16.03.2011

Der Überlebenskampf Israels – Was wirklich dahintersteckt

Der Nahostkonflikt ist in ein äusserst kritisches Stadium eingetreten. Neuerdings mischen sich auch Länder wie der Iran und die Türkei in die Ereignisse um Israel ein. Ist dies eine Erfüllung biblischer Prophetie?
Spätestens seit den wiederholt geäusserten Forderungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, der Staat Israel solle zerstört werden, ist es offenkundig geworden, dass es im Kampf um das Land Israel um viel mehr geht, als nur um einen territorialen Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis. Die Vertreter des extremen Islams haben es verstanden, diese Problematik zu einer panislamischen Sache zu machen, indem sie versuchen, die gesamte islamische Welt mit hineinzuziehen. Dieser Kampf richtet sich nicht nur gegen Israel, sondern gegen alle, die hinter Israel stehen oder sich den Plänen der Islamisten entgegenstellen. Nach dem Attentat auf das World Trade Center in New York erklärte Osama Bin Laden: «Das Attentat geschah, weil sich die USA hinter Israel stellen.» Für Bibelkenner ist es offenkundig, dass es bei dem Kampf um Israel um weit mehr geht als um ein Stück Land. Es geht dabei vor allem um den Plan Gottes, der in der Heiligen Schrift offenbart ist, und auch um die Absichten des Gegenspielers, der um jeden Preis verhindern will, dass Gott Seine Ziele erreicht.
Vordergründig betrachtet ist der Konflikt in ein neues, äusserst kritisches Stadium eingetreten. Das ist schon daran zu erkennen, dass sich neuerdings islamische Länder wie der Iran und auch die Türkei in das Geschehen einmischen, obwohl sie mit Israel keine gemeinsamen Grenzen haben und viele Hundert Kilometer vom jüdischen Staat entfernt liegen. Auf der anderen Seite hat der amerikanische Präsident Barack Obama bereits bei seinem Amtsantritt erklärt, dass ein Frieden im Nahen Osten für seine Regierung höchste Priorität habe. Offenbar hat man in den USA erkannt, wie brisant die Situation geworden ist.
Interessant ist auch, dass gerade der Iran, das antike Persien, das in der biblischen Prophetie eine wichtige Rolle spielt, heute im Kampf gegen Israel erneut eine Führungsposition einnimmt. In Hesekiel 38,5 wird Persien als einer der wichtigsten Bundesgenossen der vereinten Kriegsmacht von Gog aus dem Lande Magog erwähnt. Diese Allianz wird den prophetischen Aussagen der Bibel zufolge das Land Israel überfallen. Auch im Buch Daniel spielt der Engelfürst über Persien im Widerstand gegen Israel eine wichtige Rolle.
Als der Prophet Daniel sich mit Fasten und Beten vor Gott beugte, weil er verstehen wollte, was sein Volk in künftigen Zeiten zu erwarten hätte, geriet selbst die Himmelswelt in Bewegung (Dan 10). Sogar der höchste Herr über das Heer des Himmels machte sich auf, um Daniel zu unterrichten, was mit Israel in den letzten Tagen geschehen würde. In Daniel 10,5-8 wird diese himmlische Erscheinung beschrieben. Sie deckt sich in auffallender Weise mit der Vision in Offenbarung 1,13-18. Darin wird die himmlische Gestalt als der Sohn Gottes offenbart. Weil Er auch dem Propheten Daniel erschienen war, ist die Sache, um die es hier geht, von höchster Bedeutung. In Daniel 10,14 sagt dann dieser Himmelsfürst: «Und ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volk am Ende der Tage widerfahren wird.» Doch vorab erklärt der Sohn Gottes dem Propheten Daniel, dass der Fürst über Persien Seinem Kommen 21 Tage lang widerstanden habe. Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass es sich bei dieser Figur um einen Engelfürsten in der unsichtbaren Welt handelt. Die Tatsache, dass der Engelfürst über Persien dem höchsten Himmelsfürsten 21 Tage lang Widerstand leistete, damit Er den Propheten Daniel nicht über die endzeitlichen Geschehnisse informieren konnte, ist ein weiterer Hinweis auf die grosse Bedeutung der göttlichen Offenbarungen im Buch Daniel.
