu ewigen Trümmerhaufen machen. Und ICH will unter ihnen aufhören lassen das Jubel- und Freudengeschrei, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut, das Klappern der Mühle und das Licht der Lampe; und dieses ganze Land soll zu Trümmerhaufen, zur Wüste werden, und diese Völker sollen dem König von Babel dienen, 70 Jahre lang.“ (Jeremia 25:8-11).
„Im ersten Jahr seiner Regierung achtete ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, von der das Wort des HERRN an den Propheten Jeremia ergangen war, dass die Verwüstung Jerusalems in 70 Jahren vollendet sein sollte.“ (Daniel 9:2).
Der Grund für diese Gefangenschaft war Israels beharrliche Anbetung der falschen Götter ihrer heidnischen Nachbarn. Die Dauer von 70 Jahren kam durch die Tatsache zustande, dass die Israeliten es 490 Jahre lang versäumt hatten, ihr Ackerland alle 7 Jahre für 1 Jahr brachliegen zu lassen, wie Gott es geboten hatte.
„Und der HERR redete zu Mose auf dem Berg Sinai und sprach: ‚Rede mit den Kindern Israels und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ICH euch geben werde, so soll das Land dem HERRN einen Sabbat feiern. Sechs Jahre lang sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre lang deinen Weinberg beschneiden und den Ertrag [des Landes] einsammeln. Aber im siebten Jahr soll das Land seinen Sabbat der Ruhe haben, einen Sabbat für den HERRN, an dem du dein Feld nicht besäen noch deinen Weinberg beschneiden sollst. Auch was nach deiner Ernte von selbst wächst, sollst du nicht ernten; und die Trauben deines unbeschnittenen Weinstocks sollst du nicht lesen, weil es ein Sabbatjahr für das Land ist. Und dieser Sabbat des Landes soll euch Nahrung bringen, dir und deinen Knechten und deiner Magd, deinem Tagelöhner und deinen Gästen, die sich bei dir aufhalten; deinem Vieh und den wilden Tieren in deinem Land soll sein ganzer Ertrag zur Speise dienen.‘“ (3. Mose 25:1-7).
Der HERR war die ganze Zeit über geduldig gewesen, aber schliesslich hat Er sie nach Babylon geschickt, damit dem Land Israel eine 70-jährige Ruhe gegönnt werde, welche überfällig war.
„So wurde das Wort des HERRN durch den Mund Jeremias erfüllt: ‚Bis das Land seine Sabbate gefeiert hat, soll es ruhen, solange die Verwüstung währt, bis 70 Jahre vollendet sind!‘“ (2.Chronik 36:21).
Zu Beginn dokumentiert Daniels Gebet in Daniel Kapitel 9, dass die 70-jährige Bestrafung fast vorüber war, und er bat Gott um Gnade für sein Volk. Noch bevor er das Gebet zu Ende gesprochen hatte, erschien ihm der Engel Gabriel und sprach die Worte aus Daniel 9:24-27. Lesen wir sie zuerst ganz, damit wir einen Überblick bekommen, und dann nehmen wir sie uns Vers für Vers vor.
„Über dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben. So wisse und verstehe: Vom Erlass des Befehls zur Wiederherstellung und zum Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen; Strassen und Gräben werden wieder gebaut, und zwar in bedrängter Zeit. Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottetwerden, und Ihm wird nichts zuteil werden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen. Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schliessen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel werden Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergiesst.“ (Daniel 9:24-27).

Keine Prophetie in der gesamten Heiligen Schrift ist wichtiger für unser Verständnis über die Endzeit, als diese vier Verse.
Zuerst wollen wir einige grundlegende Dinge klären, bevor wir diese Textstelle Vers für Vers durchnehmen. Das hebräische Wort, das hier mit „Jahrwoche“ übersetzt ist, steht  für einen Zeitraum von 7 Jahren, so wie das Wort „Dekade“ eine Periode von 10 Jahren bezeichnet. Wörtlich heist es „eine Woche von Jahren“. Somit sind 70 Jahrwochen 70 x 7 = 490 Jahre. Diese Zeitspanne wird in 3 Abschnitte unterteilt:
§ 7 Jahrwochen = 49 Jahre
§ 62 Jahrwochen = 434 Jahre
§ 1 Jahrwoche   = 7 Jahre
Nun lasst uns beginnen.
