Nachdem der Apostel Paulus
den Timotheus zum «guten Kampf des Glaubens» aufgerufen hat,
fordert er ihn weiter auf: «… ergreife das ewige Leben, zu dem du
auch berufen bist und worüber du das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen
abgelegt hast» (1.Tim 6,12).
Wir sollen ganz praktisch
ergreifen und umsetzen, was wir als wiedergeborene Menschen bereits besitzen
(Joh 5,24): das ewige Leben. Timotheus war ja bereits zum ewigen Leben berufen,
nicht bloss gerufen. Er hatte das Bekenntnis darüber längst abgelegt, das
heisst, dass er das ewige Leben schon besass. Hätte man das ewige Leben
verlieren können und immer wieder neu ergreifen müssen, dann würde die
Aufforderung an Timotheus ja bedeuten, dass er es seinerzeit nicht besessen
hätte. Das aber ist unmöglich.
Paulus ging es darum,
Timotheus dazu aufzufordern, dieses durch den Heiligen Geist geschenkte Leben
im Alltag umzusetzen. Man kann nämlich etwas besitzen und doch nicht benutzen, zum
Beispiel Haushaltsgeräte, Fortbewegungsmittel, Werkzeuge, Computer, Qualifikationen.
Mein Onkel, ein Ingenieur, besass beispielsweise ein Auto, das er praktisch nie
benutzte, weil er so ein ungeschickter Fahrer war.
Der Besitz des ewigen Lebens
soll im Glauben erfahren und genossen werden. Man soll erleben, was es in sich
birgt. Man soll es nutzen, anwenden, umsetzen. Christen können nämlich das
ewige Leben besitzen und erfahren im Alltag dennoch nicht, was damit verbunden
ist, was es für Segen, Heil und Veränderung bewirkt. Darum ist das Ergreifen
des ewigen Lebens gleichzusetzen mit dem Suchen und Trachten nach dem, was droben
ist: «Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was
droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet
nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn
ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus
in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann
werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit» (Kol
3,1-4).
Von
Norbert Lieth