Wann immer ich innerhalb weniger Tage mehrere Fragen zum gleichen Thema bekomme, nehme ich an, dass jemand versucht, mir ein Thema für einen Artikel zu geben. Das ist speziell dann wahr, wenn es sich nicht auf etwas bezieht, worüber ich kürzlich geschrieben habe, so wie es diese Woche der Fall war.
Die Frage bezieht sich dieses Mal auf eine Sichtweise, die von einigen gelehrt wird, dass Israel die Braut Gottes und die Gemeinde die Braut von Jesus Christus ist. In der Bibel beschreibt Gott unsere Beziehung mit Ihm oft mit Ausdrücken einer Heirat. Er tut das zu unserer Erbauung, damit wir Ihn besser verstehen lernen. Als Paulus zum Beispiel gesagt hat, dass er uns dem Herrn als eine keusche Jungfrau präsentieren will (2. Korinther 11:2), hat er gemeint, dass er nicht will, dass wir durch eine falsche Lehre oder Ehebruch besudelt werden, bevor wir dem Herrn bei der Entrückung präsentiert werden, genauso wie eine jungfräuliche Braut nie durch irgendeine sexuelle Beziehung vor der Heirat mit ihrem Mann besudelt wurde.
Bezüglich Israels kann eine der intimsten Darstellungen, was Gott für Sein Volk gefühlt hat, in Hesekiel 16 gefunden werden.
Die Braut Gottes
„So spricht Gott, der Herr, zu Jerusalem: Nach Herkunft und Geburt stammst du aus dem Land der Kanaaniter; dein Vater war ein Amoriter und deine Mutter eine Hetiterin. Und mit deiner Geburt verhielt es sich so: An dem Tag, als du geboren wurdest, ist dein Nabel nicht abgeschnitten worden; du bist auch nicht im Wasser gebadet worden zu deiner Reinigung; man hat dich nicht mit Salz abgerieben noch in Windeln gewickelt. Niemand hat mitleidig auf dich geblickt, dass er etwas derartiges für dich getan und sich über dich erbarmt hätte, sondern du wurdest auf das Feld hinausgeworfen, so verachtet war dein Leben am Tag deiner Geburt.“ (Hesekiel 16:3-5).
Als Gott Abraham berufen hat, hat Er die Israeliten aus heidnischen Welt geschaffen, die Idole angebetet hat. Schon von Beginn an schien die Welt mit ihnen in Konflikt zu stehen.
„Da ging ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln und sprach zu dir, als du dalagst in deinem Blut: ‚Du sollst leben!‘ Ja, zu dir in deinem Blut sprach ich: ‚Du sollst leben!‘ Ich liess dich zu vielen Tausenden werden wie das Gewächs des Feldes. Du bist herangewachsen und gross geworden und gelangtest zur schönsten Blüte. Deine Brüste wölbten sich, und dein Haar wuchs, aber du warst noch nackt und bloss. Als ich nun an dir vorüberging und dich sah, siehe, da war deine Zeit da, die Zeit der Liebe. Da breitete ich meine Decke über dich und bedeckte deine Blösse. Ich schwor dir auch und machte einen Bund mit dir, spricht Gott, der Herr; und du wurdest mein.“ (Hesekiel 16:6-8).
Das erinnert an die Nacht, in der Rut zur Tenne kam und Boas gebeten hat, seine Decke über sie auszubreiten (Ruth 3:9). Es ist ein Zeichen eines Versprechens und des Schutzes. Man könnte sagen, dass dies der Punkt war, an dem Israel die Braut Gottes wurde.
„Da badete ich dich mit Wasser und wusch dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl. Ich bekleidete dich mit buntgewirkten Kleidern und zog dir Schuhe aus Seekuhfellen an; ich legte dir weisses Leinen an und hüllte dich in Seide. Ich zierte dich mit köstlichem Schmuck; ich legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um deinen Hals; ich legte einen Ring an deine Nase und Ringe an deine Ohren und setzte dir eine Ehrenkrone auf das Haupt. So warst du geschmückt mit Gold und Silber, und dein Kleid war aus weißem Leinen, aus Seide und Buntwirkerei. Du hast Weissbrot und Honig und Öl gegessen; und du wurdest überaus schön und brachtest es bis zur Königswürde. Und dein Ruhm verbreitete sich unter den Heidenvölkern wegen deiner Schönheit; denn sie war vollkommen durch meinen Schmuck, den ich dir angelegt hatte, spricht Gott, der Herr.“ (Hesekiel 16:9-14).
