17.09.2010

Die Abfolge der Endzeitereignisse

„Aber Jesus antwortete ihnen: ‚Wenn der Abendhimmel rot ist, dann sagt ihr: Morgen gibt es schönes Wetter. Und wenn der Morgenhimmel rot und trübe ist, sagt ihr: Heute gibt es Sturm. Ihr könnt also das Aussehen des Himmels beurteilen und schließt daraus, wie das Wetter wird. Warum versteht ihr dann nicht auch, was die Ereignisse dieser Zeit ankündigen?’“ (Matthäus 16:2-3) 
„Im Buch des Propheten Daniel ist die Rede von einem entsetzlichen Scheusal - wer das liest, überlege sich, was es bedeutet! Wenn ihr das entsetzliche Scheusal im Heiligtum stehen seht, dann sollen die Bewohner Judäas in die Berge fliehen.“ (Matthäus 24:15-16)
„Denn was dann geschieht, wird furchtbarer sein als alles, was jemals seit Beginn der Welt geschehen ist oder in Zukunft noch geschehen wird.“ (Matthäus 24:21)
Wenn es darum geht, die zeitliche Abfolge der Endzeitereignisse zu bestimmen, dann ist das entsetzliche Scheusal im Heiligtum ein zentralere Punkt. Warum? Weil die Bibel von diesem Zeitpunkt an eine sehr klare Abfolge der Ereignisse gibt. Das Scheusal markiert den Beginn der grossen Drangsal, eine Zeit der Gerichte für 3 ½ Jahre (Matt. 24:15, 21). Am Ende der grossen Drangsal kehrt Jesus Christus auf die Erde zurück und danach beginnt das 1'000 jährige Friedensreich. Nach dem Friedensreich beginnt die Ewigkeit. Jeder, der in dieser Zeit lebt, kann diese Ereignisse mit grosser Genauigkeit voraussagen. Wir, die wir Bibelprophetien studieren, können vom Scheusal im Heiligtum aber auch zurückzählen und die Abfolge der Ereignisse voraussagen, die vor diesem Ereignis stattfinden.

Wie geht das?
Wir wissen, dass das Scheusal im Heiligtum den Antichristen beinhaltet, der sich in den Tempel in Jerusalem setzt und sich selber als Gott ausrufen lässt (Daniel 9:27; 2.Thessalonicher 2:4). Das kann nicht passieren, ohne dass zuvor einige andere Sachen geschehen. Offensichtlich muss der Antichrist zuerst auftreten. Und die Juden müssen einen Tempel bauen. Das wiederum kann nicht geschehen, bevor die Juden nicht eine Änderung ihrer Einstellung erfahren, die dafür sorgt, dass sie den Tempel bauen wollen, egal welche Konsequenzen das haben wird. Heute wollen weniger als ein Viertel der Einwohner Israels den Bau eines Tempels. Aber auch wenn alle den Bau des Tempels wollten, so würde auch nur ein kleines Anzeichen, dass die Juden den Tempel wieder bauen, den Rest der Welt in Aufregung und Empörung versetzten. Und es würde den Juden nicht erlaubt werden, einen Tempel zu bauen. Es muss zuvor ein gravierendes Ereignis stattfinden, das die Juden davon überzeugt, dass der Bau des Tempels trotz aller Probleme, die er hervorrufen würde, richtig ist. Es muss auch einen Weltherrscher geben, der genug Einfluss und Macht hat, um den Rest der Welt davon zu überzeugen, die Juden den Tempel bauen zu lassen.
Daniel 9:27 sagt, dass wenn sich das Ende der Zeit nähert, ein Herrscher aus der Region des ehemaligen Römischen Reiches mit Israel eine 7 jähriges Bündnis schliesst, das die Erlaubnis zum Bau des Tempels beinhaltet. Diese Bibelstelle sagt auch, dass sich dieser Herrscher in der Mitte dieser Zeitperiode als Gott im Tempel verehren lässt. Diese Bibelstelle erklärt also den Weltherrscher. Dieser Weltherrscher ist der Antichrist, der den Bau des Tempels will, aber aus Gründen, die nichts mit Israel zu tun haben. Die unbeantwortete Frage ist, warum sich die Juden in dieser besonderen Zeit einen Tempel wünschen. Aus dem Alten Testament wissen wir, dass der Tempel notwendig war, um die Anforderungen der levitischen Anbetung und Gottesverehrung zu erfüllen. Darum scheint es nur logisch, dass die Juden nur dann einen Tempel wollen, wenn sie sehen, dass es für die Nation Israel absolut notwendig ist, den Alten Bund der Gottesverehrung wieder einzuführen.

