09.04.2012

Der prophezeite Messias

In Lukas 24 finden wir den Bericht über die beiden Jünger, die sich nach der Kreuzigung Jesu deprimiert auf den Weg nach Emmaus machten. Der Auferstandene schloss sich ihnen an und fragte sie nach dem Grund ihrer Niedergeschlagenheit. Sie antworteten: «Bist du der einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiss, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist. Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen, haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe. Und einige von uns gingen hin zum Grab und fanden’s so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht» (V 18-24). Ihre ganze Hoffnung war am Boden zerstört. Da gebrauchte Jesus ziemlich starke Worte. Er sagte: «O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?» (V 25-26). Im nächsten Vers heisst es: «Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war» (V 27).
In Maleachi 3,1 steht die folgende Prophezeiung: «Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt! spricht der Herr Zebaoth.» So musste der Tempel zur Zeit, als der Messias kam, noch existieren. Nach Daniel 9,25-26 sollten Stadt und Tempel zerstört werden, nachdem der Gesalbte gekommen war und ausgerottet wurde. In Matthäus 24,1 zeigten die Jünger dem Herrn Jesus den Tempel. Aber Er sagte zu ihnen: «Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde» (V 2). Die Jünger waren natürlich schockiert. Was sollten sie darauf antworten? Sie hätten eigentlich sagen müssen: «Du musst wirklich der Messias sein, denn es heisst in den Propheten, dass die Stadt und der Tempel zerstört werden, nachdem der Messias gekommen ist.» Der Messias musste kommen, als noch alle Geschlechtsregister vorhanden waren, denn es heisst ja, dass Er ein Nachkomme Davids sein musste. Das Matthäusevangelium beginnt mit dem Stammbaum des Josef, obwohl er nicht der leibliche Vater des Herrn Jesu war. Aber aus welchem Grund wird bei Matthäus der Stammbaum des Josef aufgeführt? Jesus wurde in Bethlehem geboren, weil Josef aus der Linie Davids kam. Es hätte nicht ausgereicht, wenn Maria von David abstammte, denn der Mann als Familienoberhaupt musste zur Registrierung in seinen Geburtsort zurückkehren. Im Lukasevangelium wird der Stammbaum oder das Geschlechtsregister von Josefs Schwiegervater aufgeführt. Im Jahre 70 n.Chr., als Jerusalem und der Tempel zerstört wurden, fand auch die Vernichtung aller Geschlechtsregister statt. Deshalb ist es jetzt zu spät, wenn jemand behauptet, er sei der Messias, denn er kann seine Herkunft nicht mehr nachweisen.
Wenn wir 1. Mose 49,10 aufschlagen, und die Segnungen Jakobs für seine Söhne nachlesen, sagt er über Juda: «Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füssen, bis dass der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.» Es handelt sich hier um eine messianische Prophezeiung. Aber zu welchem Zeitpunkt wurde das Zepter von Juda weggenommen? Nach der Aussage von Historikern geschah das im Jahr 7 n.Chr. Die Juden befanden sich zwar unter der Herrschaft Roms, genossen aber das Recht auf freie Ausübung ihrer Religion. Dazu gehörte auch bei gewissen Vergehen das Anrecht auf Vollstreckung der Todesstrafe. Im Jahre 7 n.Chr. wurde den Juden dieses Recht entzogen. Als die Obersten des jüdischen Volkes den Herrn Jesus zu Pilatus führten, sagte dieser: «… richtet ihn nach eurem Gesetz» (Joh 18,31). Die Obersten erwiderten: «Das dürfen wir nicht, denn er verdient die Todesstrafe, und wir dürfen diese Strafe nicht vollstrecken.» Sie hatten zwar kein besonderes Interesse an der Einhaltung römischer Gesetze, denn sie hatten ja vorher schon versucht, Jesus zu steinigen, und sie steinigten Stephanus, aber Pilatus gegenüber gestanden sie ein, dass sie eigentlich nicht mehr das Recht zur Vollstreckung der Todesstrafe hatten, weil das Zepter von Juda gewichen war.
In Galater 4,4 heisst es: «Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan.» Das bedeutet, dass Gott Seinen Sohn genau zu dem Zeitpunkt gesandt hatte, als der Tempel noch existierte, denn damals, bei der Geburt Jesu, waren noch immer die Geschlechtsregister vorhanden, und zwar zu einer Zeit, bevor das Zepter von Juda gewichen war. Siebenhundert Jahre bevor die Kreuzigung als Form der Todesstrafe bekannt war, wurden die Prophezeiungen über diese Todesart verkündet. Es wurde sogar vorhergesagt, dass man dem Messias etwas antun würde, was sonst niemals mit einem Gekreuzigten geschah. Die Kreuzigung war ein langsamer, qualvoller Tod. Man konnte das Sterben eines Gekreuzigten hinziehen, so lange man wollte. Wenn man ihn schliesslich vom Kreuz herunternehmen wollte, musste man dem Gekreuzigten nur die Beine zerschmettern, denn dadurch wurde ein Kreislaufkollaps bewirkt, und die Lungenflügel fielen in sich zusammen. Die Vollstrecker der Hinrichtung würden einen Gekreuzigten niemals mit dem Speer in die Seite stechen, denn damit wäre der Verurteilte schnell von seiner Qual erlöst worden. Aber in Sacharja 12,10 heisst es: «… und sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben …» Das dort verwendete hebräische Wort ist nicht das gleiche wie in Psalm 22, denn dort ist die Rede vom Durchgraben bzw. Durchbohren von Händen und Füssen mit Nägeln. Aber in Sacharja 12,10 wird ein Begriff verwendet, der sich auf ein Durchbohren mit einer starken Waffe, wie zum Beispiel mit einem Speer, bezieht. Der Prophet kündigt an, dass Gott selbst erscheinen wird, und zwar mitten in der Schlacht von Harmagedon, um Israel zu retten. Dann erst wird Sein Volk zur Erkenntnis kommen: Er ist ja auch ein Mensch gewesen, der durchstochen wurde und von den Toten auferstand. Jesus sagte in Bezug auf Sein Leben: «Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst» (Joh 10,18). Als die römischen Soldaten sahen, dass Er bereits tot war, nachdem Er Sein Leben hingelegt hatte, waren sie möglicherweise wütend, weil Er nur vergleichsweise kurze Zeit leiden musste. Deshalb hat der Zenturio Ihn vielleicht in die Seite gestochen, weil seine Henker nicht in der Lage waren, Sein Leiden zu verlängern. Aber Jesus hat etwas viel Schlimmeres erlitten, denn Er musste den Zorn Gottes über unsere Sünden ertragen. Die Soldaten brachen Ihm nicht, wie sonst üblich, die Beine, denn es war nicht mehr nötig. So haben sich alle Prophezeiungen über die Kreuzigung buchstabengetreu erfüllt.
Von Thomas Ice