07.11.2011

Geld und Endzeit: Was hat uns die Weltfinanzkrise zu sagen?

Das globale Finanzbeben wird die meisten Nationen noch enger zusammenführen und womöglich bald die Bedingungen für den Machtantritt der letzten zehn Könige schaffen.
Zuerst einmal: Nichts, was geschehen ist, geschah zufällig. Hierfür kann man Politikern und Wählern die Schuld anlasten. Jeder Beobachter mit gesundem Menschenverstand wird diese Ansicht bestätigen: Die Welt erntet schlicht, was sie gesät hat.
Eine zweite und entscheidende Bedeutung der Weltfinanzkrise ist, dass sie mit dem letzten gewaltigen Wettlauf hin zur globalen Wirtschafts- und Währungsunion eng verknüpft ist und diesen beschleunigt. Dafür kann man die «Mächtigen und Gewaltigen … unter dem Himmel» (Eph 6,12) verantwortlich machen, aber auch die Eliten der Mittäter aus Fleisch und Blut. Warum? Die jetzige Krise wird wie üblich als Katalysator dienen und die meisten Nationen noch enger zusammenführen. Sie wird wahrscheinlich bald die Bedingungen dafür schaffen, dass die zehn Könige der letzten Tage die Macht antreten.
Drittens muss die Welt (weil sich die Prophetie über die zehn Könige erfüllen muss) zuerst ein Zeitalter der Multipolarität erreichen. Was ist Multipolarität? Es bedeutet, dass die Weltmacht gleichmässig auf viele Länder verteilt ist und nicht eine (oder mehrere mächtige) Nation dominiert. Denn gewiss kann es kein Weltmachtgefüge geben, das – wie die Bibel prophezeit – aus zehn Königen besteht, wenn eine einzige Supermacht eine solche Weltordnung ignorieren oder untergraben kann (s. Dan 2,41-42; 7; Offb 12; 13; 17).
Befindet Amerika sich jetzt in einem Schrumpfungsprozess, um der kommenden multipolaren Welt unter den zehn Königen den Weg freizumachen? Die biblische Prophetie bestätigt, dass es dazu kommen wird. Irgendwann und irgendwie muss Amerika zu einer relativ geringen Macht absteigen. Dieser Prozess kann lange Zeit andauern; allerdings sind die Umstände so, dass diese Machtverschiebung auf der Weltbühne auch sehr plötzlich geschehen könnte.
Die Bibel macht äusserst verbindliche, klare Aussagen über die Zukunft, aber sie liefert uns keine genauen Zeitangaben. Zweifellos wird die Welt am Ende einen völligen Finanz- und Wirtschaftskollaps erleben. Dieser Tag könnte sehr nahe sein. Dennoch können wir momentan aus gutem Grund annehmen, dass sich ein globaler Finanzkollaps dieser Art derzeit nicht entfaltet.
Obwohl die Weltfinanzkrise schrecklich erscheinen mag und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich noch weit mehr verschlechtern könnten, steht der gewaltige, apokalyptische Kollaps noch aus. Dies unterstützt zwar nicht die Ansicht, es werde bald zu einer Beruhigung kommen (was die meisten gerne hören möchten), aber die Bibel gibt uns dennoch Grund zu Zufriedenheit, innerem Frieden und Hoffnung.
Es ist äusserst wichtig, diese Perspektive zu verstehen und darauf zu bestehen. Wenn Sie nicht fest in der Ewigkeitsperspektive bezüglich «wahren Reichtums» verwurzelt sind, werden Sie während dieser letzten Tage, die sehr von Verführung und Nöten geprägt sind, wie ein Schilfrohr im Wind schwanken.
Betrachtet man es aus dem wahnwitzigen Blickwinkel der Weltfinanzkrise, dann ist tatsächlich Unheil über die Welt hereingebrochen – und am schlimmsten hat es Amerika getroffen. Billionen Dollar sind verloren; der Wert der Aktienfonds ist zusammengebrochen; Pensionsfonds sind nicht mehr fähig, das künftige Einkommen der Amerikaner zu sichern; Millionen haben ihre Arbeit verloren und zahllose Menschen ihr Eigenheim.
