11.01.2012

Der abrahamitische Bund: Ich will segnen … und verfluchen – Teil 2

„Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!“ (1. Mose 12:3).
Gottes Verheissung in 1. Mose 12,3 ist keine Garantieerklärung für automatisch erfolgende militärische Siege Israels – dies leichthin anzunehmen, wäre ein kolossaler Irrtum. Als ein Teil Seines Bundes mit Mose versprach Gott Seinem Volk in 3. Mose 26,6-8 Frieden in dessen Land. Wenn die Israeliten Ihm nur gehorchten, würden ihre Feinde vor ihnen fliehen. Sollte das Volk sich aber gegen Ihn auflehnen, würde Gott selbst militärische Gegner aufstehen lassen, die Israel schweren Schaden zufügen würden (3.Mo 26,23-25). Es gab nur diese beiden Optionen; Gott bot ihnen keinen Mittelweg an.
Gleich im nächsten Buch können wir sehen, dass Gott Sein Versprechen hält: 4. Mose 13-14 handelt von der folgenschweren Aussendung der zwölf Kundschafter. Auf deren Bericht reagierte das Volk in sündiger Weise, und Gott schwor den Israeliten, sie alle würden in der Wüste sterben, ihre Kinder jedoch würde Er sicher ins Land bringen. In 4. Mose 21 gab Gott dem Volk militärischen Sieg über drei verschiedene heidnische Völker; demnach war Israel zumindest zeitweilig im Bundesgehorsam gegen Gott. Wie Gott entsprechend 1. Mose 12,3 Amalek verflucht hatte, kamen auch diese Völker unter den Fluch Gottes. Ebenso wie 2. Mose 17 enthält auch 4. Mose 21 messianische Prophetien – sicher kein Zufall: In 4. Mose 21,6-9 befiehlt Gott Mose, eine eherne Schlange anzufertigen; wer vom ungehorsamen Volk zu Gott schrie und die eherne Schlange ansah, konnte geheilt werden. Auch dieses Mal blieb die volle Bedeutung verborgen; erst später gab Gott die Erklärung, zum Beispiel in Johannes 3,14-15. Hier offenbarte Jesus dem Nikodemus: «Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.»
4. Mose 22-24 ist als eine Einheit zu sehen – eine sehr bedeutende zudem. Es waren die militärischen Siege Israels in 4. Mose 21, die Balak und den Moabitern Angst vor diesem Volk eingejagt hatten (4. Mo 22,1-3). Deshalb heuerte Balak den käuflichen Propheten Bileam für einen klar umrissenen Auftrag an: «Denn ich weiss: Wen du segnest, der ist gesegnet, und wen du verfluchst, der ist verflucht!» (4. Mo 22,6). Ohne es zu wissen, schrieb er Bileam damit Attribute zu, die in besonderem Masse auf Gott zutreffen, und – was noch wichtiger ist – die in völligem Gegensatz zu Gottes Verheissung in 1. Mose 12,3 standen. Gott antwortete auf diese Unverschämtheit, indem Er den Engel des Herrn zunächst dem Esel Bileams erscheinen liess (4.Mo 22,22-30). Danach erschien der Engel auch Bileam selbst, und zwar mit einem zum Kampf gezückten Schwert (V 31-35). Gott liess keinen Zweifel am Ernst der Lage zu: «Und der Engel des Herrn sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich bin ausgegangen, um dir zu widerstehen, weil dein Weg vor mir ins Verderben führt! Und die Eselin hat mich gesehen und ist mir nun dreimal ausgewichen. Und wenn sie mir nicht ausgewichen wäre, so hätte ich dich jetzt umgebracht, sie aber am Leben gelassen!» Dann beauftragte der Engel des Herrn Bileam, zu König Balak zu gehen, ermahnte ihn aber eindringlich, nur das Wort auszusprechen, das Gott ihm geben würde (4.Mo 22,35).
