08.11.2010

Nacheiferndes Märtyrertum

Wie kommt es, dass amerikanische Christen von der extremen Verfolgung, die Christen im Rest der Welt während den letzten Jahrtausenden erdulden mussten, anscheinend unberührt sind? Was unterscheidet uns? Warum werden wir nicht gefoltert, verstümmelt, geköpft wie so viele unserer Brüder und Schwestern weltweit? Verstehen Sie mich nicht falsch – ich bin sehr froh darüber, dass wir die Freiheit haben, unseren Herrn Jesus Christus anzubeten. Aber welches Übel wartet auf uns?

„Im 20. Jahrhundert wurden mehr Christen wegen ihres Glaubens ermordet, als in allen vorangegangenen Jahrhunderten zusammen.“ (Chuck Missler). Was können dann die Menschen, die Jesus Christus unerschrocken als ihrem Herrn und Retter nachfolgen, im 21. Jahrhundert erwarten?
Diese Frage bewegt wohl viele meiner Brüder. In der Zeitung können wir fast jeden Tag von extremer Christenverfolgung lesen, aber das passiert gewöhnlich irgendwo weit weg von Amerika. Es sollte uns tief betrüben, wenn wir lesen, wie unsere Schwestern und Brüder in Uganda oder Somalia für ihren Glauben abgeschlachtet werden. Im Mittleren Osten leben Christen in der täglichen Angst, ermordet zu werden. In China werden jeden Tag Christen verhaftet und ins Gefängnis geworfen, oft für den Rest ihres Lebens, weil sie an ihrem Glauben festhalten. Pakistan ist ebenfalls ein Land, das Christen gegenüber extreme Grausamkeit zeigt. Auf Bali in Indonesien leidet der Leib Christi furchtbar, Enthauptungen und Körper zerfetzende Bomben sind in diesem überwiegend muslimischen Land geradezu in Mode. Es gibt noch mehr Nationen, in denen Christen ähnlich behandelt werden, aber was ist mit Amerika?
Hier in Amerika hat es zwar Christenverfolgung gegeben, aber nicht in dem Ausmass, wie in anderen Ländern. Erst vor ein paar Wochen habe ich von einem Mann gelesen, der vor einem Gebäude von „Planned Parenthood“ (helfen bei der Abtreibung) stand, übrigens auf einem öffentlichen Bürgersteig, und der verhaftet wurde, weil er still betete. Still beten? Wie viele von uns haben das schon getan, auch öffentlich? Das Verfahren wurde zwar eingestellt, aber es ist offensichtlich, dass Christen systematisch diskriminiert werden. Wir verlieren unser Recht, öffentlich für Christus einzutreten. Ein anderer Mann, der einfach nur einem todkranken Patienten gesagt hat, er solle auf Gott vertrauen, wurde aus seinem Job als Berater gefeuert. Wir an Christus Gläubige betrachten das zwar als Schikane, aber das ist nicht annähernd die Verfolgung, die viele der Heiligen in anderen Ländern erdulden müssen. Weder der Mann, der wegen des stillen Betens verhaftet wurde, noch derjenige, der gefeuert wurde, haben die geringste Ähnlichkeit mit dem kopflosen Reiter von Washington Irving. Auf solche Störungen unseres von Gott gegebenen Rechts, unseren Glauben mitzuteilen und fest auf den Geboten Gottes zu stehen, folgen meistens einige Pressemitteilungen, und wenn das ACLJ oder das Liberty Counsel (zwei amerikanische christliche Rechtsschutzorganisationen) eingeschaltet werden, sind die Angelegenheiten schnell geklärt. Bis jetzt ist das die normale Prozedur, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass die Machthaber in Amerika bis an die Grenze gehen, wenn es um Angriffe gegen Christen geht.