Das heutige politische Geschehen auf der «Weltbühne» erscheint dem Beobachter wie die Spitze eines Eisberges. Der wirkliche Kampf spielt sich hinter den Kulissen ab, in der unsichtbaren Welt. Wie bei einem Eisberg ist auch dieser Konflikt viel grösser als das, was wir sehen. Der Sohn Gottes, der Herr über das Heer des Himmels, führt diesen Krieg an. Nach Daniel 10,20-21 handelt es sich um einen fortwährenden Kampf. Dem höchsten Himmelsfürsten steht dabei allein der Engelfürst Michael bei, der für die Kinder Israel streitet (vgl. Dan 12,1). Bei dem im Buch Daniel geschilderten Krieg handelt es sich um die wichtigste Schlacht in der Himmelswelt, die erst in Offenbarung 12,7-8 zum Abschluss kommt, wenn Satan und seine Engel vor der Rückkehr des Herrn Jesus Christus endgültig aus dem Himmel geworfen werden und ihnen der Zugang dorthin für immer verwehrt sein wird.
Neben dem Engelfürsten über Persien wird in Daniel 10,20 auch der Fürst über Griechenland erwähnt. Daraus können wir schliessen, dass in der unsichtbaren Welt Geistesmächte über allen Nationen stehen. Diese Mächte sind in letzter Konsequenz antigöttlich und somit natürlich antiisraelisch eingestellt. Das ist auch eine Erklärung für den uns oft unerklärlich scheinenden Antisemitismus. Im Buch Daniel wird uns ein seltener Einblick in die für uns sonst nicht sichtbare Geisterwelt gegeben. Nur Daniel sah die himmlische Erscheinung, während seine Begleiter nichts erkennen konnten. Allerdings wurden sie von grosser Furcht ergriffen (Dan 10,7). Diesen einmaligen Blick in die unsichtbare Welt haben wir allein Daniel zu verdanken, der sein Leben voll und ganz Gott weihte. Deshalb bezeichnet der Herr den Propheten auch als «vielgeliebten Mann» (Dan 10,11.19). Was machte den Propheten in Gottes Augen so liebenswert? Sein Gebet in Kapitel 9 lässt etwas ahnen von seinem demütigen und Gott wohlgefälligen Wesen. Er gibt an der Tragödie, die sein Volk getroffen hat, nicht den Feinden Israels die Schuld, sondern er bekennt: «Wir haben gesündigt und haben uns vergangen und haben gottlos gehandelt» (V 5). Diese Haltung gefiel Gott. Daniel war nicht wie die modernen Psychologen, die die Schuld für das schlechte Ergehen ihrer Patienten immer zuerst bei Anderen suchen und deshalb auch nicht wirklich helfen können.
Daniels tiefe Besorgnis um sein Volk und das schonungslose Bekennen der eigenen Schuld machten ihn angenehm vor Gott. Sein Gebet liess sogar die Himmelswelt in Bewegung geraten. Die Frage, was mit seinem Volk in Zukunft geschehen würde, beschäftigte den Propheten offenbar so stark, dass es ihm den Schlaf und den Appetit raubte und auch tieftraurig machte (Dan 10,2-3). Aus einer vorher empfangenen Vision wusste Daniel, dass über sein Volk eine «grosse Mühsal» kommen würde. Andere Übersetzungen geben den Begriff mit «grosse Trübsal» wieder. Dieser Ausdruck wird im Neuen Testament zwei Mal verwendet, und zwar einmal von Jesus selbst in Matthäus 24 in Seiner Rede auf dem Ölberg und das andere Mal in Offenbarung 7,14. Diese Worte stammen ebenfalls indirekt von Jesus, da Er dem Propheten Johannes die Offenbarung gegeben hat (Offb 1,1). Daran ist deutlich zu erkennen, dass es sich bei der «grossen Mühsal» im Buch Daniel um die Geschehnisse der letzten Zeit vor der Rückkehr Jesu handelt.
