28.07.2011

1. Timotheus 4,1-5: Falsche und wahre Lehre im Hinblick auf die Zukunft

Im 1. Timotheusbrief zeigt der Apostel Paulus auf, «wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit». Lesen Sie hier Teil 11.
In 1. Timotheus 4,1-5 erklärt Paulus: «Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu geniessen, die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet.»
Genaugenommen ist mit «in späteren Zeiten» nicht erst die Endzeit gemeint. Vielmehr wird hier vom Heiligen Geist prophetisch vorausgesagt, dass sich verführerische Lehren schon bald in die Christenheit einschleichen und durch das ganze Gemeindezeitalter hindurch eine Gefahr bleiben. Dies spitzt sich allerdings in der Endzeit zu.
Und tatsächlich war es auch schon bald nach dem Abscheiden der Apostel so weit. Die ursprünglich von den Aposteln gegebene geistliche Lehre wurde bald verlassen und an deren Stelle kamen «Zusatzlehren».
Dinge, die oftmals als besonders christlich gedeutet, als ernst zu nehmende Hingabe interpretiert oder als besonderen Eifer in der Heiligung dargestellt werden, nennt die Bibel «vom Glauben abfallen». Nicht erst die Hinwendung zur Welt oder das Verharren in groben Sünden ist Abfall, sondern bereits jede Abweichung von der reinen Lehre, und scheint sie noch so gering.
Dazu gehören unter anderem: Das Zölibat, das Verbot des Fleischessens am Freitag, die Übernahme des Gebots aus dem Judentum, man dürfe kein Schweinefleisch essen, die Sabbatheiligung, das Feiern jüdischer Feiertage, spezielle Leibesübungen oder Rituale. Es gibt beispielsweise Christen, die vehement den Sabbat vertreten und behaupten, es fehle einem das Siegel des Heiligen Geistes, wenn man den Sabbat nicht halte. Andere laufen mit jüdischen Gebetsschals um die Schultern und Kippas auf dem Haupt herum oder feiern das Laubhüttenfest. Wer das für sich selbst praktizieren will, kann dies tun. Es sei auch zugegeben, dass an Jesus gläubige, in Israel lebende Juden manches Jüdisch-kulturelle berücksichtigen, was Christen aus den Nationen nicht auferlegt ist. Wer derlei Dinge aber als Dogma vertritt, diese anderen auferlegen will oder meint, er würde dadurch selbst heiliger und somit Gott angenehmer, der übersieht die Tatsache, dass genau das Gegenteil der Fall ist (vgl. u.a. Gal 4,9-10; Kol 2,4-8.16-18.20-23; Röm 14,5)!
Das Wort Gottes geht mit diesen Dingen sehr viel ernster um, als die heutige Christenheit es tut. Sie hat sich bereits daran gewöhnt und toleriert diese «Sonder-» oder «Zusatzlehren». Sie werden nicht mehr genügend ernst genommen. Mancherorts geht man sogar Hand in Hand mit jenen, die derartige Anschauungen vertreten, und nicht wenige haben dadurch sogar solche Lehren übernommen. Man nennt es mittlerweile «christliche Lehre», «Kirchenlehre», die «Lehre der Kirchenväter», die «Ansicht von israelfreundlichen Werken» usw.
Die Bibel ist viel radikaler als wir es oft sind, wenn es um die Verdrehung ihrer Lehre geht. «Der Geist aber sagt ausdrücklich …» Damit handelt es sich um eine nicht zu verharmlosende Ermahnung. Sie kann nicht ernst genug genommen werden! Denn die Bibel nennt derartiges Vergehen «vom Glauben abfallen» und erklärt, dass «irreführende Geister» dahinter stehen und es sich um «Lehren der Dämonen» handelt. Sie bezeichnet es als «Heuchelei» und «Lügenrede» derjenigen, «die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind». An anderen Stellen ist von «Aufgeblasenheit» (1.Tim 6,4; Kol 2,18), «fleischlicher Gesinnung» (Kol 2,18), «Überlieferung der Menschen» (Kol 2,8), von den «Grundsätzen der Welt» (Kol 2,8), einem «Schein von Weisheit» (Kol 2,23), «selbst gewähltem Gottesdienst» (Kol 2,23) oder «Befriedigung des Fleisches» (Kol 2,23) «nach den Weisungen und Lehren der Menschen» (Kol 2,22) die Rede.
