17.09.2010

Die grosse Pause

„Ihr habt doch wohl von der Aufgabe gehört, die mir in Bezug auf euch gegeben ist: Verwalter der Gnade Gottes zu sein. Denn durch eine Offenbarung hat er mir das Geheimnis enthüllt, wie ich es eben kurz beschrieben habe.“ (Epheser 3:2-3).
Eine der schwierigsten Dinge zu verstehen, für jemanden der mit der Theologie des Dispensationalismus nicht vertraut ist, ist warum Israel in der Endzeit überhaupt existieren muss und warum die Juden ihren Tempel wieder aufbauen werden. Eine Diskussionsrunde, bei der ein Theologieprofessor einer bekannten christlichen Schule in Amerika anwesend war, hat das wieder einmal aufgezeigt. Wir sprachen über unsere Sichtweisen der Endzeit. Als ich den zukünftigen Tempel und die Wiedererweckung Israels zur Aufnahme ihres Alten Bundes erwähnte, schaute er mich an, als ob ich von einem anderen Planeten wäre. Er hat seinen Abschluss an einer Schule gemacht, die die liberale Theologie lehrt. Darum ist das Wenige, das er über die Endzeit weiss, allegorisch / symbolisch. Ihm wurde nie etwas von dem gelehrt, was ich gerade in dieser Diskussionsrunde gesagt habe.
Warum in aller Welt, fragte er, bringt Gott Israel zurück, wenn Er Israel durch die Gemeinde ersetzt hat? Und auch wenn Er es täte, warum würde Er sie in die Beziehung des Alten Bundes zurückbringen, obwohl Er der Gemeinde gesagt hat, dass der Alte Bund seit dem Kreuz keine Gültigkeit mehr hat?

Die meisten Christen können diese Fragen nicht beantworten, und auch unter denjenigen, die die Bibel wörtlich nehmen, können viele nur sagen: „Weil es so in der Bibel steht.” Aber sie können nicht erklären, warum es die Bibel sagt. Erst wenn wir verstehen, dass das Zeitalter der Gnade das Zeitalter des Gesetzes nicht beendet sondern nur unterbrochen hat, wird alles klar.

Gegen Ende der babylonischen Gefangenschaft hat der Engel Gabriel zu Daniel gesagt, dass Israel 490 Jahre gegeben wurden, um sechs Aufgaben zu vervollständigen: „Siebzig Jahrwochen (= 490 Jahre) sind über dein Volk und über deine heilige Stadt verordnet, um der Übertretung ein Ende und das Mass der Sünde voll zu machen, um die Missetat zu sühnen und die ewige Gerechtigkeit zu bringen, um Gesicht und Prophezeiung zu versiegeln und das Hochheilige zu salben.“ (Daniel 9:24).

Als der Herr Jesus Christus gekreuzigt wurde, waren 483 dieser 490 Jahre vergangen. Darum waren die Jünger so erstaunt, als Jesus ihnen gesagt hat, dass der Tempel bald zerstört werden wird (Matthäus 24:2). Das ist auch der Grund, warum sie Ihn 40 Tage nach Seiner Auferstehung gefragt haben, ob Er jetzt das Königreich für Israel wieder aufbauen wird (Apostelgeschichte 1:6). Sie dachten, dass sie nur noch    7 Jahre vom Zeitalter des Königtums entfernt sind. Zehn Tage später, an Pfingsten, begann dann das Zeitalter der Gemeinde, während vom Zeitalter des Gesetzes die letzten 7 Jahre noch fehlten.
20 Jahre später erklärte Jakobus, der Leiter der Gemeinde in Jerusalem, dass Israel auf die Seite gestellt wurde, während der Herr unter den Heiden ein Volk für Sich auswählte: die Gemeinde. Danach würde Er Sich wieder Israel zuwenden und dort weitermachen, wo Er aufgehört hat (Apostelgeschichte 15:13-18). Etwa 18 Jahre danach wurde der Tempel zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im Jahr 135 n. Chr. hörte die Nation Israel auf zu existieren. Der römische Eroberer Hadrian zerstörte, was von Jerusalem übrig geblieben war und baute auf ihren Ruinen eine neue Stadt Namens Aelia Capitolina. Den Juden wurde jeglicher Zugang zu dieser neuen Stadt verboten. Doch das Versprechen des Herrn steht immer noch. Sobald Er die Gemeinde zu sich geholt hat, wird Er Sich wieder Israel zuwenden, um die letzten         7 Jahre des Zeitalters des Gesetzes zu vollenden.
Diese Tatsachen widerlegen alle Argumente der Richtigkeit der Ersatztheologie. Die Bibel und die Geschichte erklären, warum Israel in der Endzeit existieren muss, und warum die Juden einen Tempel brauchen werden.

Die grosse Pause

Während Pfingsten der offizielle Beginn des Gnadenzeitalters war, bedeutete das nicht das Ende des Zeitalters des Gesetzes, wie es so Viele in der Kirche fälschlicherweise glauben. Es bedeutete nur eine grosse Pause, in der der Herr Seine Gemeinde gründete; etwas das Er schon seit jeher beabsichtigte, das Er in der Vergangenheit aber nur ganz generell enthüllte. Zu Seinem Messias sprechend, hat der Herr gesagt: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Geretteten Israels wiederzubringen; darum will ich dich zum Lichte der Heiden machen, dass du mein Heil seiest bis ans Ende der Erde.“ (Jesaja 49:6).

