08.02.2011

1. Timotheus 1,18-20: Das Gemeindegebot

Im 1. Timotheusbrief zeigt der Apostel Paulus auf, «wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit». Lesen Sie hier Teil 4.
In 1. Timotheus 1,18 schreibt Paulus an Timotheus: «Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Sohn Timotheus …» Welches Gebot meint der Apostel? Er bezieht sich auf das, was er Timotheus bereits zuvor befohlen hat: Er soll darauf achten, dass keine fremden Lehren verbreitet werden; dafür sorgen, dass keine fremden Einflüsse in die Gemeinde eindringen und darauf bedacht sein, dass die gesunde Lehre erhalten bleibt (V 3-11).
Dann fährt Paulus in Vers 18 fort: «… gemäss den früher über dich ergangenen Weissagungen, damit du durch sie gestärkt den guten Kampf kämpfst» (vgl. 6,12; Jud 3). Timotheus erhält die Aufforderung, den guten Kampf zu kämpfen. Diesen braucht er jedoch nicht allein und ohne geistliche Waffen kämpfen. Vielmehr darf er gemäss den Weissagungen, die über ihn gesprochen worden sind, gestärkt den grossen Auftrag in Angriff nehmen.
Offensichtlich gab es also Prophezeiungen über Timotheus, auf die er sich berufen konnte und sollte (4,14; 2.Tim 1,6). Wir leben heute nicht mehr in der apostolischen Zeit. Die Ereignisse um Timotheus gehören zum Grundstock der frühen Gemeinde. Heute besitzen wir die ganze Weissagung der Schrift, die damals noch nicht vollendet war. Dieses Wort stärkt und leitet uns an, den guten Kampf zu kämpfen. Wir sind gleichsam aufgerufen, die Gnadengaben zu nutzen, die uns der Herr geschenkt hat, uns damit zu stärken, uns daran zu erfreuen und sie dementsprechend einzusetzen. Gott gibt zu einer Aufgabe immer auch die Gnadengabe.
In Vers 19 schreibt Paulus weiter: «Indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst.» Um einen guten Kampf zu kämpfen, bedarf es neben dem Wort der Weissagung und dem Einsatz der Gnadengaben. den persönlichen Glauben und das eigene gute Gewissen. Die Weissagung und die Gnadengaben (V 18; 4,14) kommen von Gott, der Glaube und das gute Gewissen (V 19) sind unser Teil. Nur so können wir den guten Kampf kämpfen und darin bestehen.
Wir sollen im Glauben und mit einem guten Gewissen die Gaben einsetzen, die Verheissungen in Anspruch nehmen und mit der Tat zu dem stehen, was wir theoretisch wissen. Wer nicht bei der Lehre bleibt und mit seinem Leben dazu steht, der läuft Gefahr, Schiffbruch zu erleiden: «Dieses haben einige von sich gestossen und darum im Glauben Schiffbruch erlitten» (V 19).
Wir sollen das gute Gewissen bewahren, nicht von uns stossen. Ein gutes Gewissen stösst man dann von sich, wenn man die reine Lehre verlässt, sich nicht mehr danach ausrichtet und das Gewissen erstickt, sein Mahnen abwehrt (V 5). «Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie gezüchtigt werden und nicht mehr lästern» (V 20). Diese beiden Männer haben die Lehre verlassen und das gute Gewissen von sich gestossen. Sie haben sich über die reine Lehre hinweggesetzt, dadurch im Glauben Schiffbruch erlitten und sind schlussendlich zu Lästerern geworden. Es könnte sich bei ihnen durchaus um dieselben Personen handeln, die Paulus im zweiten Timotheusbrief erwähnt: «Die unheiligen, nichtigen Schwätzereien aber meide; denn sie fördern nur noch mehr die Gottlosigkeit, und ihr Wort frisst um sich wie ein Krebsgeschwür. Zu ihnen gehören Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen, und so den Glauben etlicher Leute umstürzen» (2.Tim 2,16- 18; vgl. 1.Kor 15,12; 2.Thess 2,2). «Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erwiesen; der Herr vergelte ihm nach seinen Werken! Vor ihm hüte auch du dich; denn er hat unseren Worten sehr widerstanden» (2.Tim 4,14-15).
Es ist anzunehmen, dass diese Männer trotz ihres Ausschlusses aus der Gemeinde immer noch Einfluss auf die Gemeinde ausübten und eine beachtliche Anhängerschaft hatten, was es für Paulus sehr schwer machte. Das ist immer so. Und es wird immer solche geben, die sich verführen lassen und sich auf die falsche Seite stellen, und es dann jenen schwer machen, die richtig stehen. Manche Ausleger nehmen an, dass die erwähnten Männer die Auferstehung in griechischphilosophischer Weise vergeistigten und nicht an eine leibliche Auferstehung glaubten. Das erinnert uns an die heutigen Tendenzen, Israel, die Entrückung, die Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit und das Tausendjährige Reich zu vergeistigen. Es kommt vor, dass Christen zuerst an biblischen Wahrheiten zu zweifeln beginnen, dann diese öffentlich infrage stellen und schliesslich zynisch werden oder alles ins Lächerliche ziehen. Sie haben das gute Gewissen von sich gestossen und sind nicht mehr empfänglich für die Wahrheit und entsprechende Ermahnungen. Paulus übergab diese beiden Männer in apostolischer Vollmacht dem Satan, was offensichtlich den Ausschluss aus der Gemeinde bedeutete. Er verwies sie in das Reich Satans, das ausserhalb der Gemeinde liegt (vgl. 1.Tim 5,15; 1.Kor 5,3-6). Das Ziel des Ausschlusses war nicht, sie zu verderben, sondern sie zu züchtigen und zur Umkehr zu bewegen.
Von Norbert Lieth