Findet derzeit ein ganz bestimmter Abschnitt biblischer Prophetie statt, auf den dann sofort ein anderer folgt – der schrecklichste aller schrecklichen, der Aufstieg des Antichristen?
«Good night, America» (Gute Nacht, Amerika); «Europa brennt»; «Koloss ohne Kompass»: Vor einiger Zeit skizzierte das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel mit einigen Titelgeschichten den tiefen Fall Amerikas und den Zerfall des Kolosses Europa. Mit anderen Worten: Das gesamte christliche Abendland befindet sich in einem Strudel des schnellen Niedergangs – zumindest, was die Ökonomie betrifft. Wer als Bibelleser die Details dieses Niedergangs auswertet, wird sich möglicherweise fragen: Findet derzeit nicht vielleicht ein ganz bestimmter Abschnitt biblischer Prophetie statt, auf den dann sofort ein anderer folgt – der schrecklichste aller schrecklichen, der Aufstieg des Antichristen?
Im alttestamentlichen Buch Daniel – besonders in den Kapiteln 2, 7 und 8 – wird uns eine Schau der Weltgeschichte vorgestellt, die von der Zeit des israelitischen Propheten Daniel bis zum Ende der Weltzeit reicht. Dazu werden uns Aufstieg und Niedergang von vier Reichen geschildert. Warum nur vier, da es doch – wie wir heute wissen – in der Weltgeschichte viel mehr gab? Die biblische Prophetie beschäftigt sich nur mit solchen Reichen, die in einer Beziehung zum Land Israel stehen, und zwar nur dann, wenn dort auch tatsächlich Nachkommen der zwölf Stämme Israels leben. Die Offenbarungen in Bezug auf die ersten drei Weltreiche haben sich bereits erfüllt: Das Weltreich der Babylonier, das Weltreich der Meder und Perser und das Weltreich Griechenlands sind bereits Geschichte. Dem 4. Weltreich widmet Daniel mehr Verse als irgendeinem der drei ersten Reiche. Die Tatsache, dass dieses 4. Reich auch in der Offenbarung des Johannes wieder zentral erwähnt wird, zeigt, welche Bedeutung es haben muss. Es ist auch das letzte irdische in der Weltgeschichte – glaubt man der Bibel.
Dieses 4. Reich wird als Tier charakterisiert. Daniel beschreibt es so: «Das vierte Tier wird das vierte Reich auf Erden sein, welches wird gar anders sein denn alle Reiche; es wird alle Lande fressen, zertreten und zermalmen» (Dan 7,23). Ein solches Reich tauchte – man bedenke dabei stets die Perspektive aus Israel – mit dem Römischen Reich auf. Das Imperium Romanum ist das bisher langlebigste Weltreich der Geschichte. Über tausend Jahre sollten von seinen sagenhaften Anfängen bis zu seinem Niedergang vergehen. Römische Feldherren und Legionäre unterwarfen in dieser Zeit die Völker des Mittelmeerbeckens, zogen bis nach England, Deutschland und den Niederlanden und drangen sogar bis zu den Küsten des Schwarzen Meeres vor. Hunderte Jahre lang «frass, zertrat und zermalmte» die Militärmaschine der Römer Länder und Landstriche. Am Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus verschwand dieses Imperium von der damaligen Weltbühne. Doch laut Daniel wird dieses 4. Reich die Hauptrolle in einem endzeitlichen Szenario am Ende der Weltzeit spielen. Muss die Vision des Daniel in Bezug auf das 4. Reich also anders gedeutet werden?
Aus der Perspektive Israels gesehen spielte das Römische Reich etwa ab 70 nach Christus keine Rolle mehr, obwohl es noch einige Jahrhunderte fortbestand. Sobald die Israeliten ab 70 nach Christus in alle Welt – in die Diaspora – verstreut wurden, setzt auch die Vision Daniels praktisch für viele, viele Jahrhunderte aus. Sie beginnt erst wieder, nachdem das besiedelte Land Israel mit dem Römischen Reich erneut in eine Beziehung tritt. Und das geschieht 1948. Denn in diesem Jahr wird der Staat Israel gegründet und die Nachkommen der zwölf Stämme Israels kehren aus allen Teilen der Welt zurück in ihr Gelobtes Land.
