18.12.2010

Das zweimalige Kommen des Messias

«Ich komme wieder!» – das ist ein wunderbares Versprechen unseres Herrn! Vorherrschend ist jedoch ein erstaunliches Unverständnis über die wahre Bedeutung dieser Worte, auch bei denjenigen, die jene tröstende Zusage mit eigenen Ohren hören durften.
In Johannes 14,1-3 verspricht der Herr: «Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.»
«Ich komme wieder!» – das ist ein wunderbares Versprechen unseres Herrn! Vorherrschend ist jedoch ein erstaunliches Unverständnis über die wahre Bedeutung dieser Worte, auch bei denjenigen, die jene tröstende Zusage mit eigenen Ohren hören durften. Als Jesus Christus am Abend, als Er verraten wurde, diese Worte aussprach, erfasste keiner Seiner überraschten Jünger ihren wahren Sinn. Sogar Johannes der Täufer, der von Gott erwählt war, den Messias im Volk Israel bekannt zu machen, wusste wie die Schriftgelehrten, die schlimmsten Feinde Christi, nichts von der gewaltigen Wahrheit, dass gemäss den Prophezeiungen der Messias zweimal kommen musste. Diese Blindheit in Bezug auf die alttestamentlichen Prophezeiungen führte zu einer grossen Verwirrung über die Person Christi und das Ziel Seines ersten Kommens. Wenn wir fundierte Erkenntnisse über Seine Rückkehr erlangen wollen, müssen wir zu den Anfängen gehen, um die Gründe für die Missverständnisse über das erste Kommen Christi aufzudecken. Ausserdem müssen wir dafür sorgen, dass wir nicht einer ähnlichen Verwirrung zum Opfer fallen.
Das Problem lag nicht in einer skeptischen Haltung gegenüber dem prophezeiten Kommen des Messias. Zur Zeit Jesu wartete fast jeder in Israel auf den Verheissenen, wie auch die Juden heute. Aber ein zweimaliges Kommen des Messias war und ist auch heute noch für einen Juden eine schlimme Irrlehre. Erstaunlicherweise gibt es heute sogar unter evangelikalen Christen ein ähnliches Vorurteil.
Ein Geheimnis. Christen haben kein Problem mit zwei Kommen Christi, wenn das eine Ereignis in der Vergangenheit und das andere in der Zukunft liegt, denn Er kam einmal und wird nach Seiner Verheissung wiederkommen. Die Auffassung jedoch, dass es zwei zukünftige Kommen des Herrn geben soll, nämlich die Entrückung und sieben Jahre später die Wiederkunft, wird in der Gemeinde Jesu nicht von allen geteilt. Doch die Bibel enthält einen deutlichen Hinweis, dass die Verheissung Christi über Seine Rückkehr sich nicht auf ein einziges Ereignis bezieht. Die ablehnende Haltung dieser Tatsache gegenüber führt heute zu einem schlimmen Missverständnis unter vielen Christen, und zwar in ähnlicher Weise wie zur Zeit des ersten Kommens Christi.
Für die Juden zur Zeit Jesu hatte die Vorstellung von einem zweimaligen Kommen des Messias schwerwiegende Auswirkungen, denn danach würde der Messias bei Seinem ersten Kommen abgelehnt, vielleicht sogar getötet werden. Denn warum sollte Er sonst noch einmal wiederkommen? Im schlimmsten Fall könnte das bedeuten, dass Sein Ziel nicht erreicht und Sein Königreich nicht zustande kommen würde. Aber dieses Reich war doch der alleinige Grund für das Kommen des Messias, und deshalb musste es aufgerichtet werden! Aus diesem Grund war es einfach undenkbar, dass Er zweimal kommen sollte. Die gleiche Ansicht ist unter Juden auch heute noch weit verbreitet. Wenn man nach Israel kommt und Israelis fragt, ob sie den Messias erwarten, dann wird diese Frage fast ausnahmslos mit einem Ja beantwortet. Vielleicht werden manche sogar im Brustton der Überzeugung verkünden, Er befinde sich bereits auf Erden und warte nur, bis Er erkannt werde. Aber was ist mit einem zweimaligen Kommen? Nein, natürlich ist es nicht möglich, dass Er b reits einmal gekommen ist – und Jesus von Nazareth war erst recht nicht der abgelehnte, gekreuzigte Messias – nein, das ist völlig undenkbar!
