17.09.2010

Was das Buch Daniel über den Antichrist sagt

Ein grosses Thema in den Endzeitprophetien von Daniel ist der Antichrist und seine dämonische Herrschaft. Daniel könnte als „Prophet des Antichristen“ bezeichnet werden, weil er uns mehr Informationen über diesen Tyrannen liefert, als jeder andere Prophet, inklusive dem Apostel Johannes im Buch der Offenbarung.

Nehmen Sie zum Beispiel die Verse 8, 25 und 26 in Daniel Kapitel 7. Der Prophet Daniel beschreibt den Antichristen als stolzen Mann voller Prahlerei, als Gotteslästerer, als Judenverfolger, und als jemanden, der das Gesetz und die Zeiten ändert. (Er wird natürlich das westliche Gesetz ändern, weil es auf der Bibel basiert, und er wird den Kalender ändern, weil er sich auf die Geburt von Jesus Christus bezieht.) Es wird uns zudem gesagt, dass er die Juden während 3 ½ Jahren verfolgen wird und sein Reich dann plötzlich zerstört werden wird.
Symbolische Typen des Antichristen
Weitere Einblicke in den Charakter und die Methoden des Antichristen finden wir im Kapitel 8, wo Daniel anfängt, sich auf den Antichristen zu fokussieren, indem er eine Serie von symbolischen Typen des Antichristen präsentiert. Diese Symbole wurden Daniel in einer Vision präsentiert, die ihm drei Jahre nach seinem Traum von der Serie von Tieren gegeben wurde, die in Kapitel 7 aufgeschrieben ist. In Kapitel 8 hat Daniel wiederum eine Abfolge von Tieren gesehen.
Das erste Tier war ein Widder mit zwei Hörner; ein Horn war dabei höher als das andere (Verse 3-4). Der Engel Gabriel offenbart Daniel, dass dieser Widder das medo-persische Reich (Vers 20) repräsentiert. Das „höhere Horn“ repräsentiert daher den Mann, der kam, um dieses Königreich zu beherrschen – namentlich Darius der Grosse. Die zwei Qualitäten, die Daniel über diesen Mann hervorhob, sind sein starker Wille und sein Ego. Er macht das, was ihm gefällt und erhöht sich dabei selber (Vers 4).
Als nächstes Tier sieht Daniel einen Ziegenbock, das ein „ansehnliches Horn“ zwischen seinen Augen hatte. Dieser Ziegenbock bewegt sich schnell, greift den Widder an und zerstört ihn unverzüglich (Verse 5-7). Wieder erklärt der Engel Gabriel Daniel, dass der Ziegenbock das griechische Reich repräsentiert, das das medo-persische Reich überwerfen wird (Vers 21). Das „ansehnliche Horn“ war natürlich symbolisch für Alexander den Grossen. Daniels Beschreibung des griechischen Reiches legt das Augenmerk auf die Macht ihrer Armee und die Schnelligkeit ihrer Siege. Das stimmt mit der Tatsache überein, die uns in der Offenbarung genannt wird, dass der Antichrist die ganze Welt in 3 ½ Jahren einnehmen wird. Eine weitere Sache, die von Daniel hervorgehoben wird, ist das Ego dieses Hornes. Es wird uns gesagt, dass er sich „über die Massen erhebt“ (Vers 8).
Daniel beendet seine Beschreibung dieses Ziegenbockes, indem er uns sagt, dass dieses Horn zerbrochen und durch vier andere Hörner ersetzt wird (Vers 8). Diese Prophetie hat sich erfüllt, als Alexander der Grosse im Alter von 33 Jahren plötzlich starb und sein Reich in vier Königreiche aufgeteilt wurde, die von vier seiner Generäle angeführt wurden.