Ich habe über Pastoren geschrieben, die die Bibel lehren, als sei sie einfach ein von Menschen erdichtetes Dokument. Die Verdummung der Gemeinde schafft riesige Lücken in den Kirchenbänken. Wo früher echte wiedergeborene Gläubige sassen, sitzen heute Unbekehrte. Das wäre normalerweise eine gute Sache, aber was heutzutage von ungläubigen Pastoren gelehrt wird, wird die Unbekehrten nur weiterhin unbekehrt lassen.
Ich frage also noch einmal: Warum gibt es nur so wenig Christenverfolgung in Amerika? Im Vergleich zu den meisten Ländern im Rest der Welt ist die Verfolgung in Amerika verschwindend gering. Nur ein Gedanke: Könnte es sein, dass mögliche Verfolger einfach keinen bemerkenswerten Unterschied zwischen sich und denjenigen erkennen, die sich Christen nennen?
„Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen…“ (1. Mose 12:3). Ich weiss, dass viele Leute die „hilfreiche“ Beziehung zu Israel als einen Grund nennen, warum es nur so wenig Verfolgung gegen amerikanischen Christen gibt. Ich sehe hier allerdings ein Problem. Nicht nur unsere Regierung verflucht Israel, indem sie die Juden aus ihrem von Gott gegebenen Land vertreibt, sondern auch die Konfessionskirchen verfluchen Israel durch ihren falschen Glauben, dass die Gemeinde Israel ersetzt hat. Wenn das der Fall ist, sollten wir dann nicht noch einmal über den Grund nachdenken, warum amerikanische Christen von der extremen Verfolgung anscheinend so unberührt sind, die wir zurzeit überall auf der Welt sehen?
Der Fluch, den Gott auf diejenigen legt, die Israel verfluchen, ist nicht die Verfolgung, von der Jesus spricht. Die Verfolgung, von der Jesus spricht, und die diejenigen trifft, die Ihm nachfolgen, kommt nicht von Gott und wird niemals von Gott kommen.
Es gibt noch einen Überrest von Gläubigen in diesem Land, das wir Amerika nennen. Deshalb bleibt Gottes schützende Hand noch über uns. Aber haben Sie bemerkt, wie Gott in letzter Zeit seinen Schutz gelockert hat? Seit einigen Jahren sehen wir hier in Amerika merkwürdige Unglücksfälle, die einer Erklärung bedürfen. Wer kann den 11. September 2001 erklären? Wie konnte es eine mächtige Nation – die mächtigste Nation der Erde – zulassen, dass etwas so Verheerendes auf die Bevölkerung und die Infrastruktur kommen konnte? Ganz zu schweigen davon, was das für die amerikanische Psyche bedeutet.
Solches Unheil, und wie es der amerikanischen Bevölkerung Leiden zugefügt hat, wird an Häufigkeit und Schwere zunehmen, aber es hat nichts mit Christenverfolgung zu tun. Es ist keine Christenverfolgung, wenn ganze Nationen leiden. Die Verfolgung, von der Jesus spricht, ist exklusiv für diejenigen unter uns reserviert, die Ihm mutig nachfolgen.
Ist es nur Arroganz, wenn die meisten Christen hier in Amerika denken, dass wir der Verfolgung entgehen werden? Jesus hat seinen Jüngern gesagt, dass alle, die Ihm nachfolgen, Verfolgung erleiden werden. Für diejenigen, die es noch nicht begriffen haben: Das schliesst Seine amerikanischen Nachfolger mit ein.
Wenn das klingt, als würde ich mich auf die Verfolgung freuen, von der Jesus spricht, haben Sie mich völlig falsch verstanden. Aber ich glaube Seinem Wort, und deshalb weiss ich, dass die Verfolgung kommen wird, und dass ich nichts dagegen tun kann, ausser standhaft zu bleiben. „Gedenkt an das Wort, das ich zu euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht grösser als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen…“ (Johannes 15:20). Nun, wir wissen, dass unser Herr extrem verfolgt und schliesslich hingerichtet wurde. Millionen Seiner Nachfolger sind schreckliche Tode gestorben. Könnte es sein, dass die amerikanischen Christen in der Verdrängung leben? Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich geniesse meine Annehmlichkeiten und hasse Schmerzen, deshalb freue ich mich überhaupt nicht auf die Verfolgung, aber ich habe mich Gott hingegeben und akzeptiere Seine Wahrheit.