Das am heftigsten kritisierte Buch des Alten Testaments. Weil Daniel ein Gott geweihtes Leben führte und sich um das Ergehen seines Volkes sorgte, wurde ihm ein tiefer Einblick in die Geheimnisse des göttlichen Planes geschenkt. Die hohe Präzision seiner Prophezeiungen, insbesondere über die Geschehnisse während der Zeit der Makkabäer, veranlasste Kritiker von jüdischer und christlicher Seite zu der Behauptung, Daniel könne diese Aussagen gar nicht niedergeschrieben haben, sondern sein Buch sei erst nach den historischen Ereignissen verfasst und mit seinem Namen versehen worden. In der hebräischen Bibel wird das Buch Daniel nicht den Propheten, sondern den Geschichtsbüchern zugeordnet. Es wird nur selten gelesen. In bestimmten jüdischen Kreisen ist die Lektüre dieses Buches sogar verboten. Jetzt stellt sich für uns natürlich die Frage, warum das der Fall ist.
In Daniel 9,25-26 finden wir neben den Versen in Psalm 2 im gesamten Alten Testament die einzigen Stellen, an denen der Begriff Messias (Gesalbter) für den verheissenen Herrscher verwendet wird. Ausserdem wird dort im Zusammenhang mit der Prophezeiung über die siebzig Wochen ein Zeitpunkt für Sein Erscheinen angegeben. Das jüdische Volk hätte deshalb wissen können, wann der Messias kommen würde. Tatsächlich herrschte bereits vor dem irdischen Dienst Jesu in Israel eine starke Messiaserwartung, die auch in Bewegungen wie den Essenern erkennbar wurde. Die Mehrheit des Volkes und besonders die Führungsschicht blieben jedoch gleichgültig. Doch nach der Zerstörung des Tempels gab es jüdische Weise, die klagten: «Wehe uns, der Tempel ist zerstört und der Messias ist nicht gekommen!» Sie wussten, dass Maleachi, der letzte Prophet des Alten Testaments, weissagte: «Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht …» (Mal 3,1). Ihnen war bewusst, dass den Prophezeiungen Daniels zufolge der Messias bereits hätte kommen müssen. Natürlich war Er bereits unter ihnen gewesen, aber sie hatten Ihn missachtet, wie es der Prophet Jesaja vorausgesagt hatte (Jes 53,3). Daraus erklärt sich auch, warum das Buch Daniel in bestimmten Kreisen des Judentums zu einer verbotenen Lektüre geworden ist. Schliesslich könnte man beim Durchlesen darauf kommen, dass der Messias bereits gekommen sein muss und Jesus vielleicht doch der wahre Erlöser ist. Eine ähnliche Kritik wie beim Buch Daniel wird auch bei Teilen des Neuen Testamentes geübt, besonders bei der Rede Jesu auf dem Ölberg, in der Er die Zerstörung Jerusalems und des Tempels voraussagte. Nach der Auffassung von Kritikern wurden diese Worte erst nach den Geschehnissen im Jahr 70 n. Chr. niedergeschrieben und nachträglich als Prophezeiung Jesu ausgegeben. Erstaunlich ist jedoch, dass bereits Daniel von diesen Ereignissen sprach (Dan 9,26). Für den Bibelleser ist das alles nicht weiter verwunderlich. Schliesslich ist der Geber der prophetischen Offenbarungen immer derselbe, nämlich der Herr der himmlischen Heerscharen.