Wenige Jahre später kehrt auch das Römische Reich auf die Weltbühne zurück – und es beginnt so wie das alte. Laut der Überlieferung schufen sechs Könige den einstigen römischen Staat. Der Mittelpunkt des aufsteigenden Weltreiches war Rom – eine Stadt auf sieben Hügeln. In den 1950er Jahren startete auch das neue Europa in einer Sechser-Formation: mit Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden. Im Laufe der Jahre wurden aus den sechs Staaten 27 Staaten der Europäischen Union (EU), und man sprach vom Wiederauferstehen des Römischen Reiches. Und dieses neue Imperium Romanum wählte sich wieder ein Machtzentrum auf sieben Hügeln – Brüssel.
Über das Wiederauftreten des Römischen Reiches – das Aufleben des 4. Reiches – gibt uns die Offenbarung des Johannes folgende Auskunft: «Das Tier, das du (Johannes) gesehen hast, ist gewesen, und ist nicht, und wird wiederkommen aus dem Abgrund und wird fahren in die Verdammnis, und es werden sich verwundern, die auf Erden wohnen … wenn sie sehen das Tier, dass es gewesen ist, und nicht ist, und da sein wird. Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine Wunde wird heil» (Offb 17,8; 13,3). Diese Zeilen im weltgeschichtlichen Stammbuch Gottes treffen exakt die Entwicklung der letzten Jahrzehnte.
Viele Ausleger biblischer Prophetie-Texte fragen sich, ob das Wiederaufleben des Römischen Reiches allein auf die Entstehung der EU zu beziehen ist oder nicht doch weiter gefasst werden muss, denn eine gehörige Portion «Europa» gibt es auch jenseits des «grossen Teiches» in den USA. Die germanischen Stämme der Sachsen, Angeln und Jüten, die im 5. und 6. Jahrhundert vom nördlichen Niedersachsen und Schleswig-Holstein aus den Hauptteil Britanniens eroberten, wurden zum Kern des englischen Volkes. Es entstand England als Kernland des zukünftigen Grossbritanniens. Etwa ab 1620 begann dann von dort eine erste Auswanderungswelle nach Nordamerika, und es entstanden 13 britische Kolonien, die sich 1776 mit einer Unabhängigkeitserklärung von England lossagten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts folgten dann mehrere grosse Auswanderungswellen von Europäern in die «Neue Welt». Von daher ist es durchaus gerechtfertigt, die USA als einen der Köpfe des 4. Reiches alias des Tieres anzunehmen.
Johannes schildert in seiner Offenbarung das Auftauchen des Tieres so: «Und ich sah aus dem Meer (ein Symbol für das Völkermeer) ein Tier aufsteigen, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte und auf seinen Hörnern zehn Kronen …» (Offb 13,1). Sieben Köpfe?
Das neue Europa startete mit sechs Köpfen. Zählt man die USA dazu, dann wären es sieben. Heute umfasst das neue Römische Reich 27 Staaten – also die Summe von sieben Köpfen, zehn Hörnern und zehn Kronen.
In seiner Titelgeschichte «Good night, America» schilderte der Spiegel schonungslos den momentanen Ist-Zustand der USA: Die privaten Schulden aller US-Haushalte liegen bei fast 14 Billionen Dollar, 20-mal so hoch wie in den 1970er Jahren. Der US-Staatshaushalt verschuldet sich pro Tag mit 3,2 Milliarden Dollar und schiebt einen Schuldenberg von etwa 14 Billionen Dollar vor sich her. Laut Ökonomen setzt ein wirtschaftlicher Niedergang in einem Land ein, wenn die Staatsverschuldung die 90-Pronzent-Marke des Bruttosozialproduktes erreicht hat. Diese Schmerzgrenze wurde von den USA Mitte letzten Jahres überschritten. Seit 2008 verlieren 7300 Beschäftigte in den USA pro Tag ihre Arbeit, was bedeutet, etwa 20 Prozent der arbeitsfähigen US-Bevölkerung haben keinen Job. Seit 2006 gehen pro Tag etwa 1400 Industrie-Arbeitsplätze verloren. Fast 45 Millionen Amerikaner gelten als arm. Ein Viertel aller Kinder in den USA lebt von staatlichen Essensmarken. Wie lange kann sich das mächtigste Land der Erde noch auf den Beinen halten?
Die Offenbarung des Johannes, die die Aussagen des Propheten Daniel ergänzt und präzisiert, spricht auch noch davon, dass nach dem Wiedererstarken des Römischen Reiches «zehn Könige, die noch kein Reich empfangen haben» (Offb 17,12), plötzlich Macht bekommen. Aus jetzigem Blickwinkel betrachtet könnte der «Koloss ohne Kompass» nach einer fundamentalen Krise, die sich jetzt zu entwickeln scheint, zu einer neuen Organisationsform kommen, in der 10 «Königen» in Brüssel die Macht des neuen Römischen Reiches übergeben wird.