Wie ich oben bereits erwähnt habe, ist ein präziserer Grund für den allgemeinen Mangel an Verfolgung in der heutigen amerikanischen Kirche, dass es sehr schwer ist, unter den Abgefallenen die wahre Gemeinde zu finden. Aber genauso wie ein Schwein die Baumstumpf ausgräbt, um an die Maden zu kommen, werden auch die wahren Nachfolger von Jesus Christus ausgegraben werden.
Was erwartet uns, wenn der Feind fortwährend Anhänger rekrutiert, die die Gemeinde Christi auskundschaften und zerstören? Ich bin nicht sicher, aber ich denke an alles mögliche Böse. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass Satan eine Menge von passenden Schikanen zur Verfügung hat und eine Armee von Anhängern, die uns hassen. Die junge Schülerin an der Columbine High School, die ihren Glauben auch nicht verleugnet hat, als sie in den Revolverlauf des Christen hassenden Mörders blickte, ist ein gutes Beispiel dafür, was uns erwarten könnte.
Werden alle Menschen, die sich als Christen bezeichnen, durch diese Verfolgung gehen? Nein. Warum nicht? „Und gleicherweise, wo auf steinigen Boden gesät wurde, das sind die, welche das Wort, wenn sie es hören, sogleich mit Freuden aufnehmen; aber sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch. Später, wenn Bedrängnis oder Verfolgung entsteht um des Wortes willen, nehmen sie sogleich Anstoss.“ (Markus 4:16-17). Viele dieser Menschen sind nur dem Namen nach Christen, und nicht in ihrem Herzen.
Es kocht ein grosser Hass gegen die Christen auf, und dieser Topf wird in Blogs überall im Internet gerührt. Sogar unsere derzeitige Regierung ist eine satanisch geleitete Macht gegen die Nachfolger Christi. „Wenn ihr von der Welt wärt, so hätte die Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, darum hasst euch die Welt.“ (Johannes 15:19). Die Welt als Ganzes ist verloren, und sie hat das Ihre lieb. Viele, die sich Nachfolger von Jesus Christus nennen, zeigen kaum christliche Eigenschaften. Die Welt kann oft nicht zwischen den Ihren und der Mehrheit der „Christen“ unterscheiden. Aber wie die Welt auf wahre Gläubige in Christus reagiert, wird schmerzhaft offenbar.
Wir als Überrest der Gemeinde werden den Zorn Gottes nicht erleben, denn Gott giesst Seinen Zorn über eine Welt aus, die Jesus Christus ablehnt. Die Gemeinde Christi wird nicht hier sein, um diesen Abschnitt der Geschichte mit zu erleben. Aber der Zorn Gottes hat nichts zu tun mit der Verfolgung, die Gläubige in Christus erwarten müssen. Unsere Verfolgung wird nichts sein im Vergleich mit dem Zorn  Gottes, den alle spüren werden, die Jesus Christus als Herr und Retter abgelehnt haben.
Egal welches Böse auch auf uns zukommt, den Nachfolgern von Jesus Christus ist Friede und Freude und Stärke versprochen, um alles zu ertragen, was auch immer uns die untergehende Welt entgegenwirft. „Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blösse oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: ‚Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet!‘ Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.“ (Römer 8:35-37).
Wir finden uns vielleicht schon sehr bald darin wieder, den verfolgten Christen der Vergangenheit nachzueifern. Das sind Millionen von wiedergeborenen Gläubigen in Christus, die Gott an die erste Stelle in ihrem Leben gesetzt und sich geweigert haben, Ihn als Herr und Retter zu verleugnen. Möge der Rest von uns ebenfalls standhaft bleiben.
Gott segne Sie alle,
Ron Graham