«Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand wird schliessen, und schliesst, und niemand wird öffnen»
Der bequeme und schnelle Weg des geringsten Widerstands ist uns meist am sympathischsten. Aber oft stellt sich im Nachhinein heraus, dass er nicht zum erwarteten Ergebnis führte. Die Gefahr, abzuweichen oder aufzugeben, steigert sich in Verbindung mit zunehmenden Leiden, Druck und Widerwärtigkeiten und unserer menschlichen Tendenz, so schnell wie möglich auszusteigen. In Jesaja 36 wird eine extrem tragische Situation beschrieben: Ein übermächtiger Feind hatte Jerusalem belagert und fast ausgehungert. Alles Beten und Gottvertrauen schien aussichtslos. Selbstbewusst, ja arrogant, verhöhnte Rabschake, der Stellvertreter des aramäisch-assyrischen Königs Sanherib, den Gott Israels und beabsichtigte damit, den letzten Widerstand der stark geschwächten Juden zu brechen. Er listete seine vielen Eroberungen auf und erwähnte, dass selbst die verschiedenen Lokalgötter nichts ausrichten konnten und es Jerusalem genauso ergehen würde. Zu allem Elend beherrschte Rabschake die judäische Sprache und wandte sich im Namen des assyrischen Königs direkt an das Volk: «Macht Frieden mit mir und kommt zu mir heraus, so soll jedermann von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum essen und das Wasser seines Brunnens trinken, bis ich komme und euch in ein Land führe, das eurem Land gleich ist, ein Land voll Korn und Most, ein Land voll Brot und Weinbergen» (Jes 36,16-17). Das war eine ansprechende Werbung mit Bildern, die an das messianische Friedensreich erinnern – aber nicht in Israel, sondern in Assyrien. Es war ein verlockender Ersatz, in listiger Absicht vom Feind unterbreitet und angeboten, um die Israeliten aus dem verheissenen Land wegzulocken.
Ähnliches macht zum Beispiel auch der Islam, indem er durch neue Offenbarungen Israel, den Messias und die Gemeinde für nichtig erklärt und seine Nachfolger in ein anderes «Paradies» führen will. Welch ein Geist dahinter steht, erkennt man an Mohammeds Hass, nicht nur gegen die Juden, sondern auch gegen das Kreuz. Arnold Fruchtenbaum schreibt zu Mohammeds totaler Ablehnung der Kreuzigung Jesu, dem Symbol des Kreuzes und der von Gott geoffenbarten Versöhnung: «Bezüglich des wiederkommenden Jesus spricht er (Mohammed, Red.) davon, dass er den ‹Mythos des Kreuzes› und ‹das Kreuz zerstören oder zerbrechen wird› (Mishkat IV, S. 80 ff). Von Waqidi wird berichtet, dass ‹Mohammed in Bezug auf die Form des Kreuzes eine solche Abneigung hatte, dass er alles zerbrach, was in sein Haus gebracht wurde und dieses Zeichen trug› (Dictionary of Islam, S. 63). All dies deutet auf einen tiefen Riss zwischen der Offenbarung in der Bibel und dem Koran hin.»
In ähnlicher Weise hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad den Westen provokativ aufgefordert, doch den Juden einen «geeigneten» Lebensraum zur Verfügung zu stellen (also Israel aus dem Land der Väter, der Verheissung, herauszunehmen und irgendwo im Westen anzusiedeln Wiederholt drohte er mit der totalen Vernichtung Israels. Das bekräftigte der oberste Militär der iranischen Armee, Ataollah Salehi, und spottete: «Die Wahrheit ist, dass Israel nicht den Mut hat, uns anzugreifen. Und wenn wir irgendwie von Israel angegriffen werden, denke ich, würden wir nicht mehr als 11 Tage brauchen, um Israel von der Landkarte gelöscht zu haben.»
Seit der Staatsgründung im Jahr 1948 spitzt sich der Hass gegen Israel als Fremdkörper inmitten der islamischen Welt immer mehr zu. Anstatt die «anderen Nachkommen Abrahams» als die ursprünglichen Heilsträger der wahren Gottesoffenbarung willkommen zu heissen und nach fast 2000 Jahren Zerstreuung, Misshandlung und Holocaust Barmherzigkeit zu zeigen, wird mit allen Mitteln versucht, die Juden und Israel zu verteufeln.