„Über dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.“ (Daniel Kapitel 9:24).
Auf Seinem himmlischen Thron sitzend, beschloss Gott, dass Daniels Volk (Israel) und Daniels „Heilige Stadt“ (Jerusalem) während einer besonderen Zeitspanne von 490 Jahren sechs Dinge widerfahren sollen. (Bei dem Allerheiligsten handelt es sich um den jüdischen Tempel in Jerusalem.)
Wir sollten beachten, dass sich im Hebräischen diese Dinge ein bisschen anders lesen. Buchstäblich hatte Gott für das jüdische Volk Folgendes bestimmt:
1.  Einschränkung oder Unterdrückung der Überschreitung (auch Rebellion)
2.  Verschliessung seiner Sünden (als wenn man sie in einen Behälter verschliesst)
3.  Sühneopfer bringen (Wiederherstellung) wegen seiner Ungerechtigkeit
4.  Es in einen Zustand immerwährender Gerechtigkeit zu bringen
5.  Verschliessung (dasselbe Wort wie bei Punkt 2) von Vision und Prophetie
6.  Weihe (Einsegnung) des heiligen Ortes (des Allerheiligsten)
In schlichter Sprache ausgedrückt, bedeutet das Folgendes:
1.  Gott wird der Rebellion der Israeliten gegen Ihn ein Ende setzen.
2.  ER wird ihre Sünden hinweg nehmen.
3.  ER wird die aufgelaufene Strafe auf sich nehmen.
4.  ER wird sie in einen fortwährenden Zustand der Gerechtigkeit bringen.
5.  ER wird die noch ausstehenden Prophetien erfüllen.
6.  ER wird den Tempel weihen.
Dies alles hätte sich durch ihren Messias (Jesus) erfüllen sollen, weil sonst niemand es hätte tun können. Wenn sie Ihn als ihren Erlöser angenommen hätten, wäre die Rebellion gegen Gott zu Ende gegangen. All ihre Sünden wären ihnen vergeben worden, und die gesamte Schuld wäre beglichen gewesen. Sie wären in einen Zustand fortwährender Gerechtigkeit gekommen; all ihre Prophetien hätten sich erfüllt, und der neu erbaute Tempel wäre eingesegnet worden. Hier ist zu beachten, dass Er, obwohl es den Anschein hatte, als hätte Gott den 2. Tempel akzeptiert, NICHT darin Einzug gehalten hat. Auch waren weder die Bundeslade noch Sein Gnadenstuhl dort präsent.
„So wisse und verstehe: Vom Erlass des Befehls zur Wiederherstellung und zum Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen; Strassen und Gräben werden wieder gebaut, und zwar in bedrängter Zeit.“ (Daniel 9:25).
Hier haben wir eine klare Prophetie über den Zeitpunkt Seines ersten Kommens. Als der Engel Gabriel Daniel diese Botschaft brachte, lag Jerusalem bereits 70 Jahre lang in Trümmern, und die Juden befanden sich die ganze Zeit über in babylonischer Gefangenschaft. Addieren wir 62 + 7 Jahrwochen à 7 Jahre, so kommen wir auf 483 Jahre. Danach sollte, gemäss der Prophetie, der Befehl zur Wiederherstellung Jerusalems kommen, die Stadt wieder aufgebaut werden, und sie konnten ihren Messias erwarten.
Um Verwirrung zu vermeiden, ist es wichtig, den Erlass zur Freilassung der Juden aus der Gefangenschaft von der Erlaubnis zum Wiederaufbau Jerusalems zu unterscheiden.
Als Kyrus, der Perser, Babylon eroberte, liess er die Juden sofort frei. Das war bereits 150 Jahre zuvor prophezeit worden.
