04.03.2011

Israel zwischen Landeinnahme und Landabgabe

«Ich will dich zu einer grossen Nation machen und dich segnen, und ich will deinen Namen gross machen; und du sollst ein Segen sein!» (1.Mo 12,2).
Die Landverheissung für Israel ist an den Abrahambund geknüpft und nicht an den Sinaibund. Diese grundlegende biblische Aussage ist wichtig. Warum? Der Sinaibund ist zerbrochen bzw. in Christus erfüllt. Wäre das verheissene Land an den Sinaibund geknüpft, dann könnte man die Landverheissung als nicht mehr gültig betrachten, da der Sinaibund zerbrochen (bzw. erfüllt) ist.
Der Abrahambund dagegen war ein völlig einseitiger Bund, der seinen Bundesschluss allein auf der Seite Gottes hatte. Dies wird in 1. Mose 15,9-18 deutlich. Dort wurden eine Jungkuh, eine Ziege, ein Widder, eine Turteltaube und eine Taube geteilt. Beteiligte Personen gingen damals für einen Bundesschluss zwischen den Tierstücken hindurch. Doch hier ging allein Gott, und nicht auch Abraham hindurch. Im Zusammenhang mit diesem einseitigen Bund Gottes wird die Landverheissung an Abraham noch einmal wiederholt und bekräftigt. So gilt auch für die an Israel gegebene Landverheissung das Wort aus Römer 11,29, wonach Gottes Gnadengaben und Berufung unwiderrufbar sind. Das ist der Grund, warum der Glaube an die Verheissungen Gottes untrennbar mit dem Glauben an die Landverheissung für Israel verbunden ist.
Wem gehört das Land Israel? Vielleicht werden Sie staunen über das, was ich jetzt sage. Das Land gehört nicht Israel – es gehört Gott. In 3. Mose 25,23 spricht der Herr: «Das Land soll nicht endgültig verkauft werden, denn mir gehört das Land; denn Fremde und Beisassen seid ihr bei mir.» Und in Joel 4,2 klagt Gott über die Nationen: «… mein Land haben sie geteilt.» Wir werden auf diese Stelle noch zurückkommen. Der eigentliche Eigentümer des Landes ist zunächst einmal nicht Israel, sondern Gott selbst. Das entschärft die Landfrage aber keineswegs, sondern macht sie zu einem noch viel heikleren Thema, als wenn das Land «nur» Israel gehören würde.
Achten Sie einmal beim Lesen des Buches Joel darauf, an welchen Stellen Gott überall «mein» bzw. «meinen» sagt und damit deutlich macht, dass es in tiefster Weise um Sein Eigentum und Seinen Besitz geht. In Joel 1,7 klagt der Herr darüber, dass eine Nation «meinen Weinstock und Feigenbaum» kahl gefressen hat. Im Zusammenhang mit Vers 6 wird deutlich, dass der kahl gefressene Feigenbaum für das Land und Volk Israel steht. Durch das Gericht Gottes und die Zeit der Zerstreuung ist der Feigenbaum wirklich kahl geworden, abgefressen und geschält. In Joel 2,22 lesen wir davon, dass der Weinstock und der Feigenbaum wieder reichlich Früchte tragen werden. Dabei kann es in Zusammenhang mit Kapitel 1 nur um das errettete Israel im messianischen Reich gehen. Der Feigenbaum ist voller Früchte.
Vor diesem Hintergrund des Propheten Joel verstehen wir den Zusammenhang mit der bekannten Stelle aus Matthäus 24,32: «Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, so erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.» Das ist die Phase, bevor der Feigenbaum reichlich Früchte trägt. Da stehen wir heute, seit 1948. Das Land Israel war lange Zeit durch die Nationen verwüstet und das Volk zerstreut. Doch nachdem der Feigenbaum wirklich abgefressen war, hat er mit der Staatsgründung Israels für alle sichtbar wieder Blätter hervorgetrieben. Und dann kommt die nächste Phase, wenn der Herr Sein Land und Volk errettet, damit der Feigenbaum voller Früchte für seinen Herrn steht.
