03.04.2012

Der Brandopferaltar und das Lamm Gottes

«Du sollst einen Altar machen von Akazienholz, fünf Ellen lang und fünf Ellen breit, dass er viereckig sei, und drei Ellen hoch. Du sollst Hörner an seine vier Ecken machen; seine Hörner sollen aus ihm hervorgehen, und du sollst ihn mit Erz überziehen. Mache Aschentöpfe, Schaufeln, Sprengbecken, Gabeln und Kohlenpfannen. Alle seine Geschirre sollst du von Erz machen. Du sollst ihm auch ein ehernes Gitter machen wie ein Netz, und sollst an das Gitter vier eherne Ringe an seinen vier Ecken machen. Und sollst dasselbe unter die Einfassung des Altars setzen, unterhalb. Und das Gitter soll reichen bis zur halben Höhe des Altars. Und sollst Stangen machen für den Altar, von Akazienholz, mit Erz überzogen. Und sollst die Stangen in die Ringe stecken, dass die Stangen an beiden Seiten des Altars seien, damit man ihn tragen kann. Von Tafeln sollst du ihn machen, inwendig hohl; wie dir auf dem Berge gezeigt worden ist, so soll man ihn machen» (2.Mo 27,1-8).
Fragen wir Menschen auf der Strasse, was das grösste Problem der Menschheit ist, erhalten wir unzählige Antworten: das Baumsterben, die Luftverschmutzung, der schwindende tropische Regenwald oder die immer weniger werdenden natürlichen Rohstoffe; nicht zu vergessen die anhaltend wachsende Erdbevölkerung und die dadurch knapper werdenden Lebensmittel. Und nicht zuletzt die Globalisierung, die immer grösser werdende Schere zwischen Arm und Reich oder die zunehmenden Seuchen und Naturkatastrophen. Probleme über Probleme! Nicht umsonst hat sich Greenpeace die Rettung der Natur auf die Fahne geschrieben. Und der WWF will bedrohte Tierarten vor dem Aussterben retten. Der Club of Rome wiederum gibt der Menschheit nützliche Tipps und Ratschläge, um unsere Erde lebenswert zu erhalten. Und auch die UNO versucht, die zunehmenden Probleme in den Griff zu bekommen.
Doch was ist mit dem eigentlichen Problem – dem Problem der Sünde? Ist es nicht so, dass man Tiere unter Schutz stellen, alternative Energiequellen immer besser erschliessen und die Regenwälder selektiver nutzen könnte? Ja, selbst den Hunger der Welt könnte man stillen und das Gefälle zwischen Arm und Reich verkleinern – wenn man wirklich wollte! Doch was ist mit der Sünde? Ist nicht sie das eigentliche Problem? Wohin kann ich mit meinem aufgewühlten, zerrissenen, geplagten Gewissen? Gibt es da eine Lösung? Oder ist Sünde nur ein Überbleibsel der im Sterben begriffenen christlichen Kirche? Haben wir uns täuschen lassen? Gibt es Sünde eigentlich gar nicht? Wäre es nicht besser, von einem falschen, nicht mehr den allgemeinen Vorstellungen der Gesellschaft entsprechenden Verhalten zu sprechen? Über Sünde redet man heute nicht mehr; das ist doch viel zu altmodisch. Ja, unsere aufgeklärte Gesellschaft wertet es geradezu als Naivität, wenn man es wagt, über Sünde zu sprechen. Selbst «christliche Kreise» richten sich immer mehr nach dem Zeitgeist. Gut ist, was gefällt, und Recht ist, was dem allgemeinen Trend entspricht.
Aber: Gott hat sich nicht verändert! Bei Ihm ist Sünde immer noch Sünde und damit das zentrale Problem. Die Bibel sagt dazu: «Denn wir haben gesündigt und haben uns vergangen und haben gottlos gehandelt, und wir haben uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und von deinen Rechtsbestimmungen abgewichen» (Dan 9,5). Die Sünde ist das eigentliche Problem und sie trennt uns auf ewig von Gott!