Die Bibel sagt deutlich, warum der Messias letztendlich kommen musste, nämlich zur Aufrichtung eines ewigen Friedensreiches. Jesus hat dieses Ziel nicht erreicht, also konnte Er nicht der Messias sein. Derjenige, der im Nahen Osten und in der ganzen Welt einen Frieden zustande bringt – und das wird eine Zeitlang der Fall sein – wird begeistert als der sehnlichst erwartete Messias begrüsst werden, und zwar sowohl von Israel als auch der übrigen Welt. Dieser Mann, auf den die ganze Welt wartet, wird der Antichrist sein. «Ihn werdet ihr annehmen», prophezeite bereits Jesus Christus (Joh 5,43). Das kann nur geschehen, weil die Aussagen der Propheten falsch verstanden werden!
Die Wahrheit ergibt sich von selbst. Heutzutage ist eine derartige Unwissenheit nicht zu entschuldigen. Das war aber auch der Fall, als Jesus zum ersten Mal auf diese Erde kam. Die biblischen Propheten, deren Worte über die Ankunft des Messias einen Grossteil der Bibel füllen, hatten klar und deutlich darauf hingewiesen, dass Er zweimal kommen würde.
Nachdem Er durch eine Jungfrauengeburt in Niedrigkeit nach Israel gekommen war, würde Er diese Erde verlassen und dann, nach einer Zeit schlimmer Verfolgung für die Juden in der ganzen Welt und ihrer Rückkehr in ihr Land, würde Er in Macht und Herrlichkeit wiederkommen, um Sein auserwähltes Volk bei der Schlacht von Harmagedon zu retten und von Jerusalem aus die Welt zu regieren. Das alles stand in den Schriften der Propheten, und zwar für jeden, der Augen im Kopf hatte. Seltsamerweise war die wahre Bedeutung dieser Prophezeiungen jedoch sogar den Schriftgelehrten verborgen, obwohl sie doch mit religiösem Eifer gerade diese Schriften zu ihrer täglichen Lektüre gemacht hatten. Natürlich fanden sich konkrete Ausdrücke wie zum Beispiel «zwei Kommen des Messias» oder «der Messias wird zweimal kommen» nicht in den Worten der Propheten. Die Wahrheit ergab sich durch Schlussfolgerungen, denn die Gesamtheit der prophetischen Offenbarungen über den Messias passte einfach nicht in einen Zeitrahmen und ein einziges Ereignis. Es gab scheinbare Widersprüche, die nur durch zwei verschiedene Kommen des Messias aufgelöst werden konnten. So sollte Er zum Beispiel «aus dem Lande der Lebendigen weggerissen» werden (Jes 53,8), und doch sollte Er «in die Länge leben» (Jes 53,10); Er sollte abgelehnt und getötet werden (Jes 53,3.9), und doch sollte Seine Herrschaft ewig währen (Jes 9,7). Daraus konnte nur eine Schlussfolgerung gezogen werden, und zwar musste der Messias zweimal kommen. So einfach war das. Trotz äusserst sorgfältigen Studiums der Heiligen Schrift gab es zur Zeit des ersten Kommens Jesu in ganz Israel keinen einzigen Schriftgelehrten, der diese beiden Kommen des Messias richtig verstand.
Im Gegensatz zu anderen religiösen Führungspersönlichkeiten glaubte Rabbi Nikodemus, dass Jesus der von Gott gesandte Messias war. Doch sogar ihm war die Erkenntnis über die Ablehnung und den Tod des Messias verschlossen. Wenn er die prophetischen Aussagen über Ihn verstanden hätte, dann hätte er bestimmt versucht, seine Kollegen auf die einschlägigen Prophezeiungen aufmerksam zu machen, aber das tat er nicht. Wie war eine derartige Blindheit möglich? Schlimmer noch, könnte sie sich heute wiederholen? Erstaunlicherweise ist die gleiche Unwissenheit über Prophetie ein Kennzeichen unserer Zeit, und zwar trifft dies sowohl auf Juden als auch auf Christen zu.
Analphabetentum im Bereich der Prophetie. Mangelndes Interesse an Ereignissen wie Entrückung (der Gemeinde) und Wiederkunft (in Herrlichkeit), und die Unwissenheit als unvermeidliche Folgeerscheinung einer derartigen Gleichgültigkeit hat sich wie ein dunkler Nebel über die Gemeinde Jesu gelegt. Heute sind leider nur wenige Christen in der Lage, die bedeutenden, unter den Zeitgenossen Jesu tragischerweise unbekannten, alttestamentlichen Prophezeiungen aufzuschlagen und auszulegen. Dies trifft nicht selten auch auf diejenigen zu, die auf ihre allgemeine Kenntnis des Wortes Gottes stolz sind.
