27.11.2011

1. Timotheus 5,17-20: Der richtige Umgang mit der Gemeindeleitung

Im 1. Timotheusbrief zeigt der Apostel Paulus auf, «wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit». Lesen Sie hier Teil 15.
In 1. Timotheus 5,17-20 erklärt der Apostel Paulus: «Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre wert geachtet werden, besonders die, welche im Wort und in der Lehre arbeiten. Denn die Schrift sagt: ‹Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, wenn er drischt!›, und ‹Der Arbeiter ist seines Lohnes wert›. Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, ausser aufgrund von zwei oder drei Zeugen. Die, welche sündigen, weise zurecht vor allen, damit sich auch die anderen fürchten.»
Oft ist ja heute gerade das Gegenteil der Fall. Älteste oder Pastoren stehen nicht selten unter starkem Beschuss und werden zur Zielscheibe der Kritik. Das, was sie taten, haben sie nicht richtig getan; was sie nicht taten, hätten sie tun sollen; was sie tun, sollten sie besser nicht tun; und was sie tun wollen, sollten sie anders tun.
Wenn man Älteste doppelter Ehre wertachten soll, dann kann man sich sicher auch in doppelter Weise an ihnen versündigen, indem man schlecht über sie redet und sie leichtfertig kritisiert. Hier hat schon manche Gemeinde sehr viel Schuld auf sich geladen und sicher auch Segen verloren. Nach der Schrift sollten treue Gemeindeleiter jegliche Unterstützung erhalten: in der Ehre, Anerkennung und Wertschätzung, im Gebet und in finanzieller Hinsicht (insoweit sie von der Gemeinde abhängig sind). Weil Gemeindeleiter allzu schnell angeklagt und kritisiert werden, sollte man Klagen gegen sie nicht ohne Weiteres annehmen, sondern nur auf zwei oder drei Zeugen hin (V 19).
«Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, wenn er drischt!» ist ein Zitat aus 5. Mose 25,4, das Paulus auch in 1. Korinther 9,9 erwähnt. Und: «Der Arbeiter ist seines Lohnes wert»,  stammt aus dem Munde Jesu selbst (Mt 10,10; Lk 10,7).
«Besonders die, welche im Wort und in der Lehre arbeiten»: Wir sehen, wie eng Wort und Lehre miteinander verknüpft sind und welche Verantwortung damit verbunden ist, diese zu verkündigen. Die Verantwortung ist so gross, dass diejenigen, die am Wort dienen, besonders getragen werden sollen.
«Im Wort arbeiten» bedeutet, die biblischen Wahrheiten zu predigen. Das ist die Verkündigung der Christusbotschaft. Lehren heisst, die biblischen Wahrheiten erklären, damit sie verstanden werden. Die Verkündigung muss im Wort der Lehre geschehen.
Paulus befiehlt: «Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, ausser aufgrund von zwei oder drei Zeugen. Die, welche sündigen, weise zurecht vor allen, damit sich auch die anderen fürchten.»
Man sollte immer vor Augen haben, dass auch Gemeindeleiter keine perfekten Menschen sind. Sie machen Fehler, sie können der Gemeinde gelegentlich auch schlecht vorstehen (V 17), indem sie falsche Entscheidungen treffen; ja, sie können auch sündigen (V 20). Das enthebt sie nicht automatisch der Ältestenschaft; es sei denn, dass sie Sünden begehen, die Ehre Gottes öffentlich beflecken und den Ruf der Gemeinde zerstören (vgl. hierzu die Kriterien für Älteste in Kap 3,1-7).
Man sollte also die Ältesten nicht allzu schnell anklagen und den Anklagen nicht allzu schnell Gehör schenken. Wenn die Sünde eines Gemeindeleiters jedoch offensichtlich ist, muss beherzt vorgegangen werden. Er soll vor allen zurechtgewiesen werden, damit sich alle fürchten und selbst vor der Sünde fliehen. Wenn öffentliche Sünde eines Ältesten unter den Tisch gekehrt oder nur intern behandelt wird, dann könnten die anderen Gemeindeglieder denken: «Ja, was der kann, das darf ich doch auch, dann kann ich dies oder jenes doch auch tun, ohne zur Verantwortung gezogen zu werden.» Somit könnte die Autorität der restlichen Ältestenschaft darunter Schaden leiden, denn einer Gemeindeleitung, die nicht konsequent ohne Ansehen der Person durchgreift, traut man nicht mehr viel zu und sie hat bald nichts mehr zu sagen.
Da es heute keinen Timotheus mehr gibt, ist diese Aufgabe der Zurechtweisung den anderen Ältesten zugedacht.
Von Norbert Lieth