15.05.2012

Was ist eine Seele wert?

Gott liebt jeden einzelnen Menschen mit Seiner ganzen göttlichen Liebe so sehr, als würde es ausser ihm keinen anderen Menschen auf Erden geben. Jede Seele hat für Gott unendlichen Wert.
Das Gleichnis Jesu vom verlorenen Schaf ist nicht nur sehr eindrücklich, sondern vermittelt uns auch die Wahrheit über Gottes Liebe zum Einzelnen.
«Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eines von ihnen verliert, lässt nicht die neunundneunzig in der Wildnis und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?» (Lk 15,4).
Der Sinn eines Gleichnisses ist es, eine Lehraussage besonders zu betonen. Der Herr Jesus will mit dieser Geschichte nicht etwa sagen, dass ihm die anderen neunundneunzig Schafe gleichgültig wären. Vielmehr setzt Er damit den Schwerpunkt auf die Wahrheit, wie sehr sich der Herr auf den einzelnen Menschen konzentriert. Dasselbe betont Jesus im Gleichnis der Frau, die eine Drachme verliert. Sie stellt daraufhin das ganze Haus auf den Kopf, bis sie diese wiedergefunden hat (Lk 15,8-10).
Während ich diese Zeilen schreibe, erinnere ich mich an eine Geschichte, die ich vor Jahren einmal gelesen und dann irgendwohin gelegt habe. Die Sucherei geht los mit einem kurzen Stossgebet: «Wo habe ich sie hingelegt? Herr, lass mich doch die Geschichte wiederfinden.» Tatsächlich entdecke ich sie wieder. Ich weiss, dass dies nicht immer so läuft, darum: «Danke, Herr!» Nun aber zur Geschichte selbst:
«Das war dumm! Alma spülte aus Versehen ihren kostbaren Ehering die Toilette hinunter. Vor 39 Jahren heiratete sie Gilbert und erhielt von ihm das goldene Stück. Bis zu seinem Tod ging sie 23 Jahre mit ihrem Mann durch dick und dünn. Und nun war der Ring fort! Einfach weg!
Alma schrieb am nächsten Morgen verzweifelt einen Brief an die Stadt. Sie flehte um Hilfe. Solche Anfragen werden normalerweise wegen Zeitmangels negativ oder gar nicht beantwortet. Aber diesmal machte die zuständige Abteilung eine Ausnahme.
Es war ein dreckiger Job! Zwei Fachleute führten eine Kamera in die Abwasserkanäle. An Bildschirmen suchten sie nach dem Schatz. Alles war vergeblich. Daraufhin durchkämmten sie die Abwasser im Hauptkanal und zogen alle festen Gegenstände aus einem Feinkiesfilter heraus. Immer noch kein Erfolg. Schliesslich spülten sie in einer gigantischen Aktion von Hand mit einem Gartenschlauch die schlimmste übrig gebliebene, stinkende Masse von den festen Gegenständen weg. Und? Sie fanden den Ring! Vier Arbeiter brachten der alten Dame den Ring zurück. Damit machten sie Alma mit einem Schlag um Jahrzehnte jünger. Sie strahlte: ‹Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Jetzt wird mir der Ring bis zu meinem Tod nicht mehr verloren gehen.›»
Ist das nicht auch ein schönes Bild für das, was der Herr Jesus für uns getan hat? Wir waren verloren, doch Gott hat nach uns gesucht. Jesus hat den «dreckigen Job» getan, Er ist in den Schmutz unserer Welt hinabgestiegen und hat die Erlösung mit Seinen eigenen Händen vollbracht, Er hat den Schmutz abgewaschen.
Wenn der Mensch sich einmal bewusst machen würde, wie sehr Gott ihn liebt, dann kann er nur zum Schluss kommen, sich diesem Allmächtigen zuzuwenden. Wie viel Wert eine Seele für Gott hat, sieht man nicht bloss in den Gleichnissen, die Jesus darüber erzählt, sondern in dem, was Gott letztlich dafür bezahlt hat.
Die Bibel sagt: «Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat» (Joh 3,16).
Einerseits spricht Gottes Wort von der ganzen Welt, andererseits aber deutlich vom Einzelnen, der sich in dieser Welt befindet. «So sehr hat Gott die Welt geliebt … damit jeder …» Der Herr sieht jede Frau, jeden Mann und jedes Kind ganz individuell. Jesus ist für jeden persönlich gestorben und auferstanden. Er hat für jeden die Erlösung vollbracht, keiner ist dabei ausgenommen. Gott konnte nicht mehr für unsere Seelen bezahlen als das, was Er dafür gegeben hat. Für Jesus war der Preis nicht zu hoch, sich selbst ganz für uns als Lösegeld hinzugeben.
Von Norbert Lieth