Die Landfrage aus biblischer Sicht. In Psalm 24 lesen wir, dass die ganze Erde dem lebendigen Gott gehört. Nun könnten wir sagen, dass also die ganze Welt dem Herrn gehört und alle Menschen Sein Eigentum sind (wenn auch nicht im Sinne von errettet, sondern im Sinne von Besitz- und Eigentumsrecht). Und trotzdem hat der Herr sich in besonderer Weise ein Volk unter den Nationen ausgesucht und erwählt, und ein Land unter allen Ländern auf dieser Erde. Dieses Volk und Land sind das Volk und Land Israel. Deshalb steht in 5. Mose 10,15 geschrieben: «Doch nur deinen Vätern hat der Herr sich zugeneigt, sie zu lieben. Und er hat ihre Nachkommen nach ihnen, nämlich euch, aus allen Völkern erwählt, so wie es heute ist.» Und in 5. Mose 11,12 heisst es: «Ein Land, auf das der Herr dein Gott, acht hat. Beständig sind die Augen des Herrn, deines Gottes, darauf gerichtet vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres.»
Unser Herr ist allwissend und allgegenwärtig. Ihm entgeht nichts auf dieser Welt. Und trotzdem ist Seine Aufmerksamkeit ganz besonders auf das Land Israel gerichtet und auf alles, was damit zusammenhängt. In Israel liegt wiederum Jerusalem, die Stadt, die Gott sich erwählt hat. Der Herr liebt die Tore Zions deshalb mehr als alle anderen Tore Jakobs, wie es Psalm 87,2 ausdrückt. Damit wird auch deutlich, dass Gottes Liebe nicht einfach eine allgemeine Liebe ist. Gott liebt die ganze Menschheit. Er möchte sie retten. Aber es gibt auch besondere Gegenstände Seiner Liebe – wie Israel und innerhalb Israels Jerusalem. Genauso ist Seine Gemeinde ein besonderer Gegenstand Seiner Liebe.
Das Land Israel gehört Gott. Das hat gewaltige Konsequenzen: zum einen für die Nationen, wie sie mit diesem Land umgehen, und zum anderen auch für Israel. Das auserwählte Volk Israel kann  deshalb nicht nach eigenem Ermessen mit dem Land verfahren. Dem Herrn allein gehört das Land Israel. Aber Er hat es für niemand anderen bestimmt, als für Sein Volk Israel. Das ist das, was die Welt heute nicht begreifen kann. Das ist der Grund, warum alle diplomatischen Bemühungen und Lösungsversuche – so gut sie auch gemeint sind – scheitern müssen. Es gibt nur einen, der die Landfrage endgültig lösen wird, das ist unser Herr selbst.
Die Landfrage aus weltgeschichtlicher Sicht. Es ist interessant, dass die Geschichte der biblischen Sichtweise Recht geben muss. Überall in der Politik und Presse sind sie gegenwärtig, die «besetzten Gebiete». Damit werden hauptsächlich der Gazastreifen, das Westjordanland und Ostjerusalem bezeichnet. Im Sechstagekrieg 1967 fielen diese Gebiete in die Hände der Israelis. Seither soll Israel, nach der vorherrschenden Meinung der Weltöffentlichkeit, als Besatzungsmacht diese Gebiete zurückgeben, die sie angeblich zu Unrecht besetzt halten. In Wirklichkeit, so wird uns fortlaufend suggeriert, gehörten diese Landstücke den Palästinensern. Diese Gebiete sind somit die Grundlage für die lautstarke Forderung nach einer Zweistaatenlösung und dem damit verbundenen eigenen Palästinenserstaat. Aber hält diese Behau tung überhaupt den geschichtlichen Fakten stand? Bei einer genaueren Betrachtung der Zusammenhänge muss die Frage erlaubt sein: Wer hat eigentlich die «besetzten Gebiete besetzt»?