Vers 9 von Kapitel 8 bringt uns zum dritten symbolischen Typen des Antichrists. Indem er sich auf die Ausdrücke aus Kapitel 7 bezieht, nennt Daniel diese Person „das kleine Horn“. Er sagt, dass dieses Horn aus einem dieser vier Divisionen vom Königreich von Alexander dem Grossen hervor wächst, und dass sich diese Person gegen das „herrliche Land“ wendet, womit natürlich Israel gemeint ist. Diese Person war ein griechischer Tyrann, der an die Macht kam und das seleukidische Gebiet des Reiches von Alexander dominierte, ein Gebiet, das Syrien und Israel einschloss. Sein Name war Antiochus. Er war ein Wahnsinniger, der sich selber als göttlich betrachtete. Er gab sich selber den Titel „Antiochus Epiphanes“, was „Antiochus der offenbarte Gott“ bedeutet.
Antiochus Epiphanes, der vollkommende Typ des Antichristen
Lassen Sie uns zuerst die Prophetie betrachten und dann den historischen Bericht. In Daniel 8:9-12 wird uns gesagt, dass das „kleine Horn“ die Juden zertrampeln, Gott lästern, den jüdischen Tempel entweihen und die Opfer stoppen wird. Daniel sagt uns sogar, wie lange die Entweihung des Tempels dauern wird: Bis zu 2'300 Abenden und Morgen; dann wird das Heiligtum gerechtfertigt werden!” (Vers 14). Das bedeutet wahrscheinlich, dass das Opfersystem während 1'150 Tagen unterbrochen wurde, da es pro Tag zwei Opfer gab, eines am Morgen und ein weiteres am Abend (2. Mose 29:38-43). 
Der jüdische Historike Josephus hat uns einen detaillierten historischen Bericht über die Erfüllung dieser Prophetie und die brutale Herrschaft von Antiochus gegeben. Die Details können in den nicht kanonischen Bücher von 1. und 2. Makkabäer gefunden werden. Gemäss diesen Quellen kam in Jerusalem das Gerücht auf, dass Antiochus während seines Feldzuges in Ägypten getötet wurde. Diese Nachricht führte dazu, dass ein früherer Hohepriester mit Namen Jason zu revoltieren begann. Jason wurde von Antiochus abgesetzt und sah nun eine Möglichkeit, seine Position zurück zu erlangen. Darum griff er Jerusalem mit einer Armee von 1'000 Mann an. Die schnelle und brutale Antwort von Antiochus ist in 2. Makkabäer 5:11-16 aufgeschrieben: „Als König Antiochus von den Vorgängen in Jerusalem erfuhr, meinte er, ganz Judäa befinde sich im Aufstand. Wütend wie ein wilder Stier kam er aus Ägypten zurück und nahm die Stadt mit Waffengewalt ein. Dann gab er seinen Soldaten den Befehl, alles, was ihnen über den Weg lief, erbarmungslos niederzumachen und auch die abzuschlachten, die sich in ihre Häuser geflüchtet hatten. Es begann ein grauenhaftes Gemetzel, dem Junge und Alte, Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge gleichermassen zum Opfer fielen. In nur drei Tagen verlor Jerusalem 80'000 Einwohner; 40'000 wurden umgebracht und weitere 40'000 als Sklaven verkauft.“ Die Grausamkeiten dieses Mannes werden in 1. Makkabäer 1:23-67 noch detaillierter beschrieben. Dort wird uns gesagt, dass er den Tempel von allem Silber, Gold und den wertvolle Gefässe entleert hat.
Zwei Jahre später griff er Jerusalem wiederum an. Er plünderte die Stadt, steckte sie in Brand, zerstörte ihre Häuser und nahm die Frauen und Kinder in Gefangenschaft. Dann hat er eine Anweisung veröffentlicht, die die Abschaffung aller jüdischen Gebräuche anordnete. Er hat die Opfer, die Feste und die Einhaltung des Sabbats untersagt. Er hat angeordnet, dass alle neugeborenen Söhne unbeschnitten bleiben mussten. Er hat den Besitz einer Kopie der Tora zudem zu einem Schwerverbrechen erklärt. Und dann hat er wiederum den Tempel geschändet. Er hat den „Gräuel der Verwüstung” über dem Altar errichtet. Das war eine Statue des griechischen Gottes Zeus.
