22.04.2011

Jesu letzte Worte: Es ist vollbracht!

Die drei letzten Worte Jesu am Kreuz wollen wir unter drei Aspekten betrachten: Das Werk ist beendet! Die Aufgabe ist bewältigt! Der Kampf ist vorbei!
Johannes 19,28-30 berichtet: «Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäss voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. Als nun Jesus den  Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!, und neigte das Haupt und verschied.»
Man könnte die letzten Worte unseres Herrn – «Es ist vollbracht!» – sinngemäss auch so wiedergeben: «Es ist beendet!» – «Es ist bewältigt!» – «Es ist vorbei!» – Ausgehend von Jesu letzten Worten wollen wir über diese drei sinnverwandten Ausdrücke nachdenken.
Es ist vollbracht, das Werk ist beendet! Als Jesus Christus am Kreuz von Golgatha starb, wurde das grösste Werk beendet, das je auf dieser Erde seinen Anfang gefunden hatte. Dieses Werk war so unendlich gross – und vor allem auch so sehr beschwerlich –, dass es unseren Herrn bereits im Vorfeld enorm belastete. Als der ganze Leidensweg noch vor Ihm lag, sprach Er die ergreifenden Worte: «Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte! Aber ich muss mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange (oder: wie drängt es mich), bis sie vollbracht ist!» (Lk 12,49-50).
Wir sollten nie der irrigen Meinung verfallen, es wäre für den Sohn Gottes ein Leichtes gewesen, dieses grosse Erlösungswerk hier auf Erden zu beginnen – und vor allem zu beenden! Als Er über das Weizenkorn gesprochen hatte, das in der Erde ersterben sollte, bekannte Er ebenfalls offen: «Jetzt ist meine Seele betrübt (oder: erschüttert, bestürzt)» (Joh 12,27).
Ist es verwunderlich, dass Er solche Worte sprach? Schon vor dem Kreuz musste er unsäglich leiden. Der Kampf im Garten Gethsemane kostete unserem Herrn viel Schweiss, Tränen und sogar Blutstropfen. Dort kam eine solche Agonie über Ihn, dass Er buchstäblich in Todesangst geriet. Und denken Sie an Seine Verurteilung und an all das, was man da mit Ihm tat. Er musste eine schreckliche römische Geisselung über sich ergehen lassen, eine Geisselung, die manche Verurteilte gar nicht überlebten. Ihm wurde ein Purpurmantel um Seinen blutigen Rücken gelegt und Ihm wurde die Dornenkrone aufgedrückt. Diese Dornenkrone wurde Ihm wohl kaum sanft aufs Haupt gesetzt, sondern mit roher Gewalt aufgedrückt, sodass an vielen Stellen das Blut heruntertropfte. Dabei schlug man Ihm mit einem Rohr auf Sein Haupt, sodass die Dornen tiefer und tiefer hineindrangen. Und dann kam auch noch das Eigentliche, nämlich das Kreuz!
Dieses Kreuz war so schlimm, die Finsternis so dicht, die Schmerzen so höllisch, der Durst so unerträglich, die Einsamkeit so schrecklich, dass das Herz des gemarterten Lammes Gottes zum Vater schrie: «Aber Du, Herr, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! Errette meine Seele vom Schwert, mein Leben von den Hunden! Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern wilder Stiere.» Es ist der prophetische Leidenspsalm 22, der uns in den Versen 20-22 diesen Herzensschrei des Lammes Gottes vor Augen führt.
Allerdings war es nicht etwa so, dass unser Herr zu irgendeinem Zeitpunkt die Fassung verloren hätte und diesem ganzen Weg des Leidens ausweichen wollte. So erklärte Er in Johannes 12,27-28: «Jetzt ist meine Seele erschüttert, und was soll ich sagen? Soll ich bitten: Vater, errette mich aus dieser Stunde!? Nein, gerade deshalb bin ich ja in diese Stunde gekommen: Vater, verherrliche deinen Namen!» Unser Herr wollte zu keiner Zeit aussteigen, sondern im Gegenteil das Werk beenden! Der Leidensweg war zwar unendlich schwer, die Ängste waren gross, aber Er ging diesen Weg bis zum Sterben am Kreuz und konnte aus der Tiefe Seines Herzens sagen: «Es ist vollbracht!» Ja, es ist vollbracht, und zwar ein für alle Mal. Es kostete Ihn unendlich viel, aber Er führte das Werk zu Ende!
Es ist vollbracht, die Aufgabe ist bewältigt! Mit dem Tod des Heilandes am Kreuz von Golgatha wurde die grösste Aufgabe erfüllt, die je einem Menschen aufgetragen wurde. Unser Herr starb zwar als Sohn Gottes am Kreuz, aber Er durchlitt die Tortur Seiner Aufgabe als Mensch. Stunde um Stunde quälten Ihn höllische Schmerzen, um diese grösste aller Aufgaben, die je einem Menschen auf dieser Erde gestellt wurde, zu erfüllen.