Kann das prophezeite Gericht durch Fürbitte abgewendet werden? Diese Frage hat bereits die Weisen Israels beschäftigt. Sie lehrten, dass der Zorn Gottes durch Busse und Umkehr besänftigt werden und dadurch das von den Propheten angedrohte Gericht abgewendet werden könne. In gewisser Hinsicht mag das zutreffen. Es gibt jedoch Gerichte, die Gott durch die Propheten ankündigen liess, nachdem Sein Volk wiederholt Seinen Ruf zur Umkehr abgewiesen hatte. Damit wurden die Weichen des «Schicksals» endgültig gestellt, aber nicht, weil Gott es so wollte, sondern weil der Ungehorsam der Menschen Ihn zu diesem Handeln veranlasste. Gott legt den Menschen zwei Wege vor, und zwar einmal den geraden Weg des Gehorsams und des Segens oder den krummen des Ungehorsams und des Fluchs. Auch wenn sich die Menschen für den zweiten Weg entscheiden, wird Gott dennoch das Endziel erreichen, das Er sich gesetzt hat.
Auch aus diesem Grund gibt es im Judentum eine Debatte über die Zerstörung des Tempels und das damit verbundene schreckliche Schicksal, das das Volk Israel erleiden musste. Die jüdischen Weisen kamen zu der Schlussfolgerung, dass in letzter Konsequenz nicht die Feinde Israels diese Tragödie verursacht hatten, sondern der grundlose Hass im Volk und die fehlende Liebe untereinander. Im Grunde genommen führte die anhaltende Missachtung der Gebote Gottes zu diesen schrecklichen Geschehnissen. Der Prophet Daniel hatte aufgrund der Visionen, die Gott ihm gegeben hatte, bereits erkannt, dass seinem Volk noch schwere Zeiten bevorstehen würden, bis Gott schliesslich Sein Endziel erreichen würde. Dieses Wissen bereitete Daniel grosse Not. Ihn tröstete jedoch die Verheissung, dass diejenigen, die das Wort Gottes annehmen, verständig werden und der Gerechtigkeit nachjagen. Dereinst werden sie auferstehen, um das göttliche Erbteil zu empfangen (Dan 12,2-3). Dieser Text in Daniel 12 ist übrigens die deutlichste Aussage über eine Auferstehung der Toten im gesamten Alten Testament. Auch aus diesem Grund ist das Buch Daniel vielen Bibelkritikern ein Dorn im Auge.
Über die Erfüllung der Prophezeiungen lässt uns Gott durch den Propheten Daniel sagen: «… denn das Festbeschlossene wird vollzogen werden» (Dan 11,36). Gott hat bestimmte Endzeitereignisse fest beschlossen. Deshalb können diese Abläufe auch durch Gebet nicht verändert werden. Um Sein Ziel zu erreichen, macht Gott die Mächtigen dieser Erde zu Seinen Werkzeugen, damit sie Seinen Plänen dienen, in ähnlicher Weise, wie König Kores von Persien den Juden die Erlaubnis gab, in ihr Land zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen. Warum musste das damals geschehen? Weil der Messias noch nicht gekommen war und über Ihn geschrieben steht, dass Er zu Seinem Tempel kommen würde. Ähnlich wird es auch im Geschehen der heutigen Zeit sein. Um Seine Ziele zu erreichen, benutzt Gott die scheinbar bedrohlichen Mächte dieser Erde wie den Iran, Syrien, und auch die Türkei, die sich inzwischen gegen Israel wendet. Auch die Gott und Seinem Volk gegenüber feindselig gesinnten Mächte müssen unbewusst Seinen Absichten und Seinem Plan dienen.