Wenn man diese grosse Pause versteht, werden viele andere Dinge plötzlich klar. Wir haben bereits über die Wiedergeburt der Nation Israel und den Wiederaufbau des Tempels gesprochen. Israel musste wiedergeboren werden und wird wieder ein Volk mit einem Bündnis werden, um ihre letzten 7 Jahre zu vervollständigen. Das macht die Wiedergeburt von Israel zu einem wichtigen Zeichen, das darauf hindeutet, dass die grosse Pause bald enden wird. Der einzige Grund, warum Israel wieder existiert ist, um die verbleibenden 7 Jahre des Zeitalters des Gesetzes zu vervollständigen. Das erklärt auch die Rückkehr zur Tieropferung während dieser Zeit. So waren die Dinge, bevor die grosse Pause begann, und so müssen sie auch nach der grossen Pause wieder sein. Obwohl die Menschen immer durch den Glauben gerettet wurden, muss ihr Glaube während des Zeitalters des Gesetzes durch den Gehorsam des Gesetzes sichtbar werden.
Die grosse Pause zu verstehen, hilft uns auch zu erkennen, warum die Entrückung der Gemeinde vor den letzten 7 Jahren stattfinden muss. Die Absicht der grossen Pause liegt darin, dass der Herr unter den Heiden ein Volk für Sich „nehmen“ kann. Das griechische Wort, das in der Apostelgeschichte mit „nehmen“ übersetzt wurde, ist „lambano“. Das Wort „lambano“ bedeutet, dass jemand etwas mit der Absicht wegnimmt, es wegzutragen. Wenn die Gemeinde vollständig ist, wird uns der Herr wegtragen (entrücken), bevor Er Sich wieder Israel zuwendet. Das stimmt mit der Aussage von Paulus in Römer 11:25 überrein, dass Israel eine teilweise Blindheit erfahren hat, bis die volle Anzahl der Heiden eingegangen ist. Der Ausdruck „eingegangen“ bedeutet, an ihrem Bestimmungsort angekommen sein. Gemäss Johannes 14:2-3 ist unser Bestimmungsort im Himmel. Nachdem die Gemeinde zu ihrem Bestimmungsort im Himmel weggenommen (entrückt) wurde, werden die Schuppen von den Augen Israels abfallen. Dann wird die grosse Pause enden, und Israel wird ihre letzten 7 Jahre des Gesetzes vollenden.
Die Entrückung muss geschehen, bevor die 70. Jahrwoche von Daniel beginnt, weil es in der 70. Jahrwoche um Israel geht. Es ist ihre letzte Möglichkeit, um sich mit Gott auszusöhnen und sich für das Königreich vorzubereiten, das Er ihnen vor so langer Zeit versprochen hat. Vor 2'500 Jahren prophezeite Sacharja, dass diese Aussöhnung gegen Ende der 70. Jahrwoche von Daniel stattfinden wird: „Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich ausgiessen den Geist der Gnade und des Gebets, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und sie werden bitterlich über ihn weinen, wie man bitterlich weint über einen Erstgeborenen.“ (Sacharja 12:10).
Paulus hat dies bestätigt und gesagt, dass das nach der Entrückung geschehen wird: „Denn ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt bleibe, damit ihr euch nicht selbst klug dünket, dass Israel zum Teil Verstockung widerfahren ist, bis dass die Vollzahl der Heiden eingegangen sein wird und also ganz Israel gerettet werde, wie geschrieben steht: ‚Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden’, und: ‚das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.’“ (Römer 11:25-27).
Die grosse Pause erklärt auch, warum die Errettung nach der Entrückung der Gemeinde so sein wird, wie sie in der Zeit des Alten Testaments war. Der einzige Unterschied ist, dass Gläubige nach der Entrückung auf das Kreuz zurückschauen werden, während die Gläubigen des Alten Testaments nach vorne auf das Kreuz blickten. Der Herr hat folgendes über die letzten 7 Jahre gesagt: „Hier ist die Standhaftigkeit der Heiligen, hier sind die, welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren!“ (Offenbarung 14:12). Menschen wurden immer durch den Glauben gerettet, aber während des Zeitalters des Gesetzes muss ihr Glaube durch den Gehorsam des Gesetzes bestätigt werden.
Das erklärt auch, warum die 144’000 Diener Gottes während der Drangsal versiegelt werden müssen, bevor sie ihre Mission beginnen (Offenbarung 7:3). Wenn die Gemeinde immer noch da wäre, dann wären sie nur so versiegelt, wie wir es heute sind. Während des Zeitalters des Gesetzes waren die Gläubigen aber nicht so versiegelt, wie wir es heute während des Gemeindezeitalters sind. Die Gläubigen der Drangsal werden auch nach der Entrückung nicht mit dem Heiligen Geist als Garantie für ihr Erbe versiegelt sein, wie wir es heute sind (Epheser 1:13-14). Die 144'000 sind nach der Entrückung die einzige Gruppe auf der Erde, die als versiegelt sein werden.

Jetzt ist mir vieles klar

Kein anderes theologisches System erklärt Gottes allumfassenden Plan so kurz und bündig, wie der Dispensationalismus. Kein anderes theologisches System gibt uns ein solch klares Verständnis über die Verbindung der Ereignisse vor Pfingsten mit den Ereignissen nach der Entrückung. Kein anderes theologisches System hilft uns das „warum“ hinter dem „was“ zu verstehen, das in der Bibel beschrieben wird. Kein anderes theologisches System legt die Einzigartigkeit der Gemeinde so lebhaft dar, während gleichzeitig die Integrität von Gottes Versprechen an Israel aufrecht erhalten bleiben. Und das Beste von allem: der Dispensationalismus tut es auf eine Art, die mit der wortgetreuen Interpretation der Bibel übereinstimmt.

Von Jack Kelley