22.12.2010

Weihnachten und die ersten Begegnungen mit Jesus

Zuerst waren es die Hirten und danach reisten die Weisen aus dem Morgenland an, die von einem geheimnisvollen Stern auf den neugeborenen König der Juden aufmerksam gemacht und geleitet worden waren. Dann kam die öffentliche Darstellung im Jerusalemer Tempel und plötzlich tauchten zwei sehr alte Menschen auf …
Simeon, der sich schon auf der allerletzten Etappe seines Lebens befand und von einer grossen Hoffnung durchdrungen war: Er lebte in der Erwartung des bald kommenden Erlösers Israels. Ausserdem berichtet das Lukasevangelium, dass er persönlich vom Heiligen Geist die Weisung und Gewissheit empfangen hatte, dass er den Messias noch vor seinem Ableben würde sehen dürfen.
2000 Jahre danach ersticken wir fast in einem riesigen Weihnachtsrummel. Weihnachten wird mehr vom Konsum und Geschäftemachen bestimmt als von Gottes eigentlicher Absicht. Begriffe wie «Trost Israels», «Erlösung Jerusalems», «der Christus des Herrn», «Heil Gottes», «Licht zur Offenbarung», «Herrlichkeit für Israel» sowie «tiefer innerer Friede» können uns helfen, den Zugang zum echten Weihnachten wieder freizuschaufeln.
Simeon sprach prophetisch von «einem Zeichen, dem widersprochen wird» (Lk 2,34). Deshalb wird Weihnachten auf der ganzen Welt zunehmend romantisiert, guter Wille und Frieden werden betont und ein üppiges Familienessen organisiert. Viele Weihnachtsmänner, und in den letzten Jahren auch immer mehr junge Weihnachtsfrauen, lenken geschickt vom Eigentlichen ab: von Jesus. Man entdeckt neben den unzähligen Krippendarstellungen und in den bunten Schaufenstern kaum offene Bibeln. Doch Weihnachten gehört zu Gottes Heilsplan mit uns Menschen. Und gerade diese Gewissheit prägte den betagten Simeon und vermittelte ihm tiefen Frieden, der weit über den unmittelbar bevorstehenden Tod hinausging!
Gott erfüllt Seine Zusagen mit absoluter Treue, und davon soll unser Leben nicht ausgeschlossen, sondern es soll vielmehr daran angeschlossen sein. Es ist ganz bestimmt kein Zufall, dass uns die Bibel von zwei Menschen berichtet, die schon sehr alt waren und Jesus noch persönlich begegneten. Hanna war die zweite Person, eine 84-jährige Frau, die nur sieben Jahre verheiratet gewesen war und wohl über 60 Jahre lang Witwe geblieben war. Sie wird uns als Prophetin vorgestellt, die ihr ganzes Leben auf Gott ausgerichtet hatte: «… die nicht vom Tempel wich, indem sie Nacht und Tag mit Fasten und Flehen diente» (Lk 2,37). Hanna erinnert uns an Samuel, der auch in einem religiös-korrupten Umfeld treu seinem Gott diente und sich von Ihm gebrauchen liess.
Obwohl fast alle jüdischen Führer zu Feinden Jesu wurden, Ihn bekämpften und zum Schluss der Kreuzigung auslieferten, gab es trotzdem Menschen wie Simeon und Hanna, Nikodemus, Joseph von Arimathäa und manch anderem, der Jesus persönlich begegnete und dadurch verändert wurde. Hanna kam und freute sich, dass auch sie die Erfüllung von Gottes Verheissung ganz konkret erleben durfte und den kleinen Jesus sehen konnte. Und sofort erzählte sie diese wichtige Nachricht allen, die ebenso wie Simeon und sie selbst auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als solche, die ihre Bibel, Gottes Wort, studierten, kannten sie die Prophetien Daniels gut, die ziemlich genaue Hinweise auf die Zeit gaben, wann der Messias in die Welt kommen würde.
Wir warten heute nicht mehr auf Jesus als Lamm Gottes, auf den leidenden Messias, der für die Sünden der Menschen sterben sollte. Das ist geschehen. Wir warten auf Jesu Rückkehr zur Entrückung der Gemeinde und später dann als König aller Könige, um Sein Reich aufzurichten. Die Hoffnung geht weiter, wir schauen nach vorne und wollen Gottes Zusagen wie Simeon und Hanna vertrauen. Prägt das unser ganzes Leben? Ist das unsere grosse Hoffnung, die weit über den Tod hinausgeht? Haben wir, auch am Lebensende, noch diese frohe und tröstende Botschaft in unserem Herzen?
Von Reinhold Federolf