Welche Rolle spielt die Türkei im biblischen Endzeit-Szenario? Die Türkei war das erste islamische Land, das Israel 1949 anerkannte und mit dem Israel 1950 ein geheimes Militärabkommen abschloss. Doch seit dem Jahr 2001, als die islamistische AKP-Partei («Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung») unter der Führung von Recep Tayyip Erdogan an die Macht kam, begann sich alles zu ändern. Spätestens mit der Affäre um den von der Türkei inszenierten Schiffsverband mit Hilfsgütern für die angeblich Not leidende Bevölkerung von Gaza ist diese Entwicklung offenkundig geworden. Doch schon vorher wurde deutlich, in welches Lager die Türkei überwechselt. Zum Beispiel unterstützte die Türkei 2007 die gewaltsame Machtübernahme der Hamas in Gaza.
Der türkische Aussenminister nannte denn auch die Ereignisse um die Hilfsflotte vor Gaza den «türkischen 11. September». Darauf reagierte ein amerikanischer Kongressabgeordneter in einem Zeitungsartikel mit den Worten: «Kein Amerikaner sollte diese Beleidigung vergessen.» Er erwähnte auch, dass in der internationalen Berichterstattung über die israelische Aktion gegen die «Blockadebrecher» einige wichtige Punkte nicht beleuchtet worden seien. Demgegenüber gebe es aber eine Vielzahl von heuchlerischen Meinungen, die klargestellt werden müssten. Dem Autor des Artikels zufolge seien sich Ägypten, die Palästinensische Autonomiebehörde und alle arabischen Aussenminister einig gewesen, dass es der Hamas nicht erlaubt werden solle, die Kontrolle über den Grenzübergang nach Ägypten zu erhalten, nachdem die Terrorgruppe 2007 die Macht über Gaza gewaltsam an sich gerissen hatte. Selbst Ägypten verhängte eine Blockade, so wie es auch Israel tat, und zwar mit einer umfassenden Unterstützung arabischer Regierungen und der Palästinensischen Autonomiebehörde. Der Autor fragt zu Recht, warum es denn plötzlich zu diesem grossen Aufschrei gegen die israelische Blockade komme. Angeblich leiden die Palästinenser in Gaza unter einer unerträglichen Notsituation. Aber warum hat dann kein arabisches oder islamisches Land von Ägypten die Aufhebung der Blockade an seinem Grenzübergang gefordert? Als Israel 2005 den Gazastreifen räumte, verhängte es keine Blockade. Erst als die Palästinenser erneut mit dem Terror begannen und insgesamt etwa 10 000 Raketen auf Israel abfeuerten, beschlossen Israel und Ägypten eine Blockade über Gaza, und zwar mit der Unterstützung der Palästinensischen Autonomiebehörde und anderer arabischer Länder. Auch die arabischen Staaten wollen nicht, dass in Gaza ein Terrorstaat entsteht. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die Türkei reagieren würde, wenn die kurdische PKK 10 000 Raketen auf die türkische Zivilbevölkerung abfeuern würde. Schliesslich haben die Kurden einen legitimen Streit mit den Türken, aber sie werden von der Türkei rigoros unterdrückt. Was wäre, wenn internationale Organisationen an die PKK Hilfsgüter schicken würden, die mit Leichtigkeit in Waffen umgewandelt werden könnten? Dann wäre da noch das Problem mit Nord-Zypern. Der türkisch besetzte Teil der Insel Zypern wird nur von der Türkei anerkannt. Wie würde die Türkei reagieren, wenn andere Länder versuchen würden, die militärische Besetzung von Nord-Zypern zu beenden? Die Heuchelei der türkischen Politiker hat damit jedoch noch kein Ende. Zum Beispiel empfing Ministerpräsident Erdogan den sudanesischen Präsidenten Omar Bashir, einen Mann, der des Völkermordes beschuldigt wird. Der Internationale Gerichtshof hat einen Haftbefehl gegen ihn verhängt, weil ihm Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen werden. Als Omar Bashir im August 2009 die Türkei besuchte, erklärte Erdogan: «Ich glaube an die Unschuld von Präsident Bashir, weil kein Muslim solche Verbrechen begeht.» Der Artikel des amerikanischen Kongressabgeordneten ist ein weiterer Beleg, dass aus Ankara inzwischen ein anderer Wind weht. Dabei stellt sich die Frage: Wohin steuert die Türkei? Welche Rolle spielt sie innerhalb des prophetischen Endzeit-Szenarios?
