Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen.
Oft sind es die kleinen Dinge, die grossen Aufschluss geben. Kleine Töne bringen grosse Melodien hervor. In diesem Fall geht es um ein Tontäfelchen im British Museum, das nur 13,2 cm lang und 6,2 cm breit ist. Es ist das sogenannte dritte Fragment, die «Fall of Niniveh Chronicle», und es hat die Archivnummer 21901. Von dieser Nummer leitet sich auch die Bezeichnung für das Tontäfelchen ab: «BM 21901» (BM steht für British Museum). Und hinter diesem «BM 21901» steckt eine atemberaubende Wahrheit, eine, die im direkten Zusammenhang mit biblischen Weissagungen steht.
Weltgeschehen und Prophetie laufen Hand in Hand. Was Gott vorhergesagt hat, erfüllt sich auch auf politischer Ebene. Esra 1,1-4 berichtet: «Und im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien – damit das Wort des Herrn erfüllt würde, das durch den Mund Jeremias ergangen war –, da erweckte der Herr den Geist des Kyrus, des Königs von Persien, sodass er durch sein ganzes Königreich, schriftlich, bekannt machen und sagen liess: ‹So spricht Kyrus, der König von Persien: Der Herr, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und er selbst hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen in Jerusalem, das in Juda ist. Wer irgend unter euch zu seinem Volk gehört, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israels! – Er ist Gott – in Jerusalem! Und jeder, der noch übrig geblieben ist an irgendeinem Ort, wo er sich als Fremdling aufhält, dem sollen die Leute seines Ortes helfen mit Silber und Gold, mit Gütern und Vieh sowie freiwilligen Gaben für das Haus Gottes in Jerusalem!›» Welch tiefe Bedeutung diese historische Aussage hat, was sie mit «BM 21901» zu tun hat und welche Rolle Jesaja und Jeremia dabei spielen, soll im Folgenden erörtert werden.
70 Jahre Babylon. Zuerst wollen wir uns mit der Dauer der babylonischen Weltherrschaft und der babylonischen Gefangenschaft Judas befassen. Ausschlaggebend dafür sind die Angaben Gottes durch Seine Propheten. Als Babylon schon einige Jahre an der Macht war, betonte Jeremia: «Siehe, so sende ich nach allen Geschlechtern des Nordens und hole sie herbei, und sende zu meinem Knecht Nebukadnezar, dem König von Babel, und lasse sie kommen über dieses Land und über seine Bewohner und über alle diese Völker ringsum; und ich will sie dem Bann preisgeben und sie zum Entsetzen und zum Gespött und zu ewigen Trümmerhaufen machen … und dieses ganze Land soll zu Trümmerhaufen, zur Wüste werden, und diese Völker sollen dem König von Babel dienen, 70 Jahre lang. Und es wird geschehen, wenn die 70 Jahre vollendet sind, dann will ich an dem König von Babel und an jenem Volk ihre Schuld heimsuchen, spricht der Herr, auch am Land der Chaldäer, und ich will es zur ewigen Wüste machen. Und ich will über jenes Land alle meine Worte bringen, die ich gegen es geredet habe, alles, was in diesem Buch geschrieben steht, was Jeremia über alle Heidenvölker geweissagt hat» (Jer 25,9.11-13).
Der Prophet offenbarte im Auftrag des Allmächtigen Folgendes: Die Herrschaft Babylons sollte über «dieses Land» Juda und «alle diese Völker ringsum» 70 Jahre währen. Das schliesst andere Nationen wie zum Beispiel Assyrien (die Assyrer hatten das von Juda getrennte Nordreich Israel schon erobert), Ägypten, Elam, Edom, Moab, Ammon, Tyrus, Sidon und die Philister eindeutig mit ein (Jer 25,15-25; 27,3-8; 34,1). Und das macht deutlich, dass diese 70 Jahre keine Zeitangabe für die babylonische Gefangenschaft Judas war. Die 70 Jahre bezogen sich auf die babylonische Weltherrschaft insgesamt. Die Parallelstelle in Jeremia 29 unterstreicht diese Wahrheit: «Fürwahr, so spricht der Herr: Wenn die 70 Jahre für Babel gänzlich erfüllt sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort, euch an diesen Ort zurückzubringen, an euch erfüllen. Denn ich weiss, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben» (V 10-11). Bedenken wir, dass es nicht heisst: «Wenn die 70 Jahre für Juda gänzlich erfüllt sind», sondern: «Wenn die 70 Jahre für Babel gänzlich erfüllt sind».