Solche in den Medien weitverbreiteten Entwicklungen führen leicht zu einer Massenhysterie, von der man sich selbst nur schwer abgrenzen kann. Ängste und Sorgen drohen schnell, unsere Seele zu erdrücken. Es ist ein Zeichen der Zeit. Niemand bestreitet, dass wirtschaftliche Probleme über die Welt hereingebrochen sind. Jedoch können wir zumindest eine angemessene Geisteshaltung einnehmen, indem wir bejahen, was Christus mit Seiner Frage in Lukas 12,25 meint: «Wer aber von euch kann durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge eine einzige Elle hinzusetzen?»
Wir sollten uns darüber im Klaren sein: In Zeiten der Not läuft eine geistliche und ewige Perspektive (anders gesagt: wenn man den Blick auf die Fragen richtet, die tatsächlich von langfristiger Bedeutung sind) schnell Gefahr, unter die Räder zu kommen. So verdunkelt derzeit die aufgeregte landläufige Meinung (insbesondere in Nordamerika) auf gefährliche Weise den Blick auf das Wesentliche.
Würde ein Ausserirdischer diesen Planeten besuchen und die enormen Umwälzungen auf den Finanzmärkten in jüngster Zeit sehen, dann würde er sich wohl sehr über eine Zivilisation wundern, die in der Wertschätzung ihres Reichtums so schwankend ist. Wenn wir die Diagnose lesen, die die Bibel stellt, wissen wir es natürlich besser. Diese Welt – in der wir Christen leben, deren Werte wir aber nicht gutheissen – ist anfällig für den Götzendienst und die hohle Zuversicht der Menschen. Tatsächlich ist es äusserste Selbstüberhebung (das Selbstvertrauen der Menschen, die eigene Sicherheit selbst beziffern zu können), die den Planeten an den Rand des Ruins gebracht hat.
Bedeutende globale Ereignisse wie das, was gerade geschieht, muss man als Teil des menschlichen Fortschritts auf ein Ziel hin sehen – eigentlich auf eines von mehreren noch vor uns liegenden Zielen, wie die Bibel uns sagt. Aber es ist noch nicht der Anfang der grossen Apokalypse, obwohl sie sicher nahe bevorsteht.
Manche Länder stehen vor der Tatsache, sehr geschwächt aus der Weltfinanzkrise hervorzugehen, während andere in einer weit stärkeren Position sein werden. Vorerst kann man die entscheidende Entwicklung erkennen, dass die Welt sich in Richtung eines stärker zentralisierten, global koordinierten Zustandes bewegt. Was wir heute erleben, ist lediglich Teil dieses lang andauernden Prozesses.
Doch welche Rolle spielen die Christen dabei? Viele erfreuen sich heute des Glaubens, dass sie nicht die geringsten Nöte der Trübsalszeit erleiden werden – insbesondere keine finanziellen Verluste. Warum? Weil ihre Herzen und Sinne vollkommen in Materialismus und Habgier verstrickt sind. Dadurch erweisen sie sich als solche, «die auf Erden wohnen» (vgl. Offb 17,2.8). Demgegenüber seien wir an drei Punkte erinnert:
– Vor allem: Die Ankunft des Herrn ist nahe. Wie auch die Theorien oder Spekulationen lauten mögen – wir könnten jederzeit vor Ihm stehen. Unser Lauf auf Erden könnte jederzeit beendet sein. Wir hätten keine Chance mehr, etwas richtigzustellen oder unseren Götzendienst und unsere Weltlichkeit abzulegen. Dann stehen wir vor dem Richterstuhl.