Wie geschieht das?
Der Prophet Hezekiel beschreibt in zwei Kapiteln (Hezekiel 38-39) einen Krieg zwischen Israel und seinen Feinden, der in der Endzeit stattfindet. Darin sagt er, dass Gott diesen Krieg benutzt, um sich Israel und der ganzen Welt zu offenbaren. Er wird das auf eine Art und Weise tun, die jeden auf der Erde erkennen lässt, dass nur Gott das getan haben kann. Hezekiel sagt auch, dass Gott nach diesem Krieg Sein Volk in Israel sammeln wird, ohne dass einer zurückbleibt (Hezekiel 39:28). Dieser Krieg führt dazu, dass die Juden zu Gott umkehren und nach Israel zurückkehren. Zurück im Land verlangen sie den Bau eines Tempels, um die Beziehung des Alten Bundes mit Gott wieder aufnehmen zu können. Wenn Gott sie durch Jesus Christus in die Beziehung des Neuen Bundes gerufen hätte, dann bräuchten sie keinen Tempel. Darum ist es eine Wiederaufnahme des Alten Bundes. Der Ruf zum Neuen Bund, der in Jeremia 31:31 vorausgesagt wird, geschieht später während der Zeit der zwei Zeugen (Offenbarung 11). Die Juden werden gegen Ende der grossen Drangsal auf diesen Ruf antworten (Sacharja 12:10).
Als Folge des Krieges von Hezekiel wird der Antichrist mit einem Friedensplan auftreten. Sein erstes Erscheinen als Friedensbringer ist in Daniel 8:25 vorausgesagt: „Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten; aber er wird ohne Hand zerbrochen werden.“ Der Krieg von Hezekiel 38-39 schafft also die Bedingungen für den Antichristen und den Bau des Tempels.

Die Punkte verbinden
Wir können also sagen, dass die Abfolge der Ereignisse so aussieht. Die Verwüstung des Tempels durch das Scheusal kann nicht geschehen bevor der Tempel gebaut ist. Der Tempel kann nicht gebaut werden, bevor ein 7 jähriges Bündnis beschlossen wird, das die Erlaubnis zum Bau des Tempels beinhaltet. Das 7 jährige Bündnis kann nicht beschlossen werden, bevor der Antichrist mit einem Friedensplan für den Mittleren Osten auftritt. Das wiederum kann nicht geschehen, bevor der Krieg von Hezekiel 38-39 den ganzen Mittleren Osten erfasst. Der Krieg von Hezekiel kann nicht geschehen, bevor Gott nicht bereit ist, Sich Israel wieder zu offenbaren, was die Juden in ihr Land zurückbringt und sie einen Tempel beanspruchen um ihren Alten Bund mit Gott wieder aufzunehmen.
Während den letzen 25 Jahren haben Bibelgelehrte den Krieg von Hezekiel 38-39 erwartet. Doch die Bedingungen für einen solchen Krieg waren nicht gegeben. Erstens waren die Beteiligten dieses Krieges nicht entsprechend positioniert. Doch noch wichtiger: Israel hat keinen einzigen Tag des Friedens gekannt, geschweige denn eine längere Periode, die dazu geführt hätte, dass sie sich sorglos gefühlt hätten, wie es Hezekiel beschreibt (Hezekiel 38:11). Irgendetwas muss also geschehen, damit sich Israel nicht mehr bedroht fühlt. 
Es gibt zwei andere alttestamentliche Prophetien, die dem Krieg von Hezekiel 38-39 vermutlich vorausgehen. Psalm 83 beschreibt, wie alle feindlichen Nachbarstaaten Israel angreifen, mit der Absicht die jüdische Nation zu zerstören, sie dann aber selber besiegt werden. Und Jesaja 17 beschreibt die Zerstörung von Damaskus durch Israel. Die Niederlage der Nachbarstaaten von Israel füllt zwei leere Stellen der endzeitlichen Abfolge. Erstens, sie erklärt, warum keiner der Nachbarstaaten Israels in Hezekiel 38-39 erwähnt ist, obwohl die Logik sagt, dass sie an einem Angriff auf Israel teilnehmen würden. Zweitens, sie erklärt, warum Israel sorglos lebt und keine Bedrohung mehr fürchtet. Durch den Sieg über Syrien, die Hisbollah, Libanon, Hamas und andere Feinde hat Israel endlich Raum zum atmen. Weil Russland und der Iran traditionell diese Nachbarn Israels benutzt haben und sich nicht selber Israel gegenüber gestellt haben, hat Israel das Gefühl, dass sie von keinem der beiden Länder etwas zu fürchten hätte.