Doch Gott hat einen Ausweg gefunden. Dieser Ausweg führt über das Kreuz von Golgatha. Das Kreuz von Golgatha findet sein Vorbild im Brandopferaltar der Stiftshütte. Allein hier, und nur indem Blut vergossen wird, kann das zentrale Problem des einzelnen Menschen und somit der ganzen Menschheit gelöst werden. Dies steht in Hebräer 9,22: «Und fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergiessen gibt es keine Vergebung.» Das bedeutete zur Zeit der Wüstenwanderung Israels, dass derjenige, der gesündigt hatte, das beste Schaf seiner Herde nehmen musste, um es dann in der Stiftshütte zu schlachten. Denn Blut musste fliessen! Was dachte wohl der Hirte, wenn der Chef selbst aufs Feld kam und prüfend durch die Herde seiner Schafe schritt? Er suchte das beste Schaf; eines ohne Fehler. Kein Krüppel und kein Lahmes. Dann wurde es gereinigt und man legte ihm einen Strick um den Hals. Und so ging der Mann mit seinem Schaf durchs ganze Zeltdorf, bis zur Stiftshütte. Er schritt vorbei an seiner Familie, den Kindern, seiner Frau, seinen Freunden, ja sogar an seinen Kollegen und den «lieben» Nachbarn. Dabei konnte jeder sehen, dass da einer ging, der gesündigt hatte. Wie demütigend war das: blossgestellt, ausgestellt, alle Blicke auf sich ziehend. Doch es war auch heilsam, denn jeder wusste, dass er gehen musste, wenn er Vergebung haben wollte. Es gab keine Ausnahme. Niemand konnte mit dem Finger auf den andern zeigen, denn vielleicht war er am nächsten Tag selbst an der Reihe.
Auch heute gibt es keinen anderen Weg zur Vergebung. Es geht nur über Golgatha, allein durch das, was am Kreuz geschah, als Jesus Christus starb! Tief beschämt geht dieser Mann des Alten Testaments mit seinem Schaf durch die engen Gassen des Zeltdorfes, den Blick auf den Boden gerichtet und hoffend, dass ihn möglichst wenige sehen. Am liebsten würde er umkehren, doch seine Sünden lassen ihn nicht los. Zu fest drücken sie. Sie lassen ihm keine Ruhe, wühlen sein Innerstes auf und verweigern ihm den Frieden. Immer wieder denkt er ans Umkehren – nur diese Schande nicht, nur nicht die Blicke der Nachbarn! Doch er kann nicht anders, er will Frieden, endlich Ruhe, endlich los sein von seinen Sünden. Darum muss er zur Stiftshütte, koste es, was es wolle – er will Vergebung!
Da liegt das grosse Problem von heute: Mit allen Mitteln sucht man Frieden und Ruhe für das aufgewühlte Gewissen – jedoch nur allzu oft auf dem falschen Weg. Voller Eifer lädt man sich immer grössere Berge von Arbeit auf. Am Abend muss entspannende Musik herhalten. Ohne «Einschlafhilfe» geht nichts mehr. Oder man versucht mit östlicher Meditation das anklagende Gewissen zum Schweigen zu bringen. Jugendliche tauchen ab, von einer Party zur anderen. Die Sportarten und Hobbys werden immer extremer und ausgeflippter. Schlägt auch das nicht mehr ein, liegen die Drogen griffbereit. Hauptsache man hat «Fun». Doch die Möglichkeit, echten Frieden zu bekommen, wird belächelt. «Hör doch auf mit deinem Jesus!», «So ein Quatsch!», wird müde gesagt. Dennoch bleibt es dabei: Allein Jesus ist die Antwort auf unsere Verlorenheit!
Diese Antwort wird im Brandopferaltar der Stiftshütte vorgeschattet. Hier war der Ort, von dem jeder Israelit wusste, dass er mit seiner Sünde dorthin fliehen konnte. Selbst der schlimmste Verbrecher hatte da die Chance auf einen fairen Prozess. So erzählt uns die Bibel von einem Revolutionär, der dabei war, die Regierung zu stürzen. Doch der Geheimdienst arbeitete gut, das Ganze flog auf und der Aufrührer musste fliehen. Darüber lesen wir: «Und Adonija fürchtete sich vor Salomo; und er machte sich auf, ging hin und ergriff die Hörner des Altars. Das wurde Salomo berichtet, indem man sagte: Siehe, Adonija fürchtet den König Salomo, und siehe, er hält die Hörner des Altars fest und sagt: Der König Salomo schwöre mir heute, dass er seinen Knecht nicht mit dem Schwert töten wird! Und Salomo sagte: Wenn er sich als ein zuverlässiger Mann erweist, soll von seinem Haar keines auf die Erde fallen. Wenn aber Böses an ihm gefunden wird, dann soll er sterben» (1.Kön 1,50-52).