„So spricht der HERR, dein Erlöser, der dich von Mutterleib an gebildet hat: ICH BIN der HERR, der alles vollbringt —ICH habe die Himmel ausgespannt, ICH allein, und die Erde ausgebreitet durch Mich selbst —, der die Zeichen der Schwätzer vereitelt und die Wahrsager zu Narren macht; der die Weisen zum Widerruf zwingt und ihr Wissen zur Torheit macht; der aber das Wort Seines Knechtes bestätigt und den Ratschluss ausführt, den Seine Boten verkündeten; der zu Jerusalem spricht: ‚Werde [wieder] bewohnt!‘ und zu den Städten Judas: ‚Werdet [wieder] gebaut! Und ihre Trümmer richte ICH wieder auf‘,  der zur Meerestiefe spricht: ‚Versiege! Und deine Ströme werde ICH trockenlegen!‘  der von Kyrusspricht: ‚Er ist mein Hirte, und er wird all meinen Willen ausführen und zu Jerusalem sagen: ‚Werde gebaut!’ und zum Tempel: ‚Werde gegründet!’, So spricht der HERR zu Kyrus, Seinem Gesalbten, dessen rechte Hand ICH ergriffen habe, um Völker vor ihm niederzuwerfen und die Lenden der Könige zu entgürten, um Türen vor ihm zu öffnen und Tore, damit sie nicht geschlossen bleiben: ICH selbst will vor dir herziehen und das Hügelige eben machen; ICH eherne Türen zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen; und ICH dir verborgene Schätze geben und versteckte Reichtümer, damit du erkennst, dass ICH, der HERR, es BIN, der dich bei deinem Namen gerufen hat, der Gott Israels. Um Jakobs, Meines Knechtes, und Israels, Meines Auserwählten willen habe ICH dich bei deinem Namen gerufen; und ICH habe dir einen Ehrennamen gegeben, ohne dass du Mich kanntest. ICH BIN der HERR und sonst ist keiner; denn außer Mir gibt es keinen Gott. ICH habe dich gegürtet, ohne dass du Mich kanntest,  damit vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang erkannt werde, dass gar keiner ist außer Mir. ICH BIN der HERR, und sonst ist keiner.“ (Jesaja 44, 24 –25:6).
Und hier erfüllte sich diese Prophetie:
„Und im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien — damit das Wort des HERRN erfüllt würde, das durch den Mund Jeremias ergangen war —, da erweckte der HERR den Geist des Kyrus, des Königs von Persien, so dass er durch sein ganzes Königreich, auch schriftlich, bekanntmachen und sagen liess: ‚So spricht Kyrus, der König von Persien: Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und Er selbst hat mir befohlen, Ihm ein Haus zu bauen in Jerusalem, das in Juda ist. Wer irgend unter euch zu Seinem Volk gehört, mit dem sei Sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus des HERRN, des Gottes Israels — ER ist Gott — in Jerusalem! Und jeder, der noch übrig geblieben ist an irgendeinem Ort, wo er sich als Fremdling aufhält, dem sollen die Leute seines Ortes helfen mit Silber und Gold, mit Gütern und Vieh sowie freiwilligen Gaben für das Haus Gottes in Jerusalem!‘“ (Esra 1:1-4).
Aber der Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems erfolgte erst im 1. Monat des 20. Jahres der Regierung des persischen Königs Artaxerxes. „Es geschah aber im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahr des Königs Artasasta, als Wein vor ihm stand, da nahm ich den Wein und gab ihn dem König. Ich war aber zuvor nie traurig vor ihm gewesen.“ (Nehemia 2:1).
Das war nach unserer Zeitrechnung im März 445 v. Chr., also etwa 90 Jahre später. Genau 483 Jahre nach diesem Erlass ritt der HERR Jesus unter „Hosianna“-Rufen auf einem Esel in Jerusalem ein. Es war der einzige Tag in Seinem Leben, an dem Er Seinen Anhängern erlaubt hatte, Ihn als König zu proklamieren, damit sich Daniels Prophetie exakt an diesem Tag erfüllte. Im Hebräischen wird der HERR Jesus „Messias, der Prinz“ genannt, angesichts der Tatsache, dass Er als der gesalbte Sohn des Königs kam und selbst noch nicht zum König gekrönt worden war.
Jesus erinnerte die Menschen an diese besondere Prophetie.
„Und als Er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: „Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde einen Wall um dich aufschütten, dich ringsum einschliessen und von allen Seiten bedrängen werden; und sie werden dich dem Erdboden gleichmachen, auch deine Kinder in dir, und in dir keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast!“ (Lukas 19:41-44).