Gott hat Israel so behandelt, wie ein König seine Königin behandelt. Er hat sie so grosszügig mit Segen übergossen, wie es die Welt noch nie gesehen hat. Aber wie der Rest des Kapitels zeigt, wurde Israel untreu und hat die Segnungen benutzt, um den anliegenden Nationen mit ihren heidnischen Göttern den Hof zu machen, indem sie die Geschenke, die ihnen Gott gegeben hat, diesen Nationen gegeben haben, um ihre Gunst zu gewinnen. Und schliesslich hatte Er genug.
„O du ehebrecherische Frau, die Fremde annimmt anstatt ihres Ehemannes! Sonst gibt man allen Huren Lohn; du aber gibst allen deinen Liebhabern Lohn und beschenkst sie, damit sie von allen Orten zu dir kommen und Hurerei mit dir treiben! Es geht bei dir in der Hurerei umgekehrt wie bei anderen Frauen: Dir stellt man nicht nach, um Hurerei zu treiben; denn da du Hurenlohn gibst, dir aber kein Hurenlohn gegeben wird, ist es bei dir umgekehrt.“ (Hesekiel 16.32-34).
In Seiner Wut hat Gott Israel den Nationen überlassen, aber Er hat ihnen etwas versprochen, nachdem die Nationen mit ihnen fertig waren: „Und ich will meinen grimmigen Zorn an dir stillen; und dann wird sich mein Eifer von dir abwenden, und ich werde Ruhe finden und nicht mehr zornig sein. Aber ich will an meinen Bund gedenken, den ich mit dir geschlossen habe in den Tagen deiner Jugend, und ich will einen ewigen Bund mit dir aufrichten. Aber ich will an meinen Bund gedenken, den ich mit dir geschlossen habe in den Tagen deiner Jugend, und ich will einen ewigen Bund mit dir aufrichten. Aber ich will meinen Bund mit dir aufrichten, und du sollst erkennen, dass ich der Herr bin.“ (Hesekiel 16:42,60,62).
Und so wurde Israel von einer unschuldigen Braut zu einer ehebrecherischen Frau. Etwa 150 Jahre bevor Hesekiel das geschrieben hat, hat der Prophet Hosea das in seinem eigenen Leben erfahren, ein Beispiel für die Beziehung von Gott mit Israel. Auf Gottes Anweisung hin, heiratete er eine Prostituierte, und als sie ihn verliess und zu ihrem früheren Beruf zurückkehrte, hat Hosea ihren Liebhabern Geschenke gegeben. Als sie nicht mehr länger begehrenswert war und auf den Sklavenmarkt geschickt wurde, hat Hosea sie zurückgekauft und nach Hause genommen. Es ist die Geschichte der Rebellion und der Loskaufung von Israel.
Am Ende des Zeitalters wird jemand wie Hosea Israel mit seinem eigenen Blut, dem Preis für die Loskaufung, aus der Sklaverei freikaufen. Und so wird die ehebrecherische Frau wieder mit ihrem Ehemann versöhnt, und Er wird Sein Gelübde mit ihr erneuern. Der alte Bund wird durch einen ewigen Bund ersetzt (Jeremia 31:31-32). Jesaja hat es für uns beschrieben.
„An jenem Tag wird der Spross des Herrn schön und herrlich sein, und die Frucht des Landes wird der Stolz und der Schmuck für die Entkommenen Israels sein. Und es wird geschehen: Jeder Übriggebliebene in Zion und jeder Übriggelassene in Jerusalem wird heilig genannt werden, jeder, der zum Leben eingeschrieben ist in Jerusalem. Ja, wenn der Herr den Schmutz der Töchter Zions abgewaschen und die Blutschuld Jerusalems aus seiner Mitte hinweggetan hat durch den Geist des Gerichts und den Geist der Vertilgung, dann wird der Herr über der ganzen Wohnung des Berges Zion und über seinen Versammlungen bei Tag eine Wolke und Rauch schaffen und den Glanz einer Feuerflamme bei Nacht, denn über der ganzen Herrlichkeit wird ein Schutzdach sein; und eine Laubhütte wird zum Schatten vor der Hitze bei Tag sein, und zur Zuflucht und zum Schirm vor Unwetter und Regen.“ (Jesaja 4:2-6).