Adonija wusste: Am Altar kann mir nichts geschehen. Genauso ist es heute. Wenn wir Ruhe suchen für unser Gewissen, dann gibt es nur die Möglichkeit des Kreuzes von Golgatha. Denn Golgatha ist der Ort, wo Gott unsere Sünde und Schuld – egal, wie gross sie ist – gerne vergibt. Was den Altar anbetraf, wusste das auch der Mann, der mit seinem Schaf durch die ganze Zeltstadt des Volkes Israel zur Stiftshütte zog. Er wollte endlich mit Gott ins Reine kommen. Vor der Stiftshütte standen die Leviten. Prüfend kontrollierten sie jeden, der hinein wollte. Keiner kam mit einem kranken, fehlerhaften oder unerlaubten Tier durch. Durfte er dann endlich passieren, ging er mit seinem Schaf zum Priester, legte seine beiden Hände auf den Kopf des Tieres und zählte alle seine Sünden mit Namen auf. War dies geschehen, griff er zum bereitliegenden Messer und öffnete dem Tier die Halsschlagader. Blut musste fliessen – das Tier starb stellvertretend für den Sünder.
In 2. Mose lesen wir noch eine weitere ähnliche Geschichte. Auch dort musste ein Tier sterben, um Menschenleben zu retten: «Am zehnten dieses Monats, da nehmt euch ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, je ein Lamm für das Haus! … Ein Lamm ohne Fehler, ein männliches, einjähriges, soll es für euch sein; von den Schafen oder von den Ziegen sollt ihr es nehmen. Und ihr sollt es aufbewahren bis auf den vierzehnten Tag des Monates. Dann soll es die ganze Versammlung der Gemeinde Israel zwischen den zwei Abenden schlachten. Und sie sollen von dem Blut nehmen und es an die beiden Türpfosten und die Oberschwelle streichen an den Häusern, in denen sie es essen. … Und ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Land Ägypten erschlagen vom Menschen bis zum Vieh. Auch an allen Göttern Ägyptens werde ich ein Strafgericht vollstrecken. Aber das Blut soll für euch zum Zeichen an den Häusern werden, in denen ihr seid. Und wenn ich das Blut sehe, dann werde ich an euch vorübergehen: so wird keine Plage, die Verderben bringt, unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage» (2.Mo 12,3.5-7.12-13).
Auch hier starb ein Lamm und auch hier wurde dessen Blut vergossen, um Menschenleben zu retten. Wo dieses Lamm nicht geschlachtet wurde und somit kein Blut floss, war am nächsten Morgen eine Leiche im Haus zu finden. Dabei fiel es niemandem leicht, dieses Lamm zu töten. Denn 4 Tage lang hatte es im Haus der Familie gelebt. Es war zum liebsten Spielkameraden der Kinder geworden. Jeden Morgen hatte es ihnen die frischen Kräuter aus der Hand gefressen. Es war allen ans Herz gewachsen. Aber es musste sterben, wollten alle in der Familie überleben! Tragisch wären die Folgen gewesen, wenn der Vater auf das Weinen der Kinder gehört hätte! «Papa, Papa, lass es leben, wir haben es so lieb!» Denn entweder musste das Lamm oder aber das eigene Kind sterben! Auch für den Mann am Altar gab es keine Alternative. Das Lamm musste sterben – wenn er selbst Ruhe für sein Gewissen finden wollte. Mit dieser tragischen Geschichte will uns die Bibel auf ein ganz anderes Lamm hinweisen: auf das Lamm Gottes, Jesus Christus.
Die Bibel berichtet uns von Johannes dem Täufer, der zur gleichen Zeit lebte wie Jesus Christus. Er war ein Wanderprediger in der kargen Wüste Israels und forderte die Menschen zur Busse und Umkehr zu Gott auf. Dabei taufte er die Menschen als Zeichen ihrer Reue im Wasser des Jordan. Bei dieser Tätigkeit stand er eines Tages am Jordanfluss und sah, wie Jesus Christus zu ihm kam. Voller Verwunderung und Staunen wurde ihm plötzlich eines bewusst und er rief es laut aus: «Siehe, das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde hinwegträgt» (Joh 1,29).