Die Stelle in 1. Makkabäer gibt das exakte Datum an, an dem Antiochus den Tempel entweiht hat, indem er dort eine Statue des Zeus aufgestellt hat: „Am 15. Tag des  Monats Kislew im 145. Jahr der griechischen Herrschaft liess König Antiochus oben auf dem grossen Brandopferaltar des Tempels einen Götzenaltar aufstellen und entweihte dadurch den Tempel." (1. Makkabäer 1:54). Das war der 8. Dezember 168 v. Chr. Später wird uns im Buch der Makkabäer gesagt, dass der Tempel von Judas Makkabäus am 25. Kislew 165 v. Chr. wieder gereinigt und der Altar wieder aufgebaut wurde. Dazwischen liegt ein Periode von 1'150 Tagen, genauso wie es in Daniel 8:14 vorausgesagt wurde (1. Makkabäer 4:52).
Daniel versucht zu verstehen
Bis zu diesem Zeitpunkt in Kapitel 8 wurde Daniel eine Vision von drei Königen – Darius, Alexander der Grosse und Antiochus Epiphanes – gegeben. Alle diese Personen sind symbolische Typen für den Antichristen, aber Daniel hat das nicht verstanden. Darum bittet er den Herrn um eine Erklärung dieser Vision (Vers 15). Als Antwort schickt der Herr den Engel Gabriel, der ihm sagt, dass sich die Vision „auf die Zeit des Endes bezieht.“ (Vers 17). In Vers 19 bestätigt er das noch einmal, wo er Daniel sagt, dass sich die Vision „auf die letzte Zeit des Zornes“ (Drangsal) und „auf die bestimmte Zeit des Endes“ bezieht. Diese Worte der Erklärung machen deutlich, dass Antiochus und die anderen Könige nur symbolische Typen des Antichristen waren. Der wahre Antichrist würde erst am Ende kommen.
Der wahre Antichrist
Das bringt uns zur Offenbarung von Daniel über den wirklichen Antichristen, der die Gesichtszüge von Darius, Alexander und Antiochus vereint. Eine beängstigende Beschreibung dieses wahren Antichristen wird uns in Daniel 8:23-26 gegeben. Diese Offenbarung war so beängstigend, dass Daniel entsetzt, erschöpft und für einige Tage krank war (Vers 27). Der Antichrist wird in diesen Versen als frech (Vers 23), listig (Vers 23), übernatürlich in der Macht (Vers 24), zerstörerisch (Vers 24), eigensinnig (Vers 24), klug (Vers 25), betrügerisch (Vers 25), egoistisch (Vers 25) und gotteslästernd (Vers 25) beschrieben. Die einzige gute Nachricht in diesem Abschnitt ist die Zusicherung, dass der Antichrist schlussendlich von Gott übernatürlich zerstört werden wird (Vers 25).
Weitere Informationen über den Antichrist
Der nächste Bezug zum Antichrist finden wir im Kapitel 9, in Daniels Prophetie der 70 Jahrwochen (Daniel 9:24-27). Hier wird Daniel gesagt, dass ein Erlass ausgehen wird, um Jerusalem wieder aufzubauen, und dass der Messias 69 Jahrwochen (483 Jahre) danach „ausgerottet“ und Jerusalem wiederum zerstört werden wird. In Vers 26 wird uns ein Hinweis über die Identität des Antichristen gegeben. Es wird uns gesagt, dass der Antichrist von dem Volk kommen wird, das nach dem Tod des Messias den Tempel zerstören wird. Dieses Volk waren natürlich die Römer. Darum wird der Antichrist ein Nachkomme der Römer sein. In Vers 27 wird Daniel dann offenbart, dass die letzte Jahrwoche für die Juden (die 7 Jahre der Drangsal) mit der Unterzeichnung eines Bündnisses zwischen den Juden und dem Antichrist beginnen wird. Das ist wahrscheinlich ein Bündnis, das Israel Frieden garantiert und ihnen erlaubt, ihren Tempel wieder auszubauen. Aber es wird auch enthüllt, dass der Antichrist nach 3 ½ dieser letzten 7 Jahre die Juden hintergehen wird. Wie Antiochus wird der Antichrist den Tempel entweihen, die Opfer stoppen und die Stadt verwüsten. Doch noch einmal wird uns zugesichert, dass der Antichrist zerstört werden wird (Vers 27).
