Die Sammlung und Wiederherstellung des jüdischen Volkes in ihrem altertümlichen Heimatland Israel ist eine der herausragendsten und eine wiederkehrende Prophetie der Bibel. Wie in den vorangegangenen Artikeln bereits erwähnt, erwähnt die Bibel zwei Perioden, in denen das jüdische Volk wegen ihres Ungehorsams gegenüber Gott aus ihrem Land zerstreut sein würde. Die erste Zerstreuung begann damit, dass das nördliche Königreich von Israel durch die Assyrer im Jahr 721 v.Chr. in das Exil geführt wurde, und sie wurde vollendet, als das südliche Königreich besiegt und im Jahr 586 v.Chr. nach Babylon deportiert wurde. Nach 70 Jahren der Gefangenschaft wurde es den Juden unter der Führung von Serubabel, Esra und Nehemia erlaubt, nach Israel zurückzukehren. Die Juden blieben während mehr als 400 Jahren unter heidnischer Aufsicht und Kontrolle im Land. Die zweite Zerstreuung der Juden aus dem Land Israel wurde von Jesus Christus 30 Jahre zuvor vorausgesagt, bevor sie durch die Römer im Jahr 70 n.Chr. stattfand.
Es ist wichtig zu erkennen und zu unterscheiden, welche der zwei Zerstreuungen gemeint ist, wenn wir die Prophetien betrachten, in denen es um die Zerstreuung und Sammlung des jüdischen Volkes geht, weil die Prophetien über die zweite Zerstreuung und Sammlung ein vorangehendes und auffälliges Zeichen sind, das die baldige Rückkehr des Messias ankündigt, um das jüdische Volk zu retten (5. Mose 30:1-3; Jesaja 11,49,51,59-66; Jeremia 3,16,23,30-33; Hesekiel 11,20,34,36-39; Hosea 2,6,11,14; Joel 3; Amos 9; Obadja 1). Wann immer diese Prophetien über die Sammlung/Wiederherstellung im Land Israel in der Bibel gefunden werden, werden sie durch das Wort „wieder“ eingeleitet, um damit ein zweites Mal zu kennzeichnen, und darum müssen sich diese Prophetien auf die Sammlung nach der zweiten Zerstreuung von Israel im Jahr 70 n.Chr. beziehen. Bei beiden Zerstreuungen hat das jüdische Volk ihr von Gott gegebenes Heimatland Israel oder ihre Hauptstadt Jerusalem nie vergessen. Die Psalmen und die Propheten sind gefüllt mit der jüdischen Sehnsucht und dem glühenden Wunsch derjenigen Juden, die zerstreut und aus dem Land verbannt wurden, in das Land zurückzukehren und den Herrn in Jerusalem anzubeten. Diese Sehnsucht von mehreren Jahrtausenden ist es, was das jüdische Volk Zionismus nennt. Der Zionismus hat seine Wurzeln direkt in der jüdischen Bibel und war die vereinende Kraft für die Wiedervereinigung der Juden als ein Volk und eine Nation, um in das Land Israel zurückzukehren und für immer dort zu bleiben und nie mehr entwurzelt oder zerstreut zu werden. Zionismus kommt vom Wort Zion, ein anderer Name für Jerusalem und im weitesten Sinn für das Land Israel, das biblische, nationale, religiös-politische und messianische Andeutungen und Bedeutungen hat. Wendel Stearns gibt uns eine gute, verständliche Übersicht über die zentrale Bedeutung des Zionismus im Leben des jüdischen Volkes: „Zionismus, früher ein Wunsch, der in einer Bewegung realisiert wurde, um zuerst den Staat Israel zu gründen, und heute um den Staat Israel zu unterstützen, ist ein nationales, religiöses und geistliches Konzept, das Jahrtausende zurückgeht. Seit der physischen Wiederherstellung des Staates wurde darüber als ein greifbares, geopolitisches Konzept diskutiert und gekämpft. Es wurde zum vereinenden Konzept des weltweiten Judentums, sowohl in den Leiden als auch in den Wundern der wiedergewonnenen nationalen Einheit von Israel. Für Viele ist der Zionismus so völlig als eine nationale und politische Bewegung gekennzeichnet worden, dass säkulare Zionisten die Ansprüche zurückweisen, die das Juden- und das Christentum darauf machen. Trotzdem ist es ein Fehler, Zion und den Zionismus nur als ein neues Phänomen zu identifizieren oder nur als einen jüdischen Ausdruck der Bestrebung der Menschheit für eine ethnische und staatliche Souveränität zu erkennen. Wir irren uns, wenn wir die historischen und geistlichen Grundlagen und das Herzstück übersehen, die sie zu einer solch grundlegenden Kraft in der heutigen Welt machen.“ (Biblical Zionism, pp. xi-xii).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat der Zionismus durch den Hauptpionier des modernen Zionismus, Theodor Herzl, einen starken Wiederaufstieg und eine weltlichere und geopolitischen Perspektive für die Rückkehr des jüdischen Volkes in das Land Israel erlebt. Trotz des Fehlens von biblischer Betonung, das der Kern des modernen säkularen Zionismus ist, hat Gott Herzl dazu gebraucht, einer der wichtigsten Einflussfaktoren für die Rückkehr des jüdischen Volkes zu werden. Gott hat den Zionismus als Anstoss für die Wiedergeburt der Nation Israel 1948 gebraucht, die die grösste, einzelne Erfüllung von Bibelprophetien in den letzten 2‘000 Jahren seit der Zeit von Christus war. Die Zunahme des Hasses und der Feindseligkeiten gegenüber den Juden in Europa hat zweifelsohne zur Wiederauferstehung des Zionismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beigetragen. Dieser Hass und diese Feinseligkeit waren immer ein anhaftender Teil der europäischen Kultur, die bis in die Zeit des Römischen Reiches zurückgehen. Die grösste Konzentration der antisemitischen Feindseligkeiten gegen das jüdische Volk war in Osteuropa und Russland. In Russland war der Judenhass in der Tat so schlimm, dass der Zar 1903 seiner Geheimpolizei den Auftrag gegeben hat, ein Dokument mit dem Titel „Die Protokolle der Ältesten von Zion“ zu fälschen. Diese Fälschung war angeblich ein Entwurf der geplanten Verschwörung für die jüdische Weltherrschaft, der von einer Gruppe einflussreicher Juden aufgestellt wurde und in den 24 Protokollen chiffriert wurde. Der Zar hat diese Fälschung benutzt, um ein blutiges Pogrom zu rechtfertigen, das in Russland und der Ukraine von 1903 bis 1906 durchgeführt wurde.