ER setzte voraus, dass sie Daniel 9:24-27 kannten. Ein paar Tage später weitete Er die Verantwortung auf jene aus, die in der Endzeit in Israel leben. „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte stehen seht (wer es liest, der achte darauf!),  dann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist.“ (Matthäus 24:15-16). ER setzte ebenfalls voraus, dass sie Daniel Kapitel 9 kannten.
„Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und Ihm wird nichts zuteil werden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen.“ (Daniel 9:26).
Zuerst kamen die 7 Jahrwochen mit 49 Jahren und dann die 62 Jahrwochen mit 434 Jahren, also insgesamt 483 Jahre. Das hebräische Wort für „Gesalbter“ ist „Maschiach“, auf Deutsch „Messias“. Am Ende dieser 2. Periode von 62 Jahrwochen würde ihr Messias „abgeschnitten“, d. h. „hingerichtet“, wörtlich „ausgerottet“ werden, wobei Er bis dahin nicht den Ruhm, die Ehre und die Segnungen erlangt hatte, die Ihm in der Heiligen Schrift verheissen waren.
Begehen wir hier keinen Fehler! Jesus musste sterben, damit die oben genannten 6 Verheissungen in Erfüllung gehen konnten. Kein anderer im Himmel oder auf Erden hätte sie erfüllen können. Wir können uns nur schwer vorstellen, wie die Dinge anders gelaufen wären, wenn die Juden Ihn als ihren Messias erkannt und Ihn für ihre Sünden hätten sterben lassen, so dass Er sie mittels Seiner Auferstehung in die immerwährende Gerechtigkeit gebracht hätte. Aber Gott wusste natürlich im Voraus, dass sie es nicht tun würden, so dass Er diesen schweren Weg gehen musste.
Ist euch bewusst, was das bedeutet? Es war nicht das Töten des Messias, das den Bruch mit Gott herbeiführte. Im Grunde war Er ja gekommen, um für sie zu sterben. Nein, es ging darum, dass dadurch, dass sie Ihn töteten, bewiesen wurde, dass sie es ablehnten, dass Er durch Seinen freiwilligen Tod den Preis für ihre Sünden bezahlte, wodurch Er sie hätte erretten können. Das hatte zur Folge, dass Sein Tod völlig bedeutungslos für sie war. Das genau war es, was die Trennung ihrer Beziehung zu Gott herbeigeführt hat.
Das war der erste Hinweis darauf, dass zukünftig nichts mehr gut laufen würde. Nach der Kreuzigung sollte ein Herrschers kommen und Jerusalem sowie den Tempel zerstören. Dabei handelte es sich um denselben Tempel, von dem Gott geboten hatte, dass er eingesegnet werden sollte. Die Israeliten wurden dann ins Ausland zerstreut, und der Frieden von der Welt war genommen.
Wir wissen alle, dass Jesus gekreuzigt wurde, und 38 Jahre später hielten die Römer die Fackel an die Stadt Jerusalem, und diese Stadt mitsamt ihrem Tempel wurde zerstört. Die Juden, die das überlebten, waren gezwungen zu fliehen, um ihr Leben zu retten. Ich glaube nicht, dass es in den folgenden 2‘000 Jahren noch eine andere Generation gegeben hat, die wegen eines solchen Krieges hat fliehen müssen.
Nach der Kreuzigung geschah etwas Seltsames. Die himmlische Uhr wurde angehalten. 69 von den 70 Jahrwochen waren vergangen, und alles, was für diese 483 Jahre prophezeit worden war, traf ein; aber es blieb noch 1 Jahrwoche (7 Jahre) übrig. Im Alten Testament gibt es viele Hinweise darauf, dass die Uhr aus dem einen oder anderen Grund in der Geschichte Israels ein paar Mal angehalten worden war. Entweder wurde das jüdische Volk dann  jedes Mal unterjocht oder musste Israel verlassen.
Und im Neuen Testament werden uns ebenfalls Hinweise darauf gegeben, dass die Zeit für Israel still steht, während sich Gottmit der Gemeinde befasst.
„Nachdem sie aber zu reden aufgehört hatten, ergriff Jakobus das Wort und sagte: ‚Ihr Männer und Brüder, hört mir zu! Simon hat erzählt, wie Gott zuerst Sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen. Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: ‚Nach diesem will ICH zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen, und ihre Trümmer will ICH wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die Übriggebliebenen der Menschen den HERRN suchen, und alle Heiden, über die Mein Name ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut.‘ Gott sind alle Seine Werke von Ewigkeit her bekannt.‘“ (Apostelgeschichte 15:13-18).