«Ich komme wieder!» Nach beinahe zwei Jahrtausenden ist diese wunderbare, aber noch nicht erfüllte Verheissung nach wie vor geheimnisumwittert. Wie sollte heute unsere Einstellung gegenüber diesem feierlichen Versprechen des Herrn Seinen Jüngern und auch uns gegenüber aussehen? Wenn diese Verheissung wörtlich zu verstehen ist, warum lässt ihre Erfüllung so lange auf sich warten? Natürlich ist eine sehr lange Zeit vergangen, seitdem Christus Seine Rückkehr ankündigte. Aber wie viele Jahrhunderte auch verstrichen sind, der Eine, der den Tod besiegt hat, muss ernstgenommen werden, und zwar sowohl Sein Versprechen als auch Seine Warnungen, damit wir von Seiner Rückkehr nicht überrascht werden, weil wir gleichgültig und unvorbereitet sind.
Bedauerlicherweise sind wir heute vom gleichen Analphabetentum im Bereich der Prophetie geprägt, das bei Seinem ersten Kommen hauptsächlich zur ablehnenden Haltung Jesus Christus gegenüber geführt hatte. Diese Unwissenheit könnte bei Seiner Rückkehr die gleichen tragischen Folgen haben wie damals. Es versteht sich natürlich von selbst, dass man ohne das richtige Verständnis über das erste Kommen Christi wohl kaum erwarten kann, eine fundierte Erkenntnis über Seine Wiederkunft zu erlangen.
Die jüdische Abstammung des Messias. In 1.Mose 3,15 findet sich die erste Verheissung über das Kommen des Messias und das Ziel dieses Ereignisses, nämlich die Zerstörung Satans und die Rettung der Menschheit vor dem göttlichen Gericht. Neun Kapitel weiter erfahren wir, dass dieser von einer Jungfrau geborene «Weibessame» ein Nachkomme Abrahams sein wird (1.Mo 12,3). Wie sonst sollten «alle Geschlechter der Erde» gesegnet werden als durch den Messias? Wir erfahren weiter, dass durch die Nachkommen Isaaks die ganze Welt den göttlichen Segen empfangen wird (1.Mo 26,4), dann wird uns berichtet, dass dies durch die Nachkommenschaft Jakobs geschehen soll (1.Mo 28,14). Die Abstammung des Messias wird noch weiter eingegrenzt auf den Stamm Juda (1.Mo 49,10), dann auf die Familie des Isai (Jes 11,1) und schliesslich auf das Haus Davids (2.Sam 7,12-16; Ps 89,3.4.28-36; Jer 23,5).
Es ist deshalb nicht überraschend, wenn das Neue Testament mit dem Stammbaum Jesu beginnt, und zwar wird er in Matthäus 1,1-16 durch Josef (er war das Familienoberhaupt, obwohl er nicht Sein Vater war) und in Lukas 3,23-38 durch Seine Mutter Maria zurückverfolgt, und zwar beginnt er an dieser Stelle mit Eli, dem Schwiegervater des Josef. Es war äusserst wichtig, dass Jesus von David abstammte, denn der Messias musste jede einzelne Prophezeiung erfüllen, und Seine Abstammung war die Grundbedingung dafür. Christus selbst betonte Seinen Jüngern gegenüber: «Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen» (Lk 24,44).
Zahlreich und präzise sind die alttestamentlichen Hinweise auf den kommenden Messias, und zwar sollte Er in Bethlehem, der Stadt Davids, geboren, aus Ägypten gerufen werden und in Nazareth wohnen; Sein eigenes Volk sollte Ihn hassen und an die Heiden (Nichtjuden) ausliefern; diese sollten Ihn kreuzigen. Und es wurden noch viel mehr Details prophezeit. Warum war das so? Ein wichtiger Grund lag natürlich darin, dass der Messias bei Seinem Kommen ohne den geringsten Zweifel erkannt werden sollte. Dass mit dem Leben, dem Tod und der Auferstehung des Jesus von Nazareth bis auf den letzten Buchstaben alle messianischen Prophezeiungen erfüllt wurden, kann bei einer ehrlichen Überprüfung der Tatsachen von niemandem bestritten werden. Alle Beweise sprechen dafür, dass Jesus von Nazareth der Messias war und ist. Sein erstes Kommen auf diese Erde ist ein nachweisbares historisches Geschehen.