Zunächst ist es ein geschichtliches Faktum, dass es seit der Landeinnahme Israels durch Josua auf dem Gebiet des heutigen Staates Israel, einschliesslich des Gazastreifens und der Westbank, niemals einen autonomen Palästinenserstaat gegeben hat. Von der Zerstreuung der Juden 70 und 135 n.Chr. bis zur Wiedergeburt des Staates Israel 1948 gab es auch keinen eigenständigen arabischen Staat innerhalb der biblischen Grenzen Israels. Diesbezüglich dreht sich die Weltpolitik um eine Geschichtslüge. Zunächst stand Eretz Israel unter der römisch-byzantinischen Herrschaft. Danach wurde es 614 von den Persern erobert. 629 beendete Kaiser Herakulis die persische Herrschaft, bevor dann wenig später die arabisch-moslemische Eroberung begann (638). Die arabische Besatzung unter verschiedenen Herrschern wurde 1071 durch die der Seldschuken abgelöst. Danach begann die Zeit der Kreuzzüge und der damit verbundenen Kämpfe zwischen Kreuzfahrern und Moslems um das sogenannte Heilige Land. Dann wechselten sich die Tataren und Mamelucken als Fremdherrscher über das Land Israel ab. 1517 wurden sie durch das Osmanische Reich abgelöst. 1917 ging das Land an den Völkerbund über (Vorläufer der Vereinten Nationen), unter dem Mandat Englands. Und 1948 wurde es schliesslich von Israel wieder in Besitz genommen.
Genau genommen gibt es nicht einmal ein eigenes Palästinenservolk, das sich in Kultur, Religion oder der ethnischen Abstammung von den übrigen Araber unterscheiden würde. Die sogenannten Palästinenser sind nichts anderes als moslemische oder christliche Araber, die sich während der Zerstreuung des jüdischen Volkes innerhalb der biblischen Grenzen Israels niedergelassen haben.
In diesem Zusammenhang ist es auch von Bedeutung, die Geschichte des Gazastreifens und der Westbank vor dem Sechstagekrieg 1967 zurückzuverfolgen. Beide Gebiete standen damals 19 Jahre lang unter der Besatzung von Fremdmächten. Der Gazastreifen war ägyptisches, die Westbank jordanisches Besatzungsgebiet. Sowohl Ägypten als auch Jordanien hatten sich diese Gebiete im israelischen Existenzkrieg 1948 völkerrechtswidrig einverleibt. Interessanterweise gab es damals keine Empörung in der arabischen Welt über dieses Vorgehen. Und seltsamerweise wurde während der neunzehnjährigen Besatzungszeit durch Ägypten und Jordanien auch nicht lautstark die Forderung nach einem unabhängigen Palästinenserstaat erhoben. Erst als Israel diese Gebiete eroberte, wurde von «besetzten Gebieten» gesprochen und erst da kam der lautstarke Ruf nach einem eigenständigen Palästina auf. Und dies, obwohl die israelische Regierung der «palästinensischen» Bevölkerung Freiheiten und Grundrechte zugestand, die viele Araber nicht einmal in den arabischen Nachbarstaaten Israels besitzen. Ausserdem gewährte Israel nach der Eroberung Ostjerusalems 1967 der moslemischen Bevölkerung freien Zugang zu ihren Heiligtümern. Ein Privileg, das die Juden während der jordanischen Besatzungszeit nach 1948 nicht hatten. Vielmehr wurden in dieser Zeit religiöse Bauwerke und jüdische Friedhöfe geschändet.
Nun wird heute ständig gefordert, dass Israel sich in die Grenzen vom 4. Juni 1967 zurückziehen soll. Dabei wird völlig vergessen, dass diese Grenzen keine Grenzen im völkerrechtlichen Sinn waren, sondern den Waffenstillstandslinien mit der dazu gehörenden Truppenentflechtung des Existenzkriegs von 1948 entsprachen. Es sei hier ausdrücklich angemerkt, dass die Teilungsresolution von 1947 die Aufteilung dieses Gebietes in einen jüdischen und arabischen Staat vorsah. Während die Juden sich mit dieser Aufteilung einverstanden erklärten, wurde sie von arabischer Seite vehement abgelehnt. Bis heute erhebt die islamische Propaganda unverblümt den Landanspruch: «vom Meer bis zum Fluss» (Mittelmeer bis Jordan). Damit ist ein autonomer PA-Staat oder eine sogenannte Zweistaatenlösung aus islamischem Blickwinkel nur als ein Durchgangsstadium zur «Befreiung von ganz Palästina» anzusehen.