Aber der klarste Hinweis, dass die Uhr angehalten hat, ist, dass sich die Ereignisse, die in Daniel 9:27 vorausgesagt wurden, ganz einfach noch nicht erfüllt haben.
„Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schliessen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel werden Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergiesst.“ (Daniel 9:27).
Zum besseren Verständnis der Endzeit sollten wir uns zwei Dinge vor Augen führen:
1.)  Das Zeitalter der Gnade folgte nicht auf das Zeitalter des Gesetzes; es unterbrach lediglich das Zeitalter des Gesetzes. Die letzten 7 Jahre müssen also noch in Erfüllung gehen, damit alle 6 Punkte, welche der Engel Gabriel für Israel vorausgesagt hat, abgehakt werden können. „Über dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.“ (Daniel 9:24).
2.)  Das Zeitalter der Gnade war nicht der nächste Schritt im Verlauf von Gottes universalem Plan, sondern nur eine Abweichung davon, ein Einschub. Eines Tages kommt die Entrückung, und nichts dergleichen wird sich jemals wieder im Zeitalter der Gnade ereignen. „Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um Seiner grossen Liebe willen, mit der Er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! — und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus, damit Er in den kommenden Weltzeiten den überschwänglichen Reichtum Seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus.“ (Epheser 2:4-7). Selbst dann nicht, wenn Israel den Neuen Bund akzeptiert, wie vorhergesagt: „‘Siehe, es kommen Tage‘, spricht der HERR, ‚da ICH mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen Neuen Bund schließen werde;  nicht wie der Bund, den ICH mit ihren Vätern schloss an dem Tag, da ICH sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben Meinen Bund gebrochen, obwohl ICH doch ihr Eheherr war‘, spricht der HERR. ‚Sondern das ist der Bund, den ICH mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde‘, spricht der HERR. ‚CH will Mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ICH will ihr Gott sein, und sie sollen Mein Volk sein.‘“ (Jeremia 31.31-34). Die Juden werden nicht dieselben Vorteile geniessen wie die Gemeinde. Die Beziehung, die die Brautgemeinde mit dem HERRN hat, wird sich mit keiner anderen Gruppe wiederholen – niemals!
Bevor wir versuchen, die 70 Jahrwochen verständlich zu machen, wollen wir uns eine Grammatikregel anschauen, die zeigen wird, dass unsere Auslegung korrekt ist. Diese Regel lautet: Pronomen beziehen sich auf das zuletzt erwähnte Substantiv. „Er“ ist ein Personalpronomen, das auf das zuletzt genannte maskuline Substantiv Bezug nimmt. So ist das auch bei dem Relativpronomen „Herrscher, der kommen wird“ der Fall. Das bedeutet hier, dass ein Herrscher, der aus dem Territorium des alten Römischen Reiches kommt, einen 7-Jahresvertrag mit Israel bekräftigen wird, welcher den Juden erlaubt, einen Tempel zu bauen und ihren Gottesdienst des Alten Bundes wieder aufleben zu lassen. 3 ½ Jahre später wird er diesen Vertrag brechen, indem er einen Gräuel dort aufstellt, was dazu führt, dass der Tempel entweiht wird, so dass der jüdische Gottesdienst dort nicht mehr stattfinden kann. Dieser Gräuel lenkt den Zorn Gottes auf diesen Herrschen, den Antichristen, und er wird vernichtet werden.
Dass sich diese Ereignisse noch nicht erfüllt haben, sehen wir daran, dass zu einem jüdischen Gottesdienst nach dem Alten Bund ein Tempel gehört, und den gibt es seit dem Jahr 70 n. Chr. nicht mehr, weil er von den Römern zerstört wurde.
