Ein Rabbi kannte das Alte
Testament auswendig. Bevor er zum Glauben an Jesus Christus fand, schrieb er einem
Freund: «Es scheint mir immer, als fehle der Heiligen Schrift etwas – der Brennpunkt,
in welchem sich alle göttlichen Strahlen vereinigen. Das Gebäude ist prächtig,
aber mir scheint, die Spitze fehlt, die es krönen muss! O Lieber, ich stehe am
Rande der Verzweiflung! Gott möge sich meiner erbarmen!» Luther pflegte zu sagen:
«Die Heilige Schrift ist die ‹Krippe›, in der das Jesuskind liegt. Vergessen
wir über der Besichtigung der Krippe nicht die Anbetung des Kindes.» In der
folgenden Betrachtung von Prediger 9,14-15 wollen wir deshalb auch Jesus sehen.
Die
Erde im Weltall: «Eine kleine Stadt, in der wenig
Männer waren» (V 14). Unsere Welt und die sich darauf befindenden
Weltbewohner sind nicht mehr als ein Staubkorn im Universum. Gemessen am Kosmos
ist unser Planet eine kleine Stadt. Um einen kleinen Einblick in den Kosmos zu
erhalten, habe ich einige Daten aus dem Buch Signale aus dem All –
Wozu gibt es Sterne von Prof. Dr. Werner Gitt zusammengetragen.
Allein in unserem
Milchstrassensystem (Galaxie) gibt es ca. 200 Milliarden Sterne. Es gibt aber
wesentlich mehr Milchstrassen (Galaxien), nämlich einige hundert Milliarden.
Die Astronomen schätzen die Gesamtzahl der Sterne im beobachteten Teil unseres
Universums auf 10 hoch 25, die wirkliche Zahl aber kennt kein Mensch. Ein Computer,
der in einer einzigen Sekunde von 1 bis 10 Milliarden zählen könnte, würde für das
Zählen der angegebenen Sterne 30 Millionen Jahre brauchen. Es stimmt buchstäblich,
was der Prophet Jeremia sagt: «Wie man das Heer des Himmels nicht
zählen und den Sand am Meer nicht messen kann …» (Jer 33,22).
Der Durchmesser der Erde
beträgt 12.756 km. Der grösste Stern Alpha Herculis hat in seinem System einen Durchmesser
von 250 Milliarden km. Das entspricht 180.000 Sonnendurchmessern. Unser
gesamtes Planetensystem mit seinem mittleren Durchmesser von 11,8 Milliarden km
hätte darin 21 Mal nebeneinander Platz. Eine Sonde mit einer Geschwindigkeit
von 40.000 km/h bräuchte zum Durchfliegen des Alpha Herculis 700 Jahre.
Die Masse der Erdbevölkerung
ist im Verhältnis zum gesamten Universum nicht grösser als eine Bakterie. Eine Lichtsekunde
umfasst 300.000 km. Der weiteste Stern namens Quasar im Sternbild Jungfrau ist
etwa 12,4 Milliarden Lichtjahre entfernt. Und der bekannte Andromedanebel hat
eine Ausdehnung von 150.000 Lichtjahren. Würde man mit einer Stecknadel durch
eine postkartengrosse Fotografie dieser Galaxie stechen, entspräche der
Einstich einem Loch von 600 Lichtjahren. Könnte ein Düsenjet mit
Schallgeschwindigkeit dieses Loch durchqueren, würde der Flug 650 Millionen
Jahre dauern. «Siehe, Nationen gelten wie ein Tropfen am Eimer
und wie Staub auf der Waagschale. Siehe, Inseln hebt er hoch wie ein
Stäubchen» (Jes 40,15).
«Was ist der Mensch, dass du
ihn
gross achtest und dass du dein Herz auf ihn richtest?» (Hiob
7,17). Wie nichtig sind wir gemessen an dieser Grössenordnung doch als einzelne
Menschen! «Wie kann aber der Sterbliche gerecht sein vor Gott,
und wie will der rein sein, der von der Frau geboren ist? Siehe, sogar
der Mond leuchtet nicht hell, und die Sterne sind nicht rein in
seinen Augen – wie viel weniger der Sterbliche, die Made, und das
Menschenkind, der Wurm!» (Hiob 25,4-6). Gott hat uns in Seiner unendlichen Grösse
gar nicht nötig, und doch treibt Ihn Seine Liebe dazu, Sein Herz auf uns zu
richten. Dies tat Er in Jesus Christus. Nicht wir suchen Ihn, Er sucht uns. «Denn
so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hingegeben
hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben
haben» (Joh 3,16).