In seiner zweiten Predigt verkündigte Petrus vor Tausenden von Juden, die als Augenzeugen mit den Tatsachen vertraut waren, Folgendes: «Gott aber hat erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat: dass sein Christus leiden sollte» (Apg 3,18). Genau wie das erste Kommen Christi die Verheissungen Gottes Seinem Volk gegenüber erfüllte, die von den biblischen Propheten Jahrhunderte vor diesem Ereignis im Alten Testament niedergeschrieben wurden, wird Sein zweites Kommen mit der gleichen Präzision eine Vielzahl zusätzlicher Prophezeiungen erfüllen. Für uns ist die biblische Prophetie die einzige Informationsquelle über die Rückkehr Christi.
Bei der Zerstörung des Tempels und der Stadt Jerusalem im Jahr 70 n.Chr. wurden die Geschlechtsregister vernichtet. Seitdem ist es für jeden angeblichen Messias unmöglich geworden, seine Herkunft aus dem Haus David zu beweisen. Der Antichrist wird sich jedoch nicht davon abhalten lassen, denn er wird sogar von Israel angenommen werden, auch ohne Rücksicht auf die messianischen Prophezeiungen. Der Messias sollte ein Jude sein und vor allem zu Seinem eigenen Volk kommen. Diese Tatsachen sind historisch und aus den erfüllten Prophezeiungen nachweisbar. Es steht auch klar und deutlich in der Bibel, dass Er noch einmal zu den Juden, Seinen Verwandten nach dem Fleisch, kommen muss. Deshalb müssen wir die Beziehung des Messias zu Israel und Seine Rolle in beiden Ereignissen richtig verstehen, sonst kommen wir zu keiner umfassenden Erkenntnis über Entrückung und Wiederkunft.
Prophetie als Zeitmesser. Warum wurden so viele Prophezeiungen verkündet? Die Gründe liegen auf der Hand. Erstens soll uns damit gezeigt werden, dass der Gott, der uns geschaffen hat, nach wie vor an Seinen Geschöpfen Interesse hat und dass Ihm die Ereignisse in der Welt nicht aus den Händen geglitten sind. Er lenkt die Geschichte, und Er wird dafür sorgen, dass sie nach Seinem Plan verläuft. Dieser Plan erstreckt sich auf Sein Volk Israel, den Messias und Seine Gemeinde. Gott will uns Seine Absichten im Voraus kundtun, und deshalb hat Er sie durch Seine Propheten enthüllt. Zweitens darf es keine Zweifel über die Identität des Messias geben. Alle Erkennungszeichen des Messias bei Seiner ersten Ankunft und alle für Seine Rückkehr wichtigen Merkmale sind bereits von den Propheten niedergeschrieben worden. Diese überwältigenden Beweise über Seine Identität vermitteln uns eine absolute Gewissheit unseres Heils. Ausserdem können wir mit anderen Menschen über diese prophetischen Beweise sprechen, denn mit ihrer Hilfe können Ungläubige überzeugt und mit dem Erlöser bekanntgemacht werden.
Die biblische Prophetie hat aber noch eine andere, wichtige Bedeutung, die nicht so bereitwillig akzeptiert wird. Gott will, dass wir die Zeichen der Zeit über die Nähe der Rückkehr Christi kennen. Unter den religiösen Führungspersönlichkeiten in der Zeit Jesu herrschte Blindheit. Ihnen war nicht bewusst, dass der Messias von Seinem eigenen Volk abgelehnt und gekreuzigt werden sollte. Das Gleiche traf bis zur Auferstehung auch auf Seine engsten Freunde zu. Auch sie verstanden nicht, dass das feierliche Versprechen Christi, Er werde wiederkommen, ein weiterer Beweis für Seine Messianität war. Wie bereits erwähnt, bestand ein wesentlicher Teil der von den alttestamentlichen Propheten verkündeten Botschaft darin, dass der Messias mehr als einmal kommen musste. Bereits Jahrhunderte zuvor prägten die biblischen Propheten jenen Worten, die auch die Jünger zunächst nicht verstanden, das Siegel der Echtheit auf: «Ich komme wieder!»
