29.12.2010

Das «Dennoch des Glaubens» in Schwachheiten

Unser Glaube ist oft nur auf unseren eigenen Stärken und Fähigkeiten gegründet. Das heisst: So viel wir vermögen, so viel glauben wir auch. Das ist das Mass unseres «Glaubens». Auch diejenigen, die nicht an Gott glauben, haben diesen Glauben: «Jene verlassen sich auf Wagen und Rosse …» (Ps 20,8). Jesaja 31,1 sagt dasselbe: «Weh denen, die hinabziehen nach Ägypten um Hilfe und sich verlassen auf Rosse und hoffen auf Wagen, weil ihrer viele sind, und auf Gespanne, weil sie sehr stark sind!» Darauf verlassen sie sich, daran glauben sie. Doch dann heisst es: «Aber sie halten sich nicht zum Heiligen Israels und fragen nichts nach dem Herrn.» Dagegen erklärt Psalm 20,8 im zweiten Satzteil: «… wir aber denken an den Namen des Herrn, unsres Gottes.» Der wahre Glaube rechnet nicht mit günstigen Umständen oder dergleichen, sondern mit Gott selbst.
In Richter 7 finden wir ein klassisches Beispiel, wie Gott vorgeht, was echter Glaube ist und wie wir in Schwachheiten das «Dennoch des Glaubens» anwenden können. Gideon ging mit seinem Herrn nicht nur bis dort, wo er sich im Herzen fürchtete, sondern bis dort, wo ihm sein Verstand Schwierigkeiten bereitete. Bedenken wir einmal die Lage, in der er sich befand. Vor ihm stand ein feindliches Heer, das nach Richter 6,5 nicht zu zählen war. Und nun kommt Gott mit der Idee, das vorhandene Kriegsvolk Israels, das 32 000 Mann zählte, zu reduzieren, anstatt zu vermehren. Die Zahl der Midianiter wurde dadurch nicht kleiner. Welche Siegeschance würden Sie sich da ausrechnen? Nicht umsonst führt Hebräer 11 Gideon in der Liste der Glaubenshelden auf. Gehen Sie mit Ihrem Herrn so weit, dass Sie auf alle Reserven menschlicher Kraft verzichten und im Glauben auf Gott schauend vorwärtsschreiten? Auch dann, wenn Sie von Ihren Freunden verlassen werden?
Paulus kannte solche Situationen. Er zeigte, dass er im Glauben an seinen Herrn gegründet war: «Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verliessen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich …» (2.Tim 4,16-17). Das zu erleben, ist nicht so einfach, wie es sich liest.
Gideon musste zuschauen, wie 22 000 Mann nach Hause gingen! Doch damit war die Glaubensprüfung noch nicht zu Ende. Gott sortierte weitere 9700 Männer aus. Wir lesen nichts von einem Einwand Gideons. Ein gut funktionierender Verstand würde doch argumentieren: «Das ist ja alles schön und gut, aber da kann ich nicht mehr mitmachen. Damit ist der Tod meiner verbleibenden Leute garantiert – und ich wäre einer der Ersten.» Doch Gideon ging mit seinem Herrn bis zum Äussersten und warf den Glauben nicht weg. Er vertraute auch, als gar nichts zu hoffen war.
Gott braucht nicht Ihre Gesundheit und Ihre Intelligenz. Er sucht nur Ihr völliges Vertrauen. Glauben heisst, sich ganz auf den Herrn zu verlassen. Rechnen Sie mit Ihm und damit, dass Er Mittel und Wege hat, Sein Wort zu erfüllen. Haben Sie keine Angst, auch wenn Sie von Ihren Freunden oder selbst von Ihrer eigenen Kraft verlassen werden. Einer wird Sie nicht verlassen, und dieser Eine genügt: Jesus Christus. Darum sollte es auch in diesem Jahr unsere Losung sein: «Ich glaube dennoch!» Und dann: Vorwärts, Christi Streiter! Mit Gott wollen wir Taten tun.
Jonathan praktizierte dieses «Dennoch des Glaubens» ebenfalls, als er zu seinem Waffenträger sagte: «Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache dieser Unbeschnittenen! Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun, denn es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen» (1.Sam 14,6). Er glaubte nicht an sich und seine Stärke, sondern verliess sich ganz auf den Herrn und erlebte in seiner Schwachheit die Kraft und den Sieg Gottes.
Von Ernst Kraft