Wenn nun die gesamte Erde
gemessen am Universum praktisch ein Nichts ist, wie viel weniger
ist es dann Israel oder die Stadt Jerusalem? Dennoch heisst es in Jesaja
in Bezug auf Gott und Jakob (Israel): «Er ist’s, der die Erde erschaffen hat
durch seine Kraft, der in seiner Weisheit den Weltkreis abgegrenzt und mit
seinem Verstand den Himmel ausgespannt hat. … Dumm steht jeder Mensch da, ohne
es zu begreifen … Aber Jakobs Teil ist nicht wie diese, sondern der Schöpfer des
Alls ist er, und Israel ist der Stamm seines Erbteils: Herr der Heerscharen ist
sein Name» (Jer 10,12.14.16). König Salomo sagte bei der Einweihung
des Tempels: «Ja, sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe, die
Himmel und die Himmel der Himmel können dich nicht fassen; wie viel weniger
dieses Haus, das ich gebaut habe!» (1.Kön 8,27). Das Land Israel
bedeckt lediglich 0,018 Prozent der Erdoberfläche. Und doch hat sich Gott
dieses Volk erwählt, um darin Sein Heil für die ganze Welt zu vollbringen.
So unmöglich es ist, den Himmel zu messen, so unmöglich ist es, dass
Israel verworfen wird (Jer 31,37; 33,22; Jes 66,22). Gott hat
Israel zum Mittelpunktder Erde gemacht (Hes 38,12), damit von dort aus
das Evangelium in alle vier Himmelsrichtungen ausgehen und auf
allen Kontinenten bekannt gemacht werden kann. Von diesem Mittelpunkt
aus wird Jesus bei Seiner Wiederkunft als Messias die ganze Welt
regieren (Ps 48,2-3; Mt 5,35).
Die
Belagerung durch den Feind: «… kam ein grosser König
und belagerte sie und baute grosse Belagerungstürme gegen sie» (V
14). Unsere Welt und jede einzelne Menschenseele wird von einem unsichtbaren
Feind belagert.
Jeder Mensch weiss mehr oder
weniger, was Sünde ist und wie man durch die Sünde belagert werden kann. Sünde
kann den ganzen Menschen beherrschen, Schuld kann sich wie
Belagerungstürme gegen das Gewissen auftürmen und wie eine Armee
auf die Seele einstürmen. Jeder weiss, was Zwänge sind, Süchte bis
hin zur Besessenheit und Selbstmordabsichten. Jeder weiss, was
Belastungen sind, Belastungen physischer, geistiger und
seelischer Art.
Man kann so sehr von Dingen
vereinnahmt, gefangen genommen und aufgefressen werden, dass man keinen Blick
mehr hat für die wahren Werte des menschlichen Lebens. Unsere Welt wird
bestimmt von Kriegen, Gewaltherrschaft, Terror, Mord und Korruption. 80 Prozent
der täglichen Nachrichtenflut sind negativ. Der König, der die Menschheit grausam
belagert, ist der Teufel und sein Belagerungsmittel ist die Sünde, die wir tun.
Jesus nennt den Teufel «Fürst
dieser Welt» (Joh 12,31). Der Apostel Paulus schreibt über den Teufel: «Denn
unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern
gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher
der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit
in den himmlischen Regionen» (Eph 6,12). «… gemäss dem Fürsten, der in
der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt» (Eph
2,2). «Ihr wisst, dass ihr einst Heiden wart und euch fortreissen liesst zu
den stummen Götzen, so wie ihr geführt wurdet» (1.Kor 12,2). «Bei den
Ungläubigen, denen der Gott dieser Weltzeit
die Sinne verblendet hat …» (2.Kor 4,4).