Das 2. Chronikbuch erklärt, dass die Verwüstung Judas während der 70 Jahre dauernden, babylonischen Weltherrschaft stattfand: «Den Überrest derer aber, die dem Schwert entkommen waren, führte er nach Babel hinweg, und sie wurden ihm und seinen Söhnen als Knechte dienstbar, bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam. So wurde das Wort des Herrn durch den Mund Jeremias erfüllt: Bis das Land seine Sabbate gefeiert hat, soll es ruhen, solange die Verwüstung währt, bis 70 Jahre vollendet sind!» (2.Chr 36,20-21). Bis welche «70 Jahre vollendet sind»? Die 70-jährige Weltherrschaft Babylons. Im Buch des Propheten Sacharja finden wir den Hinweis, dass Gott die Babylonier wegen Seines Zorns über Juda 70 Jahre lang herrschen liess. Danach kehrte Er sich in Gnade wieder Seinem Volk zu: «Da begann der Engel des Herrn und sprach: Herr der Heerscharen, wie lange willst du dich nicht erbarmen über Jerusalem und über die Städte Judas, über welche du diese 70 Jahre zornig warst?» (Sach 1,12). Der «Engel des Herrn» meinte hier nicht eine 70-jährige babylonische Gefangenschaft Judas, sondern die 70jährige Weltherrschaft Babylons.
Zusammengefasst ergeben diese Stellen folgendes Bild:
– Babylon wurde zur Weltmacht erhoben, weil Gott zornig auf Juda war (vgl. 5.Mo 28,49; Jer 1,13-16).
– Die Dauer der Weltherrschaft Babylons wurde um Judas willen auf 70 Jahre begrenzt.
– Die Zerstörung Jerusalems und die babylonische Gefangenschaft des jüdischen Volkes fanden innerhalb dieser 70 Jahre statt.
Der Verlauf der Geschichte. Assyrien (Assur, die Assyrer) war ein äusserst brutaler Militärstaat. Unter Tiglat-Pileser III. (746-727 v.Chr.) wurden die Assyrer zur Grossmacht. Sie unterwarfen unter anderem Alt-Babylon, die Aramäer, die Syrer, Meder und später auch die Ägypter. 722 v.Chr. führten sie unter ihrem Herrscher Salmanassar (dem Sohn Tiglat-Pilesers III .) einen Teil der Bevölkerung des Nordreiches Israel (das Zehnstämme-Reich) in die Gefangenschaft (2.Kön 17,3-6; 18,9- 12). Es gelang den Assyrern aber nie, Jerusalem einzunehmen (im Südreich Juda). Gott hatte sich nämlich zu dem frommen jüdischen König Hiskia gestellt und ihm diesbezüglich eine Verheissung gegeben (2.Könige 19,32-37).
Nach der Unterwerfung Alt-Babylons durch die Assyrer entstand mit der Zeit ein neubabylonisches Reich. Dieses neubabylonische Reich verbündete sich mit den Medern. Die Meder waren ein Stamm, der das medisch-persische Hochland bewohnte (heute Iran). Die Meder waren den Assyrern tributpflichtig. Doch dann besiegten sie zusammen mit den Neubabyloniern Assyrien. Später wurden die Meder Teil des persischen Reiches unter König Kyros (oder Kyrus). Sie richteten sich gegen das babylonische Reich und eroberten zusammen mit den Persern Babylon.
Die (neu-) babylonische Weltherrschaft begann mit der vollständigen Zerschlagung des assyrischen Reiches. Diese Zerschlagung war auch der Beginn 70 Jahre für Babylon. Deshalb gilt es herauszufinden, wann genau diese vollständige Zerschlagung Assyriens durch die Babylonier erfolgte. Und hier kommt das anfangs erwähnte Tontäfelchen im British Museum ins Spiel. Die Chronologie des babylonisch-assyrischen Krieges gilt durch historische Fundstücke der Babylonischen Chroniken (auf Tontäfelchen) als gesichert. Teil dieser Chroniken sind das sogenannte zweite und dritte Fragment, die Chronik «BM 25127» und besagte Chronik «BM 21901».