Das Schicksal des Antichristen
Die endgültige Zerstörung des Antichristen wird in der letzten Bibelstelle von Daniel über den Antichristen noch einmal bestätigt. Diese Stelle finden wir in Daniel 11. Daniel präsentiert hier wiederum eine Serie von rücksichtslosen Königen, die symbolische Typen für den Antichristen sind.
Antiochus Epiphanes wird wiederum als der klassische Typ des Antichristen präsentiert (Verse 21-35). Er wird als verachtenswert, betrügerisch, listig und gottesfeindlich beschrieben. Er wird auch als Krieger dargestellt, der einnehmen und plündern wird, und der schlussendlich den jüdischen Tempel entweihen wird, indem er die Opfer stoppt und das „Gräuel der Verwüstung“ aufstellt. In Vers 36 findet dann ein plötzlicher Übergang statt, und aus Antiochus Epiphanes wird der endzeitliche Antichrist: „Und der König wird tun (in der Endzeit; Vers 35), was ihm beliebt, und wird sich erheben und grosstun wider jeglichen Gott, und er wird gegen den Gott aller Götter unerhörte Worte ausstossen, und es wird ihm gelingen, bis der Zorn (die Drangsal) vorüber ist...“ Die folgenden Verse sagen auch, dass der Antichrist nicht nur ein Egoist und Gotteslästerer sein wird, sondern auch ein Militarist und eine Person, die vom Geld besessen ist.
Beginnend in Vers 40 wird uns ein Überblick über die endzeitliche, militärische Kampagne des Antichristen gegeben, die im Mittleren Osten stattfinden wird, vermutlich als Antwort auf eine Rebellion der Nationen in diesem Gebiet (Verse 40-45). Es wird uns gesagt, dass der Antichrist das „herrliche Land“ (Israel) einnehmen wird, und dass er vom „König des Südens“ und vom „König des Nordens“ (vermutlich Ägypten und Syrien) angegriffen wird. Er wird alle Nationen des Mittleren Ostens einnehmen, mit Ausnahme von Jordanien, das ihm versagt bleibt (vermutlich weil sich der jüdische Überrest dort versteckt).
Er wird dann nach Ägypten weitergehen, um sich ihrer Reichtümer zu bemächtigen. Aber „Gerüchte“ aus dem Osten und vom „Norden“ werden ihn erschrecken (möglicherweise Armeen aus Russland und dem Fernen Osten, die gegen ihn revoltieren). Er wird sich in das Gebiet „zwischen dem Meer und dem herrlichen Berg des Heiligtums“ (Tal von Armageddon) zurückziehen, um die Ankunft dieser Armeen zu erwarten. In diesem Tal wird er „sein Ende finden“ (Daniel 11:45; Joel 3:9-17, Offenbarung 19:14-21).
Dieser Ganze Abschnitt in Daniel 11:36-45 könnte als „Kampagne von Armageddon“ gezeichnet werden, weil sie den Antichristen in dieses Tal führt, wo er und seine Armee in einem Augenblick die totale Niederlage erleiden werden, wenn der Messias Jesus Christus zurückkommt und eine übernatürliches Wort der Zerstörung spricht (Sacharja 14:12; 2. Thessalonicher 2:8).
Von David Reagan