Warum jetzt, nach so langer Zeit? Diese feierliche Erklärung Christi bringt uns jedoch in ein Dilemma. Nach fast 2000 Jahren ist Er nicht, wie versprochen, wiedergekommen. Viele Generationen gläubiger Menschen haben Ihn voller Sehnsucht erwartet und sind ins Grab gesunken, ohne dass sie die Erfüllung ihrer Hoffnungen und Gebete erleben durften. Warum sollte die Verheissung des Herrn sich gerade in unserer Zeit erfüllen? Wenn aber die Propheten uns so vieles offenbart haben, ist es dann nicht möglich, dass die Antwort auf diese Frage in den gleichen Prophezeiungen enthalten ist, die damals von den Schriftgelehrten übersehen wurden und die wir heute überlesen? Allein die Wahrscheinlichkeit, eine Antwort auf diese brennende Frage zu erhalten, sollte ein gründliches Studium der biblischen Prophetie zu einer lohnenden Sache machen. «Ich komme wieder» – diese aufwühlenden, aber noch nicht eingetroffenen Worte, müssen im Zusammenhang der gesamten Bibel gesehen werden. Wir wollen nicht vergessen, dass der Eine, der dieses Versprechen äusserte, gekommen war, um spezifische, detaillierte und zahlreiche Prophezeiungen des Alten Testaments zu erfüllen. Alles, was Er sagte und tat und alles, was die Menschheit Ihm angetan hatte, war lediglich der Höhepunkt der lange vorher verkündeten Prophezeiungen.
Es steht jedoch zweifelsfrei fest, dass Christus diese Erde verliess, ohne alle messianischen Prophezeiungen zu erfüllen. Deshalb muss Er zurückkehren, um Seine Mission zu beenden, und auch dies wird im Einklang mit den Vorhersagen der Propheten geschehen. Die prophetische Perspektive der Jünger war zu eng gefasst. Es gab ein weitaus umfassenderes Bild, das sie jedoch nicht verstanden. Auch wir müssen uns vor einer zu engstirnigen Sichtweise hüten. Wenn wir verstehen wollen, wann, warum und für wen Christus zurückkehren wird, dann müssen wir Sein Versprechen in den Gesamtzusammenhang des ewig gültigen göttlichen Planes einordnen. Gott hatte die Propheten durch Seinen Geist geleitet und Sein Wort bewahrt, damit Sein Volk auf jeden Fall die Zeit der ersten Ankunft seines Messias erkennen konnte. Jesus klagte die religiösen Machthaber Seiner Zeit an, weil sie die Zeichen der Zeit, in der sie lebten, nicht erkannten: «Ihr Heuchler! Über das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr urteilen; warum aber könnt ihr über diese Zeit nicht urteilen?» (Lk 12,56). Sie waren dafür verantwortlich, die in der Bibel niedergelegten Zeichen zu kennen, sie zu erkennen, als sie eintraten und sich dementsprechend zu verhalten. Wir haben heute die gleiche Verantwortung.
«Zeichen» Seines Kommens? Die überwiegende Mehrheit der Christen denkt etwa so: «Christus muss sowieso kommen, also warum können wir es nicht dabei belassen? Schliesslich kann man diesen Tag weder beschleunigen noch verzögern. Man hat ohnehin alle Hände voll zu tun mit der Kindererziehung, der Gestaltung des Familienlebens, dem Lebensunterhalt und der Vorbereitung auf das Rentenalter. Es bleibt dabei wenig Zeit, über ein Ereignis nachzudenken, das man vielleicht gar nicht mehr miterlebt.» Die Angst vor einer Wiederholung fanatischer Verhaltensweisen, wie sie in der Vergangenheit immer wieder vorkamen, scheint ebenfalls ein berechtigter Grund zu sein, sich nicht zu stark mit der Rückkehr Christi zu beschäftigen. Diese Sorge ist aber nicht mehr berechtigt, wenn man die Worte Jesu gründlicher liest. Jesus Christus und die Apostel überlieferten uns ganz bestimmte Zeichen, nach denen wir Ausschau halten sollten, denn diese Zeichen deuten auf die Nähe Seiner Rückkehr. Warum sollten diese Zeichen erforderlich sein, wenn eine spätere Generation sie nicht mehr erkennen muss, um zu wissen, dass Seine Wiederkunft «vor der Tür steht», wie der Herr selbst sagte?
