Es gibt eine dreifache Ruhe, in die wir durch Jesus Christus eingeführt werden:
1. Die Ruhe der Seele: «Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!» (Mt 11,28-29). Durch die Hinwendung zu Jesus kommt die unruhige Seele zur Ruhe. Die Seele, die bisher unruhig auf der Suche war und nirgends Ruhe fand, wird mit einem Mal erfüllt mit Ruhe und Sicherheit. Es ist ein Phänomen: Man sucht an Tausend Orten, in Religionen, Vereinen, allerlei leiblichen und seelischen Übungen oder Ideologien Ruhe und Sicherheit, aber man findet sie nicht. Es bleibt immer eine gewisse Unsicherheit. Doch in dem Moment, in dem man in Jesus sein Heil gefunden hat, kann einen nichts mehr aus der Bahn werfen. Man ist sich plötzlich vollkommen sicher; alle Unsicherheiten sind beseitigt. Augustin, der selbst lange Jahre die Erfüllung seiner Sehnsüchte an falschen Orten suchte, schrieb das berühmt gewordene Wort: «Herr, du hast uns zu dir hin geschaffen und ruhelos ist unsere Seele, bis dass sie Ruhe findet in dir.»
2. Die Ruhe von den Werken: «Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ruht auch selbst von seinen Werken, gleichwie Gott von den seinen» (Hebr 4,10). Achten Sie auf den Wortlaut: «Wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ruht auch selbst …» Seine Ruhe, die Ruhe, die Er erwirkt hat, bringt mich zur Ruhe. Nach Jesu Auferstehung aus den Toten heisst es im Johannesevangelium, dass Sein Schweisstuch im Grab «für sich zusammengewickelt an einem besonderen Ort» lag (Joh 20,7). Warum diese Erwähnung? Sie will uns darauf aufmerksam machen, was Jesus erreicht hat. Das Schweisstuch ist ein Zeichen des Arbeitens, des Werkens und Wirkens, der Anstrengung und Mühe («im Schweisse deines Angesichts»). Nun ist das Schweisstuch des Kampfes, der Mühsal und Werke beiseitegelegt. Jesus hat den Kampf gewonnen und uns den Sieg und die Ruhe gebracht. Er hat das Werk an unserer Stelle vollbracht und uns damit selige Ruhe verschafft, eine Ruhe davor, immer alles selbst erreichen zu müssen. Von Hudson Taylor wird berichtet: «H. Taylor, der grosse Chinamissionar, durfte erst 20 Jahre nach seiner Bekehrung in diese Ruhe des Glaubens eingehen. Bis dahin hatte er in eigener Kraft um die beständige Gemeinschaft mit Gott gerungen; jetzt wurde ihm durch den Brief eines Freundes klar, dass Glauben nicht eigenes Mühen, sondern das Ruhen in Gottes Treue bedeute. Er schreibt: ‹Wie ich das las, sah und verstand ich alles. Wenn wir nicht glauben, so bleibt er doch treu. Ich sah auf Jesus und erkannte (und wie ich das erkannte, flutete die Freude in mein Herz), dass er gesagt hat: Ich will dich nie verlassen! Da ist Ruhe, dachte ich. Ich habe umsonst darum gerungen, in ihm zu ruhen. Ich will nicht mehr ringen. Hat er nicht versprochen, in mir zu bleiben, mich nie zu verlassen?› Damit war Taylor erst ganz der Mann geworden, den das grosse Werk der China-Inlandmission brauchte.»
3. Die ewige Ruhe bei der Entrückung: «Wenn es anders bei Gott gerecht ist, Drangsal zu vergelten denen, die euch bedrängen, euch aber, die ihr bedrängt werdet, mit Ruhe gemeinsam mit uns, bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht» (2.Thess 1,6-7). Die Bibel erklärt uns, dass wir bei der Wiederkunft Jesu zur Auferstehung und Entrückung in die ewige Ruhe eingehen, um später mit Ihm bei Seiner Wiederkunft offenbar zu werden. Darum sehnt sich ja auch die Schöpfung nach der Offenbarung der Kinder Gottes. Warum? Weil sie dann zur Ruhe kommt (Röm 8,19-21). – Die Aussage in 2. Thessalonicher 1,6-7 ist übrigens ein Hinweis auf die Entrückung vor der Trübsal. Denn in der Zeit, in der die Welt durch die Drangsal geht, befindet sich die Gemeinde offensichtlich bereits in der himmlischen Ruhe, um bei der Wiederkunft Jesu mit den Aposteln und den Engeln Seiner Macht wieder zu erscheinen. – «Ruhe» bedeutet, dass man zur Ruhe gekommen ist von aller Mühsal, vom Kampf des Glaubens und vom Überwinden. Man wird von allen Leiden befreit, die Not hat ein Ende, das Leben ist zur höchsten Fülle gelangt, das Endziel des Glaubens ist erreicht. Das, was bei der Bekehrung begann, mündet dann in die Ewigkeit.
Von Norbert Lieth