Das Bild des Lammes, das für die Sünden stirbt und sie damit wegträgt, kannten die Juden der damaligen Zeit sehr gut. Denn täglich wurden im Tempel von Jerusalem Unmengen von Lämmern geschlachtet – Tag für Tag, ohne Unterbruch. Dabei wurden alle diese Lämmer geschlachtet, um Sünden zu vergeben. Indem nun Johannes der Täufer auf Jesus Christus zeigte und ausrief: «Siehe, das Lamm Gottes», sagte er damit, dass künftig keine Tiere mehr geschlachtet werden mussten, um Sünden zu vergeben. Denn ein besseres Opfer war nun da – Jesus Christus.
Ja, die Bibel geht sogar noch weiter und sagt, dass Jesus Christus das einzige Opfer ist, das Gott akzeptiert! «Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben. Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, sodass sie äusserlich rein sind, um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!» (Hebr 9,12-14).
Jesus Christus ist das Opfer, das ausreicht, um alle Schuld und Sünde zu vergeben. Jesus Christus ist das Lamm Gottes! Kehren wir aber wieder zurück zu jenem Mann mit seinem Lamm. Er steht mitten im Vorhof der Stiftshütte. Tief beschämt, traurig legt er seine Hände auf den Kopf des Tieres. Er weiss: «Eigentlich sollte ich diesen Tod sterben. Ich bin schuldig, ich habe den Tod verdient.» Mit stockender Stimme legt er diesem unschuldigen Tier alle seine Vergehen auf: seine Lügen, seine unreinen Blicke, seinen Hass im Herzen, den Diebstahl, den er begangen hat, seine Untreue, sein Groll. Alles lädt er ab und legt es auf das unschuldige Tier. Dann packt er das scharfe Messer und sagt: «An meiner Stelle stirbst du, ich habe es verdient, jetzt stirbst du für mich!» Mit diesem Satz auf den Lippen mag er dem Tier die Halsschlagader durchgeschnitten haben.
Und jetzt gehen wir in unseren Gedanken wieder zu Johannes dem Täufer. Er deutet auf Jesus und ruft aus: «Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde hinwegträgt.» Ja, unsere Sünden, wir selbst sind es, die Jesus gleichsam die Kehle durchgeschnitten haben! Jesus ist das Lamm Gottes, das sich aus Liebe zu uns töten liess und uns damit den Weg in die Gemeinschaft mit Gott wieder freimachte. Was das für Jesus bedeutet haben muss, können wir ansatzweise am Brandopferaltar erkennen; an seinem Material, am Feuer und an der Art und Weise, wie das Opfertier verbrannt wurde. In 2. Mose 27 steht, dass dieser Altar aus Akazienholz gemacht war, überzogen mit Eisenblechen. In seiner Form war er viereckig, fünf auf fünf Ellen (1 Elle = ca. 35 cm), und drei Ellen hoch. Innen am Altar, auf halber Höhe, war ein Eisenrost angebracht. Auf diesen wurden die Opfertiere gelegt, um verbrannt zu werden. Damit das Holz möglichst gut brannte, stand der Brandopferaltar auf einer Erhöhung. So war genügende Luftzufuhr gewährleistet und das Feuer konnte seine ganze Hitze entfalten. Dies ist die brutale Realität des Kreuzes von Golgatha, da ist nur das harte Erz, das in der Hitze erglüht; das Feuer, das alles verbrennt, was mit ihm in Berührung kommt.