Vor diesem Hintergrund entfaltet sich nun 4. Mose 23-24. Dieser Abschnitt zeigt, dass die Bibel von Gott inspiriert sein muss – und es auch tatsächlich ist. Es ist schwer zu glauben, aber Bileam wurde tatsächlich zum Sprachrohr für die Weitergabe des Wortes Gottes. Dies sehen wir in diesem Bericht wiederholt, so in 4. Mose 23,5: «Der Herr aber legte Bileam ein Wort in den Mund und sprach …» Und nun folgen Gottes Prophetien durch Bileam, nicht Bileams Prophetien – das ist wichtig. So erinnert sich Bileam an Balaks Auftrag: «Komm, verfluche mir Jakob, komm und verwünsche Israel!» (4.Mo 23,7) und fährt im folgenden Vers fort: «Wie sollte ich den verfluchen, den Gott nicht verflucht? Wie sollte ich den verwünschen, den der Herr nicht verwünscht?» (V 8). Das nun war Gottes Lehre dazu. Dieser Abschnitt enthält auch einen Vers, den schon viele auswendig gelernt haben. Er enthält die klare und unverrückbare Aussage: «Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereuen würde. Was er gesagt hat, sollte er es nicht tun? Was er geredet hat, sollte er es nicht ausführen?» (4.Mo 23,19).
Und während Balak noch vergeblich versucht, durch Bileam Israel zu verfluchen, gibt Gott weitere Informationen über Israel und den verheissenen Messias. Auch jetzt erinnert Er alle Beteiligten, dass es Seine eigenen Worte sind: «Und der Geist Gottes kam auf ihn (Bileam)In 4. Mose 24,8-9 schliesslich lesen wir die ausserordentlich wichtige messianische Prophetie: «Gott hat ihn aus Ägypten geführt, seine Kraft ist wie die eines Büffels. Er wird die Heiden, seine Widersacher, fressen und ihre Gebeine zermalmen und sie mit seinen Pfeilen niederstrecken. Er kauert sich nieder, um zu lagern wie ein Löwe, und wie eine Löwin – wer will ihn aufwecken? Gesegnet sei, wer dich segnet, und verflucht, wer dich verflucht!» Diese beiden Verse sind äusserst gehaltvoll. Unter anderem wird hier vom Messias gesprochen, der wie ein Löwe daliegt, ein direktes Zitat aus der messianischen Prophetie in 1. Mose 49,9-10, wo wir auch lesen, dass «das Zepter nicht von Juda weichen» soll. Dabei ist wichtig anzumerken, dass diese Verheissung laut 1. Mose 49,1 den Söhnen Israels «in künftigen Tagen» begegnen wird oder wörtlich «am Ende der Tage»; diese Wendung findet sich hier zum ersten Mal in der Bibel. Einfach ausgedrückt: 4. Mose 24,8-9 sind Verheissungen für das Zweite Kommen, die Wiederkunft Jesu Christi – auch wenn es uns viel leichter fällt, auf der anderen Seite des Kreuzes danach zu suchen. Bemerkenswert ist auch, dass nach 1. Mose 49,1 dieser Ausdruck erst wieder hier in 4. Mose 24,14 vorkommt, ein weiterer Hinweis auf die eschatologische Bedeutung dieser Prophetien. Wenn Gott in 4. Mose 24,9 sagt: «Gesegnet sei, wer dich segnet, und verflucht, wer dich verflucht!», ist das keine blosse Wiederholung von 1. Mose 12,3, sondern eine Erweiterung und eine zusätzliche Offenbarung, die das Werk des Messias mit Israels endgültiger Bestimmung verknüpft. Und hinsichtlich «der letzten Tage» (4.Mo 24,14) offenbarte Gott: «Ich sehe ihn, aber jetzt noch nicht; ich schaue ihn, aber noch nicht in der Nähe. Ein Stern tritt hervor aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel …» (4.Mo 24,17). Und: «Von Jakob wird ausgehen, der herrschen wird, und er wird umbringen, was von der Stadt übrig ist» (V 19). Im Zusammenhang mit dem messianischen Gericht und Seiner Herrschaft bestätigt Gott Seine frühere Verheissung aus 2. Mose 17,8-16, die Er keineswegs vergessen hatte: «Amalek ist der Erstling der Heiden, aber zuletzt wird er untergehen!» (4.Mo 24,20).
In 4. Mose 22-24 geht es ebenso sehr um den Messias wie in 2. Mose 16-17. Da Israel Ihn bei Seinem ersten Kommen nicht als König aufnahm, wartet jedes Detail der Prophetien von 4. Mose 24 auf Seine Wiederkunft; dann werden sie bis aufs Haar in Erfüllung gehen.
Amalek war das erste heidnische Volk, das Israel und seinen Messias angriff. Gab es weitere Völker?
Von Greg Harris