Diese Ausdrucksweise zeigt uns, dass es da, wo die biblische Lehre auch nur angetastet wird, keine Toleranz gibt. Und dies lehrt uns, dass wir uns nicht nah genug an die biblischen Aussagen halten können.
In den Versen 4-5 von 1. Timotheus 4 erklärt uns Paulus dann: «Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet.» Dies ist doch ein wohltuendes Wort in einer Zeit, in der so vieles infrage gestellt wird! «Rühre das nicht an, koste jenes nicht, betaste dies nicht!» (Kol 2,21).
Es haftet uns Menschen an, Dinge kompliziert zu machen, die der Herr uns ganz einfach gemacht hat. Und man sieht Gott ständig als einen strengen Verbieter, statt als den Herrn, der uns in Seiner Liebe alles Gute zur freien Verfügung stellt.
Der Apostel Paulus hält den dämonischen Irrlehren die biblische Wahrheit entgegen, dass alles, was Gott geschaffen hat, grundsätzlich gut und nicht verwerflich ist. So hat der Herr die Ehe geschaffen und eingesetzt und alle Speise zum Nutzen des Menschen gegeben.
«Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht! … Und Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das sich regt auf der Erde!» (1.Mo 2,18.28).
Vor dem Mosaischen Bund gab Gott Noah keine Einschränkung betreffs des Verzehrs der Tiere, nur vor dem Blut sollte er sich hüten: «Alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Nahrung dienen; wie das grüne Kraut habe ich es euch alles gegeben. Nur dürft ihr das Fleisch nicht essen, während sein Leben, sein Blut, noch in ihm ist!» (1.Mo 9,3-4). Nach dem Mosaischen Bund (der ja nur Israel galt) sagte Gott zu Petrus: «Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein!» (Apg 10,15).
Allgemein und zusammenfassend kann man sagen: «Nun bringt uns aber eine Speise nicht näher zu Gott; denn wir sind nicht besser, wenn wir essen, und sind nicht geringer, wenn wir nicht essen» (1.Kor 8,8).
In den Versen 4-5 werden allerdings drei Dinge erwähnt, die bei uns höchste Priorität haben sollten: Danksagung, Gottes Wort und Gebet.
– Durch Danksagung nimmt man gläubig und vertrauensvoll in Anspruch, was Gott geschaffen und uns in Seiner Fürsorge zur Verfügung gestellt hat.
– Durch das Beachten des Wortes Gottes steht man über jeder menschlichen Lehre, Überlieferung oder Tradition und man wird nicht zum Menschenknecht.
– Durch das Wort Gottes und durch das Gebet wird alles, sowohl die Ehe als auch die Speise, geheiligt (d.h. abgesondert). Da ist absolut nichts Verwerfliches daran.
Damit tritt Paulus den Irrlehrern entgegen: Die Dinge, die sie verbieten, sind für einen nach der Bibel lebenden Christen Grund zur Anbetung, zum Lob und Dank dem Herrn gegenüber. Das, was sie als «Sünde» abtun, ist für Ihn geheiligt. Das zeigt uns: Gott ist ganz anders! Was in unserem Leben vor allem Priorität haben sollte, ist darum das von Herzen kommende Dankgebet für alles, was Gott uns schenkt. Und genau das kommt leider oft zu kurz! Welche Priorität hat die Danksagung und das Gebet bei uns?
Von Norbert Lieth