Das Wort für Spross ist tsemach und bezieht sich auf den Messias, der die Versöhnung möglich gemacht hat. Wenn der Fluch weg ist, wird das Land wie nie zuvor aufblühen. Nach den Endzeitgerichten, die auf das 2. Kommen folgen, werden nur Gläubige auf der Erde bleiben, und jeder, der in Jerusalem sein wird, wird heilig sein. Die Wolkensäule am Tag und das Feuer bei Nacht erinnern uns daran, als der Herr die Israeliten in der Wüste beschützt hat (2. Mose 13:21). Und die ganze Schöpfung wird sich über diese längst überfällige Versöhnung freuen.
„Die Wüste und Einöde wird sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und blühen wie ein Narzissenfeld. Sie wird lieblich blühen und frohlocken, ja, es wird Frohlocken und Jubel geben.“ (Jesaja 35:1-2). „Denn ihr werdet mit Freuden ausziehen und in Frieden geleitet werden; die Berge und Hügel sollen vor euch in Jubel ausbrechen und alle Bäume des Feldes in die Hände klatschen.“ (Jesaja 55:12).
Die Braut von Christus
Während der Zeit der Rebellion von Israel hat sich der Herr wieder an die Heiden gewandt, um aus ihnen ein Volk (die Gemeinde) für sich selber zu nehmen (Apg. 15:13). Er liebt die Gemeinde „und hat sich selbst für sie hingegeben, damit er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, so dass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.“ (Epheser 5:25-27).
Von allem Anfang an hat der Herr entschieden, alles zu tun, was nötig ist, damit die erhöhte Stellung der Gemeinde niemals verloren gehen kann. Bevor die Gemeinde geboren wurde, hat der Herr eine Liste von allen unseren Sünden zusammengestellt und sie mit Sich ans Kreuz getragen, wo Er alle Sünden im Voraus vergeben hat (Kolosser 2:13-14). Das hat es Ihm erlaubt, uns immer so zu betrachten, als ob wir nie gesündigt hätten (2. Korinther 5:17), als ob wir genauso gerecht sind wie Er (2. Korinther 5:21). Wir wurden durch sein ein-für-allemal Opfer für immer perfekt gemacht (Hebräer 10:12-14). Gott, der reich an Gnade ist, hat uns mit Christus lebendig gemacht, sogar während wir in unseren Übertretungen immer noch tot waren, und Er hat uns bereits mit Christus in die himmlischen Regionen mitversetzt (Epheser 2:4-6).
Nachdem Er den Weg bereitet hat, ist der Herr in das Haus Seines Vaters gegangen, um für uns ein Zuhause vorzubereiten, und Er hat versprochen, zurückzukommen, um uns dorthin mitzunehmen, um dort zu sein, wo auch Er ist (Johannes 14:2-3). An einem Tag, den niemand vorhersagen kann, wird Er uns in den Wolken treffen, und in einem Augenblick werden wir weg sei und unsere alten, von der Sünde befallenen Körper werden durch neue, unsterbliche Körpern ersetzt, die speziell für das ewige Leben mit Ihm geschaffen sind. Der Ort, den Er für uns vorbereitet, wird riesig sein und gänzlich mit Gold und wertvollen Steinen gemacht sein, und Sein Licht wird die ganze Welt erleuchten (Off. 21:24). Die Könige der Erde werden ihren Reichtum in sie hineinbringen, und wir werden unseren Platz im königlichen Haushalt Gottes einnehmen, den Platz, an dem Er uns bereits vor der Grundlegung der Erde gesehen hat.
Um was geht es eigentlich?
Natürlich sind alle diese Ausdrücke der Hochzeit metaphorisch. Gott heiratet keine Menschen in dem Sinn, in dem wir von der Heirat denken. Und wie kann Gott Israel und Jesus die Gemeinde heiraten, wenn Gott und Jesus ein und derselbe sind? Jesus ist das, wie Gott aussieht, wenn Er eine physische Erscheinung annehmen will (Hebräer 1:3).
Ich glaube, dass der Sinn, in dem wir verheiratet sein werden, von der Nähe kommt, die wir fühlen werden, von der Intimität, die nur durch eine lange, verpflichtende Beziehung erreicht werden kann. Es geht wirklich darum, wie zwei eins werden. Unsere Herzen sind miteinander verknüpft. In unserem gegenwärtigen, gefallenen Zustand ist das sogar in einer Ehe schwer zu erreichen. Unzählige Ehemänner und Ehefrauen können von der Einsamkeit erzählen, die sie fühlen, weil sie immer weiter auseinander driften, anstatt sich näher zu kommen.