Viele Weissagungen der Propheten, auch die des Propheten Daniel, sind nicht so leicht zu verstehen. Deshalb steht auch in Daniel 12,4 geschrieben: «Du aber, Daniel, verschliesse diese Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden darin forschen und die Erkenntnis wird zunehmen.» In Daniel 11 ist von dem König des Nordens und dem König des Südens die Rede. Das waren zunächst die von Ägypten aus regierenden Ptolemäer und die Seleukiden, die über Syrien und die nordöstlichen Teile des Nahen Osten herrschten. Diese beiden Reiche befanden sich in ständiger Rivalität. Ab Vers 35 bezieht sich die Prophezeiung jedoch auf die Endzeit. Trotzdem werden darin weiter der König des Nordens und der König des Südens erwähnt. Wer ist denn in der heutigen Zeit damit gemeint? Mit den jüngsten Ereignissen und der allmählichen Abkehr der Türkei von Israel scheint einiges klarer zu werden. Vieles deutet darauf hin, dass die Türkei der König des Nordens und Ägypten der König des Südens ist (Dan 11,40). In Israel ist man deshalb zu Recht äusserst besorgt über die weitere Entwicklung.
Interessanterweise erschien in der israelischen Tageszeitung Jerusalem Post ein Artikel über eine neu aufbrechende Rivalität um die Führung in der islamischen Welt. Ägypten sieht sich als führende Kraft im sunnitischen Teil, aber diesen Führungsanspruch will die Türkei den Ägyptern jetzt streitig machen. Es geht also um die Macht in der islamischen Welt. Die Türkei hatte diese Machtposition lange Zeit innegehabt, als der türkische Sultan gleichzeitig das weltlich-religiöse Amt des Kalifen bekleidete. Die jetzige Regierung in der Türkei hat eindeutige Ambitionen, diese Macht zurückzuerobern, aber dadurch wird es unweigerlich zu Rivalitäten zwischen der Türkei und Ägypten kommen.
In diesem Zusammenhang ist auch die Weissagung in Daniel 11,41-42 interessant. Darin wird erwähnt, dass der König des Nordens in das Land der Zierde (Israel) einfallen und auch Edom, Moab und Ammon (das heutige Jordanien) verfolgen wird; auch Ägypten wird ihm nicht entrinnen. Ausgerechnet die beiden Länder, die mit Israel Frieden geschlossen haben, werden hier in einem Atemzug mit Israel genannt. Dieser Friedensschluss mit dem jüdischen Staat war für extreme Islamisten ein Ärgernis. Vielleicht werden die von Daniel erwähnten Länder auch aus diesem Grund später ebenfalls vom König des Nordens verfolgt werden.
Wenn wir diese Entwicklungen beobachten und manches für uns deutlicher wird, stellt sich uns dieselbe Frage wie dem Propheten Daniel. «Was wird das Ende von diesen Dingen sein?» (Dan 12,8). Ihm wurde diese Antwort gegeben: «Geh hin, Daniel! Denn diese Worte sollen verschlossen und versiegelt bleiben bis zur Zeit des Endes. Viele sollen gesichtet, gereinigt und geläutert werden; und die Gottlosen werden gottlos bleiben, und kein Gottloser wird es verstehen; aber die Verständigen werden es verstehen» (V 9-10). Voller Dankbarkeit dürfen wir erkennen, wie das prophetische Wort unser Verständnis vertieft und uns hilft, die aktuellen Ereignisse in und um Israel herum aus der Perspektive Gottes zu sehen, damit wir unseren Blick von der oft beängstigenden Gegenwart abwenden und uns auf das Ewige und Unvergängliche ausrichten.
Von Fredi Winkler