13.03.2012

Die Europäer am Bruchpunkt

Vor zwei Wochen hat die Europäische Zentralbank 800 Finanzinstitutionen 712.2 Milliarden Dollar für einen Zeitraum von drei Jahren geliehen. Erst letzten Dezember liehen sich 523 Banken 645 Milliarden Dollar von der EZB. Seit dem Beginn der globalen Finanzkrise haben Zentralbanken mehr als 10 Billionen Dollar gedruckt.
Die massive Ausgabe von Geld führt dazu, dass Europa niemals in der Lage sein wird, ihren Schuldenproblemen zu entkommen. Die Kredite haben eine riesige moralische Krise geschaffen. Sie ermutigen das gleiche Verhalten, das Europa in den Schlamassel geführt hat, in dem sie sich heute befindet, und gibt den Regierungen keinen Anreiz, ihre Budgets unter Kontrolle zu bringen. Jetzt, da Griechenland ein zweiter Rettungsschirm gegeben wurde, erwarten vermutlich auch andere Mitgliederstaaten, dass sie die gleiche grosszügige Behandlung erfahren. Ein Hinweis auf diese Denkweise könnte der Grund sein, warum Spanien ihr Budgetdefizitziel von 4.4 auf 5.8 Prozent des BIPs erhöht hat.  
Momentan herrscht die Wahrnehmung, dass wir die Büchse für alle Ewigkeit die Strasse hinunterkicken können. Jedes Mal, wenn eine Regierung oder ein Finanzinstitution Probleme bekommt, drucken wir einige Billionen Dollars mehr. Es sollte für alle offensichtlich sein, dass man nicht für immer mit selbstfinanzierten Schneeballsystemen weitermachen kann.
Der Bruchpunkt kommt vielleicht nicht vom Finanzmarkt. Es gibt zunehmend Hinweise, dass zivile Unruhen zum Bruch führen werden. Der Mangel an Arbeitsstellen in Europa hat dazu geführt, dass sich die Entrüstung in öffentliche Proteste verwandelt hat. Millionen junger Europäer sehen sich selbst als Teil einer „verlorenen Generation“ mit wenig Hoffnung, einen guten Job zu finden.
Die Zahlen, wie schlimm es mit Europa geworden ist, sind erstaunlich. Hier sind einige Zahlen, die ich verschiedenen Nachrichtenberichten entnommen habe:
·         Die Arbeitslosenquote in Italien beträgt für diejenigen Menschen zwischen 16 und 24 Jahren 28 Prozent.
·         In Spanien gibt es mittlerweile mehr als 5 Millionen Arbeitslose.
·         Die Wirtschaft in Portugal sank dieses Jahr um 5.7 Prozent.
·         Die griechische „Rezession“ geht jetzt in ihr fünftes Jahr.
·         Die griechische Wirtschaft sank im Jahr 2011 um 6 Prozent und wird 2012 um 7 Prozent sinken.
·         In Griechenland wurden 25 Prozent aller Einzelhandelsgeschäfte dauerhaft geschlossen.
·         Die Zahl der Selbstmorde in Griechenland stieg in nur einem Jahr um 40 Prozent an.
·         Die deutsche Wirtschaft schrumpfte im 4. Quartal 2011.
·         In Grossbritannien halten Banken Schulden in Höhe von 900 Prozent des BIPs.
Der französische Präsident Nikolas Sarkozy stand kürzlich selbst der wachsenden Frustration gegenüber. Die AP berichtete: „Mehrere Hundert wütender Demonstranten haben Präsident Nicolas Sarkozy ausgebuht und ihn gezwungen, sich von Polizisten beschützt in ein Café zurückzuziehen, als er sich auf Wahlkampftour im Südwesten von Frankreich befand.“ Sarkozy kämpft momentan gegen den sozialistischen Kandidat Francois Hollande, der eine Serie von radikalen Reformen versprochen hat, wenn er gewählt wird.
Letzten Mittwoch haben in grossen Städten in Spanien Zehntausende von Studenten gegen die Ausgabenkürzungen im Ausbildungswesen demonstriert, und die Demonstrationen in Barcelona wurden sogar gewaltsam, als wütende junge Leute mit der Polizei zusammentrafen. Das Titelblatt der New York Times hat einen Banker gezeigt, der einen Demonstranten mit einer Stange vertrieb. Das Bild wurde von den Medien als skurril betrachtet, bis jemand gemerkt hat, dass der Demonstrant ein Messer in der Hand hatte.
Die sozialen Unruhen in Europa werden mit grosser Sicherheit noch viel schlimmer. Die meisten Nationen haben ein sehr grosszügiges Sozialhilfesystem, das den arbeitslosen Bürgern ein Sicherheitsnetz gegen Armut gibt. Aber Nationen wie Griechenland werden gezwungen, Kürzungen vorzunehmen, um liquide zu bleiben, und darum werden die Gelder für solche Sozialhilfeprogramme gekürzt. Wenn die Menschen schon bereit sind, bei Kürzungen von 5 Prozent ihrer Bezüge zu demonstrieren, was werden sie dann als Reaktion tun, wenn die Kürzungen fast 100 Prozent betragen?
Die wachsende Verzweiflung erinnert mich an die Worte von Dr. Paul-Henri Spaak, dem früheren Generalsekretär der NATO. „Wir wollen kein weiteres Komitee, wir haben schon zu viele. Was wir wollen ist ein Mann mit ausreichender Statur, der die Loyalität aller Menschen vereint und uns aus dem wirtschaftlichen Sumpf zieht, in den wir sinken. Schickt uns einen solchen Mann, und wir werden ihn annehmen, ob er gut oder böse ist.“ Spaak hat diese Worte in einer Zeit gesprochen, als Europa nur an einem Mangel an einer starken Führung gelitten hat. Man kann sich kaum vorstellen, was er heute sagen würde.
Die Menschen von Europa werden schon bald ihren Retter finden. Er wird scheinbar alle Antworten auf die Probleme der Welt haben. Weil aber seine Macht aus der Hölle kommt, wird das Gute, das er erreicht, bald von Katastrophen überschattet werden.
Und sie beteten den Drachen an, der dem Tier Vollmacht gegeben hatte, und sie beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer vermag mit ihm zu kämpfen?“ (Offenbarung 13:4).
„Und wegen seiner Klugheit und weil ihm der Betrug in seiner Hand gelingt, wird er sich in seinem Herzen erheben und viele in ihrer Sorglosigkeit9 verderben; und er wird gegen den Fürsten der Fürsten auftreten, aber ohne Zutun von Menschenhand zerschmettert werden.“ (Daniel 8:25).
Von Todd Strandberg