02.10.2012

Stürmische Zeiten: Die Jünger, der Sturm und Israel

Markus 6,45-51 berichtet über den Herrn nach der Speisung der Fünftausend: «Und sogleich nötigte er seine Jünger, in das Schiff zu steigen und ans jenseitige Ufer, nach Bethsaida, vorauszufahren, bis er die Volksmenge entlassen hatte. Und nachdem er sie verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. Und als es Abend geworden war, befand sich das Schiff mitten auf dem See und er allein auf dem Land. Und er sah, dass sie beim Rudern Not litten; denn der Wind stand ihnen entgegen. Und um die vierte Nachtwache kommt er zu ihnen, auf dem See gehend; und er wollte bei ihnen vorübergehen. Als sie ihn aber auf dem See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien. Denn sie sahen ihn alle und erschraken. Und sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht! Und er stieg zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich.»

In dieser Begebenheit kann man ein prophetisches Gleichnis zur Geschichte Israels sehen. Das Johannesevangelium berichtet, dass man den Herrn Jesus nach der Speisung der Fünftausend zum König machen wollte (Joh 6,14-15). Das ist ein schöner Hinweis auf die messianische Herrschaft. Doch bevor diese Herrschaft tatsächlich eintrifft, muss Israel zunächst durch die Geschichte, die hier widerspiegelt wird.

Jesus schickte Seine Jünger dieses Mal alleine über den See (im Sturm von Mk 4,35-41 war Er mit im Boot; s. Mitternachtsruf 9/12, S. 18). Er selbst war jetzt nicht direkt bei ihnen, sondern Er ging für sich alleine auf einen Berg, um zu beten. Dies deutet auf die Situation Israels in jüngster Geschichte: Israel ist ohne den Herrn, Er ist auf dem Berg Gottes (im Himmel), um als Hohepriester zu beten. Es kommt die Abendstunde über Israel, indem es durch das Meer der Nationen nochmals gewaltig geschüttelt wird. Die Juden werden dann wirklich Not leiden und der Wind wird ihnen entgegenstehen, was man heute bereits merkt. Das Tier aus dem Meer wird sie zu vernichten suchen (Offb 13).

Doch der Herr ist, obwohl leiblich noch nicht gegenwärtig, durch Seinen Geist und durch Seine göttliche Allgegenwart immer zugegen: «Und er sah, dass sie beim Rudern Not litten …» Glauben wir etwa, dem Allmächtigen entgehe irgendetwas?

In der vierten Nachtwache, ganz am Ende der Nacht, trat Jesus Christus leiblich wieder in Erscheinung und begegnete den Jüngern mitten auf dem See. Sie sahen Ihn und erschraken, denn sie dachten, Er wäre ein Gespenst. Und warum dachten sie so? «… sie waren nicht verständig geworden … denn ihr Herz war verhärtet» (Mk 6,52). Dennoch, als der Herr zu ihnen ins Schiff trat, legte sich der Wind. Johannes fügt hinzu: «Und sogleich war das Schiff an Land, wohin sie fahren wollten» (Joh 6,21). Daraufhin heisst es bei Markus weiter: «Und als sie aus dem Schiff traten, erkannten die Leute ihn sogleich, durchliefen die ganze umliegende Gegend und fingen an, die Kranken auf den Liegematten dorthin zu tragen, wo sie hörten, dass er sei. Und wo er in Dörfer oder Städte oder Gehöfte einkehrte, da Legten sie die Kranken auf die freien Plätze und baten ihn, dass sie nur den Saum seines Gewandes anrühren dürften. Und alle, die ihn anrührten, wurden gesund» (Mk 6,54-56).

Dies alles ist ein wunderschönes Bild für die Zukunft:

– Jesus Christus wird Israel zum Frieden bringen: «Seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht.»

– Dann wird Israel plötzlich und unerwartet das Land erreicht haben, festen Boden unter den Füssen besitzen und das finden, wonach es sich so lange gesehnt und worum es sich so lange alleine und vergebens gemüht hat: den ersehnten Hafen des Messianischen Reiches (Ps 107,30).

– Und dann wird sich der Segen des Herrn über die Volksmassen der Nationen ergiessen. Man wird Ihn erkennen, die Nationen werden in Ihm gesund und man wird sich um Ihn scharen.

Von Norbert Lieth