Ausserdem muss erwähnt werden, dass die viel strapazierte UNO-Resolution 242 bei genauerem Hinsehen gar nicht den Rückzug Israels aus allen «besetzten» Gebieten fordert, wie sie heute ständig zitiert wird. Die Forderung wurde erst durch die verschiedenen palästinensischen Terrororganisationen sowie die arabischen Nachbarvölker erhoben, denen die Existenz eines jüdischen Staates Israel bis heute ein unverzeihlicher «Dorn im Auge» ist. Die Weglassung des Wortes «alle» in der UNO-Resolution 242 war kein Missgeschick bei der Textabfassung. Vielmehr wurde dieses Wort absichtlich nicht in die Resolution aufgenommen, um nicht das Ausmass eines israelischen Rückzugs vorzuschreiben oder in falscher Weise festzulegen.1 In der heutigen Diskussion wird in diesem Zusammenhang auch übersehen, dass Israel mit der Rückgabe der Sinaihalbinsel an Ägypten schon über 90 % aller «besetzen» Gebiete geräumt hat.
Vor dem UNO-Teilungsplan von 1947 gab es auf dem Gebiet des heutigen Israel keinen eigenen arabischen Staat. Vielmehr stand das Gebiet «Palästina» nach dem Ersten Weltkrieg unter englischer Verwaltung. Somit war es ein «Spielball» der britisch-französischen Kolonialinteressen. Über 80 % des als Palästina umrissenen Gebietes lagen dabei ausserhalb der Grenzen des heutigen Israel, einschliesslich des Gazastreifens und der Westbank. Aus diesem Grossteil des als Palästina bezeichneten Gebietes trennten die Briten 1921 aus rein machtpolitischen Gründen Transjordanien ab, wohlgemerkt ein rein arabischer Staat mit einem viel grösseren Lebensraum als dem des heutigen Israel.
Bevor England für das als «Palästina» bezeichnete Gebiet nach dem Ersten Weltkrieg das Mandat des Völkerbundes übertragen wurde, stand das Land Israel vierhundert Jahre lang unter der Besatzung des Osmanischen Reiches bzw. der Türkei. Vor diesen vierhundert Jahren stossen wir auf die traurige Geschichte des Heiligen Landes mit der wechselhaften Besatzung durch die islamischen Eroberer und christlichen Kreuzfahrer. So war das Land Israel seit der Zerstreuung der Juden durch die Römer bis zu der staatlichen Wiedergeburt 1948 ständig wechselnden Besatzungsmächten ausgeliefert. Biblisch gesehen wurden auch der Gazastreifen und die Westbank in einem Präventivkrieg 1967 – nach nahezu 2000 Jahren Besatzungsgeschichte durch die verschiedenen Nationen – zurückerobert. Aufgrund der leidvollen und wechselhaften Geschichte dieses Landes Israel klingt es geradezu zynisch, Israel als «Besatzungsmacht» zu bezeichnen, zumal der arabischen Bevölkerung im Gazastreifen und in der Westbank die Möglichkeit für eine Integrierung im heutigen Staat Israel offenstehen würde, wenn sie dies nur wollte.
Zwischen Landnahme und Landabgabe. Weil Gott das Land Israel erwählt hat, haben die Völker es immer mit Ihm zu tun, wenn sie mit Seinem Land in Verbindung stehen. Aber trotzdem ist ein Unterschied zwischen der Zeit, als das Land Israel durch Gottes Zerstreuung des Volkes öde war – um mit Joel zu sprechen, der Feigenbaum abgefressen und geschält war – und der Zeit, in der der Herr mit der Rückführung Seines Volkes begonnen hat – der Feigenbaum zu blühen beginnt. In dieser Zeit leben wir im engeren Sinn seit 1948. Damit wir nicht zu einseitigen Schlüssen neigen, müssen wir dabei zwei Handlungskreise unterscheiden.
