17.02.2011

Geld und Endzeit: Die Elite und die verschuldete Weltordnung - Teil 4

Obwohl manche Beobachter meinen, die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise gehöre bereits in die Annalen der Geschichte, sind deren Folgen doch von epochaler Bedeutung für die Welt. Diese Entwicklung ist ein weiterer Schritt in dem Prozess, der in die letzte Phase der Endzeit hineinführt.

In Teil 3 haben wir zwei von drei in der biblischen Prophetie erkennbaren Endzeit-Impulsen erörtert: «Eine langwierige soziale Schieflage» und «Verschuldung als Machtinstrument». Nachdem wir dort die Voraussetzungen für eine «soziale Schieflage» erläutert haben, wollen wir uns nun der Frage nach der Identität der reichen und superreichen Eliten zuwenden.
3. Die Entstehung von reichen und superreichen Eliten. Der Prophet Daniel erwähnt sie im selben Vers, in dem er auch vom Antichristen spricht. «Er wird gegen die starken Festungen vorgehen mit einem fremden Gott. Wer ihn anerkennt, dem wird er viel Ehre erweisen. Und er wird solchen Leuten Herrschaft verleihen über die vielen und ihnen das Land zum Lohn austeilen» (Dan 11,39). Wer sind diejenigen, die Ehre erwiesen und «Herrschaft über die vielen» verliehen bekommen sowie bei der Aufteilung des Landes «zum Lohn» eine Rolle spielen? Es sind Menschen, die «ihn», also den Antichristen, «anerkennen». In vielen Bibelausgaben steht in der einen oder anderen Form das Wort «anerkennen». Für uns bedeutet das, dass bestimmte Leute in Schlüsselpositionen, die den Antichristen anerkennen und seine Herrschaft gelten lassen, eine Belohnung in Form von Land erhalten. Die Bedeutung des in diesem Vers verwendeten aramäischen Wortes für «Land» kann auch Eigentum, einen wirtschaftlichen Machtbereich sowie ein bestimmtes geografisches Gebiet umfassen. Schliesslich bildete im Altertum der Landbesitz die wichtigste Grundlage für Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg.
Daraus folgt, dass diese Eliten aus einer kleinen Gruppe von Menschen bestehen müssen, die schon von sich aus über einen gewissen Einfluss verfügen. Warum ist dieser Aspekt so wichtig? Weil diesen Leuten die Herrschaft über viele verliehen wird. Nicht jeder kann diese Art von Macht ausüben. Schon aus diesem Grund wird diese Machtelite aus einem verhältnismässig kleinen Personenkreis bestehen. Diese Schlussfolgerung ist nicht nur logisch, sondern die Bibel erwähnt auch, welche Belohnung die grosse Masse derer erhalten wird, die den Antichristen anerkennen und anbeten werden. Solche Menschen werden nicht getötet werden (das ist eine «negative» Belohnung) und sie werden «kaufen oder verkaufen» können. Er «bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Grossen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Sklaven, dass man ihnen ein Malzeichen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn gibt; und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat» (Offb 13,15-17).
Die Eliten der Reichen und Superreichen dagegen erhalten für ihre Loyalität noch eine weitere Belohnung, nämlich zusätzliche Macht und wirtschaftlichen Einfluss. Es ist im Grunde genommen der gleiche Handel, den Satan unserem Herrn Jesus Christus anbot, als er Ihn damals in der Wüste versuchen wollte. Auch damals wollte er Jesus «alle diese Macht und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem immer ich will, gebe ich sie. Wenn du nun vor mir anbeten willst, soll das alles dein sein» (Lk 4,6-7). Die für die besondere Belohnung erwählten Eliten müssen im Gegenzug dazu etwas mitbringen, nämlich ihren Ruhm und ihre Bereitschaft, den Antichristen in seiner Machtposition zu bestätigen. Die Bibel nennt zumindest ein paar Kriterien, mit deren Hilfe wir diese künftigen Machteliten identifizieren können. Zunächst einmal muss es sich dabei um Menschen handeln. Diese Personen müssen über Führungsqualitäten und bereits über Macht und Einfluss verfügen. Ausserdem müssen sie die Bereitschaft mitbringen, sich zu weltlichen Komplizen des Antichristen zu machen.