«BM 21901» dokumentiert die Jahre 616-609 v.Chr. Es handelt von den Kämpfen im Norden Mesopotamiens, im assyrischen Stammland. Daraus wird ersichtlich, wie der babylonische König Nabupolassar im Jahr 616 v.Chr. mit seinen Truppen entlang des Euphrats in Richtung Nordwesten vorstiess. In Gablini besiegte er die Assyrer und gelangte bis zum Fluss Balihu. Danach kehrte er nach Babylon zurück.
Im gleichen Jahr fügten die babylonischen Streitkräfte den Assyrern eine Niederlage bei Arrapha (Kirkuk) zu. 615 v.Chr. unternahmen die Babylonier bereits den ersten Versuch, die Stadt Assur einzunehmen – was ihnen allerdings nicht gelang. Ein erster babylonischer Vorstoss nach Ninive, der glanzvollen Hauptstadt des assyrischen Reiches, erfolgte im Sommer 614 v.Chr. Ob es zu einem tatsächlichen Angriff auf die Stadt kam oder nicht, ist wegen einer Bruchstelle im Tontäfelchentext nicht mehr auszumachen. In diesem Zeitraum verbündeten sich die Meder mit den Babyloniern.
614 v.Chr. nahmen die Meder im Alleingang die Stadt Assur ein und verwüsteten sie. Trotz der vielversprechenden Erfolge kamen im darauffolgenden Jahr die Operationen gegen Assyrien fast zum Stillstand. Warum die Babylonier und Meder dem assyrischen Reich nicht sogleich den Todesstoss versetzten, sondern ihm Zeit gaben, sich zu erholen, kann nur vermutet werden. Die Babylonische Chronik spricht von Aufständen, mit denen Nabupolassar konfrontiert war. Denkbar ist auch, dass die Meder in dieser Zeit verhindert waren und die Babylonier noch nicht stark genug, um die Hauptstadt Ninive im Alleingang in die Knie zu zwingen. Jedenfalls wäre es nach Gottes Plan noch zu früh gewesen, Assyrien zu erobern, denn der Herr hatte etwas «Präziseres» vor.
Dennoch liess die Belagerung Ninives nicht lange auf sich warten. Die Babylonische Chronik berichtet, dass im 14. Jahr des Königs Nabupolassar, dieser und der König der Meder, Kyaxeres, mit vereinten Kräften gegen die prestigeträchtige Residenzstadt vorgingen. Die Belagerung dauerte von dem Monat Simanu (Sivan) bis zum Monat Abu (Ab), das war von Juni bis August 612 v.Chr. Ninive wurde zerstört und geplündert, und der assyrische König Sin-sarra-iskun kam zu Tode. Die Meder zogen sich nach der Plünderung mit ihrem Beutezug in ihr Land zurück, während die Armee des babylonischen Königs Nabupolassar bis Nisibina (heute Nusaybin) in den Westen vorstiess. Nabupolassar selbst blieb in Ninive, um seine Herrschaft abzusichern.
Trotz der Einnahme Ninives war der babylonisch-assyrische Krieg noch nicht zu Ende. Wahrscheinlich Ende 612 v.Chr., vielleicht auch erst Anfang 611 v.Chr., erneuerte ein gewisser Assuruballit II. in Harran ein assyrisches Königtum. Harran liegt im Nordwesten von Mesopotamien und ist identisch mit dem alttestamentlichen Haran (vgl. 1.Mo 11,31; 12,4). Es gehörte vermutlich seit dem assyrischen König Salmanasser III. (859-824 v.Chr.) zu Assyrien und war eine Provinzhauptstadt.
Es existiert ein Brief von Nebuchadnezzar II., dem Sohn Nabupolassars, in dem er schreibt, der König (Nabupolassar) und eine starke Kraft von Medern seien nach Harran gegangen. Dieser Brief wird auf die Zeit 610/609 v.Chr. datiert und scheint zu belegen, dass man in Harran nicht gerade mit einem ohnmächtigen Gegner rechnete.
Die Babylonische Chronik «BM 21901» berichtet, wie die assyrischen Truppen beim Heranrücken der Babylonier (610 v.Chr.) von Harran flohen. Aller Wahrscheinlichkeit nach überquerten sie dabei den Euphrat und flohen in das etwa 90 km westlich gelegene Karkemisch.