Es war jedoch vor Grundlegung der Welt, als der Sohn Gottes mit dieser so schweren Aufgabe betraut wurde. Wer war vor Grundlegung der Welt bereits da? Gott der Vater. Und wer auch noch? Kein Geringerer als Sein Sohn Jesus Christus. Micha sagte in seiner Ankündigung über den Messias, dass Sein Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist (Mi 5,1). Unser Herr Jesus war schon vor Grundlegung der Welt da. Damals kennzeichnete eine tiefe Liebe die Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes. Im hohepriesterlichen Gebet sagte Jesus es selbst: «Du (Vater) hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt!» (Joh 17,24). Als noch nichts Geschaffenes existierte, waren schon der Vater und der Sohn da, die eine tiefe Liebe verband. Zu der Zeit wurde der Sohn mit der schwersten Aufgabe aller Zeiten betraut. Er, der von Seinem Vater überaus geliebt wurde, wurde zum Lamm Gottes gemacht. Offenbarung 13,8 erklärt, dass Er «geschlachtet ist, von Grundlegung der Welt an».
Hier werden wir mit einem unwahrscheinlich grossen Gegensatz konfrontiert: Einerseits liebt der Vater Seinen Sohn über alles. Aber andererseits ist es gerade dieser Sohn, der zum Schlachtopfer ausersehen und das Lamm Gottes wird! Äussert sich etwa so die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn? Es ereignete sich allerdings noch etwas vor Grundlegung der Welt, das sowohl den Himmel als auch die Erde in unbeschreibliche Aufregung versetzen sollte. Dieses Ereignis hatte einen tiefen Zusammenhang mit der unendlich schweren Aufgabe Jesu Christi. Paulus beschreibt es uns so: «Gepriesen sei der Gott und Vater unsres Herrn Jesus Christus … wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt … aus Liebe hat er uns vorherbestimmt zur Kindschaft gegen ihn selbst, durch Jesus Christus …» (Eph 1,3-5). Vor Grundlegung der Welt hatte Gott der Vater in Seiner unerforschlichen Liebe beschlossen, dass auch wir Menschen dieser Welt Seine Kinder werden sollten! Damit dies aber auch tatsächlich bewerkstelligt werden konnte, musste jemand eine unsäglich schwere Aufgabe erfüllen: Es musste Sühne geleistet werden für die Sünden, die wir Menschen begehen würden.
Ohne Sühneleistung hätten wir Gott nie mit «Abba, lieber Vater!» ansprechen können und dürfen (Röm 8,15). Wir hätten diese Aufgabe nie selbst bewältigen können, denn für Sünden Sühne leisten im Sinne eines heiligen Gottes bedeutet Tod. Auf diese Weise wären wir nie Kinder Gottes geworden, weil wir ja aufgrund unserer Sünden gestorben wären. Also musste jemand für uns Sühne leisten, der nicht auch selbst sündig war und deshalb für seine eigenen Sünden hätte bestraft werden müssen. Und es gibt nur den Einen im Himmel und auf Erden, der dies erfüllt: Der geliebte, eingeborene Sohn des Vaters, Jesus Christus.
Kein Wunder, dass Petrus jubelnd ausruft: «Da ihr ja wisset, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes, der zwar zuvor ersehen war vor Grundlegung der Welt, aber geoffenbart wurde am Ende der Zeiten um euretwillen» (1.Petr 1,18-20).
Vor Grundlegung der Welt liebte der Vater Seinen erstgeborenen Sohn, Jesus Christus. Vor Grundlegung der Welt wurden aber auch wir auserwählt, Gottes Kinder zu werden; es wurde uns als Erbe das Reich des Vaters bereitet. Und vor Grundlegung der Welt wurde der geliebte Erstgeborene des Vaters dazu auserkoren, die schwerste Aufgabe aller Aufgaben zu erfüllen: Als Lamm Gottes am Kreuz von Golgatha zu sterben – zu unseren Gunsten.
Ob solch einem Erlösungsplan kann man nur in Anbetung, Staunen und Dank ausbrechen! Wie reagierte unser Herr und Heiland, als Er mit dieser Aufgabe betraut wurde, einer Aufgabe, die Ihm auf entsetzliche Weise das Leben kosten würde? Seine Reaktion war fast unglaublich: «Siehe, ich komme; im Buch ist von mir geschrieben. Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen» (Ps 40,8-9). «Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk» (Joh 4,34). «Ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat» (Joh 6,38). Es ist doch gewaltig, dass der geliebte Sohn des Vaters eine solche Bereitwilligkeit zeigte, das Lamm Gottes zu werden! Jesus Christus starb am Kreuz von Golgatha und erfüllte so die schwerste Aufgabe aller Zeiten. Und heute dürfen wir alle jubelnd bezeugen: Die Aufgabe ist bewältigt, es ist vollbracht!