Einige sagen, diese Prophetie hätte sich bereits erfüllt, als die Römer die Stadt Jerusalem zerstört haben; aber die meisten glauben, dass sie noch aussteht, teilweise deswegen, weil der Gräuel, welcher die Verwüstung hervorruft, seitdem noch nicht aufgestellt werden konnte. Eine Gottesbeleidigung solchen Ausmasses hatte es zuvor nur ein einziges Mal gegeben. Antiochus Epiphanes, ein mächtiger syrischer König, hatte Jerusalem im Jahr 168 v. Chr. angegriffen und das Tempelgelände betreten. Dort hatte er ein Schwein auf dem Tempelaltar geopfert und eine Statue des griechischen Gottes Zeus mit seinem eigenen Gesicht aufstellen lassen. Danach hatte er über jeden die Todesstrafe verhängt, der sie nicht anbetete. Dies entweihte den Tempel für den jüdischen Gottesdienst. Die Juden machte das so wütend, dass sie rebellierten und die Syrer siegreich bekämpften. Das alles ist in der jüdischen Geschichte aufgezeichnet (1. Makkabäer), wo dieses Ereignis im Tempel der „Gräuel der Verwüstung“ genannt wird. An Channuka wird jedes Jahr von den Juden die darauf folgende Tempelreinigung gefeiert.
Paulus warnte davor, dass in den letzten Tagen ein Weltführer so mächtig wird, dass er sich über alles, was Gott oder Gottesdienst heisst, erhebt und sich im Tempel selbst zum Gott erklärt. „Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt.“ (2. Thessalonicher 2:3-4).
Auch der Antichrist wird eine Statue errichten lassen Und alle, die sich nicht anbeten, werden zum Tod verurteilt. „Und es verführt die, welche auf der Erde wohnen, durch die Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben sind, und es sagt denen, die auf der Erde wohnen, dass sie dem Tier, das die Wunde von dem Schwert hat und am Leben geblieben ist, ein Bild machen sollen. Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres einen Geist zu verleihen, so dass das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten.“ (Offenbarung 13:14-15).
Jesus sagte, dass dieser Gräuel, der zur Verwüstung führt, von dem Daniel sprach, die Grosse Drangsal einläuten wird, eine Zeit von 3 ½ Jahren, die mit der letzten Hälfte von Daniels 70. Jahrwoche zusammenfällt. Die Ähnlichkeit zwischen diesem zukünftigen Ereignis und dem aus der Geschichte sind so offensichtlich, dass die meisten Gelehrten davon überzeugt sind, dass in diesem Fall die Geschichte auf die Zukunft hinweist, weil alles darauf hindeutet.
Bald, ja sehr bald
Ein neuer Führer wird bald auf der Weltbühne erscheinen – ein Mann mit grossem persönlichem Charisma. Nach einem verheerenden Krieg im Mittleren Osten wird er einen Plan zur Wiederherstellung des Friedens präsentieren. Durch diesen wird er dann sehr schnell so mächtig, dass er die Welt kontrolliert. Da kurz zuvor alle wahren Gläubigen infolge der Entrückung der Brautgemeinde von der Erde verschwunden sind, wird er keine Mühe mehr haben, die meisten zurückgebliebenen Erdbewohner davon zu überzeugen, dass er der verheissene Messias sei, der Friedefürst. Er wird alle mit diplomatischen Bravourleistungen und Eroberungen in Erstaunen versetzen; ja sogar Übernatürliches vollbringen.
Wenn er sich zum Gott erklärt, wird die Hölle auf Erden losbrechen, und 3 ½ Jahre lang wird die schrecklichste Zeit anbrechen, die die Welt je gesehen hat, so dass die Menschheit in ihrer Existenz bedroht ist. Doch bevor die Menschen alle vernichtet werden, kommt der echte Friedefürst wieder und stürzt diesen Betrüger. Jesus wird dann Sein Reich auf der Erde errichten; ein Reich, das niemals von einem anderen zerstört oder übernommen werden wird.
Nachdem Er sein Leben hingegeben hatte, damit der Sünde ein Ende bereitet, das Böse gesühnt wird und ewige Gerechtigkeit kommen kann und sich alle biblischen Visionen und Prophetie erfüllen, wird Er das Allerheiligste weihen und alle Ehre, allen Ruhm und alle Segnungen erfahren, welche die Bibel Ihm verheissen hat. Am Ende wird Israel sein Land zurückbekommen, und die Juden werden für immer mit Gott in ihrer Mitte in Frieden leben.
Wir können fast schon die Schritte des Messias hören…
Von Jack Kelley