Markus 6,45-51 berichtet
über den Herrn nach der Speisung der Fünftausend: «Und sogleich nötigte
er seine Jünger, in das Schiff zu steigen und ans jenseitige Ufer, nach
Bethsaida, vorauszufahren, bis er die Volksmenge entlassen hatte. Und
nachdem er sie verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu
beten. Und als es Abend geworden war, befand sich das Schiff mitten auf
dem See und er allein auf dem Land. Und er sah, dass sie beim
Rudern Not litten; denn der Wind stand ihnen entgegen. Und um die vierte
Nachtwache kommt er zu ihnen, auf dem See gehend; und er wollte bei ihnen
vorübergehen. Als sie ihn aber auf dem See gehen sahen, meinten sie,
es sei ein Gespenst, und schrien. Denn sie sahen ihn alle und erschraken.
Und sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid
getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht! Und er stieg zu ihnen in das
Schiff, und der Wind legte sich.»
In dieser Begebenheit kann
man ein prophetisches Gleichnis zur Geschichte Israels sehen. Das
Johannesevangelium berichtet, dass man den Herrn Jesus nach der Speisung der
Fünftausend zum König machen wollte (Joh 6,14-15). Das ist ein schöner Hinweis
auf die messianische Herrschaft. Doch bevor diese Herrschaft tatsächlich eintrifft,
muss Israel zunächst durch die Geschichte, die hier widerspiegelt wird.
Jesus schickte Seine Jünger
dieses Mal alleine über den See (im Sturm von Mk 4,35-41 war Er mit im Boot; s.
Mitternachtsruf 9/12, S. 18). Er selbst war jetzt nicht direkt bei
ihnen, sondern Er ging für sich alleine auf einen Berg, um zu beten. Dies
deutet auf die Situation Israels in jüngster Geschichte: Israel ist ohne den
Herrn, Er ist auf dem Berg Gottes (im Himmel), um als Hohepriester zu beten. Es
kommt die Abendstunde über Israel, indem es durch das Meer der Nationen
nochmals gewaltig geschüttelt wird. Die Juden werden dann wirklich Not leiden
und der Wind wird ihnen entgegenstehen, was man heute bereits merkt. Das Tier
aus dem Meer wird sie zu vernichten suchen (Offb 13).
Doch der Herr ist, obwohl
leiblich noch nicht gegenwärtig, durch Seinen Geist und durch Seine göttliche
Allgegenwart immer zugegen: «Und er sah, dass sie beim Rudern Not
litten …» Glauben wir etwa, dem Allmächtigen entgehe irgendetwas?
In der vierten Nachtwache,
ganz am Ende der Nacht, trat Jesus Christus leiblich wieder in Erscheinung und begegnete
den Jüngern mitten auf dem See. Sie sahen Ihn und erschraken, denn sie dachten,
Er wäre ein Gespenst. Und warum dachten sie so? «… sie waren nicht
verständig geworden … denn ihr Herz war verhärtet» (Mk 6,52). Dennoch,
als der Herr zu ihnen ins Schiff trat, legte sich der Wind. Johannes fügt hinzu:
«Und sogleich war das Schiff an Land, wohin sie fahren wollten» (Joh
6,21). Daraufhin heisst es bei Markus weiter: «Und als sie aus dem Schiff
traten, erkannten die Leute ihn sogleich, durchliefen die ganze
umliegende Gegend und fingen an, die Kranken auf den Liegematten
dorthin zu tragen, wo sie hörten, dass er sei. Und wo er in Dörfer oder
Städte oder Gehöfte einkehrte, da Legten sie die Kranken auf die freien
Plätze und baten ihn, dass sie nur den Saum seines Gewandes
anrühren dürften. Und alle, die ihn anrührten, wurden gesund» (Mk
6,54-56).
Dies alles ist ein
wunderschönes Bild für die Zukunft:
– Jesus Christus wird Israel
zum Frieden bringen: «Seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht.»
– Dann wird Israel plötzlich
und unerwartet das Land erreicht haben, festen Boden unter den Füssen besitzen
und das finden, wonach es sich so lange gesehnt und worum es sich so lange alleine
und vergebens gemüht hat: den ersehnten Hafen des Messianischen Reiches (Ps 107,30).
– Und dann wird sich der
Segen des Herrn über die Volksmassen der Nationen ergiessen. Man wird Ihn
erkennen, die Nationen werden in Ihm gesund und man wird sich um Ihn scharen.
Von
Norbert Lieth