Im 17. Jahr Nabupolassars vermerkt die Babylonische Chronik die letzten Ereignisse des babylonisch-assyrischen Krieges. Im Monat Du’uzu (Tammuz) des 17. Regierungsjahres Nabupolassars, also im Juni/Juli 609 v.Chr., startete Assuruballit II . zusammen mit einer grossen ägyptischen Armee eine Offensive auf das von den Babyloniern besetzte Harran. Doch dieser Angriff blieb erfolglos. Sehr wahrscheinlich steht dieses Geschehen im Zusammenhang mit den Ereignissen, die in 2. Chronik 35 berichtet werden: «Nach alledem, als Josia das Haus des Herrn wieder hergestellt hatte, zog Necho, der König von Ägypten, herauf, um bei Karkemisch am Euphrat eine Schlacht zu liefern. Und Josia zog aus, ihm entgegen» (V 20).
Wie bereits erwähnt, lag Karkemisch nur 90 km westlich von Harran. Offensichtlich waren die assyrischen Truppen beim Herannahen der Babylonier nach Karkemisch geflohen. Dorthin kamen jetzt die Ägypter, um von dort aus zusammen mit den Assyrern das von den Babyloniern besetzte Harran anzugreifen. Karkemisch war sozusagen die letzte assyrische Bastion. Josia (König des Südreiches Juda) befürchtete, dass eine Allianz zwischen Ägypten und Assyrien (wenn sie Babylon besiegen würden) eine zukünftige Gefahr für Juda bedeuten würde. Deshalb entschloss er sich, dem Pharao entgegenzutreten. Die ägyptische Armee kam wahrscheinlich mit Schiffen in Akko an. Von der Küste drangen sie nach Osten ins Tal Meggido vor, was auf dem direkten Weg nach Karkemisch lag. Dort stellte sich der judäische König Josia ihnen im Kampf entgegen. Dabei wurde er schwer verwundet und verstarb schliesslich in Jerusalem (V 22-24).
Gott, der alle Kriege lenkt (Ps 46,10), wollte nicht, dass die Babylonier durch die Ägypter und Assyrer besiegt werden. Vielmehr wollte Er aus heilsgeschichtlichen Gründen Babylon zur Weltmacht aufsteigen lassen. Darum mussten die Ägypter und Assyrer durch die Babylonier besiegt werden und nicht durch Josia. Das war wahrscheinlich der Grund, warum es Josia nicht gelingen durfte, die Ägypter aufzuhalten. Darum sagte Pharao auch das eigentümliche Wort: «Was habe ich mit dir zu schaffen, du König von Juda? Nicht gegen dich ziehe ich heute, sondern gegen ein Haus, das mit mir im Krieg liegt, und Gott hat gesagt, ich solle eilen. Lass ab von Gott, der mit mir ist, damit er dich nicht verderbe!» (2.Chr 35,21).
So zogen die Assyrer und Ägypter 609 v.Chr. gegen das von den Babyloniern besetzte Harran. Der Sieg der Babylonier markierte den Anfang der babylonischen Weltherrschaft. Der letzte Widerstand Assyriens war gebrochen. Es war der Auftakt der von Gott festgelegten 70 Jahre. Einige Jahre später, etwa 604 v.Chr., kündigte Jeremia diese Zeitspanne an (Jer 25,9.11-13). Die Chronologie sieht wie folgt aus:
– 616 v.Chr. erste Siege der Babylonier über die Assyrer.
– 614 v.Chr. fiel Assur.
– 612 v.Chr. fiel Ninive.
– 610 v.Chr. wurde Harran von den Babyloniern besetzt.
– 609 v.Chr. versuchten die Ägypter und Assyrer (von Karkemisch aus) Harran zurückzuerobern. Der Versuch scheiterte, Assyrien, oder was davon übrig geblieben war, verschwand sang- und klanglos von der Bildfläche. Babylon war somit ab 609 v.Chr. uneingeschränkte und alleinige Weltmacht.
– 605 v.Chr. wurde Jerusalem von den Babyloniern das erste Mal besetzt, es kam zur ersten Wegführung der Juden, worunter sich auch der Prophet Daniel befand (Dan 1,1).
