23.10.2011

Die Vorentrückung in Apostelgeschichte 15:13-18

Einige Menschen haben sich gewundert, dass ich Apostelgeschichte 15:13-18 benutze, um meine Position zu unterstützen, dass die Entrückung der Gemeinde vor dem Beginn der 70. Jahrwoche von Daniel stattfinden muss. Die meisten ihrer Kommentare enthielten eine Bitte, ein klareres Verständnis zu geben, warum ich diese Sichtweise habe, und hier ist sie nun.
Es war fast 20 Jahre nach dem Kreuz, als das Konzil von Jerusalem stattfand. Jakobus, Petrus, Paulus und Barnabas, einige Gläubige von den Pharisäern und andere haben sich zusammengefunden, um das Thema zu klären, ob die Heiden zum Judentum konvertieren müssen, bevor sie Christen werden können. Aber eine andere Frage war auch noch in ihren Gedanken, und als Juden war diese Frage für sie sogar noch wichtiger: „Wenn nicht, was wird dann aus Israel?“
Die Pharisäer haben argumentiert, dass der Weg zum Christentum sowohl für die Juden als auch für die Heiden durch das Judentum ist. Für sie bedeutete das, das Gesetz zu halten, beschnitten zu werden und den Traditionen zu folgen, zusätzlich zu dem, Jesus als den Messias anzunehmen. Dann haben Petrus, Barnabas und Paulus eine andere Meinung präsentiert, basierend darauf, aus erster Hand das Geschenk des Heiligen Geistes für die Heiden gesehen zu haben. Sie haben gesagt, dass es den Heiden deshalb erlaubt werden sollte, direkt in die Gemeinde zu kommen. Wenden wir uns nun Apostelgeschichte 15:13-18 zu, um den Ausgang dieses Treffens zu betrachten.
Nachdem sie aber zu reden aufgehört hatten, ergriff Jakobus das Wort und sagte: Ihr Männer und Brüder, hört mir zu! Simon hat erzählt, wie Gott zuerst sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen.“ (Apo. 15:13-14).
Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: ‚Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die Übriggebliebenen der Menschen den Herrn suchen, und alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut.‘ Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt.“ (Apo. 15:15-18).

Was bedeutet das?
Einfach ausgedrückt hat Jakobus, der Halbbruder von Jesus und Leiter der Gemeinde in Jerusalem gesagt, dass Israel auf die Seite gestellt wird, während sich der Herr ein Volk aus den Heiden für sich selber (oder um Seines Namens Willen) nimmt. Denken Sie daran, dass sich 69 Jahrwochen der Prophetie der 70 Jahrwochen von Daniel erfüllt haben. Es wurde offensichtlich, dass die Uhr mit der Kreuzigung des Herrn kurz vor der Vollendung der versprochenen 70 Jahrwochen angehalten hat. Und obwohl Jerusalem und der Tempel noch nicht zerstört wurden, so war die Prophetie des Herrn, dass das bald geschehen würde, allgemein bekannt. Es gab bereits Zeichen, dass bezüglich des Tempels nicht alles in Ordnung war. Der jüdische Talmud beschreibt vier unheilvolle Hinweise, dass Schwierigkeiten kommen würden:
1. In der Yom Kippur Zeremonie wurden zwei Böcke zum Hohepriester gebracht, einer war „für den Herrn“ (das Friedensopfer), und einer war „für Asasel“, auch bekannt als der Sündenbock. Sie wurden durch das Los ausgewählt, und das Los für den Opferbock für den Herrn kam immer in die rechte Hand des Hohepriesters. Nach dem Kreuz geschah das nie mehr.
2. Eine scharlachrote Schnur hat den Sündenbock während der Zeremonie an die Tür des Tempels gebunden. Nachdem der Hohepriester die Sünden von Israel symbolisch an den Kopf des Sündenbocks platziert hatte, hat er die Schnur durchgeschnitten und einen Teil davon am Horn des Sündenbockes und den Rest an der Tempeltür gelassen. Dann wurde der Sündenbock in seinen Tod in der Wüste geführt. Zuvor wurde der Teil der Schnur an der Tempeltür immer weiss, als der Sündenbock starb. Das wurde als Zeichen der Erfüllung von Jesaja 1:18 angesehen: Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiss werden“, was ein Hinweis darauf war, dass die Sünden von Israel vergeben wurden. Nach dem Kreuz wurde die Schnur nie mehr weiss.