Wenn aber die Entrückung sieben Jahre vor der Wiederkunft geschieht, dann sind diese Zeichen nicht für uns bestimmt. Zumindest scheint es so zu sein. Doch Christus selbst befahl den Seinen, nach Seinem Kommen Ausschau zu halten, und Er warnte sie davor, sich nicht davon überraschen zu lassen. Dieses Element der Überraschung kann sich aber nur auf die Entrückung beziehen. Stehen wir hier vor einem Widerspruch, für den es diesmal keine Lösung gibt? Wir können sicher sein, dass es auch auf diese Fragen Antworten gibt. Wir müssen sie nur wissen wollen und sorgfältig im Wort Gottes forschen. Jesus sagte ja auch: «Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht» (Lk 21,28). Wenn dieses anfängt … erhebt eure Häupter. Der Beginn der Zeichen ist kein Hinweis auf die Wiederkunft (in Herrlichkeit), denn dieses Ereignis kann erst eintreten, wenn alle Zeichen erfüllt sind. Deshalb kann Jesus Christus sich mit dieser Aussage nur auf die Entrückung beziehen. Als Jesus auf die Bitte der Jünger um Zeichen Seiner Rückkehr hin eine lange Reihe von Ereignissen aufzählte (Kriege, Kriegsgerüchte, Seuchen, Erdbeben, Hungersnöte usw.), gebrauchte Er ebenfalls das Wort Anfang, denn Er machte eine interessante Aussage: «Das alles aber ist der Anfang der Wehen» (Mt 24,8). Auch das griechische Wort für «Wehen» ist hochinteressant, denn es war ein Spezialbegriff für die Geburtswehen einer Frau. Jesus will offenbar damit sagen, dass der Beginn dieser Zeichen bereits längere Zeit vor Seiner Wiederkunft stattfindet. Sie werden wie Geburtswehen an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Ausserdem sieht es ganz so aus, als ob diese Zeichen vor der Entrückung beginnen. Wie kann dann die Entrückung überraschend kommen? Weil diese Zeichen von ihrem Wesen her der Welt bereits bekannt sind: Erdbeben, Hungersnöte, Seuchen und so weiter.
Fanatismus und die Berechnung eines Datums für die Rückkehr des Herrn sind Torheiten, aber wir verhalten uns wohl genauso töricht, wenn wir die Warnungen Christi missachten und von den Ereignissen überrumpelt werden. Wie jede Generation vor uns sind wir dafür verantwortlich, die Zeichen Seines Kommens zu kennen und zu entscheiden, ob sie auf unsere Zeit anzuwenden sind, auch wenn andere aufgrund einer falschen Schriftauslegung den Fehler begingen, einen Zeitpunkt für die Rückkehr Christi festzulegen und immer wieder eines Besseren belehrt wurden. Unsere Verantwortung besteht darin, die Zeichen zu kennen und diese Kenntnis auf biblische Weise anzuwenden.
Ohne die Prophetie würde die Bibel vieles von ihrer Einzigartigkeit und Überzeugungskraft einbüssen. Gott hat klar und deutlich gesagt: «Gott der Herr tut nichts, er offenbare denn seinen Ratschluss den Propheten, seinen Knechten» (Am 3,7). Wenn wir die Geheimnisse Gottes erkennen und alle Seine Pläne verstehen wollen, dann müssen wir uns gründlich mit Worten befassen, die Er durch Seine Propheten gesprochen hat, denn durch diese Sprachrohre hat Gott Seine ewigen Absichten verkündet, und zwar hat Er bis ins Detail kundgetan, wie Er alles zu unserem Besten und zu Seiner Verherrlichung vollbringen wird.
Die Kreuzigung Christi und Sein Weggang von dieser Erde waren nicht die tragischen Resultate einer gescheiterten Mission, sondern es handelte sich um den erfolgreichen Abschluss von «Phase eins» des göttlichen Planes. Bei Seinem Versprechen über Seine Rückkehr handelte es sich deshalb um ein Gelöbnis, auch die letzten Teile einer Aufgabe zu erfüllen, die von den Propheten eindeutig dargelegt wurde. Die Mission, die den Messias auf diese Erde führte, war weitaus umfassender als die Vorstellungskraft Seiner Jünger es zuliess. Wenn Christus hierher zurückkehrt, wird Er Sein Gesamtziel zu einem eindrucksvollen Abschluss bringen.
Von Dave Hunt