– 597 v.Chr. kam es zu einer weiteren Wegführung aus Juda. Unter den Weggeführten war auch Hesekiel (Hes 1,2).
– 586 v.Chr. wurde Jerusalem zerstört, und es kam zu einer weiteren Deportation von Juden.
– 582/581 v.Chr. kam es zu einer vierten Wegführung (Jer 52,27-30).
– 539 v.Chr. wurde Babylon vollständig von den Persern erobert (Dan 5-6).
– 538 v.Chr. erging der Erlass des persischen Königs zur Rückführung der Juden in ihre Heimat und zum Wiederaufbau des Tempels (Esr 1,1-4).
Die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia bestätigt das Ende Babylons im Jahre 539 v.Chr. und schreibt zu diesem Jahr: «In seinem 17. Regierungsjahr (539 bis 538 v. Chr.) wurde der babylonische König Nabonid durch den achämenidischen König Kyros II. nach mehreren Schlachten geschlagen. Am 16. Tašritu (6. Oktober) marschierte das persische Heer in Babylon ein und besiegelte das Ende des neubabylonischen Reiches sowie das Ende der politischen Eigenständigkeit Babyloniens.»
609 v.Chr. bis 539 v.Chr. = 70 Jahre! Damit erfüllte sich das Wort des Herrn über die babylonische Weltherrschaft hundertprozentig – und die Archäologie sowie die weltliche Geschichtsschreibung bestätigt dies. Jeremias (Jer 25,9.11- 13; Jer 29,10-11) sowie Sacharjas (Sach 1,12) durch Gottes Geist inspirierte Weissagungen erwiesen sich als wahr. Die vollständige Eroberung und Vernichtung Babylons im Jahre 539 v.Chr. und der Erlass des persischen Königs Kyros (bzw. Kyrus) zur Rückführung der Juden in ihre Heimat (Esra1,1-4) im Jahr darauf (538 v.Chr.) waren eine haargenaue Erfüllung biblischer Prophetie.
Etwa 170 Jahre bevor Kyros (bzw. Kyrus) auftrat, liess Gott bereits vom Propheten Jesaja niederschreiben: «Gedenkt an das Frühere von der Urzeit her, dass ich Gott bin und keiner sonst; ein Gott, dem keiner zu vergleichen ist. Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen. Ich berufe von Osten her einen Adler und aus fernen Ländern den Mann meines Ratschlusses. Ja, ich habe es gesagt, ich führe es auch herbei; ich habe es geplant, und ich vollbringe es auch. Hört mir zu, die ihr ein stolzes Herz habt und fern von der Gerechtigkeit seid! Ich habe meine Gerechtigkeit nahe gebracht; sie ist nicht fern, und meine Rettung lässt nicht auf sich warten. Ich will in Zion Rettung geben und für Israel meine Herrlichkeit» (Jes 46,9-13). John MacArthur erklärt zum von Gott erwählten Mann aus fernen Ländern (V 11): «Dieser Mann war Kyrus, den Gott berief, Babylon zu erobern und einen Überrest Israels heimzuschicken …» Und Jesaja nannte ihn inspiriert durch den Heiligen Geist sogar bereits beim Namen (Jesaja 45,1ff.: «So spricht der Herr zu Kyrus …») – und das 170 Jahre vorher, noch vor der babylonischen Weltherrschaft!
Kyros, der ein heidnischer König war und somit den Gott Israels nicht kannte, diente Ihm dennoch, indem er dazu beitrug, dass sich Gottes Wort erfüllte. Um der göttlichen Erwählung Israels willen musste er das Volk Gottes in seine Heimat entlassen. Der Allmächtige bewegt und lenkt die Weltpolitik so, dass sie Seinem Willen entsprechen muss und Er mit Seinem Volk zum Ziel kommt (Esr 1,1ff).
Wie Gott es durch Jeremia vorausgesagt hatte, wurde Juda während der 70 Jahre babylonischer Weltherrschaft aus seinem Land weggeführt und nach den 70 Jahren wurden die Juden wieder zurückgeführt. Es sollte wieder ein Volk Israel im Land Israel geben. Und das ist eine atemberaubende Wahrheit!
Zukünftige Geschichte. «So spricht der Herr, der Heilige Israels und sein Schöpfer: Wegen der Zukunft befragt mich; meine Kinder und das Werk meiner Hände lasst mir anbefohlen sein!» (Jes 45,11).
