12.06.2012

Unterordnung: Bei aller Kritik

Wir leben im Westen in einer demokratischen Welt, in der uns sogar das Recht eingeräumt wird, gegen eine Regierung zu prozessieren. Dennoch steht das biblische Recht über jedem politischen Recht.
Paulus fordert Titus auf: «Erinnere sie, dass sie sich den Regierenden und Obrigkeiten unterordnen und gehorsam sind, zu jedem guten Werk bereit; dass sie niemand verlästern, nicht streitsüchtig sind, sondern gütig, indem sie allen Menschen gegenüber alle Sanftmut erweisen» (Tit 3,1-2).
Verschiedentlich werden Christen in den Apostelbriefen dazu aufgerufen, für die Regierungen zu beten, sich ihnen unterzuordnen, ihnen Gehorsam zu leisten und zu jedem guten Werk bereit zu sein. Hierbei darf durchaus an manches soziale Engagement gedacht werden, an dem sich Christen beteiligen können (vgl. 1.Tim 2,1-2; Röm 13,1-2; 1.Petr 2,13-14). Tatsache ist, dass Staatsoberhäupter auch nur Menschen sind, und dass unsere Zeit alles andere als einfach ist.
In den angeführten Bibelstellen ist nicht von Demonstrationen mit Gewaltanwendung, Rebellion oder Gehorsamsverweigerung die Rede, sondern von einer christlichen Ein- und Unterordnung zum Wohl aller Menschen – und dies selbstverständlich immer in Übereinstimmung mit Gottes Wort und Willen (vgl. Röm 13,1-5; 1.Petr 2,13-17; Apg 4,19; 5,29). Es ist Christen nicht verboten, von ihrem Recht Gebrauch zu machen und sich gegen Unrecht zu Wort zu melden. Dies soll aber immer auf biblischer Basis geschehen.
Paulus befiehlt, niemanden zu verlästern. Das bezieht sich sicher zunächst auf die Regierungen, aber darüber hinaus auch auf alle Menschen. Christen sollen sich abheben und sich nicht vom Strom der Zeit mitreissen lassen.
Gerade heute werden Regierende und Obrigkeiten verlästert und öffentlich angeprangert. Man treibt Hohn und Spott mit ihnen in Karikaturen, durch kabarettistische Einlagen auf der Bühne und im Fernsehen. Aber gerade sie – und auch alle anderen Menschen – sollten nicht verlästert werden. Man sollte jedem mit Ehrerbietung begegnen und ihn als Geschöpf Gottes achten und wertschätzen, ohne das Böse und Sündige dabei gutzuheissen. Petrus schreibt zum gleichen Thema: «Erweist jedermann Achtung, liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König» (1.Petr 2,17).
Nie war eine solche Ermahnung aktueller und notwendiger als heutzutage, wo Demonstrationen, Proteste, Rowdytum, Krawalle mitsamt Plünderungen und Zerstörungen sowie öffentlich sichtbare Gesetzlosigkeit endzeitliche Züge annehmen. Die Bibel erklärt uns, dass die letzten Tage von Gesetzlosigkeit gekennzeichnet sein werden. Und sie macht uns darauf aufmerksam, dass wir uns als Christen nicht darin verwickeln sollen. Vielmehr sollten wir für die Regierenden beten (1.Tim 2,1- 4) und allen Menschen mit Hochachtung und in der Liebe Jesu begegnen.
Paulus schrieb den Titusbrief ja mit den aufsässigen Kretern vor Augen (1,12); gerade das unterstreicht die Tatsache, dass wir uns nicht von der allgemeinen gesellschaftlichen Tendenz bestimmen lassen sollten, sondern vom Wort Gottes.
Gerade zu Beginn dieses neuen Jahres sollten wir uns in unseren Gemeinden – aber auch persönlich – vornehmen, für unsere Regierenden einzustehen und zu beten. Dies ist in unserer unsicheren Zeit besonders notwendig.
Das Gebet Davids für seinen Sohn Salomo darf uns dabei als eine Art Grundlage dienen, wie wir für unsere Regierungen beten können. Dabei sollten wir natürlich beachten, dass unser Gebet nach neutestamentlichen Kriterien erfolgt.
«Gott, lass den König dein Recht sprechen und schenke dem Königssohn Gerechtigkeit. Hilf ihm, dein Volk gerecht zu richten, sorge dafür, dass den Armen zu ihrem Recht verholfen wird. Das Volk wird in Frieden leben und das Land wird fruchtbar sein, weil der König tut, was gerecht ist. Hilf ihm, für die Unterdrückten einzutreten, den Kindern der Armen zu helfen und ihre Ausbeuter zu vernichten (zu bestrafen, Anm. Autor). Der König soll leben, solange die Sonne scheint und solange der Mond am Himmel steht, für alle Zeiten. Seine Herrschaft sei so erfrischend wie der Regen – und die Schauer, die die Erde bewässern. Die Gottesfürchtigen sollen unter ihr aufblühen und Frieden soll herrschen bis ans Ende der Zeit» (Ps 72,1-7).
Von Norbert Lieth