Von wem und was ist die Welt
belagert? Woher kommt die Grausamkeit des Islam, der Kriege und des
Terrors allgemein? Woher stammen Gier, Hass, Lieblosigkeit und
grenzenloser Egoismus? Warum ist Israel so von Feinden umlagert? Warum wurde
dieses Volk über Jahrtausende bis heute mit einer derart unbändigen
Zerstörungswut gehasst und angegriffen? Einmal wurde es durch die Assyrer
belagert, dann durch die Babylonier, durch Antiochus Epiphanes und später durch
die Römer. Liegt es nicht daran, dass Gott Sein Augenmerk im Besonderen auf
dieses Volk gerichtet hat, weil dort der Erlöser geboren wurde, weil Er dort
starb, aus den Toten auferstand und dorthin wiederkommen wird?
Ist es nicht so, dass Sie
sich selbst belagert fühlen? Dass Sie Dinge tun, die Sie gar
nicht tun wollen? Dass Sie gerne anders sein möchten, als Sie sind? Aber
Sie kommen nicht los, Sie werden nicht frei. Und doch, da, wo es
Gefangenschaft und Belagerung gibt, gibt es auch Befreiung! Wo eine
Gefängnistür zuschlägt, gibt es auch einen Schlüssel, der sie öffnet.
Der
Retter der kleinen Stadt: «Da fand sich in derselben Stadt ein
armer, aber weiser Mann, der rettete die Stadt durch seine Weisheit» (V
15). Wer war arm und weise zugleich? Wer ist der Retter unseres
Planeten? Jesus Christus, der jüdische Messias! Er kam aus dem unendlichen
Himmel in unsere Welt. Er wurde in dem kleinen Bethlehem- Ephrata
geboren (Mi 5,1). Er lebte in der unbedeutenden Stadt Nazareth. Und Er
vollbrachte das Werk der Erlösung in der Stadt Jerusalem.
Seine Armut: Jesus Christus,
«der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt,
Gott gleich zu sein; sondern er entäusserte sich selbst, nahm die Gestalt eines
Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äusseren Erscheinung als
ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod,
ja bis zum Tod am Kreuz» (Phil 2,6-8). «Denn ihr kennt die Gnade unseres
Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit
ihr durch seine Armut reich würdet» (2.Kor 8,9). Der Prophet Daniel
weissagte über das Kommen Jesu und Sein Sterben am Kreuz: «Und nach
den 62 Wochen wird der Messias weggetan (a.Ü.: ausgerottet) werden und
nichts haben» (Dan 9,26). Jesus sagte, als Er auf dieser Erde war:
«Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen
hat nicht, wo er das Haupt hinlege» (Mt 8,20). Frauen sorgten für Seinen
Unterhalt, sodass Er zu essen und zu trinken bekam (Lk 8,3).
Seine Weisheit: Jesus
Christus, «in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen
sind» (Kol 2,3). Juden als auch Griechen, verkündigen wir Christus, Gottes
Kraft und Gottes Weisheit» (1.Kor 1,24). «Durch ihn aber seid ihr in
Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur
Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung» (1.Kor 1,30). «Und als
der Sabbat kam, fing er an, in der Synagoge zu lehren; und viele, die zuhörten,
erstaunten und sprachen: Woher hat dieser solches? Und was ist das für eine Weisheit,
die ihm gegeben ist, dass sogar solche Wundertaten durch seine Hände geschehen?»
(Mk 6,2).
Der arme weise Mann rettete
die belagerte Stadt durch seine Weisheit. Jesus ist es, der die von
Satan und Sünde belagerten Menschen befreien kann. Er selbst ist
der Schlüssel, der die Tür Ihres Gefängnisses öffnet. In der Wuppertaler
Studienbibel steht: «Jesus hat die Bresche in das Bollwerk des
Satans geschlagen und den Weg freigemacht, dass Er die Werke des
Teufels zerstöre» (1.Joh 3,8). Die Astronomie (Wissenschaft) hat
als Kennzeichen für die Planeten je ein Symbol. Das Symbol der astronomischen
Wissenschaft für den Planeten Erde ist eine Kugel mit einem Kreuz
darauf. Treffender hätte es nicht dargestellt werden können, deutlicher
hätte das Symbol nicht sein können! Sobald das Kreuz durch den
Glauben in Ihr Herz gepflanzt wird, muss Satan weichen; Sie
erlangen Vergebung und der Heilige Geist zieht ein.
