Der Mensch rühmt sich gerne seiner Kraft und spricht: «Selbst ist der Mann!» Aber schneller als einem lieb ist, kommen Situationen, die einem schmerzhaft vor Augen führen, dass es mit dieser Kraft doch nicht so weit her ist. Wohl dem, der sich spätestens dann ganz und gar der Kraft Gottes anvertraut. Den Kindern Israels erging es ständig so; wenn sie meinten, sich auf ihre eigene Kraft verlassen zu können, eilten sie von Niederlage zu Niederlage. Vertrauten sie sich jedoch der Kraft Gottes an, wurde es ihnen zum Segen. Ein Beispiel sei hier angefügt: «Unser Gott, willst du sie nicht richten? Denn in uns ist keine Kraft vor dieser grossen Menge, die gegen uns kommt. Wir erkennen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet. … Merkt auf, ganz Juda und ihr Bewohner von Jerusalem … So spricht der Herr zu euch: Fürchtet euch nicht und seid nicht niedergeschlagen vor dieser grossen Menge! Denn der Kampf ist nicht eure Sache, sondern Gottes!» (2.Chr 20,12.15).
Das Volk Israel wurde von Gott erwählt, sodass Gott spricht: «Du bist mein!»; «Du gehörst mir!» (s. Jes 43). Dieses Volk sollte den einzig wahren Gott in der Welt verherrlichen. So wird in Jesaja 43,10 bezeugt: «Vor mir ist kein Gott gebildet worden, und nach mir wird es keinen geben.» Dann geht es weiter in Vers 12: «Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, dass ich Gott bin.» Im Übrigen ein Auftrag, den die Gemeinde Gottes heute genauso hat. Durch den Gottesdienst Israels sollte auf den heiligen Schöpfergott hingewiesen werden. Zugleich sollte den Heiden vor Augen geführt werden, dass sie tote, nichtsnutzige Götzen anbeteten. Gott der Herr erwählte sich dazu kein mächtiges Volk, das sich seiner eigenen Kraft rühmen könnte, sondern ein Volk, durch das die Souveränität und Allmacht Gottes offenbar würde (s. 5.Mo 7,6-9). Wie sagte es schon Paulus in 2. Korinther 12,9: «Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne.»
Israel soll sich nicht in hochmütiger Art und Weise seiner vermeintlich eigenen Kraft besinnen, sondern vielmehr die Kraft Gottes rühmen und sich dieser ganz bewusst unterstellen. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Auch in der Gegenwart ist Israel aufgerufen, sich auf die Kraft Gottes zu stützen und nicht auf sein Militär, auf Bündnisse und Nationen. Ja, Israel wird zwar letztendlich gerettet, aber nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Gnade Gottes. «Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Erretter! … Ich, ich bin der Herr, und ausser mir gibt es keinen Erretter … Ich wirke – wer will es abwenden?» (Jes 43,3.11.13). Dieses Prinzip gilt auch für die Gemeinde und jedes einzelne Gotteskind. Je stärker und grösser du wirst, desto höher die Gefahr des Hochmuts, der Selbstgerechtigkeit und des Stolzes. Für mein eigenes Ego ist es auch besser, ich predige nur vor fünfzig Leuten, die dafür mit Ehrfurcht ihr Herz für das Reden Gottes öffnen, als vor eintausend Menschen, die den Prediger anhimmeln. Mag der Herr es schenken, das Er uns alle schön klein hält, damit wir ja nicht hochmütig werden und uns nicht auf unsere vermeintlich eigene Kraft verlassen. Dem Herrn gebührt die Ehre und Seine Kraft soll in unserer Schwachheit hervorleuchten!
Die Gemeinde hat eine grosse Zukunft, eine unvergleichliche Herrlichkeit wartet auf uns, die wir unser ganzes Vertrauen auf Jesus Christus setzen. Auch Israel hat trotz all dem Verheerenden, was dieses Volk noch erwartet, eine verheissene Zukunft. Dieses Volk wird gemäss Gottes Versprechen niemals untergehen. Und der Überrest, der aus Gnade seinen Messias erkennen darf, wird ebenfalls einziehen dürfen in die ewige Herrlichkeit. Dies gilt jedem, der nicht auf seine Kraft setzt, sondern auf die Gnade und den Glauben in und durch Jesus Christus! Denn Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig!
Von Thomas Lieth