26.07.2011

Verschwörungstheorien: Das Zeugnis des Propheten Daniel – Teil 6

Was sagt die Bibel über Weltverschwörungstheorien? Gehören sie zum prophetischen Wort? In dieser Reihe soll auf solche und damit verbundene Fragen eingegangen werden. Lesen Sie hier Teil 6.
Im Buch Daniel wird uns ein einmaliger Abriss der Weltgeschichte gegeben, bis hin zum Auftreten des Antichristen und der Errettung Israels. Das herausragende Merkmal dieses Buches ist, dass Gott selbst von Kapitel 1 bis Kapitel 12 der Handelnde ist. Er hält die Fäden fest in der Hand und steuert die Ereignisse. Er lässt nicht zu, sondern handelt!
Er ist es, der in Kapitel 1, Vers 2 Sein Volk in die Hände Nebukadnezars gibt. Dann kommt dieser für Nebukadnezar beängstigende Traum. Weil die babylonischen Priester und Gelehrten ihm den vergessenen Traum nicht sagen können, vermutet er eine Verschwörung gegen sich und möchte sie umbringen lassen. Aber nicht die Verschwörung ist schuld, sondern Gott, der diesen Weltherrscher klar in die Schranken weist. Und mitten in dieses Szenario hinein lesen wir die weltgeschichtlichen Schlüsselverse des Buches: «Daniel fing an und sprach: Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Macht, sie sind sein. Er ändert Zeiten und Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen; er offenbart das Tiefe und das Verborgene, er weiss, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht» (Dan 2,20-22). Das ist genau das Gegenteil von einer angeblichen Jahrzehnte oder Jahrhunderte anhaltenden Weltverschwörung, die Stück für Stück ihren Plan durchzieht.
Verschwörungstheoretiker versuchen, glaubhaft zu machen, dass hinter allem, egal welchen Bundeskanzler man wählt oder welcher US-Präsident gewählt wird, die Freimaurer oder die Schattenregierung dieser Welt stehen. Ob I. oder II . Weltkrieg, Teilung Deutschlands und Fall der Mauer, angeblich wird alles von den Freimaurern gesteuert. Wir lesen hier genau das Gegenteil. Natürlich wird am Ende der Antichrist auftauchen. Aber es ist Gott selbst und nicht irgendeine Geheimorganisation, der aktiv Könige ein- und absetzt, der Fristen und Zeiten ändert. Das ist ein ganz klarer Gegensatz zu den Weltverschwörungstheorien.
Besonders in der Zeit, wenn der Herr Sein Volk Israel wieder zu sammeln und äusserlich herzustellen beginnt, also genau in der Zeit, in der wir leben, handelt Er selbst und nicht irgendeine Geheimorganisation in der Weltpolitik. Ich zitiere Jesaja 43,4-6: «Weil du teuer bist in meinen Augen und wertvoll bist und ich dich liebhabe, so gebe ich Menschen hin an deiner Stelle und Völkerschaften anstelle deines Lebens. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Vom Sonnenaufgang her werde ich deine Nachkommen bringen, und vom Sonnenuntergang her werde ich dich sammeln. Ich werde zum Norden sagen: Gib her!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring meine Söhne von fernher und meine Töchter vom Ende der Erde.» Gerade mit der Wiedergeburt Israels macht Gott deutlich, wie Er Völker für die Sammlung Seines Volkes hingibt – nicht die Freimaurer oder irgendeine andere Geheimorganisation. Es muss uns schon recht nachdenklich stimmen, dass die ganzen Weltverschwörungstheorien in die Zeit der Wiedergeburt des Staates und Volkes Israel fallen und uns den Blick für Gottes Handeln inmitten der Weltgeschichte verdunkeln wollen.
Damit stellt sich die Frage an jeden persönlich, wem oder was wir unser Vertrauen schenken. Gottes Wort, so wie es dasteht? Oder irgendwelchen spektakulären Verschwörungstheorien?
In Daniel 2 und 7 wird dann sehr deutlich, dass die Weltreiche trotz aller Intrigen und scheinbarer Macht nicht tun und lassen können, was sie wollen. Gott verweist den Menschen und die Weltreiche  in diesen Kapiteln ganz deutlich in ihre Grenzen.
Einen ganz detaillierten Einblick in die weltlichen Geschichtsabläufe bekommen wir in Daniel 11. Hier werden uns Einzelheiten bis hin zum Auftreten von Antiochos IV. Epiphanes gezeigt, der ein Vorläufer des Antichristus war. Ab Vers 36 geht es dann wohl tatsächlich um den letzten grossen Weltdiktator selbst. Was lernen wir aus Kapitel 11?