Israel wird in naher Zukunft
noch grausam belagert werden. Aber der Herr wird es durch Seine
Wiederkunft in Herrlichkeit befreien (Sach 12,2-3.10; 13,1).
Die
Verwerfung Jesu: «… und doch gedachte kein Mensch an
diesen armen Mann» (V 15). Nur wenige Juden öffneten sich ihrem
Messias und glaubten an Ihn. Der Grossteil des Volkes verachtete Ihn.
Jesaja prophezeite über die Kreuzigung Jesu: «Verachtet war er und
verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie
einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir
achteten ihn nicht» (Jes 53,3). Verachten bedeutet auch
«herabdenken». Der Psalmist schrieb im prophetischen Kreuzigungspsalm:
«Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet
vom Volk. Alle, die mich sehen, spotten über mich; sie reissen den Mund auf und
schütteln den Kopf» (Ps 22,7-8).
Es gibt noch eine andere
Version von Prediger 9,15. Während in den meisten Bibelübersetzungen steht: «Da
fand sich in derselben Stadt ein armer, aber weiser Mann, der
rettete die Stadt durch seine Weisheit», heisst es in der
revidierten Elberfelderübersetzung (und auch in der Luther 1984): «Aber es
fand sich darin ein armer weiser Mann, der die Stadt durch seine
Weisheit hätte retten können, aber kein Mensch dachte an diesen armen
Mann.» Der Herr Jesus hat zwar die Errettung vollbracht, aber die damalige jüdische
Generation wurde nicht gerettet, weil sie Ihn verwarf. Das Reich wurde nicht
aufgerichtet (Mt 23,37-38).
Die Juden waren ja bereits
vom römischen «König» belagert. Hätten sie Jesus angenommen und Busse getan,
hätte der Herr Sein Reich aufgerichtet. Darum sagte Er, wie vor Ihm Johannes
der Täufer: «Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen»
(Mt 3,2; 4,17). Doch da die Juden Den verwarfen, der sie hätte retten
können, erfüllte sich Prediger 9,14: «Gegen eine kleine Stadt, in der
wenig Männer waren, kam ein grosser König und belagerte sie und baute
grosse Belagerungstürme gegen sie.» 66-73 n.Chr. traten die Römer
mit Belagerungstürmen gegen Jerusalem und Massada an und nahmen beides ein.
Jesus hatte genau das angekündigt: «Wenn ihr aber Jerusalem von
Kriegsheeren belagert seht, dann erkennt, dass seine Verwüstung
nahe ist» (Lk 21,20).
Es ist eine bittere Wahrheit,
dass der grösste Teil der Menschheit ausserhalb Israels Jesus ebenfalls
verachtet. Der Mensch macht sich über Ihn lustig, verspottet Ihn, verachtet Ihn
oder schreibt Ihm Dinge zu, die bereits im Ansatz Lüge sind. Man wendet sich
allem Möglichen zu, aber von Ihm wendet man sich ab. Man sucht überall Hilfe,
nur nicht bei Ihm. Je mehr wir in der Endzeit fortschreiten, desto mehr Ablehnung
wird Jesus Christus entgegengebracht. Darum nimmt auch die Belagerung zu. Es
ist so, wie es schon in der Apostelgeschichte beschrieben wird: «Und die
einen liessen sich von dem überzeugen, was er sagte, die anderen
aber blieben ungläubig» (Apg 28,24).
Jesus ist alles, was wir
brauchen, sowohl für Israel als auch für die arabische Welt und das christliche
Abendland, ja für die ganze Welt. Er hat die Bollwerke der Belagerung zerstört.
In Ihm richtet Gott Sein Herz auf uns. Ohne Jesus haben wir keine Orientierung,
ohne Ihn kommen wir nicht ans Ziel. Aber mit Ihm ist alles möglich. «Ach,
Herr, Herr, siehe, du hast den Himmel und die Erde gemacht mit
deiner grossen Kraft und mit deinem ausgestreckten Arm; dir ist
nichts unmöglich! … Siehe, ich, der Herr, bin der Gott alles Fleisches;
sollte mir irgendetwas unmöglich sein?» (Jer 32,17.27). Maranatha,
Amen!
Von
Norbert Lieth