Aber die gibt es noch etwas
Weder Gottes Enthüllung für Israel noch das Auftreten des Antichristen kann geschehen, bevor die Gemeinde weggenommen wird. Zwei gute Gründe sprechen dafür.
1.)
In Apostelgeschichte 15:14-16 sagt Jakobus voraus, dass sich Gott Israel wieder zuwendet und den Tempel wieder aufbaut, nachdem Er die Gemeinde zu sich geholt hat. „Simon hat uns erzählt, wie Gott selbst eingegriffen hat, um sich aus den Nichtjuden ein Volk zu sammeln, das ihn ehrt. Das stimmt mit den Worten der Propheten überein, denn dort heisst es: ‚Danach will ich mich euch zuwenden, sagt der Herr, und das zerfallene Haus Davids wieder aufbauen. Aus den Trümmern will ich es von neuem errichten.’“ Nachdem Gott die Gemeinde zu sich geholt hat, kehrt Er zurück und baut den Tempel wieder auf. Zwei griechische Wörter sind entscheidend, um diese Passage zu verstehen. Das Wort Haus bedeutet auch Stiftshütte und ist eine Referenz zum Tempel. Das übersetzte Wort sammeln bedeutet „hinaufholen“ oder „wegtragen“. Ich glaube, dass es eine verhüllte Andeutung der Entrückung der Gemeinde ist, die der Zuwendung Gottes zu Israel vorausgeht. Das würde mit der Handlungsweise Gottes übereinstimmen. Er scheint sich entweder auf Israel oder auf die Gemeinde zu fokussieren, nicht auf beide zugleich. Das hat Jakobus in der oben erwähnten Bibelstelle illustriert. Er hat den versammelten Aposteln gesagt, dass Gott Israel auf die Seite stellen wird, um unter den Nichtjuden ein Volk (=Gemeinde) zu sammeln. Aber nachdem Er dieses weggenommen hat, wird Er zurückkehren und Israel wieder herstellen. 
Paulus hat später ebenfalls darauf hingewiesen: „Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: ‚Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob.’“ (Römer 11:25-27). Zur Zeit von Paulus war der Ausdruck „Fülle“ oder „volle Anzahl“ ein nautischer Ausdruck, der für die Anzahl notwendiger Besatzungsmitglieder stand, bevor ein Schiff Segel setzten konnte. Offensichtlich hat Gott eine spezifische Anzahl Gläubige der Gemeinde festgelegt, bevor sie entrückt werden kann. Wenn diese Anzahl erreicht ist, wird die Gemeinde an den Ort geholt, den Jesus für sie vorbereitet hat. Diesen Ort hat Jesus in Johannes 14:1-3 als das Haus seines Vaters beschrieben. Danach wird sich Gott Israel wieder zuwenden, ihre Herzen erweichen, die Binde von ihren Augen nehmen und ihnen einmal mehr die Erlösung offerieren.

2.)
In 2.Thessalonicher 2:6-7 sagt Paulus, dass der Antichrist nicht auftreten kann, bevor die Kraft, die ihn zurückhält, nicht weggenommen wird. Für die meisten evangelischen Gelehrten ist mit der Kraft, die Paulus beschreibt, der Heilige Geist gemeint, der in der Gemeinde wohnt. Da der Heilige Geist in den Gläubigen versiegelt ist (Epheser 1:13), kann der Heilige Geist nicht weggenommen werden, ohne dass auch die Gemeinde weggenommen wird. Hier sehen wir wieder einen Hinweis auf die Entrückung der Gemeinde. Dieses Mal dem Auftreten des Antichristen vorausgehend.

Wenn also die Entrückung der Gemeinde, der Zuwendung von Gott zu Israel und dem Auftreten des Antichristen vorausgehen muss, dann muss die Entrückung auch vor dem Krieg von Hezekiel 38-39 stattfinden, da sich Gott in diesem Krieg Seinem Volk wieder offenbart. Da niemand die volle Anzahl der Gemeinde kennt, kann auch niemand wissen, wie lange vor dem Krieg von Hezekiel 39-39 die Entrückung stattfindet. Sie könnte jeden Tag stattfinden. Es gibt keinen Tag, der wahrscheinlicher wäre, als ein anderer Tag. Darum können wir den Zeitpunkt der Entrückung nicht genauer festlegen, als dass wir sagen können, dass die Entrückung vor dem Krieg von Hezekiel 38-39 stattfindet.
Doch abgesehen davon ist der Ablauf der Endzeitereignisse folgendermassen: Krieg von Psalm 83 / Jesaja 17; Krieg von Hezekiel 38-39; Auftreten des Antichristen; Beginn der 70. Jahrwoche von Daniel (Drangsal); Entweihung des Tempels durch den Antichristen; Beginn der grossen Drangsal; Rückkehr von Jesus auf die Erde; 1'000 jähriges Friedensreich; Ewigkeit. Der Beginn dieser Ereignisse könnte schon sehr nahe sein. So nahe, dass wir die Schritte des Messias schon beinahe hören können.