Gottes Handeln mit den Völkern wegen Seines Landes. Im Umgang mit dem Land und Volk Israel zeigt sich immer die Stellung der Nationen gegenüber dem lebendigen Gott. Joel 4 spricht von der Zeit, in der der Herr das Geschick Judas und Jerusalems zu wenden beginnt. Diese Zeit hat im weiteren Sinn mit der Rückwanderung und Wiederstaatswerdung Israels begonnen. In diesem Zusammenhang betrachten wir die Ankündigung des Herrn in Vers 2, dass Er wegen Seines Erbteils oder Eigentums Israel mit den Völkern ins Gericht gehen wird. Das bezieht sich bei Joel sowohl auf das Land als auch auf das Volk. Dass Gott der Eigentümer des Landes ist, macht die Sache noch viel prekärer, als wenn «nur Israel» der Eigentümer wäre.
Deshalb finden wir in Joel 4,2 die Klage Gottes: «Mein Land haben sie geteilt.» Für die Völker zieht das Antasten des Eigentums Gottes unausweichlich Gericht nach sich. So vordergründig verständlich und notwendig uns alle Argumente zur Aufteilung des Landes auch erscheinen mögen, die Völker, die an der Teilung des Landes Israel mitwirken, werden dadurch gerichtsreif. Unser Herr kann in diesem Zusammenhang unmittelbares Gericht senden. Aber Er kann die Dinge zuerst auch zulassen. Hier gelten die Aussagen: «Denn einen Tag der Rache hat der Herr, ein Jahr der Vergeltungen für die Rechtssache Zions» (Jes 34,8). Und: «Der Herr brüllt aus der Höhe und erhebt seine Stimme aus seiner heiligen Wohnung. Laut brüllt er über seine Weide; ein Jauchzen wie die Kelterer stimmt er an gegen alle Bewohner der Erde. Ein Getöse dringt bis ans Ende der Erde, denn einen Rechtsstreit hat der Herr mit den Nationen, er hält Gericht mit allem Fleisch; die Gottlosen gibt er dem Schwert preis, spricht der Herr» (Jer 25,30-31).
Die Politik «Land für Frieden» führt die Nationen letztendlich ins Gericht Gottes. Dies ist nicht der einzige Grund, sondern nur Ausdruck ihrer Gottlosigkeit und der letzte Tropfen, der das Fass am Ende zum Überlaufen bringt.
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Nationen das Land unbewusst – oder bewusst – zu teilen versuchen. Alle Verheissungen zum ersten Kommen Christi und Seiner Wiederkunft stehen in einem untrennbaren Zusammenhang mit Seinem Land und Volk Israel. Würde es dem Teufel gelingen, dieses Land Israel wegzunehmen, dann würde Gott als Lügner dastehen und Er könnte Seine letzten Verheissungen nicht wahrmachen. Dies ist auch ein Grund, warum der Islam seinen Anspruch auf das Land erhebt. Deshalb wird Gott am Ende um Seines Landes und Volkes willen eingreifen.
Gottes Handeln mit Israel und Seinem Land. In der Bibel finden wir noch einen zweiten Handlungskreis Gottes mit Seinem Land. Dies betrifft Sein Volk selbst. Das Verhältnis Israels zu seinem Land steht immer in einem engen Zusammenhang mit dem Verhältnis Israels zu seinem Gott. Und das Verhältnis Israels zu seinem Gott ist letztendlich untrennbar mit der Person und dem Werk unseres Herrn Jesus verbunden.
Wir lieben das Volk um unseres Herrn und der Väter willen, wie Paulus es sagt. Deshalb sollen wir uns in der heutigen Zeit ganz klar zu Israel stellen. Aber der Gottesdienst im religiösen Judentum entspringt trotzdem noch dem blinden Eifer für Gott. Er ist ernst und aufrichtig gemeint, dies wollen wir anerkennen. Aber er ist trotzdem leblos, weil das Entscheidende noch fehlt: die Erkenntnis des Herrn und Messias Jesus Christus. Daneben haben wir das säkulare Judentum, das in seiner Sündhaftigkeit unserer kaputten und abgefallenen Gesellschaft in nichts nachsteht. Deshalb muss am Ende der Erlöser aus Zion kommen, der das gottlose Wesen von Jakob abwendet.