Von daher dürften die nächsten Jahre in Bezug auf die Entwicklung des alten/neuen Römischen Reiches für Bibelkundige von grossem Interesse sein. Auch deshalb, weil dieses «Tier» «Vollmacht» und «Kraft» von Satan persönlich bekommt (Offb 13,2). In diesem Zusammenhang mögen Beobachtungen der letzten Zeit nachdenklich stimmen.
Am 9. November 2010 wurde auf Anregung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Robert-Bosch-Stiftung in Berlin die allererste «Europa-Rede» gehalten. Es hielt sie der flämische Politiker Herman Van Rompuy, der derzeitige Präsident des Europäischen Rates, also der höchste Repräsentant der EU, vor 800 geladenen Gästen, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Datum der Rede und der Ort waren wohl nicht zufällig gewählt worden. Van Rompuy begann seinen Vortrag so: «Ich fühle mich geehrt, hier und heute zu Ihnen zu sprechen. Zunächst, weil Sie mich als ersten Politiker eingeladen haben, die jährliche «Europa-Rede» zu halten. Sodann, weil ich im Pergamon-Museum und am 9. November (der Fall der Berliner Mauer) zu Ihnen sprechen darf. Wie viele historische Linien gehen von diesem Ort und von diesem Datum aus. Es fühlt sich an, als ob man von starken, alten Kräften in zwei Richtungen gedrängt wird. Die olympischen Götter vor und hinter uns, 2300 Jahre alt, führen uns in die griechische Zivilisation. Sie führen uns nach Pergamon mit seinen Tempeln …»
Van Rompuy sprach im Pergamon-Museum in unmittelbarer Nähe des Ischtar-Tores und des Pergamon-Altars. Deutsche Archäologen brachten beide Bauwerke nach Berlin. Das Ischtar-Tor bewachte in Babylon den Zugang zum Schrein des Marduk. Der Hauptgott der Babylonier wurde als schlangenähnlicher Drache verehrt. Einer der besten Babylon-Kenner im christlichen Raum des deutschsprachigen Europas ist der Schweizer Roger Liebi. Er ist der Auffassung, dass die Babylonier in Marduk Satan persönlich verehrt haben, der auch in der Bibel in Drachenform beschrieben wird.
Es ist schon bezeichnend, dass ausgerechnet in Berlin archäologische Fundstücke gepflegt und gehütet werden, die einen deutlichen satanischen Stempel tragen. So ist unweit des Ischtar-Tores im selben Museum der Pergamon-Altar zu besichtigen. Er wird nach der Bibel in eine Beziehung mit Satan gebracht. In Offenbarung Kapitel 2 ab Vers 12 wird Pergamon als Ort beschrieben, «da, wo der Thron Satans ist». Und exakt vor dieser «satanischen» Kulisse wurde die erste Europa-Rede gehalten, in der Van Rompuy auch noch Folgendes sagte: «Der Fall der Berliner Mauer führte zu einer Bewegung in und für Europa … Erst als der Vorhang 1989 aufging, kam das alte Europa hinter den Kulissen hervor und betrat das Podium der Weltbühne …»
Vom Pergamon-Altar ging und geht wohl immer noch eine gewisse Faszination aus. So liess Hitler auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg eine Haupttribüne errichten, die dem Pergamon-Altar nachempfunden war. Stalin beorderte 1949 den Pergamon-Altar nach Leningrad und liess eine Gipsnachbildung anfertigen, bevor er ihn 1953 an Deutschland wieder zurückgab. Zu DDR-Zeiten wurden am «Thron Satans» Jugendweihen abgehalten. Sofort nach der Wende wurde der Pergamon-Altar für drei Millionen Euro Staatsgelder vollständig restauriert. Und noch einer nutzte das Symbol für die «alten, starken Kräfte»: Vor einem riesigen Kulissen-Bau in Denver, der verblüffende Parallelen zum Pergamon- Altar aufwies, verkündigte am 28. August 2008 kein Geringerer als Barack Hussein Obama, dass er der erste schwarze Präsident der USA werden möchte. Inwieweit heidnische Symbole oder Kultobjekte tatsächlich als Kraftquellen genutzt werden können, sei dahingestellt. Dennoch zeigt ihre Verwendung, welches Geistes Kind diejenigen sind, die sie bewusst einsetzen.
Von Ulrich Skambraks