Wenn diese Geschehnisse erst in der Trübsalszeit zu ihrer vollen Entfaltung kommen (und uns deshalb nicht mehr betreffen), ist es dann bereits heute möglich, die künftig von den Eliten der Reichen beherrschten Machtstrukturen zu erkennen? Natürlich können wir zum jetzigen Zeitpunkt lediglich Spekulationen anstellen, wenn es um die Identität jener vom Propheten Daniel erwähnten Komplizen des Antichristen geht. Zu den zukünftigen Eliten könnten zum Beispiel die Vorstände von multinationalen Konzernen gehören. Schliesslich sind manche dieser Unternehmen aufgrund ihres wirtschaftlichen Einflusses bereits heute mächtiger als so manche Nation.
Multinationale Firmen gehören heute zu den wohl einflussreichsten Kräften in der Weltwirtschaft. Weil in diesem Zeitalter Geld gleichbedeutend mit Macht ist, zählen diese Konzerne wohl auch zum Kreis der Mächtigsten in der Welt. Obwohl die Unternehmen vielleicht schon vor ein paar Hundert Jahren gegründet worden waren, hat sich ihre globale Macht erst in den letzten fünf Jahrzehnten voll entfaltet. Die Gruppe der einhundert mächtigsten Wirtschaftssubjekte in der Welt setzt sich heute etwa zur Hälfte aus Ländern und zur anderen Hälfte aus multinationalen Konzernen zusammen. Obwohl sich die Vorstände dieser Grossfirmen gegenüber ihren Aufsichtsräten verantworten müssen, sind sie dennoch äusserst einflussreich. Diese Unternehmen haben zum Teil mehrere Hunderttausend Mitarbeiter. Das ist mehr als die Bevölkerungszahl mancher Länder. Den Prognosen von säkularen Analysten zufolge könnte eine kleine Gruppe aus Firmengiganten in der Zukunft tatsächlich die gesamte Weltwirtschaft beherrschen.
Die Machtelite der Zukunft könnte sich aber auch aus einer Gruppe von superreichen Einzelpersonen zusammensetzen, die über riesige Vermögen verfügen und zu deren Reichtum eventuell ganze Industriezweige und multinationale Konzerne gehören. Es wird ihrem eigenen Interesse dienen, wenn sie das Regime des Antichristen unterstützen, denn nach ihrer vom Materialismus geprägten Weltanschauung gehört die Sicherung ihres Reichtums zu ihren vorrangigen Zielen. Sie hätten ohnehin nicht so viele Reichtümer anhäufen können, wenn die Regierungen ihrer Länder nicht durch ihre Wirtschaftspolitik oder zunehmende Verschuldung einen so enormen Transfer von Wohlstand ermöglicht hätten und wenn die Regierenden nicht mit den superreichen «Fürsten» unter einer Decke stecken würden. Diese Entwicklung wirft bereits ihre Schatten voraus. Denken wir nur an die heute schon bestehenden Verflechtungen zwischen der amerikanischen Regierung und der New Yorker Börse.
Wir können über die Identität der im Buch Daniel erwähnten Machteliten keine eindeutigen Aussagen machen. Diese Unsicherheit sollte uns nicht enttäuschen, sondern dazu bewegen, uns alle Möglichkeiten offen zu halten und uns bei unseren Überlegungen an der Bibel zu orientieren. Wir sollten wachsam bleiben und auf die Rückkehr unseres Herrn warten, damit wir nicht abgelenkt oder gar schlafend vorgefunden werden. Deshalb sollten wir die heutige Entwicklung aufmerksam verfolgen und für neue Informationen offen sein. Die Machtstrukturen in der Welt unterliegen einem ständigen Wandel. Obwohl «wir das prophetische Wort umso fester» besitzen (vgl. 2.Petr 1,19), müssen wir uns auch bewusst machen, dass unser Feind ein listiger Meister der Täuschung ist.
Von Wilfred J. Hahn