Israel wird das Land vor der Wiederkunft Christi nicht völlig verlieren. Aber aus den angeführten Gründen können die Juden es auch nicht völlig und sicher besitzen. Und so gebraucht unser Herr die Land- für Frieden-Politik auch, um Sein Volk zu erziehen und bildlich gesprochen auf den Heimweg zu bringen. Damit sind die Völker niemals entschuldigt – sie laufen ins Gericht. Aber Gott benutzt das Ganze zugleich, um mit und an Seinem Volk zu handeln. Dieses Prinzip finden wir schon im Alten Testament. Es war ein Reden und Gericht Gottes über die Gottlosigkeit oder den äusseren Gottesdienst, wenn Sein Volk Landteile verlor. Das lesen wir in 2. Könige 10,32, bevor der Herr mit der Zerstreuung des Zehnstämme-Reichs begann: «In jenen Tagen begann der Herr Teile in Israel abzuschlagen.» Auch an Salomo sehen wir, dass Landteilung immer mit Gottes Gerichtshandeln über die Sünde und den Unglauben zusammenhing.
Das letzte Gerichtshandeln Gottes an Seinem Volk in der Drangsal Jakobs, wie es Jeremia 30,7 nennt, wird die Wiederkunft Christi und damit die Errettung des auserwählten Volkes einleiten. Israel wird nach einem unter dem Antichristen geschlossenen Scheinfrieden den heranstürmenden Weltheeren nichts mehr entgegensetzen können. Es wird von der Vernichtung und dem damit verbundenen endgültigen Landverlust bedroht werden. Und dann wird der Herr herabkommen und wie ein Löwe aus Zion brüllen und Seinen Rechtsstreit mit den Nationen beginnen.
Interessanterweise spricht Sacharja 12,2 davon, dass Jerusalem und Juda in Bedrängnis geraten. Sicher geht es hier um diese letzte Phase, die die Wiederkunft Christi einleitet. Aber schon heute wird in der ganzen Landfrage deutlich, dass hauptsächlich die Bewohner Judäas von der Landteilung betroffen sind.
Wir sehen also zwei Handlungskreise Gottes in der Landfrage. Die Völker werden gerichtsreif, weil sie ihre Hand an Gottes Eigentum gelegt haben, das niemand anders bekommt als Sein Volk Israel. Aber zugleich handelt Er in der Landfrage wegen des inneren Zustands Israels auch an Seinem Volk.
Die endgültigen sicheren Grenzen für Israel. Israel hat den Gazastreifen verloren. Das schmerzt uns als solche, die Gottes auserwählte Volk lieben. Aber es wird ihn wiederbekommen, spätestens bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus. Das ist unsere grosse Hoffnung.
Ich möchte mit der biblischen Prophetie vorsichtig umgehen. Möglicherweise musste aber auch die Abgabe des Gazastreifens so kommen, damit sich das Wort aus Zephanja 2,4-7 erfüllen kann: «Denn Gaza wird verlassen und Aschkelon zum Ödland werden. Aschdod wird man am hellen Mittag vertreiben, und Ekron wird entwurzelt werden. Wehe den Bewohneren des Landstriches am Meer, der Nation der Kreter oder Philister! Das Wort des Herrn über euch lautet: Kanaan, Land der Philister, ich werde dich vernichten, sodass kein Bewohner mehr bleibt. Und der Landstrich am Meer wird zu Weideplätzen, zu Zisternen der Hirten und zu Schafhürden werden, und es wird ein Landstrich für den Rest des Hauses Juda sein. Sie werden darauf weiden und sich am Abend niederlegen in den Häusern Aschkelons, denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihr Geschick wenden.»
Natürlich sehen Ausleger hier auch schon eine Erfüllung unter dem Pharao Necho II. von Ägypten (609-594 v.Chr). Aber das Ende dieser Verse spricht genauso wie Joel 4 von der Zeit, wenn der Herr das Geschick Judas wendetund von dem Rest Judas, dem erretteten Israel. Somit hat das Ganze auch eine endgeschichtliche Bedeutung.
Eingangs erwähnte ich die Landverheissung aus 1. Mose 15, die allein auf Gottes einseitigem Bund beruht, den Er mit Abraham geschlossen hat. Tatsächlich hat Israel diese Grenzen noch nie in seiner Geschichte besessen. Selbst unter David und Salomo, als das Reich seine bis dahin grösste geografische Ausdehnung hatte, gingen die Grenzen nicht so weit.