Prophetische Blinklichter. In der jüngeren Geschichte tauchten die verschiedensten alternativen Landoptionen auf: 1903 das sogenannte Uganda-Programm. Der britische Kolonialsekretär Joseph Chamberlain bot den Juden anlässlich des 6. Zionistenkongresses in Basel das Mau- Plateau im Osten Afrikas an, das heute zu Kenia gehört. Zur Zeit der deutschen Naziherrschaft und des zunehmenden Antisemitismus häuften sich diesbezügliche Ideen. Vor der eigentlichen «Endlösung» wurde in Nazi-Deutschland ernstlich an eine Umsiedlung der europäischen Juden nach der afrikanischen Insel Madagaskar gedacht. Dabei spielte die Überlegung mit, zu verhindern, dass weitere nach Palästina einwandernde Juden dort durch einen eigenen vatikanähnlichen Staat die Wichtigkeit Jerusalems für Christen und Moslems unterminieren würden. Und die Japaner entwarfen 1934 ihren Fugu-Plan und beschlossen im Jahr 1938, die vor den Nazis flüchtenden Juden aufzunehmen. Der Name Fugu spricht für sich: Kugelfisch. Diese giftigen Fische werden in Japan sorgfältig gereinigt und gegessen. So stuften die Japaner die Juden ein, da sie die «Protokolle der Weisen von Zion» für bare Münze nahmen. Sie wollten sich der einflussreichen und begabten Juden für eigene Ziele bedienen, aber immer mit viel Vorsicht, wie beim Verzehr der Fugu-Kugelfische. Und selbst Joseph Stalin reservierte 1934 im aufstrebenden Russland inmitten revolutionärer Umsiedlungen ganzer Bevölkerungsteile ein autonomes Gebiet für die Juden: Das «Jüdische Autonome Gebiet» hatte als Zentrum Birobidschan und befand sich in der Nähe des Amur-Flusses, 8000 km östlich von Moskau an der chinesischen Grenze, damit die Juden dort das Erbe ihrer jiddischen Kultur erhalten könnten – sicherheitshalber weit entfernt und abgetrennt von den wichtigsten Städten und Industriezentren! Aber das waren alles nur menschliche Versuche, mit dem «Judenproblem» irgendwie fertig zu werden. In Wirklichkeit war und ist das aber unmöglich, denn unser Herr selbst garantiert: «Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist» (Mt 24,34).
Man merkte, dass überall rote Lichter zu blinken begannen und sich einige Teile des prophetischen Puzzles bewegten. Doch leider erkannten nur die wenigsten die Zeichen der Zeit und die Geburtswehen des Staates Israel! Gott wollte keine billige Uganda- oder Madagaskar-Kopie oder eine russische Juden-Autonomie am Ende der Welt, sondern Jerusalem sollte zum Laststein für alle Völker werden und der Zionismus auf das Zentrum der kommenden Tage hinweisen. Der Schlüssel Davids befindet sich in der Hand Jesu Christi, der selbst über die Zukunft Israels bestimmt.
Das «Heil kommt aus den Juden» (Joh 4,22) und unser Gott ist «der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs» (Mt 22,32). Das bestätigt unser Herr in Lukas 11,52: «Wehe euch Gesetzesgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis (Wissen um den wahren Gott) weggenommen! Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, welche hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert!» Israel wurden die Aussprüche Gottes anvertraut. Das ist nichts anderes als Gottes Angebot der Versöhnung und Errettung und entscheidet über Leben und Tod – und das für alle Ewigkeit! Das ist eine sehr ernste Angelegenheit und grosse Verantwortung. Doch es kam zum Machtmissbrauch, zur Monopolisierung und zu vielen rein menschlichen Traditionen, die vom Eigentlichen ablenkten und dazu dienten, die Position und Privilegien der religiösen Führer zu garantieren und möglichst noch auszubauen. Aber Jesus bestätigte die Realität des «Schlüssels der Erkenntnis». Dabei geht es nicht um Dinge wie den Heiligen Gral oder irgendwelche Verschwörungen, sondern um den tatsächlichen Heilsweg, einer «Roadmap to Paradise», einer Infokarte bzw. einem Handbuch, wie wir ins Paradies zurückgehen können – mit der zentralen Gestalt des Messias als Lamm Gottes, dem Gott-König aus Bethlehem, dem Befreier Zions und dem Löwen aus Juda. Die vier Evangelien und ein Teil der Apostelgeschichte schildern ausführlich, wie Israel als Ganzes abdriftete, Jesus verwarf und nach Seiner Kreuzigung die Apostel verfolgte. Die Gesetzesgelehrten selbst gingen nicht «hinein» und schlossen die aus, die es wagten, Jesus als Messias anzuerkennen (z.B. Joh 9,34).