Eine solche Flutwelle des Antisemitismus, der Europa im 19. und 20. Jahrhundert einhüllen würde, hat einen starken und unauslöschlichen Wunsch unter den vielen europäischen Juden ausgelöst, in ihr altertümliches Heimatland Israel zurückzukehren. Das hat einen frühen Anführer und Pionier des Zionismus, den russischen Doktor Leon Pinsker, dazu veranlasst, im Jahr 1882 eine bahnbrechende Arbeit des modernen Zionismus mit dem Titel „Auto-Emancipation“ zu schreiben. Darin schreibt er, dass die einzige Lösung, das jüdische Volk vor dem ständigen Antisemitismus zu schützen, darin liegt, ein eigenes nationales Heimatland zu haben. Zuerst hat er gedacht, dass dieser jüdische Staat überall auf der Welt geschaffen werden könnte, aber schlussendlich kam er zu der Überzeugung, dass ein solches Heimatland nur dort gegründet werden könnte, wo das altertümliche Israel ursprünglich war.
Ein Jahrzehnt später wurden die politischen Ideen und Konzepte für ein jüdisches Heimatland durch ihren führenden Fürsprecher, Theodor Herzl, in seiner grundlegenden Arbeit „Der jüdische Staat“ formell definiert. Dieses Buch hat die konstitutionelle Basis für den ersten zionistischen Kongress am 27. August in Basel geschaffen; 204 Delegierte aus 17 Ländern haben den Kongress besucht. Herzl hat unermüdlich gearbeitet, um die Unterstützung für einen jüdischen Staat zu gewinnen. Er ist permanent durch Europa gereist und hat sich mit Monarchen, Staatsmännern und Politikern getroffen, um die gesetzmässige Anerkennung für ein jüdisches Heimatland zu erlangen. Beim fünften zionistischen Kongress im August 1903 (der letzte Kongress von Herzl vor seinem Tod 1904) hat Herzl zögerlich den britischen Vorschlag akzeptiert, einen jüdischen Staat im Land Uganda in Ostafrika zu errichten. Nach langer Debatte und Beratungen der Delegierten des fünften Kongresses wurde der Uganda-Vorschlag jedoch abgelehnt. Die Delegierten kamen zu der kompromisslosen Schlussfolgerung, dass ein jüdischer Staat nur im Land ihrer Stammväter – dem Land Israel - gegründet werden könnte. Dieser unerschütterliche Beschluss wuchs und wurde stärker und wurde schliesslich etwa 45 Jahre später mit der Geburt des modernen Staates Israel ausgeführt.
Theodor Herzls Vision war in Wirklichkeit die grössere Vision von Gott, Sein Volk Israel in dem Land zu sammeln, das Er Abraham, ihrem Stammvater, und seinen jüdischen Nachkommen nach ihm für einen ewigen Besitz als Erfüllung der Endzeitprophetien gab, dass die Juden wieder als Zeichen und Voraussetzung für die Rückkehr des Messias Jesus Christus in Israel gesammelt werden. Der Teufel kennt diese Prophetien, und unter der Vorsehung von Gott wurde ihm innerhalb einer Generation seit diesen Pionieren die Erlaubnis gegeben, zu versuchen, das jüdische Volk von ihrer Rückkehr in das ihnen von Gott gegebenen Land abzuhalten. Aber die Würfel waren schon gefallen. In der modernen Bewegung des Zionismus hat Gott begonnen, Seine Aufmerksamkeit wieder auf die „ewige Nation“ zu richten, so dass sich viele der Versprechen für ihre Sammlung in ihrem Land in der Endzeit als Vorbereitung für die Rückkehr des Messias erfüllen würden, so wie es übernatürlich im Wort Gottes vorausgesagt wurde. Eine dieser erfüllten Prophetien ist Jesaja 41:8-10: „Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, mein Auserwählter, du Same Abrahams, meines Freundes, den ich von den Enden der Erde ergriffen und aus ihren entferntesten Winkeln berufen habe, und zu dem ich gesprochen habe: Du bist mein Knecht, ich habe dich auserwählt und nicht verworfen — fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ja, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit!“ (Jesaja 41:8-10).
Von Todd Baker