3. Das westlichste Licht auf der siebenarmigen Menora leuchtete nicht mehr. Die Zahl 7 bedeutet göttliche Vollendung, während die Zahl des Menschen die 6 ist. Die sieben Lichter bedeuteten, dass Israel zusammen mit Gott vollständig war und Licht in die Welt brachte. Aber jetzt, mit nur 6 Lichtern, die brannten, war es offensichtlich, dass Gott sie verlassen hatte.
4. Die Haupttüren des Tempels begannen, sich selber zu öffnen. Die Priester sahen dies als Warnung an, dass Sacharja 11:1 bald erfüllt werden würde: „Tu deine Türen auf, Libanon, dass das Feuer deine Zedern verzehre!“
Während des Angriffs auf Jerusalem haben die Römer den Tempel in Brand gesteckt. Seine Decke war mit Zedern aus dem Libanon gemacht, die mit einer dünnen Goldschicht bedeckt waren. Die grosse Hitze des Feuers liess das Gold schmelzen, und es lief die Wände hinunter in die Spalten zwischen den Steinen. Als das Feuer erloschen war, haben die römischen Soldaten den Tempel Stein für Stein auseinandergenommen, um an das Gold zu kommen. Als sie fertig waren, hatte sich die Palmsonntag-Prophetie des Herrn dramatisch erfüllt. „Und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist.“ (Lukas 19:44).
Als sich Jakobus auf Petrus bezog, als er davon sprach, dass der Herr in Apostelgeschichte 15:13-14 ein Volk für sich selber aus den Heiden nimmt, waren die griechischen Worte, die er für „annehmen“ gebrauchte, lambano ek. Zusammen bedeuten sie, etwas mit der Hand zu nehmen, um es von einer gewissen Zeit und einem gewissen Ort wegzutragen. In diesem Fall ist das Etwas die Gemeinde (das Volk für Ihn selber), und die gewisse Zeit und der gewisse Ort, von dem es weggetragen wird, ist die Wiederherstellung von Israel auf der Erde für die letzten 7 Jahre ihres Bundes mit Gott. Wir wissen das, weil die ersten zwei Worte aus Apostelgeschichte 15:16, die vom Wiederaufbau des Tempels sprechen, „nach diesem“ sind, nachdem die Gemeinde verschwunden ist. Ob er es gewusst hat oder nicht, Jakobus hat ausgedrückt, dass die Entrückung der Gemeinde vor dem Beginn von Daniels 70. Jahrwoche stattfinden wird.
Was geschieht dann?
In Apostelgeschichte 15:15-18 hat Jakobus aus Amos 9:11-12 zitiert, um Sein Verständnis zu bestätigen, dass der Herr, nachdem Er die Gemeinde weggenommen hat, dafür sorgen wird, dass der Tempel wieder aufgebaut wird. Wie wir zuvor gesehen haben, wussten sie, dass er bald zerstört werden würde, aber Jakobus hat die Prophetie aus Amos, die bereits 800 Jahre alt war, benutzt, um zu zeigen, dass der Tempel wieder aufgebaut wird, wenn der Herr mit der Gemeinde abgeschlossen hat. Danach werden die Heiden, die die Entrückung verpasst haben, eine letzte Chance haben, ebenfalls gerettet zu werden. Damit wurde das Thema der Zukunft Israel geklärt.
Aus Daniel 9:24-27 wissen wir, dass der Wiederaufbau ihres Tempels ein Zeichen sein wird, dass Israel zu ihrer Bundesbeziehung mit Gott zurückgekehrt ist und die verbleibende 70. Jahrwoche der Prophetie von Daniel auf dem Weg ist. Der einzige Grund, warum ein Tempel existieren muss, liegt darin, dass Israel alttestamentliche Rituale und Opfer darbringen kann. Daniel 9:27 sagt, dass der Antichrist dem Opferdienst in der Mitte der 70. Jahrwoche ein Ende setzen wird. Das sagt uns, dass zu diesem Zeitpunkt ein Tempel aufgebaut und wieder Opfer dargebracht wurden, die an einem gewissen früheren Zeitpunkt begannen.
Hier ist der Anwendungsbereit dieser Bibelstelle. Nach dem Kreuz wurde Israel vorübergehend auf die Seite gestellt, während Gott sein Erlösungswerk unter den Heiden begann. Sein erstes Werk war, Seine Gemeinde zu bauen, die von den Pforten des Totenreichs nicht überwältigt werden können (Matthäus 16:18).
Denn ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt bleibt, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist.“ (Römer 11.25).