Zu Beginn des messianischen Tausendjährigen Reichs wird Israel wohl die Grenzen aus Hesekiel 47,15-20 haben. Aber das Volk wird im messianischen Reich wachsen und sich ausdehnen. Das erklärt Jesaja 54,1-3: «Juble, du Unfruchtbare, die nicht geboren, brich in Jubel aus und jauchze, die keine Wehen gehabt hat! Denn die Söhne der Einsamen sind zahlreicher als die Söhne der Verheirateten, spricht der Herr. Mache weit den Raum deines Zeltes, und deine Zeltdecken spanne aus! Spare nicht! Mache deine Seile lang, und deine Pflöcke stecke fest! Denn du wirst dich nach rechts und links ausbreiten, und deine Nachkommen werden die Nationen beerben und die verödeten Städte besiedeln.» Und Jesaja 49,19 besagt: «Denn deine Trümmer und deine Wüsteneien und dein zerstörtes Land – ja, nun wirst du zu eng werden für die Bewohner; und die dich verschlingen, werden fern sein.» Israel wird so weit wachsen, bis die endgültigen Grenzen von 1. Mose 15,18-21 erreicht sind. Diese werden viel weiter gesteckt sein als die Grenzen aus Hesekiel 47. Sie reichen vom Euphrat (Teile Syriens und des Irak) bis an den Strom Ägyptens, das ist der Nil (nicht der «Bach Ägyptens», der Wadi el-Arisch, südlich des heutigen Israel und nordöstlich von Ägypten).
Heute scheint uns dies angesichts des Nahostkonflikts fast utopisch. Aber unser Herr wird Sein Wort erfüllen. Und an diesem Tag interessiert Ihn ganz bestimmt keine UNO-Resolution. Das ist unsere grosse Hoffnung für Israel.
Die endgültige Landnahme und die damit einhergehenden sicheren Grenzen sind mit der Wiederkunft Christi und der Errettung Israels verbunden. Dass Israel zuvor noch Teile des verheissenen Landes verlieren kann, geht auch aus Jesaja 49,8-9 hervor. Dort wird uns in Bezug auf die Wiederkunft Christi gesagt: «So spricht der Herr: Zur Zeit der Annehmung habe ich dich erhört, und am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Und ich werde dich behüten und dich setzen zum Bund des Volkes, um das Land aufzurichten, um die verwüsteten Erbteile auszuteilen, um den Gefangenen zu sagen: Geht hinaus!, zu denen, die in Finsternis sind: Kommt ans Licht! Sie werden an den Wegen weiden, und auf allen kahlen Höhen wird ihre Weide sein.»
In Hesekiel 28,24-26 lesen wir: «Für das Haus Israel soll es nicht mehr einen stechenden Dorn und einen schmerzenden Stachel geben von allen um sie her, die sie verachteten. Und sie werden wissen, dass ich der Herr, Herr, bin. So spricht der Herr, Herr: Wenn ich das Haus Israel aus den Völkern sammeln werde, unter die sie zerstreut worden sind, und ich mich an ihnen heilige vor den Augen der Nationen, dann werden sie in ihrem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe. Und sie werden in Sicherheit darin wohnen und Häuser bauen und Weinberge pflanzen; und sie werden in Sicherheit wohnen, wenn ich Gerichte geübt habe an allen, die sie verachteten aus ihrer Umgebung. Und sie werden wissen, dass ich der Herr bin, ihr Gott.»
Hesekiel spricht hier vom schmerzenden Stachel der Nachbarvölker. Er spricht von denen in der Umgebung, die Israel verachten. Aber diese Zeit geht mit der Wiederkunft Jesu zu Ende. Das ist unsere grosse Hoffnung für Israel, trotz der ganzen Bedrängnis, in die es immer mehr gerät. Dann wird Israel in sicheren Grenzen wohnen und niemand wird es mehr bedrängen.
Anfangs schrieb ich, dass die Landverheissung für Israel im Abrahambund begründet ist. Deshalb kann sie niemals aufgehoben werden. Dieser Kreis schliesst sich in Micha 7,20: «Du wirst an Jakob Treue erweisen, an Abraham Gnade, die du unseren Vätern geschworen hast von den Tagen der Vorzeit her.»
Von Johannes Pflaum