Petrus, der Mann mit dem Schlüssel. Petrus, der Jünger Jesu, ist ein eindrückliches Beispiel von Gottes Allmacht und Willen, ganz normale Menschen zu gebrauchen, umzugestalten und zu korrigieren. Petrus wurde von unserem Herrn selbst als besonders bevollmächtigte Schlüsselperson eingesetzt. Was bedeutet das? Unser Gott ist ein Gott der Ordnung, der Planung und der Prophetie. Jesus verheisst: «Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein» (Mt 16,19).
Petrus wurde durch das vom Himmel herabkommende Tuch, voll mit «unkoscheren», also unreinen Tieren, in Richtung sogenannter Heidenmission gedrängt. Er folgte der Einladung in das Haus des römischen Hauptmanns Kornelius, wo er diesen Schritt vor den Anwesenden rechtfertigte: «Ihr wisst, wie unerlaubt es für einen jüdischen Mann ist, sich einem Fremdling anzuschliessen oder zu ihm zu kommen; und mir hat Gott gezeigt, keinen Menschen gemein oder unrein zu nennen» (Apg 10,28). Was Petrus tat, war ein echter Skandal und sorgte für Unruhen und Krisen in der Jerusalemer Muttergemeinde. Doch Petrus war von Gott als Schlüsselperson eingesetzt worden, die Tür zu den Nicht-Israeliten, zu den «Fremdlingen», aufzustossen!
Zwei Kapitel vorher waren Petrus und Johannes schon nach Samaria gekommen, um den durch Philippus gewirkten Aufbruch zu legitimieren (Apg 8,14ff.). Die Samariter wurden von den Juden als Mischvolk verachtet und der Ausdruck «besessener Samariter» (Joh 8,48) war wohl etwa das Giftigste, womit man sie beschimpfte und fertigmachte. Im alten Sichem (Nablus) hatten sich die Samariter ein eigenes Heiligtum errichtet. Im Gespräch Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen werden wir in diese Problematik mit hineingenommen und Jesus bestätigte: «Das Heil kommt aus den Juden» (Joh 4,22). Und genau das erfüllte sich nun durch Philippus, der die Samariter auf Jesus hinwies, den Erlöser aus Israel, auf den auch so mancher Samariter sehnsüchtig wartete (Joh 4,25).
Aber warum hielt Gott Seinen klar verheissenen Heiligen Geist noch zurück und verhinderte so die Wiedergeburt der bussfertigen Samariter? Die Antwort auf diese Frage ist sehr wichtig, weil in so mancher Gemeinde Verwirrung herrscht, indem dieses Ereignis als Argument für die Behauptung gebraucht wird, die Taufe des Heiligen Geistes stelle eine besondere, separate Erfahrung nach der Bekehrung dar. Das Problem bestand jedoch darin, dass sich die samaritischen Gemeinden, hätten sie den Heiligen Geist sofort empfangen, von den jüdischen absondern würden und das damalige Neue Testament, vertreten durch die noch lebenden Apostel, nicht als Autorität beachtet hätten und dadurch früher oder später zur Sekte verkommen wären! Deshalb mussten die Apostel von Jerusalem «herabkommen» und durch den sichtbaren Akt der Handauflegung den Heiligen Geist vermitteln. Rückblickend wird diese Zeit folgendermassen analysiert: «Wobei Gott sein Zeugnis dazu gab mit Zeichen und Wundern und mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen» (Hebr 2,4). Es gibt Bibelübersetzungen, die hier den Ausdruck «besondere Austeilungen des Heiligen Geistes» gebrauchen. Alles wurde durch diejenigen in Bewegung gesetzt, die in besonderer Weise von Gott erwählt, gebraucht und bestätigt wurden – und ganz besonders gilt das für «unseren Mann» in der Schlüsselposition, Petrus! Denken wir ans Lösen und Binden in Verbindung mit dem zeichenhaften Gerichtstod von Ananias und Saphira nach dem Verhör durch Petrus (Apg 5,5.10).