– Den Menschen ist es in der jetzigen Heilszeit nicht gegeben, die genauen Zeitpunkte künftiger Ereignisse zu wissen. Uns ist es auch nicht gegeben, die kurzfristige Zukunft genau vorauszusagen. Gott sei Dank ist dem so. Hätten die Menschen die Fähigkeit dazu (d.h. wären sie die perfekten Hellseher), dann wäre die Welt noch viel chaotischer als sie jetzt schon ist. Das könnte nur schiefgehen; denken wir nur an den fatalen Hang der Menschen zum Geld, nach Sicherheit und Eigenständigkeit. Stellen Sie sich vor: Wenn wir den genauen Zeitpunkt künftiger Ereignisse wüssten, würde jeder aufgrund dieser Informationen zur selben Zeit handeln und so doch die Zukunft verändern. Das wäre eine wahnsinnige und noch viel unbeständigere Welt. Wie die Bibel sagt, ist die Geldliebe eine gewaltige Kraft: «Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels» (1.Tim 6,10).
Wir können die allgemeine Zeit erkennen und Dinge wie das Ziel, auf das die Welt zusteuert; aber es ist uns nicht gegeben, Tag und Stunde zu wissen. Das heisst: Wir können zwar die Theorie aufstellen, dass irgendwann ein weiterer globaler Wirtschaftszyklus auftreten mag und dass der letzte «grosse Finanzcrash» erst in der Trübsalzeit geschieht, doch das gibt uns keinerlei Gewissheit bezüglich kurzfristiger Ereignisse.
Im Hinblick darauf, dass sich die Welt Hals über Kopf in die «Superreligion der letzten Tage» stürzt – die Fusion von Gott und Mammon –, können wir sicher sein, dass es geschieht. Die Welt ist auf dem Weg ins Verderben: moralisch, wirtschaftlich und geistlich. Hierüber haben wir die Aussagen des völlig gewissen prophetischen Wortes. Wir können erwarten, dass dabei ernste und erschreckende finanzielle Erschütterungen auf uns zukommen sowie Kriege, Seuchen, Erdbeben usw. Dadurch werden viele Menschen (sei es aus Habgier, Naivität oder anderes) leiden oder gewaltig profitieren.
– Der wirtschaftliche Fortschritt der Welt bleibt weiterhin durch Betrug und Korruption gekennzeichnet. Die sukzessiven Wirtschaftsbooms auf der Welt, die Versuchungen des «betrügerischen Reichtums» (Mt 13,22), der höhere materielle Lebensstandard oder die «Sorgen des Lebens» (Lk 21,34) sowie die ständige Verführung durch die Endzeit-Geldfalle: das alles beeinflusst die Gefühle von Christen. Wer kann denn einem solchen Ansturm widerstehen und immer noch allezeit bereit sein für Christi Wiederkunft?
Man muss die Weltfinanzkrise als ein Zeichen der Zeit sehen, als Symptom einer äusserst materialistischen und verdorbenen Epoche. Man kann annehmen, dass diese fortdauert, bis der Herr wiederkommt. Diese Zeit ist, was das Finanzielle anbelangt, von Diebstahl und Verzweiflung geprägt. Wir dürfen daher nicht meinen, unser gerechter Lebenswandel würde in dieser Zeit «vom Herrn belohnt». Sonst drohen wir im Glauben Schaden zu nehmen und mutlos zu werden. Wie viele Christen meinen heute, ihr Wohlstand werde bewahrt, weil sie glauben?
Neben den vielen anderen katastrophalen Folgen der Weltfinanzkrise haben tatsächlich zahlreiche Christen den Glauben an einen Gott verloren, der nur dazu da war, Amerika mit materiellem Reichtum im Überfluss zu segnen. Entscheidend dabei ist, dass diese trügerische, verdorbene Lehre genau der Grund für die Schwierigkeiten ist, die Amerika und andere Nationen erleben.
Wie können wir sichergehen, den Herausforderungen zu widerstehen, die die heutige Zeit unserem Glauben stellt? Wie können wir uns vor dem Irrtum hüten, mit Gott über unseren Wohlstand zu verhandeln? Dazu müssen wir unbedingt die Ermahnung des Jakobus beachten: «Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird. Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde. Ein Zweifler ist unbeständig auf allen seinen Wegen» (Jak 1,5-8).
Von Wilfred J. Hahn