07.02.2011

Unruhen im Nahen Osten

Eine Welle von regierungsfeindlichen Unruhen ist über mehrere arabische Länder hinweggefegt. Die Turbulenzen begannen in Tunesien mit Protesten über hohe Lebensmittelpreise und politische Repression. Der Punkt, an dem die Situation kippte, kam, als ein 26-jähriger tunesischer Obstverkäufer mit Namen Muhamed Bouazizi sich selbst anzündete - und später verstarb - nachdem die Polizei seine Gewerbeerlaubnis für ungültig erklärt hatte. Bouazizis Tat hob die Gefühllosigkeit des Staates hervor und gab Anlass zu weiteren Protesten in Algerien, Marokko, Ägypten, Jordanien und Jemen.
Alle Augen sind auf die Unruhen in Ägypten gerichtet. Ausschreitungen sind typisch für den Nahen Osten, waren jedoch in Ägypten bisher unbekannt. Jahrzehntelang hat der starke Arm des Staatsführers Hosni Mubarak für Ordnung im Land gesorgt.
Es ist mir ein Rätsel, warum wir Mubarak den Präsidenten von Ägypten nennen. Er hat das Land 28 Jahre lang in einem drakonischen Ausnahmezustand regiert und Tausende seiner Gegner eingekerkert und gefoltert. Er sprach sogar davon, seinen Sohn zum nächsten Präsidenten Ägyptens machen zu wollen. Mubarak wurde bereits fünf Mal zum Präsidenten gewählt, aber bei jeder Abstimmung war er der einzige Kandidat auf dem Stimmzettel.
Ägypten hält regelmässig parlamentarische Mehrparteienwahlen ab, aber es ist nur eine Fassade der Demokratie. Alle Macht ruht fast ausschliesslich auf Mubarak. Das Parlament ist nur eine Erfüllungshilfe, die ihm Legitimität verleiht.
Westliche Länder haben lange bei dieser Scharade mitgespielt. Als Vize-Präsident Joe Biden kürzlich gefragt wurde, ob Mubarak ein Diktator sei, sagte er: „Mubarak war ein Verbündeter in mancherlei Hinsicht. Er hat sich zu den geopolitischen Interessen (der USA) in der Region … und bei den Friedensbemühungen im Nahen Osten, der Normalisierung der Beziehungen zu Israel, sehr kooperativ verhalten, ... Ich würde ihn nicht als Diktator bezeichnen."
Biden machte seinen Kommentar direkt vor der grossen Eruption. Nachdem die Ägypter auf die Strasse gingen, wurde die Obama-Regierung plötzlich über den Mangel an Freiheit in Ägypten besorgt. Ebenso, wie Sie Ihre Wette nicht mehr ändern können, sobald die Rennpferde ihre Tore verlassen haben, werden wir mit den Konsequenzen von Jahrzehnten schlechter Aussenpolitik leben müssen.
Die Mubarak-Diktatur ist ein Stützpfeiler der U.S. gesicherten Ordnung im Nahen Osten. Jedes Jahr stellen wir Ägypten Hilfen in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar zur Verfügung, um die Stabilität dort aufrecht zu erhalten. Vielleicht werden wir es bald miterleben, wie unsere Investitionen in Flammen aufgehen.
Vor meinem geistigen Auge habe ich noch das Bild von George W. Bush und Barack Obama Hand in Hand mit dem König von Saudi-Arabien. Bush begann diesen Brauch, weil wir die Hilfe der Saudis im Sinne einer vorteilhaften Öl-Politik und ihre Kooperation im Krieg gegen den Terror wollten. Der saudische König ist keine liebenswerte Galionsfigur. Er repräsentiert eine Regierung, die die Menschenrechte betreffend, sogar einen noch schlimmeren Ruf als Ägypten hat.
Wenn demokratische Reformen gefordert werden, muss der Westen vorsichtig sein, was er wünscht. Islamische Fundamentalisten gewinnen langsam den Kampf um die Herzen und Gemüter der arabischen Bevölkerung. Diese Organisationen haben Milliarden in Hilfsprojekte gesteckt. Wenn freie Wahlen stattfinden würden, würden wir kein plötzliches Auftauchen westlicher Demokratien im Sinne von Thomas Jefferson im Nahen Osten erleben. In einer fairen Abstimmung würden die meisten arabischen Länder zu islamischen Staaten nach dem Vorbild des Iran werden.
Radikale moslemische Gruppierungen haben bereits jetzt den politischen Verlauf dazu genutzt, in Ländern wie der Türkei, dem Irak und dem Libanon an Macht zu gewinnen. Die liberalen Nachrichtenmedien haben der Tatsache, dass die Hisbollah, eine terroristische politische Partei, in der Lage war, sich in der libanesischen Regierung eine vorherrschende Rolle zu sichern, wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Israel verfolgt die Ereignisse in Ägypten mit nervöser Spannung. Falls Mubarak gestürzt würde, hätte es viel zu verlieren. Ägypten war der erste arabische Staat, der mit Israel Frieden geschlossen hat, und Mubarak hat standhaft daran festgehalten. Ägypten hat sich als unverzichtbar darin erwiesen, Militante davon abzuhalten, Waffen über Israels Südgrenze zu schmuggeln.
Seltsamerweise gibt es für die Letzten Tage, kurz bevor Christus zurückkehrt, nur sehr wenige Prophetien über Ägypten. Da Ägypten in den arabisch-israelischen Kriegen von 1948, 1956, 1967 und 1973 eine Rolle gespielt hat, wäre es logisch anzunehmen, dass sie in zukünftigen Konflikten ebenfalls eine Schlüsselrolle einnehmen werden.
Eines ist mir bei den Prophetien der Bibel aufgefallen, und zwar dass das Voranschreiten der endzeitlichen Ereignisse dazu tendiert, sich wie die Bruchlinien bei Erdbeben voran zu bewegen. Nach Jahren der Inaktivität bewegt sich plötzlich alles auf einmal. Da wir niemals zuvor ein solch hohes Mass an Unruhen in der Bevölkerung der arabischen Welt hatten, ist es wichtig für uns, wachsam zu bleiben.
„Wenn aber dies anfängt zu geschehen, so richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht." (Lukas 21: 28)
Von Todd Strandberg