Es ist vollbracht, der Kampf ist vorbei! Das Werk ist beendet, die Aufgabe ist bewältigt, der Kampf des Lammes Gottes ist vorbei, endgültig! Was mag das für unseren Herrn bedeutet haben, als Er die Siegesworte aussprechen konnte: «Es ist vollbracht!»? Was muss das für Ihn gewesen sein, als Sein langer, schmerzvoller Leidensweg ein Ende fand und der Kampf vorbei war? Mit unserem begrenzten Verstand können wir dieses Geschehen nicht erfassen. Aber ohne Zweifel war der Triumph im Himmel, als das Lamm Gottes auf Golgatha überwunden hatte, unermesslich. Jesus Christus selbst hatte erklärt, dass Freude sein wird «vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Busse tut» (Lk 15,10), wie viel mehr muss der Himmel in brausenden Jubel ausgebrochen sein, als das geschlachtete Lamm Gottes als Siegesheld von Golgatha zurückkehrte!
Von diesem Triumph erfahren wir etwas in dem neuen Lied, das die vierundzwanzig Ältesten zu Ehren des Lammes Gottes singen: «Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du hast dich schlachten lassen und hast für Gott durch dein Blut aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Völkern und Völkerschaften Menschen erkauft» (Offb 5,9).
Was machte den Triumph unseres Herrn aus? Was ist Seine Siegesbeute? Offenbarung 5,9 gibt zusammen mit Vers 10 Aufschluss: «… du hast dich schlachten lassen und hast für Gott durch dein Blut aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Völkern und Völkerschaften Menschen erkauft, und hast sie für unsern Gott zu einem Königtum (oder: Königreich) und zu Priestern gemacht, und sie werden einst als Könige auf der Erde herrschen.» Der grosse Triumph unseres Herrn, das, was Ihn so herrlich, so gross und so unvergleichlich macht, sind wir Menschen. Wir sind Sein Triumph, wir sind Seine Beute!
Aber mehr noch: Wir sind auch Sein Lohn, der Lohn Seiner unsäglichen Schmerzen: «Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden» (Jes 53,11). Weil Er sich abgemüht hat, wird Er die Fülle haben, die Fülle an Menschen, die durch Sein Sterben das ewige Leben bekommen haben. Ja, der Kampf ist vorbei, das Lamm hat überwunden, Sein Lohn ist gewaltig!
Gehören Sie zu denen, die das Lamm Gottes durch Sein Blut erkauft hat? Sind Sie ein Teil des Lohnes, den der Heiland aufgrund Seines unsäglichen Leidens bekommen hat? Wurde Sein Tod für Sie das Leben? Bitte verstehen Sie doch, was dort auf Golgatha geschah: Christus starb für Sie, für Sie ganz persönlich. Er starb deshalb für Sie, weil der Vater im Himmel Sie so sehr liebt (Joh 3,16).
Sind Sie schon zu Jesus gekommen mit Ihrer ganzen Sündenlast? Als Jesus die Worte aussprach: «Es ist vollbracht!», da wurde gleichsam eine weltweite Generalamnestie ausgerufen. Von diesem Moment an kann jeder Mensch – so schlecht, so sündig, so schmutzig er auch ist – zu Jesus kommen, um von Ihm die Zusicherung zu bekommen: Frei gesprochen für immer und ewig! Diese drei letzten Worte des Herrn am Kreuz von Golgatha sind fähig, arme, verlorene und irrende Sünder in frohe und glückliche Menschenkinder zu verwandeln. Sind Sie aufgrund dieser drei herrlichen Worte – «Es ist vollbracht!» – gerettet für Zeit und Ewigkeit?
Können Sie sagen und bezeugen, dass diese drei Worte Ihr Leben total umgekrempelt und verändert haben? Als Jesus jene drei Worte sprach, war Sein Kampf vorbei. Ihr Kampf, den Sie schon so viele Jahre kämpfen, kann auch vorbei sein. Sie können jetzt im «Es ist vollbracht!» des Heilandes Ruhe finden. Weil Er für Sie gelitten, geblutet und gekämpft hat, dürfen Sie für alle Ewigkeit zur Ruhe kommen! Er wartet auf Sie. Das Werk ist beendet, die Aufgabe ist bewältigt, der Kampf ist vorbei. Der Himmel steht offen – für jeden von uns!
Von Marcel Malgo