Der Brandopferaltar zeigt den heiligen und gerechtfertigten Zorn Gottes. Und denken wir daran: wir sollten eigentlich an dieser Stelle sein. Wir haben es verdient, denn wir sind schuldig! Das Holz, das bei der Herstellung dieses Altars verwendet wurde, soll auf die menschliche Seite des Herrn Jesus hinweisen. Er war ein Mensch wie wir, doch ohne Sünde, und Er kannte Müdigkeit, Hunger und Durst, aber auch Freude, Schmerz und Trauer. Wenn Holz dem Feuer ausgesetzt wird, was bleibt davon übrig? Nichts, das Feuer frisst alles! Genau das sagt auch 2. Mose 27,8: «Aus Brettern sollst du ihn anfertigen – innen hohl.» Durch die Hitze des Feuers bleibt nur Asche übrig. Es ist wie die Situation des Herrn Jesus am Kreuz von Golgatha. Von Jesus blieb am Kreuz «nichts». Und wir haben «ihn für nichts geachtet» (Jes 53,3).
Das Feuer des Zornes Gottes hinterliess nur Asche. Welcher Wandel muss sich am Kreuz von Golgatha vollzogen haben! Zuerst das fehlerlose Lamm, von dem das Feuer jedoch nichts übrig liess. So war Jesus, bevor Er ans Kreuz ging, wahrscheinlich der schönste aller Menschen, denn von Ihm heisst es: «Du bist schöner als andere Menschen, Anmut ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet für ewig» (Ps 45,3). Doch auf dem Altar des Zornes Gottes, dem Kreuz von Golgatha, wurde Seine Gestalt aufs Hässlichste entstellt, so hässlich, wie das nur die Sünde fertigbringt. Über diese Veränderung heisst es in Jesaja 53,2-3: «Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir Gefallen an ihm gefunden hätten. Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn nicht geachtet.»
Jesus war am Kreuz so entstellt und verabscheuenswürdig, dass sich die Menschen entsetzt abwandten. Die Sünde entfaltete ihre ganze Macht. Darum heisst es auch in Psalm 22,13-15: «Viele Stiere haben mich umgeben, starke Stiere von Baschan mich umringt. Sie haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt, wie ein Löwe, reissend und brüllend. Wie Wasser bin ich hingeschüttet und alle meine Gebeine haben sich zertrennt; wie Wachs ist mein Herz geworden, zerschmolzen in meinem Inneren.» Selbst die Sonne und mit ihr die ganze Schöpfung konnte nicht mit ansehen, wie Gott, ihr Schöpfer, in einer solchen Weise entstellt und öffentlich zur Schande gemacht wurde. Sie verhüllte ihr Gesicht und es wurde dunkel auf der Erde (Lk 23,44).
Vergessen wir nicht: Das alles tat Jesus Christus aus Liebe zu uns, um uns den Weg wieder freizumachen, zurück in die Gemeinschaft mit Gott. Können wir die ganze Tragödie und Tragweite dieses Geschehens begreifen? Nein! Denn das, was dort am Kreuz von Golgatha geschah, wird für uns Menschen immer ein Wunder und ein Geheimnis bleiben. Sogar das wird in der Bauweise des Opferaltars angedeutet.
Ist es nicht interessant, dass der Rost, auf dem das Opfertier verbrannte, genau in der Mitte des Altars befestigt war und damit den neugierigen Blicken der Menschen entzogen war? Das Lamm war mit dem Feuer allein. So sollte auch niemand sehen, wie Jesus am Kreuz von Golgatha wirklich kämpfte, litt und starb, unsere Schuld auf sich nahm und mit Seinem eigenen Leben den unvorstellbaren Preis bezahlte (Mt 27,45-46). Allein der Vater sah es! Doch gerade weil Jesus die Schuld auf sich nahm und durch Seinen Tod bezahlte, dürfen wir wieder zu unserem Gott zurückkehren. Das zentrale Problem der Menschen, die Sünde, ist gelöst – von Gott selbst am Kreuz von Golgatha! Genau das wusste auch der Mann mit seinem Schaf in jenem Zeltdorf. Er wusste: Nur am Brandopferaltar wird mir meine Sünde vergeben werden. Darum war es ihm egal, was seine Freunde sagten oder seine Familie, die hinter seinem Rücken tuschelten. Er wollte endlich wieder Frieden mit Gott. Genauso dürfen auch wir zu Jesus gehen. Er lädt Sie heute ein, alle Ihre Sünden bei Ihm abzuladen, Ihm Ihr Versagen, Ihre Schuld und Sünde zu bringen. Denn Er ist das Lamm Gottes, das Ihre und meine Sünden auf Seinem eigenen Leib weggetragen hat!
Von Samuel Rindlisbacher