Wir finden keine Spur einer Weltverschwörung oder von langfristig einheitlichen Plänen, die Schritt für Schritt durchgezogen werden und denen sich alle Herrscher immer mehr unterordnen. Stattdessen gewährt uns dieses Kapitel einen Blick in die Abgründe des sündigen menschlichen Herzens. Jeder dieser Herrscher versucht nur, den anderen zu besiegen, auszutricksen und zu überlisten. Dieses Kapitel handelt von Intrigen, Heuchelei, Schmeichelei, Hochmut, geheimen Plänen und anderem. Die Herrscher bekriegen sich, haben Böses im Sinn und lügen sich deshalb gegenseitig an (Dan 11,27). Das ganze Kapitel ist das reine Gegenteil von einer langfristigen Weltverschwörung. Die Herrscher können versuchen, was sie wollen. Trotzdem kommt am Ende Gottes Plan zur Ausführung. Er ist in Wirklichkeit nicht der Zulassende, sondern der Handelnde.
Benedikt Peters schreibt dazu: «Ein zweiter Grund für die detaillierten Weissagungen liegt darin, dass sie uns deutlich machen, dass Gott über alle Wechselfälle der Weltgeschichte hindurch Seinen Vorsatz vorantreibt und verwirklicht. Könige mögen mit Krieg und mit Diplomatie, mit Tücke und Meuchelmord ihre eigenen Pläne zu verwirklichen suchen. Unter Gottes Hand müssen sie, ohne dass sie es wissen, dazu beitragen, dass sich Gottes Vorsatz mit Seinem Volk und mit der ganzen Welt erfüllt. Es ist wirklich so, wie die Alten sagten: hominum confusione, die provisione – durch die Wirren der Menschen und durch Gottes Vorsehung – wird Gottes Rat vorangetrieben und am Ende erfüllt.»
Wie erwähnt spricht dieses Kapitel ab Vers 25 von Antiochos IV. Epiphanes, einem Vorläufer des Antichristus. Dieser hochmütige und rücksichtslose Herrscher kommt nicht durch langfristige Verschwörung und Aufbauarbeit an die Macht, sondern durch rücksichtsloses Vorgehen und Lüge sowie eigenen Stolz und Hochmut. In Daniel 7,8.24 ist vom Antichristen selbst die Rede. Auch hier deutet nichts auf Verschwörung hin, sondern auf ein rücksichtsloses, selbstherrliches und brutales Vorgehen: «Und die zehn Hörner bedeuten: aus diesem Königreich werden sich zehn Könige erheben. Und ein anderer wird sich nach ihnen erheben und dieser wird verschieden sein von den vorigen und er wird drei Könige erniedrigen» (V 24). Nach Vers 20 werden drei Hörner ausfallen. Statt Verschwörung spricht die Bibel sowohl bei Daniel als auch in der Offenbarung von einem lästerlichen Maul und den damit verbundenen Reden, durch welche die Menschen verführt werden.
Mit dem Auftreten Hitlers finden wir eine geschichtliche Parallele zu diesen Ereignissen. Auch er benötigte nicht irgendwelche Geheimbruderschaften und Logen, die ihm über Jahrzehnte hinweg den Weg bereiteten. Nein, in der kurzen Zeit von nicht einmal zehn Jahren sammelte er seine Anhänger um sich und ebnete sich auf brutale und raffinierte Weise selbst den Weg zur Macht, verbunden mit grossen und lästerlichen Reden.
Wir finden im Buch Daniel keine Spur von einer langfristigen Weltverschwörung, die Schritt für Schritt durchgezogen wird. Im Gegenteil. Das sündige menschliche Herz wird uns im Machtkampf der menschlichen Herrscher geoffenbart und am Ende kommt ein brutaler und rücksichtloser Diktator an die Macht, der alles andere niederwalzt. Über allen Wirren steht Gott selbst, der handelt und menschliche Pläne vereitelt sowie die Fristen und den Handlungsfreiraum der Einzelnen festlegt.
In diesem Zusammenhang noch eine Anmerkung zu den Freimaurern und Bilderbergern: Auch diese Organisationen sind von menschlichen Machtkämpfen und vom Egoismus der Einzelnen durchzogen. In dieser Reihe erwähnte ich bereits, wie nationale Logen im Konkurrenzkampf und Streit mit anderen nationalen Logen liegen. Ein ehemaliger Meister vom Stuhl berichtete im ideaSpektrum Nr. 42/2009, wie er nach seiner Wahl fast nur noch damit beschäftigt war, Streitereien der Logenbrüder untereinander zu schlichten, die in Eifersüchteleien und Rivalitäten begründet waren. Von einem einheitlichen Vorgehen ist dies weit entfernt.
David Rothkopf schildert in seinem Buch über die Superklasse die Ambitionen von tatsächlich etwa 6‘000 reichen und einflussreichen Personen, die ihre Macht ständig auszubauen versuchen. Aber von einem einheitlichen Vorgehen kann dabei keine Rede sein. Vielmehr werden Beziehungen und auch solche Organisationen wie die Bilderberger dazu benutzt, weitere Kontakte und Beziehungen zu anderen herzustellen, um selbst den grösstmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. Das alles entspricht dem, was uns das Buch Daniel lehrt, viel mehr, als die Theorien über die ferngesteuerte Weltpolitik durch die Bilderberger und Freimaurer im Hintergrund.
Von Johannes Pflaum