Römer 11:25 sagt uns, dass Israel in dieser Zeit teilweise verstockt wurde. Paulus sprach über das Herz Israels, das verhärtet wurde, damit sie nicht verstanden. Denken Sie daran, dass Jesus in Lukas 19:41-45 gesagt hat, dass die offensichtliche Tatsache, dass ihr lang erwarteter Messias sie besucht hat, von nun an vor ihren Augen verborgen sein wird. Paulus hat gesagt, dass dies die ganze Zeit der Fall sein wird, solange der Herr auf die Gemeinde fokussiert ist. Die Tatsache, dass einige sagen, dass in den letzten 19 Jahren mehr Juden zu Jesus gekommen sind, als in den 1900 Jahren zuvor, ist möglicherweise ein Hinweis, dass die Zeit der Verstockung zu einem Ende kommt. 
In den Tagen von Paulus wurde das griechische Wort, das mit Vollzahl übersetzt wurde, oft in einem nautischen Sinn benutzt. Es bezog sich auf die Anzahl der Crewmitglieder, die nötig waren, damit ein Handelsschiff die Segel setzen konnte. Wegen der Gefahr, während eines Sturmes auf dem Meer zu wenig Mann an Bord zu haben, durften die Schiffe den Hafen nicht verlassen, bis sie die Vollzahl der Segler an Bord hatten. Und das Wort, das mit „eingegangen“ übersetzt wurde, bedeutete, an dem vorgesehenen Ort anzukommen. In Römer 11:25 hat Paulus diese Metapher benutzt, um die Gemeinde zu beschreiben, die die Erde verlässt und in ihrem himmlischen Bestimmungsort ankommt, bevor das Herz von Israel wieder erweicht wird.
Wenn die Vollzahl der Heiden erreicht ist, werden wir abrupt in das Haus unseres Vaters weggenommen (Johannes 14:2-3), während Er Seine Aufmerksamkeit wieder auf Israel richtet. In dieser Zeit werden sich die verbleibenden 7 Jahre der Prophetie von Daniel abspielen. Durch die schlimmsten Gerichte, die die Erde jemals erlebt hat, werden die Nationen, unter die Israel zerstreut wurde, völlig zerstört, und Israel wird gereinigt, um sie auf das kommende Zeitalter des Königreichs vorzubereiten, und der Überrest der Heiden wird ihre letzte Chance der Errettung bekommen.
Aber warten Sie, da ist noch mehr
Diese wenigen Verse in Apostelgeschichte 15 beantworten mehrere wichtige theologische Fragen. Sie zeigen, dass der Neue Bund den Alten Bund nicht ersetzt, sondern nur unterbrochen hat. Sie beweisen, dass Gott nicht beabsichtigt hat, dass die Gemeinde Israel jemals in Seinem Plan ersetzt. Er hat Israel nur vorübergehend auf die Seite gestellt, damit die Tür zur Erlösung für die Heiden geöffnet werden kann. In Jesaja 49:6 hat der Vater Seinem Sohn gesagt: Es ist zu gering, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten aus Israel wiederzubringen; sondern ich habe dich auch zum Licht für die Heiden gesetzt, damit du mein Heil seist bis an das Ende der Erde!“
Mit der zusätzlichen Erkenntnis aus Römer 11:25 können wir auch bestätigen, dass Israel und die Gemeinde wie Öl und Wasser sind, indem sie sich nicht vermischen. Damit das Eine hier sein kann, muss das Andere weg sein. Die zwei Systeme sind theologisch unvereinbar. Man kann kein System des Glaubens haben, das durch das Einhalten des Gesetzes bezeugt und mit täglichen Tieropfern vervollständigt wird, das neben einem System der Gnade durch Glauben allein, mit keiner zusätzlichen Bedingung, als nur an den Einen zu glauben, den Er gesandt hat (Johannes 6:29), existiert.
Darum ist die Gemeinde nicht der nächste Punkt auf einer geraden Linie von der Schöpfung zu Ewigkeit. Sie ist eine grosse Wendung, die die Gläubigen zu einem einzigartigen, exklusiven Bestimmungsort bringt, den keine anderen Gläubigen erreichen werden, und sie erlaubt es dem Herrn, gleichzeitig Seine Versprechen an Israel zu erfüllen.
Wir tendieren dazu, zu denken, dass der einzige Grund für die Entrückung darin liegt, dass die Gemeinde aus dem Weg ist und die Endzeitgerichte beginnen können. Aber dies zeigt uns, dass es noch einen anderen Grund gibt, warum die Gemeinde während keinem Zeitpunkt der 70. Jahrwoche auf der Erde sein kann. Wir müssen gehen, damit Israel zu Gott kommen kann. Und es schaut so aus, als ob unsere Abreise nahe ist. Wir können die Schritte des Messias schon beinahe hören.
Von Jack Kelley