02.05.2012

Das Evangelium und die Entrückung

Was hat die Entrückung mit dem Evangelium zu tun? Eine Argumentation für die Vorentrückungslehre.
Die Welt hat eine Zeit der Trübsal (Drangsal) zu erwarten (Dan 12,1; Zef 1,15; Mt 24,21; Mk 13,19). Diese Zeit wird in der Bibel «ein Tag des Zorns» genannt (Zef 1,15) und im letzten Buch der Bibel ausführlich beschrieben (ab Offb 6,1ff.). Wenn dann die ersten Gerichte Gottes über diese Erde ausgegossen werden, fangen die Menschen an zu «sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes; denn gekommen ist der grosse Tag seines Zorns, und wer vermag zu bestehen?» (Offb 6,16-17). Die Menschen erkennen dann also, dass der «Zorn des Lammes», «der grosse Tag Seines Zorns», gekommen ist. Dies ist der bereits im Alten Testament mehrfach angekündigte «grosse Tag des Herrn», der «Tag des Zorns» (Joel 2,1-11; Zef 1,14-18; Mal 3,19-21). Es ist offensichtlich: Die ganze Trübsal ist eine Zeit des Zorns. Sie ist eine Trübsal, weil der dreieinige Gott die Erde richtet und Seinen Zorn über sie ausschüttet (Röm 1,18).
Was hat das nun mit der Vorentrückungslehre zu tun? Hier kommt das Evangelium ins Spiel. Das Evangelium wird oft nur in dem Sinne präsentiert, dass Jesus uns von unseren Sünden befreit hat. Das ist auch absolut richtig, aber eben nur ein Teil der Wahrheit. Das Evangelium verkündigt nämlich auch, dass Christus uns von Gottes Zorn über unsere Sünden befreit hat (s. «Die Heilssicherheit und die Rechtfertigung»).
Jeder bibelgläubige Christ weiss, dass Gottes Zorn über die Sünde in der ewigen Verdammnis vollendet wird (Offb 14,10-11). Doch dies ist nicht der einzige Ausdruck von Gottes heiligem und gerechtem Zorn über die Sünde. Denn wie wir ja gesehen haben, ist auch die kommende Trübsal eine Zeit des Zornes Gottes.
Der Apostel Paulus sagt, dass wir Gottes «Sohn aus dem Himmel» erwarten, «der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn» (1.Thess 1,10). Damit muss er nicht zwingend «nur» die Verdammnis meinen. Es ist gut möglich, dass Paulus mit dem «zukünftigen Zorn» auch die zukünftige Trübsal, den «Tag des Herrn», meint (vgl. 1.Thess 5,1-2). Denn ausgerechnet in diesem Brief erklärt er die Entrückung und argumentiert, dass die Gemeinde «vor dem zukünftigen Zorn» errettet wird (1.Thess 1,10; 4,13-5,11).
Die Antwort hinsichtlich des Zeitpunktes der Entrückung ist letztendlich im Evangelium zu finden. Denn am Kreuz stillte Jesus Gottes Zorn über unsere Sünde: Sein Tod versöhnte uns mit Gott (Röm 5,10). Diese Tatsache gibt uns nicht nur Heilssicherheit, sondern auch die Sicherheit, nicht durch die Trübsal, den «Tag des Zorns», gehen zu müssen. Denn wir sind nun Miterben Christi (Röm 8,14-17) und Sein Leib (Röm 12,5). Gott hat uns in die Stellung Seines Sohnes versetzt (Röm 5,12-21). Wir sind «Gottes Werk, geschaffen in Christus Jesus» (Eph 2,10). Wir sind mit Ihm auferweckt worden und sind in Ihm in den Himmel versetzt (Eph 2,6). Als Miterbe und Leib des Lammes kann die bluterkaufte Gemeinde unmöglich noch unter den Zorn des Lammes kommen.
Von René Malgo