02.10.2012

Stürmische Zeiten: Die Jünger, der Sturm und die Gemeinde

Markus 4,35-41 berichtet: «Und an jenem Tag, als es Abend geworden war, sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer! Und nachdem sie die Volksmenge entlassen hatten, nahmen sie ihn mit, wie er da in dem Schiff war; es waren aber auch andere kleine Schiffe bei ihm. Und es erhob sich ein grosser Sturm, und die Wellen schlugen in das Schiff, sodass es sich schon zu füllen begann. Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen? Und er stand auf, befahl dem Wind und sprach zum See: Schweig, werde still! Da legte sich der Wind, und es entstand eine grosse Stille. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Wie, habt ihr keinen Glauben? Und sie gerieten in grosse Furcht und sprachen zueinander: Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorsam sind?»



Lassen Sie uns über einige dieser Schriftaussagen nachdenken:

«An jenem Tag, als es Abend geworden war»: Wir nähern uns im Gemeindezeitalter dem Zeitpunkt, an dem es Abend wird, an dem die Heilsgeschichte ausläuft.

«Lasst uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer!»: Wir leben in der Zeit zwischen der Verkündigung und Sichtbarwerdung des jenseitigen Ufers, das heisst, des kommenden Reiches Gottes.

«… nahmen sie ihn mit, wie er da in dem Schiff war»: In dieser ganzen Zeit, in der wir heute unterwegs sind, ist der Herr Jesus bei uns. Wir sind in der jetzigen Heilszeit nie ohne Ihn. Wir müssen den Herrn nicht irgendwo suchen, bis wir Ihn gefunden haben, denn Er ist immer in uns; Er befindet sich fortwährend inmitten Seiner Gemeinde.

«Und es erhob sich ein grosser Sturm, und die Wellen schlugen in das Schiff, sodass es sich schon zu füllen begann.» Bildlich betrachtet ist dies ein Bild des Sturmes der Endzeit, in dem sich die Gotteskinder heute befinden. Insgesamt werden die Zeiten für die Gemeinde stürmischer.

Die persönlichen Anfechtungen nehmen zu, sie schlagen wie Wellen ins Lebensboot. Immer wieder kommt es zu neuen Fluten von Bedrängnissen und Betrübnissen oder irgendwelcher sonstiger Nöte und der Sturm kann heftig sein. Dann ergiesst sich das Wasser ins Boot und wir werden damit nicht fertig. Während ich diese Sätze verfasste, bekam ich eine E-Mail mit folgender Aussage: «… auch wenn es manchmal innen aussieht wie das Wetter draussen, nur Schmerz, und ich einfach nur müde von allem bin. Ich fühle mich leer und irgendwie allein und nicht verstanden von den Menschen.»

Dieser Satz spricht sicher für viele Menschen. Aber wie gut ist es, dass Markus berichtet: «… nahmen sie ihn mit, wie er da in dem Schiff war …» Als die Jünger so plötzlich in einen Sturm kamen, war Jesus bereits im Schiff, weil sie Ihn vorher darin aufgenommen hatten. Das ist das Wunderbare! Wer Jesus au genommen hat, wird zwar vor Stürmen nicht bewahrt, aber er/sie ist doch in der ständigen Gegenwart Jesu. Er ist immer dabei!

Bei all dem wussten die Jünger: «Wir sind unterwegs zum jenseitigen Ufer.» Und so heisst es im Anschluss: «Und sie kamen ans andere Ufer des Sees …» (Mk 5,1).

Obwohl der Herr gegenwärtig ist, meinen wir manchmal, Er sei gar nicht da oder Er kümmere sich nicht um uns, sondern schlafe, denn Er reagiert nicht. Wir fühlen uns allein gelassen. Wir wollen Ihn wecken und Ihn an unsere Not erinnern. Doch was tut Er? Er macht uns auf die Wellen in unserem Glaubensleben aufmerksam: «Was seid ihr so furchtsam? Wie, habt ihr keinen Glauben?»

Der Herr kann jeden Sturm stillen, das hat Er hier ja auch getan, aber selbst wenn Er ihn nicht gestillt hätte, hätten sie das Ufer erreicht. Ihre Ankunft stand nie in Gefahr, weil Er im Boot war!

Von Norbert Lieth