Ja, und was oder wer kam nach Petrus? Wer war der Nachfolger? Auch diese Frage wird uns im Hebräerbrief klar beantwortet: «Denn wenn das durch Engel verkündete Wort fest war …» (2,2). Was blieb nach der unbeschreiblichen Herrlichkeit der Sinai-Erfahrung? Das geoffenbarte und übermittelte Wort Gottes! Genau das gleiche blieb nach Petrus und den Aposteln: Das Neue Testament als Zeugnis und Autorität: «Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag» (Joh 12,48). Also nicht besondere Gefühle, Ekstase, ausserbiblische Offenbarungen oder Visionen und auch nicht neuzeitliche Apostel oder Päpste, sondern das Wort Gottes! Tragischerweise ist das heute vielen zu wenig, zu unscheinbar, zu wenig ansprechend und zu radikal – sie verachten die Gemeinde in «Knechtsgestalt und mit Pilgergesinnung». Echte Autorität besteht auch heute nicht im Besonderen, Auffälligen oder in Showgehabe. Die «Torheit Gottes» (1.Kor 1,25) demütigt und zerbricht den stolzen Sünder und befriedigt nicht unsere fleischlich natürlichen Vorstellungen! Und genau hier haken viele moderne Verführer im Schafspelz ein und bedienen sich der Religiosität der breiten Massen und der gutgläubigen Einfalt und falschen Erwartungen vieler unzufriedener Christen.
Nur durch Jesus! Jesus hat Autorität über unser Leben, unser Haus, die Gemeinde, Sein irdisches Volk Israel, über die Welt und die Ereignisse. Er öffnet uns das Reich des Lichts und die himmlische Tür zur Entrückung, und Er hat auch den Schlüssel über Tod und Hölle (Offb 1,17- 18). Alles weist auf Jesus und mündet in den Christus. Und wenn uns Gottes Gnade die Augen öffnet, dann erkennen wir, dass die ganze Bibel christozentrisch ist: «Ihr erforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; und sie sind es, die von mir Zeugnis geben» (Joh 5,39; vgl. Lk 24,25.27.44).
Verwandt mit dem Begriff des Schlüssels in Offenbarung 3,7 ist auch die Erwähnung in Offenbarung 5,5: «Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids …» und in 22,16: «Ich bin die Wurzel und der Spross Davids, der leuchtende Morgenstern.» Nach Kolosser 1,16-17 ist alles «durch ihn und für ihn geschaffen» und Er «trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft» (Hebr 1,3). Er ist der Ursprung und die Wurzel von allem, die alles trägt, versorgt und erhält.
«So rühme dich nicht gegen die Zweige! Wenn du dich aber gegen sie rühmst – du trägst nicht die Wurzel, sondern die Wurzel dich» (Röm 11,18). Da selbst einige messianische Juden offenbar Schwierigkeiten haben, die Göttlichkeit Jesu anzuerkennen, gibt uns die biblische Prophetie in Sacharja 12,10 auch in dieser Hinsicht eine klare und über jeden Zweifel erhabene Antwort: «Und sie werden auf mich schauen, den sie durchstochen haben.» Der Zusammenhang mit dem vorhergehenden Vers 9 und dem ersten Vers des gleichen Kapitels lässt keinen Zweifel, dass hier der Gott Israels redet, der Schöpfer des Himmels und der Erde und Richter über die gegen Jerusalem heranziehenden Nationen. Und Er verheisst, dass Er den Heiligen Geist über Israel ausgiessen und dann grosses Weinen und Wehklagen entstehen wird, und Er bezeichnet sich selbst als den Durchbohrten, den «sie durchstochen haben». Leider ist vielen Christen diese ganze Tragweite nicht bewusst: Jegliches Heilshandeln Gottes geschieht in und durch Jesus. Und die biblische Prophetie offenbart uns, dass Israel letztlich zum Messias geführt wird. Dieser Messias, Jesus, besitzt den Schlüssel Davids und ist selbst die Wurzel Davids. Und warum lesen wir im letzten Buch der Bibel und sogar im letzten Kapitel davon (Offb 22,16)? Damit wir es auf keinen Fall vergessen: «Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch diese Dinge für die Gemeinden zu bezeugen.»
Von Reinhold Federolf