Seit den Osloer-Abkommen
machte Israel viele Zugeständnisse. Jetzt hat die Regierung eine Kampagne auf die
internationale Tagesordnung gesetzt, die einen Ausgleich für jüdische Flüchtlinge
aus arabischen Staaten einklagt.
Israels
stellvertretender Aussenminister Danny Ayalon stand an der Spitze einer internationalen
Konferenz zum Thema «Gerechtigkeit für jüdische Flüchtlinge aus arabischen
Staaten». Dazu sagte er unter anderem: «Wenn wir weiter über einen Frieden
reden wollen, so ist es an der Zeit, auch über jüdische Rechte und Gerechtigkeit
für diesen Personenkreis zu reden.» Ayalon, der auch hinter einer Facebook-Kampagne
der israelischen Regierung mit dem Titel «Ich bin ein Flüchtling» steckt,
berichtete auf der in Jerusalem durchgeführten Konferenz vor allem über den politisch-juristischen
Hintergrund dieses Themas. So verwies er unter anderem auf die UN-Resolution
242. Auf diese Resolution berufen sich die Palästinenser gerne, um bis heute
ihren Flüchtlingsstatus geltendzumachen. Ayalon betonte, dass sich diese
Resolution gleichermassen auf arabische wie auch jüdische Flüchtlinge bezieht.
Auf der
Konferenz, die von zahlreichen Parlamentariern aus aller Welt besucht wurde, führte
Ministerpräsident Netanjahu aus: «Die arabische Welt hat arabische Flüchtlinge
seit Jahrzehnten vernachlässigt und sie als Rammbock gegen Israel benutzt,
während Israel, das gerade erst als Staat geboren worden war, es geschafft hat,
jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern aufzunehmen und produktive Bürger
aus ihnen zu machen.» Dazu muss man wissen, dass rund 900.000 Juden vor und
nach der Staatsgründung Israels aus den arabischen Staaten und dem Iran vertrieben
wurden. Israel, das bei der Staatsgründung gerade einmal 850.000 jüdische
Bürger zählte, nahm Hunderttausende dieser aus Marokko, Tunesien, Ägypten, aus
dem Iran und Irak, aus Syrien oder dem Jemen fliehenden Juden auf. Hinzu kamen
zahlreiche Holocaust-Überlebende, die man aus Europa aufnahm. Alleine zwischen
1948 und 1951 wurden 700.000 Menschen in Israel aufgenommen – beinahe eine
Verdoppelung der Bevölkerung in nur drei Jahren. Mitte der 1950er Jahre nahm
man erneut rund 170.000 Juden aus Nordafrika auf. Für die kleine jüdische
Gemeinschaft des jungen Staates eine enorme Belastung, denn es fehlte nicht nur
an Wohnungen und Arbeitsplätzen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln war
keineswegs gewährleistet. Bis 1956 lebte man in Israel mit Lebensmittelmarken,
da fast alle Produkte rationiert werden mussten. Doch das ist längst nicht
alles. Die meisten Flüchtlinge, die Juden aus den arabischen Ländern ebenso wie
die Holocaust- Überlebenden, kamen zumeist mit nichts anderem als ihren
Kleidern am Leib im Land an. Während im Fall der Holocaust-Überlebenden
mehrheitlich Entschädigungen und Pensionen geregelt wurden, erhielten die
jüdischen Flüchtlinge aus arabischen Staaten nie eine Entschädigung. Die Werte
alleine für Grund und Boden, Immobilien, Gegenstände, Geschäfte, Betriebe und Unternehmen,
die sie in den arabischen Ländern aufgeben mussten, gehen in die Milliarden.
Das wurde von
Israels Regierung inzwischen auch auf einer Sondersitzung der Vereinten
Nationen in New York geltend gemacht. Auf dieser Sitzung stellten der israelische
UN-Botschafter Ron Prosor und der Präsident des Jüdischen Weltkongresses Ron
Lauder das Thema vor. Sie brachten die deutliche Forderung vor, dass die UNO
auch Juden, die mit der Staatsgründung Israels aus ihren Heimatländern vertrieben
wurden, als Flüchtlinge anerkennen müsse. «Wir kommen 64 Jahre zu spät, doch es
ist niemals zu spät, historische Fakten zu klären und für Gerechtigkeit zu
sorgen», sagte Ayalon.
Von Antje Naujoks