09.01.2013

Entschädigung jüdischer Flüchtlinge aus arabischen Ländern


Seit den Osloer-Abkommen machte Israel viele Zugeständnisse. Jetzt hat die Regierung eine Kampagne auf die internationale Tagesordnung gesetzt, die einen Ausgleich für jüdische Flüchtlinge aus arabischen Staaten einklagt.


Israels stellvertretender Aussenminister Danny Ayalon stand an der Spitze einer internationalen Konferenz zum Thema «Gerechtigkeit für jüdische Flüchtlinge aus arabischen Staaten». Dazu sagte er unter anderem: «Wenn wir weiter über einen Frieden reden wollen, so ist es an der Zeit, auch über jüdische Rechte und Gerechtigkeit für diesen Personenkreis zu reden.» Ayalon, der auch hinter einer Facebook-Kampagne der israelischen Regierung mit dem Titel «Ich bin ein Flüchtling» steckt, berichtete auf der in Jerusalem durchgeführten Konferenz vor allem über den politisch-juristischen Hintergrund dieses Themas. So verwies er unter anderem auf die UN-Resolution 242. Auf diese Resolution berufen sich die Palästinenser gerne, um bis heute ihren Flüchtlingsstatus geltendzumachen. Ayalon betonte, dass sich diese Resolution gleichermassen auf arabische wie auch jüdische Flüchtlinge bezieht.

Auf der Konferenz, die von zahlreichen Parlamentariern aus aller Welt besucht wurde, führte Ministerpräsident Netanjahu aus: «Die arabische Welt hat arabische Flüchtlinge seit Jahrzehnten vernachlässigt und sie als Rammbock gegen Israel benutzt, während Israel, das gerade erst als Staat geboren worden war, es geschafft hat, jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern aufzunehmen und produktive Bürger aus ihnen zu machen.» Dazu muss man wissen, dass rund 900.000 Juden vor und nach der Staatsgründung Israels aus den arabischen Staaten und dem Iran vertrieben wurden. Israel, das bei der Staatsgründung gerade einmal 850.000 jüdische Bürger zählte, nahm Hunderttausende dieser aus Marokko, Tunesien, Ägypten, aus dem Iran und Irak, aus Syrien oder dem Jemen fliehenden Juden auf. Hinzu kamen zahlreiche Holocaust-Überlebende, die man aus Europa aufnahm. Alleine zwischen 1948 und 1951 wurden 700.000 Menschen in Israel aufgenommen – beinahe eine Verdoppelung der Bevölkerung in nur drei Jahren. Mitte der 1950er Jahre nahm man erneut rund 170.000 Juden aus Nordafrika auf. Für die kleine jüdische Gemeinschaft des jungen Staates eine enorme Belastung, denn es fehlte nicht nur an Wohnungen und Arbeitsplätzen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln war keineswegs gewährleistet. Bis 1956 lebte man in Israel mit Lebensmittelmarken, da fast alle Produkte rationiert werden mussten. Doch das ist längst nicht alles. Die meisten Flüchtlinge, die Juden aus den arabischen Ländern ebenso wie die Holocaust- Überlebenden, kamen zumeist mit nichts anderem als ihren Kleidern am Leib im Land an. Während im Fall der Holocaust-Überlebenden mehrheitlich Entschädigungen und Pensionen geregelt wurden, erhielten die jüdischen Flüchtlinge aus arabischen Staaten nie eine Entschädigung. Die Werte alleine für Grund und Boden, Immobilien, Gegenstände, Geschäfte, Betriebe und Unternehmen, die sie in den arabischen Ländern aufgeben mussten, gehen in die Milliarden.

Das wurde von Israels Regierung inzwischen auch auf einer Sondersitzung der Vereinten Nationen in New York geltend gemacht. Auf dieser Sitzung stellten der israelische UN-Botschafter Ron Prosor und der Präsident des Jüdischen Weltkongresses Ron Lauder das Thema vor. Sie brachten die deutliche Forderung vor, dass die UNO auch Juden, die mit der Staatsgründung Israels aus ihren Heimatländern vertrieben wurden, als Flüchtlinge anerkennen müsse. «Wir kommen 64 Jahre zu spät, doch es ist niemals zu spät, historische Fakten zu klären und für Gerechtigkeit zu sorgen», sagte Ayalon.

Von Antje Naujoks