Neugläubige erfahren oft eine Nähe mit dem Herrn, die sie nie mit einem anderen Menschen gefühlt haben, und diejenigen, die sich nicht länger an das Muster dieser Welt anpassen, sondern sich durch die Erneuerung ihrer Gedanken verändern lassen (Römer 12:2), können viel von dieser Nähe bewahren. Aber sogar dann verstehen wir, wie es unsere sündige Natur verhindert, dem Herr so nahe zu sein, wie wir es gerne hätten.
Wir können es uns nur vorzustellen versuchen, wie es sich anfühlen wird, wenn diese Schranke der Intimität schliesslich entfernt wird. Während der ganzen Tortur der Folter und der Kreuzigung war das einzige Leiden, das zu gross für den Herrn war, um zu schweigen, als Er unsere Sünden auf Sich selber nahm und sich der Vater von Ihm abwenden musste, weil Er Ihn nicht ansehen konnte (Habakuk 1:13). Wir hatten nie Seine Art Intimität mit dem Vater, aber Er war nie von dieser Intimität getrennt, und als Er es war, hat es Ihm mehr Schmerzen verursacht, als alles andere, das Sie (wir) Ihm antaten. Paulus hat gesagt, dass wir erkennen werden, gleichwie wir erkannt werden (1. Korinther 13:12), und Johannes hat versprochen, dass wir wie Er sein werden, wenn der Herr erscheint, weil wir Ihn sehen werden, wie Er ist (1. Johannes 3:2). Wir werden endlich die Art von Intimität mit Ihm haben, nach der wir uns immer gesehen haben.
Der Vergleich der ehebrecherischen Frau mit der jungfräulichen Braut dient dazu, den Unterschied zwischen dem Gesetz und der Gnade zu symbolisieren. Das Gesetz zeigt, was wir aus uns selber machen können, eine ehebrecherische Frau, und die Gnade zeigt, was Gott aus uns machen kann, eine jungfräuliche Braut. Als Paulus in Epheser 5:32 davon gesprochen hat, hat er gesagt, dass es ein tiefgründiges Geheimnis ist, und glauben Sie mir, das war keine Übertreibung.
Die Wahrheit ist, dass sich die Gemeinde nicht besser benommen hat als Israel. Bevor das 1. Jahrhundert geendet hat, hat sich der Herr über die Nachlässigkeit beklagt: „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Busse und tue die ersten Werke!“ (Offenbarung 2:4-5).
Und vom 4. bis zum 16. Jahrhundert war die Gemeinde schlimmer als tot, sie war eine Macht für das Böse in der Welt. Es gab seither mehrere Erweckungen, und doch hat heute nur ein kleiner Prozentsatz der wiedergeborenen Gläubigen eine biblische Weltansicht. Die meisten können nicht von der ungläubigen Welt unterschieden werden. Und doch betrachtet uns Jesus dank der Gnade Gottes weiterhin als Seine strahlende Braut, heilig und schuldlos.
Am Ende des Zeitalters wird der Herr Seinen Geist der Gnade über das Volk Israel ausgiessen, so wie es bei der Gemeinde war (Sacharja 12:10). Wenn sie realisieren, dass Jesus Christus auch für ihre Sünden gestorben ist, werden auch sie die immensen Vorteile Seiner Gnade erfahren. Die Blutschuld, die seither auf ihnen liegt (Matthäus 27:25), wird endlich vergeben sein (Joel 4:21), und sie werden mit dem Herrn eins sein.
Sowohl Israel als auch die Gemeinde werden im kommenden Zeitalter eine wunderbare, unvorstellbar Beziehung mit dem Herrn haben. Diese Beziehungen werden unterschiedlicher Natur und an verschiedenen Orten sein, zumindest während den ersten 1‘000 Jahren, aber keine Gruppe wird auf die andere eifersüchtig sein. Die ehebrecherische Frau wird mit ihrem Ehemann versöhnt sein, ihre Sünden vergeben und vergessen, genauso wie unsere. Die Braut wird bei denen sein, die sich freuen, und sie werden beiden mit inniger Dankbarkeit auf Jesus Christus schauen, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens (Hebräer 12:2).
Von Jack Kelley