Das letzte Buch der Bibel berichtet darüber, dass sich alles erfüllen muss, was durch die Propheten geschrieben wurde. Das heisst, dass sich auch alle noch ausstehenden Verheissungen über die Nationen und Israel, zum Beispiel die Rückkehr der Juden ins verheissene Land, die grosse Ankunft des Messias und das messianische Königreich in Israel, erfüllen müssen. «In den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er in die Posaune stossen wird, soll das Geheimnis Gottes vollendet werden, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als Heilsbotschaft verkündet hat» (Offb 10,7).
Das Geheimnis der Propheten war das messianische Königreich Jesu Christi (vgl. z.B. Dan 2). Was haben denn die Propheten unter anderem als Heilsbotschaft verkündigt? Gott spricht in Jesaja zum Beispiel: «Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, mein Auserwählter, du Same Abrahams, meines Freundes, den ich von den Enden der Erde ergriffen und aus ihren entferntesten Winkeln berufen habe, und zu dem ich gesprochen habe: Du bist mein Knecht, ich habe dich auserwählt und nicht verworfen – fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ja, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit! Siehe, beschämt und zuschanden werden alle, die gegen dich erzürnt sind; es werden zunichte und kommen um die Männer, die gegen dich kämpfen» (Jes 41,8-11).
Machen wir uns um die Äusserungen eines iranischen Präsidenten gegen Israel keine Sorgen. Gott ist mit einem irakischen Präsidenten fertig geworden, der seinerzeit fast 39 Raketen auf Israel schoss. Er ist vorzeiten mit der assyrischen Bedrohung unter Sanherib fertig geworden. Er hat dem babylonischen Reich wie versprochen nach 70 Jahren ein Ende gesetzt. Für Ihn war auch die 400-jährige türkische Herrschaft in «Palästina» kein Problem und sogar mit einer national-sozialistischen Grossmacht rechnete Gott der Herr ab. «Siehe, beschämt und zuschanden werden alle, die gegen dich erzürnt sind; es werden zunichte und kommen um die Männer, die gegen dich kämpfen» (Jes 41,11; vgl. Jes 43,4- 6). Auch die derzeitigen Unruhen in der arabischen Welt gehören zu Gottes Plan.
Bei der Aussage: «Du bist mein Knecht, ich habe dich auserwählt und nicht verworfen», handelt es sich um eine alttestamentliche prophetische Heilsbotschaft, die im Neuen Testament ihren Widerhall findet, wo Paulus ausführt: «Ich frage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstossen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, aus dem Samen Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. … Denn ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt bleibt, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist; und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: ‹Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden, und das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde›. Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um euretwillen, hinsichtlich der Auserwählung aber Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gnadengaben und Berufung können ihn nicht reuen» (Röm 11,1.25-29).
Dieser Zusammenhang macht deutlich, dass die Gemeinde, bestehend aus Juden und Heiden, Israel nicht ersetzt hat. Es wird ein deutlicher Unterschied beibehalten zwischen Israel und der Vollzahl aus den Nationen (Gemeinde). Die «Vollzahl der Nationen» ist die Vollendung des Ratschlusses Gottes in diesem Zeitalter, das bedeutet, das Herausrufen eines Volkes aus allen Nationen durch den Namen Christi, nämlich «die Gemeinde, die Sein Leib ist» (Eph 1,22- 23; vgl. Apg 15,14; 1.Kor 12,12-13; Eph 4,11-13).
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass der Gott des Himmels und der Erde um Israels willen Völker dahingibt (Jes 43,4) und dass Er Weltpolitik in Bezug auf Israel und Sein prophetisches Wort bewegt. Der Ratschluss der Nationen kommt nicht zustande, Sein göttlicher Ratschluss aber sehr wohl. «Der Herr macht den Ratschluss der Heiden zunichte, er vereitelt die Gedanken der Völker. Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, die Gedanken seines Herzens von Geschlecht zu Geschlecht» (Ps 33,10-11; vgl. Jes 8,9-10). Gerade an Babylon und Persien sehen wir, wie der Herr Weltreiche und Weltpolitik so lenkt, dass sich Sein Wort erfüllt.
Über Babel redete Er: «So spricht der Herr, euer Erlöser, der Heilige Israels: Um euretwillen habe ich nach Babel gesandt. Und ich stosse herunter all die Riegel. Und die Chaldäer – zur Klage wird ihr Jubel. Ich bin der Herr, euer Heiliger, der Schöpfer Israels, euer König» (Jes 43,14-15). Und über den Perserkönig Kyros, den Gott einsetzte, um Israel zu befreien, sagte der Herr: «So spricht der Herr zu Kyrus … Um Jakobs, meines Knechtes, und Israels, meines Auserwählten willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen; und ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, ohne dass du mich kanntest» (Jes 45,1-4; vgl. Esr 1).
Wir haben allen Grund zur Glaubenszuversicht, dass derselbe allmächtige Gott, der die 70 Jahre über Babylon festgelegt und die anschliessende Rückführung Israels treu ausgeführt hat, alle anderen endzeitlichen Prophezeiungen ebenso treu ausführen wird.
Über die zweite Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. (die übrigens am selben Tag wie die erste geschah, am 9. Av), sagte der Herr Jesus in Seiner Endzeitrede auf dem Ölberg: «Sie werden fallen durch die Schärfe des Schwerts und gefangen weggeführt werden unter alle Heiden. Und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind» (Lk 21,24). Das Ende der «Zeiten der Heiden bzw. Nationen» wird eingeleitet durch eine weltweite Apokalypse: «Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden Angst der Heidenvölker vor Ratlosigkeit bei dem Tosen des Meeres und der Wogen, da die Menschen in Ohnmacht sinken werden vor Furcht und Erwartung dessen, was über den Erdkreis kommen soll; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden» (Lk 21,25-26). Die «Ratlosigkeit bei dem Tosen des Meeres und der Wogen» ist erst Vorbote der eigentlichen Apokalypse, die noch zu erwarten ist. Dass es sich bei den Zeichen an Sonne, Mond und Sternen um echte apokalyptische Ereignisse und nicht etwa nur um ein Symbol für Israel handelt, wie manche annehmen (wie beispielsweise in Offb 12,1-2), macht Jesu Erwähnung der Erde deutlich. Die Menschen auf Erden haben Angst, weil sich Zeichen am physischen Himmel einstellen. Im Anschluss an diese Apokalypse, die in der Offenbarung ausführlicher beschrieben wird, kommt der Herr in Herrlichkeit zurück. «Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in einer Wolke mit grosser Kraft und Herrlichkeit» (Lk 21,27; vgl. Offb 19).
Israel hat die Verheissung, bis zur Wiederkunft des Herrn als Volk erhalten zu bleiben (Röm 11,1-2.25-26.28-29). Darum gehört auch seine Wiedersammlung vor dem letzten Eintreten der prophetischen Ereignisse zu Gottes Programm. «So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies geschieht, so erkennt, dass das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen» (Lk 21,31-33). Israel wird nicht untergehen, bis sich sowohl die Zeichen der Zeit um 70. n.Chr. als auch die Endzeitzeichen zur Wiederkunft Jesu erfüllt haben – «bis alles geschehen ist».
«So spricht der Herr, der die Sonne als Licht bei Tag gegeben hat, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zur Leuchte bei Nacht; der das Meer erregt, dass seine Wellen brausen, Herr der Heerscharen ist sein Name: Wenn diese Ordnungen vor meinem Angesicht beseitigt werden können, spricht der Herr, dann soll auch der Same Israels aufhören, allezeit ein Volk vor meinem Angesicht zu sein! So spricht der Herr: Wenn man den Himmel droben messen kann und die Grundfesten der Erde drunten zu erforschen vermag, so will ich auch den ganzen Samen Israels verwerfen wegen all dessen, was sie getan haben, spricht der Herr» (Jer 31,35-37). Das Wort Gottes bleibt über die Vergänglichkeit des Himmels und der Erde hinaus in Ewigkeit bestehen, und somit auch die göttlichen Verheissungen über Israel und das gesamte heilsgeschichtliche prophetische Programm Gottes (Jes 66,22).
Dasselbe gilt Seiner Gemeinde und ebenso jedem, der an Jesus Christus glaubt. Der Apostel Paulus drückt es so aus: «Weil ich davon überzeugt bin, dass der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi» (Phil 1,6).
Von Norbert Lieth